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20.000 Meilen unter dem Meer

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Dieser Artikel behandelt den Roman. Zum Film siehe 20.000 Meilen unter dem Meer (1954)
Erste deutsche Buchausgabe im Verlag A. Hartleben, 1874

20.000 Meilen unter dem Meer, französischer Originaltitel Vingt mille lieues sous les mers, ist ein 1869–1870 erschienener Roman des französischen Schriftstellers Jules Verne. Verne nimmt in diesem Buch die technische Entwicklung des Unterseebootes vorweg. Unterseeboote gab es zwar schon vor Erscheinen des Buches, nur waren sie technisch noch nicht weit entwickelt. Wie andere seiner Werke enthält auch dieses einen Kampf der Ideen:

„Dieser Inder, Herr Professor, ist Bewohner eines unterdrückten Landes, und das bin auch ich, und, bis zu meinem letzten Atemzug, werde ich ein Bewohner dieses Landes sein!“

Inhalt

Kapitän Nemo nimmt den Höhenstand der Sonne auf, Illustration der Zeichner Alphonse de Neuville und Édouard Riou
Nemos Taucher heben das Gold versunkener spanischer Galeonen
Kampf gegen Riesenkraken

Der Roman ist vorgeblich ein Erlebnisbericht des französischen Professors Pierre Aronnax, Autor eines Werkes über „Die Geheimnisse der Meerestiefen“. In den Jahren 1866 und 1867 häufen sich auf allen Weltmeeren rätselhafte Schiffsunglücke. Die Presse spekuliert, ein bislang unbekanntes Seeungeheuer oder aber ein „Unterwasserfahrzeug mit außerordentlicher mechanischer Kraft“ habe die Schiffe zum Kentern gebracht. Aronnax vermutet einen gigantischen Narwal als Ursache. Wegen seines Fachwissens als Meereskundler wird er 1867 von der amerikanischen Regierung gebeten, sich einer Expedition zur Klärung der Vorgänge anzuschließen, und so sticht Aronnax in Begleitung seines gleichmütigen Dieners Conseil an Bord der US-Fregatte Abraham Lincoln in See.

Nach wochenlanger Suche im Nordpazifik wird das fragliche Objekt gesichtet. Im Verlauf der anschließenden Verfolgungsjagd werden Aronnax, Conseil und der kanadische Harpunier Ned Land ins offene Meer gespült, finden aber letztlich auf der Oberfläche des vermeintlichen Seeungeheuers festen Boden unter den Füßen. Es stellt sich heraus, dass es sich tatsächlich um ein aus Eisen gebautes Unterseeboot handelt. Nach einiger Zeit öffnet sich eine Luke. Die drei Männer werden von Mannschaftsangehörigen des Fahrzeugs in eine Zelle und später dem Kapitän vorgeführt, der sich als „Nemo“ − lateinisch für „Niemand“ – vorstellt.

Mit der Zeit erfährt Aronnax in Gesprächen mit dem mysteriösen Nemo Details über die technischen Fähigkeiten des Unterseeboots, der Nautilus, jedoch kaum etwas über ihren Kapitän und ihre Mannschaft. Nemo hat nicht nur mit der Menschheit, sondern auch mit dem Erdboden gebrochen und versorgt sich und seine Mannschaft ausschließlich aus den Schätzen des Meeres. So beutet er untermeerische Kohlenflöze aus, um den Treibstoffbedarf seines mit Elektrizität angetriebenen Schiffes zu decken, und auch die Mannschaftsverpflegung wird ausschließlich aus Meerestieren und -pflanzen zusammengestellt. Über seinen Hintergrund gibt Nemo nur wenig preis − erst im zweiten Band des Romans deutet er sein tragisches Schicksal an: Vaterland, Frau und Kinder seien ihm von irdischen Mächten genommen worden, und so habe er der Welt den Rücken gekehrt, um als Rächer der Entrechteten die Weltmeere zu befahren. Da niemand sein Geheimnis erfahren darf, kommt eine Freilassung der drei Schiffbrüchigen nicht in Betracht, und so sind sie gezwungen, an Bord der Nautilus eine Weltreise unter Wasser mitzumachen.

Dabei erleben sie allerlei Abenteuer: Sie treffen auf einen indischen Perlentaucher, bergen die Schätze versunkener spanischer Galeonen, nehmen an einer Beerdigung auf einem Unterwasserfriedhof teil, jagen einen Dugong, fahren durch einen unterseeischen Tunnel vom Roten Meer in das Mittelmeer, erleben einen Vulkanausbruch auf dem Meeresboden bei der Insel Santorin, kämpfen gegen einen Riesenkraken und einen Hai, sehen im Atlantik die Ruinen des versunkenen Atlantis und sind an Bord, als Kapitän Nemo mit seiner Nautilus als erster Mensch den Südpol erreicht − damals war noch nicht bekannt, dass sich der Südpol der Erde auf der Landmasse des Kontinents Antarktika befindet. Während der Reise geraten sie mehrfach in gefährliche Situationen, aus denen sie durch die Nautilus gerettet werden. Jules Verne beschreibt den Sieg der Technik über die Natur – die Technik macht alles möglich. Allerdings weist er in der erzählten Biographie Nemos und der Handlung bzw. den Dialogen immer wieder implizit auch auf die Gefahr hin, die Technik ohne Verantwortung birgt.

Professor Aronnax gerät auf der Reise in einen inneren Konflikt. Zum einen möchte er als Wissenschaftler möglichst lange an Bord der Nautilus bleiben und gemeinsam mit Kapitän Nemo das Leben im Meer erforschen, zum anderen wird an ihn von Ned Land der Wunsch herangetragen, von Bord zu fliehen. Ned Lands Abneigung gegen Kapitän Nemo, die auch nicht dadurch überwunden wird, dass sie sich im Laufe der Reise gegenseitig das Leben retten, führt dazu, dass der Professor zeitweilig „zwischen den Stühlen sitzt“. Dieser Konflikt wird erst im vorletzten Kapitel des zweiten Bandes gelöst, als der Professor und seine Gefährten miterleben, wie Kapitän Nemo kaltblütig ein Schiff versenkt.

Nach diesem Vorfall wird Nemo jedoch offenkundig von Schuldgefühlen und Selbstzweifeln verunsichert, auch scheint seine Mannschaft geschwächt oder unaufmerksam. So gelingt den drei Gefangenen eine waghalsige Flucht zur rettenden Küste Norwegens, als die Nautilus in den Strudel des Mahlstroms gerät.

Adaptionen

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Weltkarte mit der Route der Nautilus aus Jules Vernes Roman 20.000 Meilen unter dem Meer

Bühnenbearbeitungen

  • Frei nach dem Roman von Jules Verne hat der Hamburger Komponist Jan Dvorák ein Musical 20.000 Meilen unter dem Meer geschrieben, das als Auftragswerk des Landestheaters Eisenach am 28. Mai 2011 seine Weltpremiere erlebte.[1]

Verfilmungen

Hörspiele

sowie[3]

Sonstiges

  • Die Angabe „20.000 Meilen“ im Titel bezieht sich auf die heute ungebräuchliche metrische französische Leuge (lieue), die 4 Kilometer der heutigen Norm misst. Eine exakt umrechnungsgetreue Übersetzung wäre also „80.000 km unter den Meeren“. Der Betrag stellt keine Tauchtiefe, sondern eine unter Wasser zurückgelegte Strecke dar, also im Sinne einer 20.000 Meilen langen Reise unterhalb des Meeresspiegels, was etwa dem (auch Jules Verne bekannten) doppelten Erdumfang entspricht und dem Titel so einen tieferen Sinn gibt. Die größte im Buch angegebene Tiefe beträgt vier Meilen, also 16 km, was noch 5 km tiefer wäre als das Challengertief.
  • Die Figur des Professors Aronnax soll Jules Verne selber darstellen, was anhand der Illustrationen im Originalbuch oder Nachdruck belegt ist.
  • Anfangs war geplant, dass Kapitän Nemo aus Polen und nicht aus Indien stammen sollte.

Literatur

Ausgaben

Sekundärliteratur

  • Till R. Kuhnle: Kapitän Nemo oder der Mythos des 19. Jahrhunderts. In: ders.: Das Fortschrittstrauma. Vier Studien zur Pathogenese literarischer Diskurse, Stauffenburg, Tübingen 2005, ISBN 3-86057-162-1, S. 24-82
  • Heinrich Pleticha (Hrsg.): Jules Verne Handbuch. Deutscher Bücherbund / Bertelsmann, Stuttgart / München 1992, ISBN 3-568-79245-1.
  • Volker Dehs und Ralf Junkerjürgen: Jules Verne. Stimmen und Deutungen zu seinem Werk. Phantastische Bibliothek Wetzlar, Wetzlar 2005.
  • Volker Dehs: Jules Verne. Jules Verne. Eine kritische Biographie. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2005, ISBN 3-538-07208-6.

Weblinks

 Commons: 20.000 Meilen unter dem Meer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „20.000 Meilen unter dem Meer“ - das Musical im Landestheater Eisenach
  2. IMDb The Undersea Adventures of Captain Nemo. Abgerufen am 23. Juni 2012.
  3. „Jules-Verne-Hörspiele“
  4. 20.000 Meilen unter dem Meer. In: Deutschlandradio Kultur. 16. November 2008, abgerufen am 9. Januar 2016.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel 20.000 Meilen unter dem Meer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.