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Vergangenheit

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Die Vergangenheit ist die Menge aller zeitlich zurückliegenden Ereignisse. Dabei gibt es verschiedene Auffassungen in Abhängigkeit vom Sachgebiet, wie weit ein Ereignis zurückliegen muss, um von Vergangenheit zu sprechen.

Gestern bezeichnet die nahe Vergangenheit, insbesondere den vergangenen Kalendertag.

Die Geschichtswissenschaft ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit vergangenen Ereignissen und Entwicklungen.

Grammatik

Vergangenheit in sprachwissenschaftlichem Kontext bezeichnet:

  • die sprachliche Umsetzung – das Tempus – von Vergangenem
  • die grammatische Vergangenheitsform

Deutsche Grammatik

Die deutsche Grammatik kennt drei Zeitformen der Vergangenheit für ein Verb, wobei diese der Reihe nach von der nahen zur entfernten Vergangenheit „sortiert“ sind:

  • Präteritum (unvollendete Vergangenheit, Nachvergangenheit, Imperfekt oder 1. Vergangenheit, in Österreich häufig „Mitvergangenheit“[1]): ich liebte
  • Perfekt (vollendete Gegenwart, Vorgegenwart oder 2. Vergangenheit, in Österreich häufig „Vergangenheit“[1]): ich habe geliebt
  • Plusquamperfekt (vollendete Vergangenheit, Vorvergangenheit oder 3. Vergangenheit): ich hatte geliebt

In vielen deutschsprachigen Regionen bzw. Dialekten wird jedoch fast ausschließlich das Perfekt verwendet, während andere Regionen hier stärker differenzieren.

Englische Grammatik

Die englische Grammatik hingegen kennt sechs verschiedene Zeitformen der Vergangenheit, wobei allerdings drei von ihnen Verlaufsformen sind:

Physik

Klassische Physik

Vergangenheit und Zukunft bezüglich des Koordinatenursprungs.

Der Zeitpfeil bestimmt die Richtung der Zeit von der Vergangenheit in die Zukunft. Die Vergangenheit besteht dabei aus der Menge aller Ereignisse, die kausal mit dem als Gegenwart bezeichneten Ereignis verbunden sind, diese also beeinflussen konnten.

Siehe auch: Zeitskala, Zeitpunkt

Relativitätstheorie

In Zusammenhang mit der Veränderung der Vorstellung des Begriffs der Zeit seit Einführung der speziellen Relativitätstheorie von Albert Einstein haben auch die Begriffe Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eine Umdeutung erfahren. Da zwei Ereignisse, die für einen Beobachter gleichzeitig stattfinden, für einen relativ dazu bewegten Beobachter unter Umständen nicht mehr gleichzeitig stattfinden, ersetzt der Begriff der „Raumartigkeit“ die „Gleichzeitigkeit“.

War die Vergangenheit früher ein Punkt auf einem fiktiven Zeitstrahl, so sieht die Physik sie nun als den Bereich in der Raumzeit, von dem der Beobachter in der Gegenwart Kenntnis erlangen kann.

Nähere Informationen hierzu siehe Minkowski-Diagramm

Philosophische Sichtweise

Siehe auch: Philosophie der Zeit

Präsentismus

Gegenwart ist der Raum, in dem alle Prozesse ablaufen. Nur durch Aufzeichnung der ablaufenden Prozesse in der Gegenwart entsteht eine fiktive Vergangenheit. Die aufgezeichnete Vergangenheit gibt nur ungefähr den kausalen Verlauf der Prozesse wieder, eine hundertprozentige Aufzeichnung von Prozessen ist praktisch unmöglich. Als das einzige real Existente wird nach Platon lediglich die Gegenwart angesehen. Die Vergangenheit ist demnach ein nicht existentes theoretisches Gebilde, da für ihre Existenz weder Raum noch Materie zur Verfügung steht. Dieselbe Materie, die Bestandteil vergangener Ereignisse war, ist in der Gegenwart bereits Bestandteil neuer Ereignisse und kann deshalb der Vergangenheit keine Existenz mehr bieten. Genau genommen bezeichnet das Wort „Gegenwart“ auch nicht den Ablauf von Ereignissen, sondern es bezeichnet Raum bzw. Entität.

Psychologie

Der reflektierende Verstand lebt nach Meinung vieler Philosophen nur in der Vergangenheit. Um einen Gedanken hervorzubringen, bedürfe es ebenso einer gewissen Zeit und möge diese auch nur allzu kurz sein. Weiterhin müsse diese Idee zum Ausdruck gebracht werden, was wiederum eine gewisse Zeit dauert. Sobald ein Geschehen reflektiert wird, wäre es somit schon Vergangenheit. Damit lässt sich sagen, dass der denkende Geist nur in der Vergangenheit, in der Erinnerung lebt. Gegenwart kann man somit nur unmittelbar, also ohne die Abstraktion des Verstandes erfahren.

Geschichte

Die Frage nach der Vergangenheit ist eine Frage, die viele Menschen bewegt. Wo kommen wir her? Wer waren unsere Verwandten? Wie hat sich unsere Gesellschaft entwickelt? Sie wird durch Wissenschaft und Religion auf unterschiedliche Weise beantwortet. Viele Religionen gehen von einer planmäßigen Erschaffung der Welt durch eine höhere Kraft aus. Die Naturwissenschaften dagegen gehen davon aus, dass die Welt durch Zusammenwirken von Zufall und Gesetzmäßigkeiten entstand.

Informationen über die nähere Vergangenheit erhalten wir durch die Geschichtsschreibung. George Orwell beschrieb in seinem berühmten Roman „1984“, dass nach einem Umsturz die Geschichtsschreibung und damit die bekannte Vergangenheit geändert wird.

Viele wollen nur nach vorn schauen und einige betrachten die Beschäftigung mit der Vergangenheit gar als reaktionär: „Vorwärts immer, rückwärts nimmer.“

Dagegen schrieb Heinrich Heine: „Der heutige Tag ist ein Resultat des gestrigen, wir müssen ihn erforschen um zu wissen, was der morgige will.“

Je weiter die Vergangenheit zurück liegt, umso ungenauer werden unsere Kenntnisse darüber. Unsere Unwissenheit über die Vergangenheit unterscheidet sich nicht von unserer Unwissenheit gegenüber der Zukunft. Vergangene Ereignisse können nie direkt beobachtet werden und lassen sich theoretisch nur mit Wahrscheinlichkeiten beschreiben. Vergangene Ereignisse als Tatsachen anzusehen, ist eine gesellschaftliche Konvention.

Verschiedene biologische oder physikalische Prozesse ermöglichen es, vergangene Ereignisse näherungsweise zu datieren.

Siehe auch: Chronologie, Zeitsoziologie

Literatur und Film

In der Literatur wird oft eine fiktive Vergangenheit beschrieben. Die Übereinstimmung mit tatsächlichen Ereignissen spielt dabei keine Rolle, sondern nur, dass die fiktiven Ereignisse vom Erzählstandpunkt aus in der Vergangenheit liegen. Dabei wird so getan, als ob sie tatsächlich stattfanden, wie zum Beispiel beim Märchen: „Es war einmal vor langer, langer Zeit ...“

Im Film wird die Vergangenheit oft in Form von Rückblenden gezeigt.

In der Science-Fiction ermöglichen Zeitreisen eine fiktive Rückkehr in die Vergangenheit. Das führt zu Paradoxien.

Einzelnachweise

Siehe auch

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Vergangenheit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.