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Synagoge (Emden)

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Die Emder Synagoge im Jahre 1912

Die ehemalige Synagoge in Emden existierte von 1836 bis 1938. An gleicher Stelle stand wahrscheinlich schon seit dem 16. Jahrhundert ein jüdisches Gotteshaus, das 1836 wegen Baufälligkeit ersetzt werden musste.

Geschichte

Die Westfassade im Jahre 1912
Innenraum im Jahre 1912.

Eine erste Synagoge gab es wahrscheinlich schon seit dem 16. Jahrhundert am Sandpfad Nr. 5, der heutigen Bollwerkstraße in Emden. 1835 stürzte sie während des Sabbatgottesdienstes teilweise ein und wurde vom Emder Magistrat nach einem Gutachten des Stadtbaumeisters und anderer Sachverständiger[1] wegen Baufälligkeit geschlossen. An ihrer Stelle errichtete die Gemeinde 1836 eine große Synagoge, welche im selben Jahr von Landesrabbiner Löwenstamm feierlich eröffnet wurde. 1910 wurde die Synagoge nach Plänen des Regierungsbaumeisters Ernst Friedheim, aus dessen Feder auch der Entwurf für die Hamburger Bornplatzsynagoge stammt, erweitert. Die Kosten für den Umbau wurden mit mehr als 60.000 Goldmark angegeben.[2] Sie verfügte nach Fertigstellung über 320 Plätze für Männer, eine Empore für 250 Frauen. Die Synagoge bestand nun aus dem Hauptgebäude aus dem Jahr 1836 sowie dem Erweiterungsbau, in dem ein Sitzungssaal, das rituelle Bad, Garderoben und eine Heizungsanlage Platz fanden. An der Ostseite des Gebäudes befand sich der Thoraschrein, davor die Kanzel und das Vorbeterpult. Im Zentrum des Gebäudes stand der Almemor, ein Pult, auf das die Tora bei der Lesung gelegt wird.

Bezeichnend für das Verhältnis der Juden zur restlichen Bevölkerung der Stadt ist es, dass an den Eröffnungsfeierlichkeiten 1836 Vertreter sowohl der christlichen Gemeinden Emdens als auch des Magistrats teilnahmen. Bei den Feierlichkeiten zur Einweihung des Erweiterungsbaus 1910 war die Stadt Emden von ihrem Oberbürgermeister und einer Abordnung der Bürgervorsteher vertreten. Daneben waren Vertreter der Mennoniten, der lutherischen und der katholischen Gemeinde anwesend. Lediglich die reformierte und die altreformierte Gemeinde waren nicht präsent.[2]

Novemberpogrome 1938

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kam es auch in Emden zu den von der Reichsleitung der Nationalsozialisten befohlenen Ausschreitungen gegen die Juden, die später als „Reichskristallnacht“ oder Novemberpogrome 1938 bezeichnet wurden. Bernhard Horstmann, der 26-jährige Kreisleiter, wurde von der Gauleitung in Oldenburg um 22:30 Uhr telefonisch instruiert, dass in dieser Nacht Vergeltungsmaßnahmen gegen die Juden in ganz Deutschland durchgeführt würden. Um 1 Uhr nachts sollten sämtliche Synagogen im deutschen Reich brennen.

Um 23:30 Uhr beauftragte Horstmann seinen Stellvertreter und Kreisamtsleiter Neeland mit der Organisation der Brandlegung in der Synagoge. Dieser brachte daraufhin mit der SS Brandmittel in das Gotteshaus. Parallel dazu wurde die Emder Feuerwehr über die geplante Aktion informiert. Sie sollte nicht eingreifen und sich darauf beschränken, ein Übergreifen der Flammen auf umliegende Häuser zu verhindern. SA-Truppen bereiteten sich auf die Verhaftung aller Emder Juden vor. Gegen 1 Uhr in der Nacht begaben sich Kräfte aus SA und SS zur Synagoge. Sie waren nicht uniformiert, um die Planmäßigkeit der Brandstiftung und die Identität der Täter zu verschleiern. Die ganze Aktion sollte nach einem spontanen Gewaltausbruch der deutschen Bevölkerung aus Rache für die Ermordung des Legationssekretärs Ernst Eduard vom Rath durch den Juden Herschel Grynszpan aussehen. Kurz darauf traf Horstmann ein und gab den Befehl, die Synagoge anzuzünden. Es folgte eine große Explosion in der Synagoge, das Feuer entfachte sich aber nicht. Erst nachdem noch einmal 20 Liter Benzin in die Synagoge gebracht worden waren, brach ein Feuersturm aus, der die Synagoge völlig zerstörte. Am nächsten Tag führte die SA zirka 60 Männer an der ausgebrannten Synagoge vorbei. Dort zwang die SA einen Juden, sich selbst der Brandlegung in der Synagoge zu bezichtigen.

Nachkriegszeit und Gedenken

Gedenkstein für die niedergebrannte Synagoge in Emden

Nach dem Krieg wurde der Platz zwischen Sandpfad und Judenstraße, wo die Synagoge und die Schule gestanden hatten, eingeebnet und überbaut. Ein erster Gedenkstein zur Erinnerung an die Synagoge und ihre Zerstörung wurde 1986 aufgestellt. Er wurde, weil gestalterisch und technisch unzulänglich,[3] 1990 durch den heutigen ersetzt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Arbeitskreis „Juden in Emden“ e. V. (Hrsg.): Die Synagoge in Emden. Dokumente und Texte 1834-1938, Emden 1994, S. 16
  2. 2,0 2,1 Ostfriesische Zeitung, Ausgabe vom 11. Juni 1910: Weihe des umgebauten israelitischen Gotteshauses
  3. Arbeitskreis Juden in Emden e. V. (Internet Archive)
53.3691847.211666
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