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Reichskulturkammer

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Reichskulturkammer 1937

Die Reichskulturkammer (RKK) war auf Betreiben des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels durch das von der Reichsregierung beschlossene Reichskulturkammergesetz (RGBl. I, S. 661) gegründete Institution und ein Instrument der nationalsozialistischen Kulturpolitik zur Gleichschaltung aller Bereiche des Kulturlebens und zur Regelung der sozialen und wirtschaftlichen Belange der Kulturschaffenden. Die Reichskulturkammer hatte ihren Sitz in Berlin. Während die Verwaltung gemeinsam mit dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda am Wilhelmplatz 8/9 untergebracht war, verteilten sich die übrigen Kammern und Verbände über zahlreiche Dienstsitze im gesamten Stadtgebiet.

Gründung

Die RKK wurde am 22. September 1933 nicht als Umsetzung eines langfristigen Plans zur Kontrolle der deutschen Künstlerschaft gegründet. Vielmehr schuf Goebbels eine berufsständische Dachorganisation mit Zwangsmitgliedschaft für alle im Kulturbereich tätigen Deutschen als Maßnahme zur Abwehr der Kontrollansprüche der von Robert Ley geführten Deutschen Arbeitsfront (DAF). Diese war im Sommer 1933 bestrebt, die Zwangsmitgliedschaft in der DAF auch auf die Künstlerinnen und Künstler auszudehnen. Die RKK war für Joseph Goebbels ein Ausweg, dem drohenden Verlust kulturpolitischer Kompetenzen zu entgehen.

Aufgaben

Das Hauptziel der Reichskulturkammer war die staatliche Organisation und Überwachung bzw. Kontrolle der Kultur. Demnach diente die Reichskulturkammer der Gleichschaltung der Kultur, um alle gesellschaftlichen Bereiche zu kontrollieren. Wer Kunst- und im weitesten Sinne Kulturschaffender war, musste der jeweils für ihn zuständigen Einzelkammer angehören. Wer keinen Ariernachweis erbringen konnte, wurde nicht aufgenommen oder, soweit er schon einer Kammer angehörte, wieder ausgeschlossen. Dies kam einem Berufsverbot gleich, das in erster Linie jüdische Kulturschaffende, aber auch solche Künstler betraf, die aus Sicht des Nazi-Regimes Entartete Kunst produzierten und von Goebbels verächtlich als Kulturbolschewisten bezeichnet wurden.

1936 wurde die Moderne Kunst verboten und viele Kunstwerke wurden aus den Museen entfernt. Mehrere Kunstwerke wurden 1937 in der „Ausstellung entartete Kunst“ in München gezeigt und anschließend teilweise ins Ausland verkauft oder zerstört. Am 18. Juli 1937 wurde in München das Haus der Deutschen Kunst eröffnet, um dem Volk die „Deutsche Kunst“ näher zu bringen. Gute Kunst im Sinne der Nationalsozialisten wurde als „gesund“ und „artgemäß“ definiert. Blut und Boden, abgekürzt Blubo, war ein Ziel des Nationalsozialismus.

Aufbau und Leitung

Organe der Reichskulturkammer (1937)

Den Vorsitz übernahm Goebbels selbst als Präsident. Die Reichskulturkammer untergliederte sich in sieben Einzelkammern:

Vizepräsidenten der Reichskulturkammer waren Walther Funk, Leopold Gutterer, Karl Hanke und Werner Naumann. Sie machen auch die besonders enge Verflechtung mit dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda erkennbar, denn alle Vizepräsidenten der RKK waren zugleich auch Staatssekretäre des RMVP.

Als Geschäftsführer der RKK fungierten unter anderem Hans Schmidt-Leonhardt, Franz Moraller und Hans Hinkel. Letzterer wurde von Goebbels mit dem Sonderauftrag zur „Entjudung des deutschen Kulturlebens“ berufen.

Reichskultursenat

Hinkel verkündete am 15. November 1935 die Errichtung eines Reichskultursenats mit Personen, die sich um das kulturelle Leben besonders verdient gemacht hatten. Faktisch hatte dieser Senat lediglich repräsentative Eigenschaften. Mitglieder waren alle Kammerpräsidenten, die jeweiligen Präsidialräte, die Vizepräsidenten und die drei Geschäftsführer der Reichskulturkammer, die den Titel „Reichskulturwalter“ trugen. Mittels Verfügung von Goebbels vom 5. April 1938 (Bundesarchiv Az. I B 1000), wurden die Reichskulturwalter wieder abgeschafft.[1]

Archiv und Akten

Archivmaterial der Reichskulturkammer wird heute vorwiegend vom Bundesarchiv verwaltet (Bestand R 56).[2] Die Personenakten befinden sich im Berlin Document Center.[3] Die Akten der Reichskammer der bildenden Künste - Landesleitung Berlin befinden sich im Landesarchiv Berlin (A Rep. 243-04).[4]

Zeitgenössische Publikationen

  • Hans Hinkel: Handbuch der Reichskulturkammer. Berlin: Deutscher Verlag für Politik und Wirtschaft 1937.
  • Hans Schmidt-Leonhardt: Die Reichskulturkammer. Berlin/Wien 1936.
  • Karl-Friedrich Schrieber u. a. (Hg.): Das Recht der Reichskulturkammer. Sammlung der für den Kulturstand geltenden Gesetze und Verordnungen, der amtlichen Anordnungen und Bekanntmachungen der Reichskulturkammer und ihrer Einzelkammern. 2 Bände. Berlin: Verlag Walter de Gruyter & Co. 1943.

Siehe auch

Literatur

  • Hildegard Brenner: Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 1963.
  • Volker Dahm: Anfänge und Ideologie der Reichskulturkammer. Die „Berufsgemeinschaft“ als Instrument kulturpolitischer Steuerung und sozialer Reglementierung. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. (VfZ). 34, 1, 1986, S. 53–84, (online, PDF, 1,97 MB).
  • Peter Longerich: Goebbels. Biographie. Siedler Verlag, München 2010, ISBN 978-3-88680-887-8.
  • Alan E. Steinweis: Art, Ideology and Economics in Nazi Germany. The Reich Chambers of Music, Theater and the Visual Arts. University of North Carolina Press, Chapell Hill NC 1996, ISBN 0-807-84607-4.
  • Josef Wulf (Hrsg.): Kultur im Dritten Reich. 5 Bände. Ullstein, Frankfurt am Main u. a. 1989, ISBN 3-550-07060-8 (Bibliothek der Zeitgeschichte).
  • Reichskulturkammer und ihre Einzelkammern : Bestand R 56 / bearb. von Wolfram Werner. - Koblenz : Bundesarchiv, 1987 (Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs ; Bd. 31), ISBN 3-89192-009-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bundesarchiv, R 56-I: Reichskulturkammer. – Zentrale einschließlich Büro Hinkel. – Einleitung / BArch R 56-I.
  2. Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs ; Bd. 31, Koblenz 1987
  3. Berlin Document Center
  4. Datenbank für die Provenienzforschung nutzbar auf landesarchiv-berlin.de, abgerufen am 14. Dezember 2012, Landesarchiv Berlin, A Rep. 243-04, Findbuch (PDF, 3,6 MB)
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