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Nil

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Nil (Begriffsklärung) aufgeführt.
Der Nil mit Nebenflüssen und Anrainerstaaten

Der Nil (arabisch النيل, an-Nīl; von altgriechisch Νεῖλος Neilos, latinisiert Nilus; altägyptisch Iteru, Gery, koptisch Piaro oder Phiaro) ist ein Strom in Afrika. Er entspringt in den Bergen von Ruanda und Burundi, durchfließt dann Tansania, Uganda, den Südsudan und den Sudan, bevor er in Ägypten in das Mittelmeer mündet. Der Nil erhält das meiste Wasser aus den immerfeuchten Tropen Innerafrikas und aus den wechselfeuchten Tropen Ostafrikas und durchquert dann als einziger Fluss der Erde vollständig einen der beiden subtropischen Trockengürtel, der hier zudem die größte Wüste der Erde, die Sahara, hervorgebracht hat. Die besonderen Eigenheiten des Flusses ließen an seinen Ufern eine der frühesten Hochkulturen entstehen. Auch heute noch ist der Nil für Ägypten von entscheidender wirtschaftlicher Bedeutung.

Gewässerdaten

Mit 6.852 Kilometern Länge (nach verbreiteten anderen Angaben 6.671 km) ist der Nil vor dem Amazonas der längste Fluss der Erde.[1] Vom Victoriasee aus verbleiben noch rund 5.960 Kilometer Fließweg, von Khartum, wo der Blaue Nil in den Weißen Nil fließt, rund 3.090 Kilometer und von der Landesgrenze von Sudan/Ägypten bis zur Mündung noch rund 1.510 Kilometer.

Von der mittleren Wasserführung von 2.770 m³/s unterhalb der Einmündung des Atbara im Mittellauf erreichen unter natürlichen Bedingungen nur etwa 1.250 m³/s das Mündungsgebiet[2] unweit von Kairo; hinsichtlich der Wasserführung wird der Nil somit von zahlreichen Flüssen geringerer Länge weit übertroffen.[3][4] Bedingt durch die starken Entnahmen zu Bewässerungszwecken erreichen heute nur rund 140 m³/s das Mittelmeer.

Datei:Khartoum ISS010E23451 lrg.jpg
Dominanz des Weißen Nil (unten) über den Blauen Nil (rechts) in der Trockenzeit (April)
Datei:Khartoum Nasa 30aug2001.jpg
Dominanz des Blauen Nil über den zurückgestauten Weißen Nil zur Regenzeit (August)

Der Nil besitzt zwei Quellflüsse: den kürzeren, aber wasserreicheren Blauen Nil und den wesentlich längeren Weißen Nil. Letzterer bildet die Hauptachse des Einzugsgebietes, das mit rund 3.255.000 km² nur wenig kleiner ist als das des Kongo (3.730.881 km²).

Blauer Nil

Der Blaue Nil entwässert große Teile des niederschlagsreichen Hochlandes von Abessinien. Seine Quellflüsse sammeln sich im großen Tanasee. Bald nach Verlassen des Sees bildet der Blaue Nil den Wasserfall Tis Issat und fließt durch lange, bis 1.500 m tiefe Cañons. Bedingt durch internationale vertragliche Restriktionen kann er in Äthiopien nur geringfügig genutzt werden. Erst im Sudan wird der Blaue Nil bei Roseires und Sennar zur Energiegewinnung und Bewässerung aufgestaut. Nach einer Lauflänge von 1.783 km fließt er bei Khartum mit dem im Mittel um etwa ein Viertel kleineren Weißen Nil zusammen.

Der blaue Nil ist der Hauptlieferant der für die Ablagerung des fruchtbaren Nilschlammes wichtigen Nilschwemme. Sie findet, abhängig vom Verlauf der Regenzeit im äthiopischen Hochland, in den Monaten Juli bis Oktober statt. In dieser Zeit führt der Blaue Nil im Mittel gut fünf mal so viel Wasser wie der Weiße Nil, der eine wesentlich gleichmäßigere Wasserführung zeigt. Umgekehrt führt im Mittel der übrigen 8 Monate der Weiße Nil fast das 1,8-fache des Blauen Nil.[5]

Weißer Nil

Der Weiße Nil wird trotz geringerer Wasserführung meistens als eigentlicher Nil angesehen. Er hat gegenüber dem Blauen Nil ein mehr als fünf mal so großes Einzugsgebiet und mit rund 3.800 Kilometern eine mehr als 2,5-fache Länge.

Quellflüsse

Der Weiße Nil entsteht aus den Quellflüssen des größten Viktoriasee-Zuflusses, des Kagera (im Oberlauf auch Akagera), der seinerseits in den hoch gelegenen Hügelländern von Ruanda und Tansania aus zwei Quellflüssen gespeist wird. Man bezeichnet diese im Verlaufe verschiedene Namen führenden Quelläste nach der Lage Ihrer Quellgebiete auch als:

  1. Burundischer Quellfluss (länger)
  2. Ruandischer Quellfluss (größer)

Burundischer Quellfluss: Luvironza-Ruvuvu

Der Ruvuvu (auch Ruwubu, Ruwuwu oder Ruvusu) bildet mit dem Nebenfluss Luvironza den südlichsten und mit mindestens 400 Kilometern längsten Quellfluss des Kagera und damit des Nil; dessen Gesamtlänge wird über diesen Fließweg gemessen. Die Quelle des Ruvuvu liegt auf etwa 2240 m Höhe in einer Hochtalmulde der östlichen Randgebirge des Ostafrikanischen Grabenbruchs. Der Luvironza entspringt etwa 45 Kilometer östlich des Tanganjikasees zwischen Bururi und Rutana. Ein erster bedeutender rechter Nebenbach übertrifft ihn etwas an Länge, so dass dessen Quelle als mündungsfernste Nilquelle gefasst und mit einem pyramidenförmigen Monument markiert ist. Nach Einmündung des Luvironza fließt der Ruvuvu im Wesentlichen nordostwärts und ist auf den letzten Kilometern schiffbar. Er mündet nach einem windungsreichen Verlauf, der von lang gestreckten Schichtkämmen und sumpfigen Schwemmlandebenen gesäumt wird, in den Kagera.

Ruandischer Quellfluss: Rukarara-Mwogo-Nyabarongo-Akagera

Der Rukarara-Nyabarongo, im untersten Laufabschnitt bereits Akagera genannt, bildet den nördlicheren und kürzeren, jedoch etwas wasserreicheren Quellfluss des Kagera. Die Quelle des Oberlaufes, des Rukarara, wurde von Richard Kandt im Jahr 1898 im südlichen Ruanda gefunden (rund 185 Kilometer nördlicher als die des Burundischen Quellflusses). Diese ebenfalls als Source du Nil bekannte Quelle liegt auf der östlichen Grabenschulter des Ostafrikanischen Grabens in etwa 2.700 Metern Höhe im Nyungwe-Wald, einem bedeutenden tropischen Bergwaldgebiet etwa 40 Kilometer südöstlich des Kiwusees. Der ostwärts fließende Rukarara mündet nach 50 Kilometern in den etwas kleineren, nach Norden fließenden Mwogo. Nach einer Talenge heißt der Fluss dann Nyabarongo (auch Njawarongo). Mit der Einmündung des großen, von Norden aus dem regenreichsten Teil des Kagera-Einzugsgebietes kommenden Mukungma wendet sich der Nyabarongo abrupt nach Osten. Der einstige Lauf weiter nordwärts war mit der Entstehung der Virunga-Vulkane versperrt, und das Flusssystem insgesamt wurde mit den sich hebenden Rändern des Ostafrikanischen Grabens sukzessive nach Osten ausgekippt. Der Nyabarongo umfließt später in geringer Entfernung Ruandas Hauptstadt Kigali. Ab dort ist er bedingt schiffbar, so wie auch der von Süden zufließende, 165 Kilometer lange Akanyaru (auch Akanjaru). Dem Nyabarongo folgt später die ruandische Grenze nach Burundi und Tansania hin. Der aufsedimentierende Fluss lässt in vielen Nebentälern Nischenseen entstehen. Der größte ist der ufernahe Rugwerosee (Lac Rweru); ab da führt der Fluss bereits den Namen Kagera (oder Akagera).

Kagera-Nil

Nur einen Kilometer unterhalb der Vereinigung der beiden Quellflüsse stürzt der Kagera in den Rusumo-Fällen (Chutes Rusumu) durch eine Felsenge und knickt markant nach Norden ab. Der nun über 230 Kilometer wieder schiffbare Grenzfluss durchfließt meist sumpfige Tal- und Beckenlandschaften und passiert den Akagera-Nationalpark. Am „Nordknie“ knickt der Flusslauf abermals spitzwinklig nach Osten ab. Im nördlichen Tansania nordostwärts fließend, erreicht er über zahlreiche Stromschnellen nach weiteren 290 Kilometern das Westufer des Victoriasees. Das Einzugsgebiet des Kagera (ca. 60.000 km²) entwässert den größten Teil von Ruanda, die Hälfte des Staates Burundi, aber auch kleine Teile Nordwest-Tansanias. Früher wurde der Kagera oft nicht als Teil des Nil angesehen, trotz seiner Länge von insgesamt weit über 900 Kilometern und einer Wasserführung von über 230 m³/s.[6]

Victoria-Nil, Kyoga-Nil und Albert-Nil

Der Viktoriasee hat sich erst vor etwa einer Million Jahren in der flachen Senke zwischen den zwei Hauptarmen des Ostafrikanischen Grabens gebildet. Während der trockenen kältesten Phasen der Eis-/Kaltzeiten konnte der See trocken fallen. Nach dem Ende der Würm-Kaltzeit ist der See vor etwa 12.000 Jahren nach Norden hin übergelaufen und fand Kontakt mit dem Flusssystem des Weißen Nil.

Der den Victoriasee in Uganda nach Norden verlassende Viktoria-Nil wird wenig unterhalb der einstigen Owen Falls und Ripon Falls so hoch aufgestaut, dass auch der Seespiegel des Viktoriasee etwas angehoben ist. Unterhalb der Bujagali-Stromschnellen passiert der Fluss den flachen Kyogasee, der einen durch tektonische Senkung überfluteten Talabschnitt darstellt. Als Kyoga-Nil überwindet er auf einer 85 Kilometer langen Gefällestrecke einschließlich der Karuma Falls und der Murchison Falls (auch Kabalega Falls, im Murchison Falls National Park gelegen) 350 Höhenmeter und erreicht dann in trägem Lauf den Albertsee. Im folgenden Abschnitt erhält der Nil seinen Namenszusatz von diesem nach dem Prinzgemahl von Königin Victoria von Großbritannien benannten See.

Bahr al-Dschabal

Ab der Grenze zu Südsudan heißt der Flusslauf Bahr al-Dschabal (arabisch: Bergfluss; auch Bahr al-Jabal, Bahr el-Dschebel). Nach einer weiteren, an kleineren Stromschnellen reichen Gefällestrecke von rund 150 Kilometern Länge verlässt er bei der Stadt Juba das Hochland. Bei der Stadt Bur tritt er in das Sumpfgebiet des Sudd ein, das sich mehr als 300 Kilometer nach Norden erstreckt. Hier verdunsten 51 Prozent des Nilwassers, wobei die Wasserführung von 1.048 m³/s auf 510 m³/s abnimmt.

Bahr al-Abiad

Kurz vor Verlassen des Sudd trifft der Bahr al-Dschabal mit dem von links kommenden, langen, aber wasserarmen Fluss Bahr al-Ghazāl (2 m³/s) im No-See zusammen und wird von dort an als Bahr al-Abiad (Weißer Nil) bezeichnet, der nun zunächst ostwärts weiterfließt. Bei der Stadt Malakal münden rechts der unvollendete Jonglei-Kanal und der kräftige, lehmfarbene Sobat (412 m³/s).[7] Dann fließt er nordwärts weiter in Richtung Khartum und Omdurman, wo er auf den Blauen Nil trifft, der von rechts (Südosten) aus Äthiopien kommt.

Nil (Nahr an-Nīl)

Von Khartum flussabwärts wird der Strom als Nahr an-Nīl (arabisch: Nilfluss) bezeichnet. Nach der Einmündung des Atbara fließt er als so genannter Fremdlingsfluss durch ausgedehnte Wüstenlandschaften S-förmig weiter nach Norden. Östlich bis zum Roten Meer liegt die Nubische Wüste, im Westen beginnt die Libysche Wüste. Der Nil erreicht an der Grenze von Sudan nach Ägypten den Nassersee, der durch den von 1960 bis 1971 errichteten Assuan-Damm aufgestaut wird, und durchquert Ägypten. Auch weiter oberhalb, beim neuen Merowe-Stausee, in der Nähe des vierten Kataraktes, etwa 400 Kilometer nördlich von Khartum, sind, nachdem 2009 der Vollstau erreicht war, die Turbinen in Betrieb.

In den nordsudanesischen und ägyptischen Wüstengebieten bildet der Nil eine 5 bis 20 Kilometer breite Niederung; es ist eine lebenswichtige Fluss-Oase und die landwirtschaftliche Grundlage Ägyptens. Da die Stauseen auch den fruchtbaren Nilschlamm zurückhalten, der früher bei jährlichen Überschwemmungen für die Fruchtbarkeit der Felder sorgte, muss mit Düngemitteln ausgeglichen werden. Eine Folge ist die zunehmende Versalzung der Böden.

Nördlich bzw. unterhalb des Assuan-Staudamms wird er von der östlich angrenzenden Arabischen Wüste begleitet. Rund 140 Kilometer nördlich von Luxor ist die Naga-Hammadi-Staustufe im Bau. Zwei weitere Staustufen werden zurzeit im Verlauf des Nil gebaut, um die Wasser- und Stromversorgung Oberägyptens zu verbessern. Oberhalb von Kairo zweigt der Bahr Yusuf (Kanal) Wasser nach Westen zum Fayyum-Becken ab, eine große oasenartige und dicht besiedelte Beckenlandschaft.

Delta

Unterhalb von Kairo fächert sich der Nil zum etwa 24.000 km² großen Nildelta auf, über das er in zwei Hauptarmen in das Mittelmeer mündet. Seit dem Bau des Assuan-Staudamms und der dadurch ausbleibenden Nilschwemme wächst das Flussdelta nicht mehr weiter ins Meer, sondern wird teilweise durch die Brandung abgetragen. Nur der linke, der Rosetta-Arm, erreicht noch ständig das Meer; der Damietta-Arm wird kurz vor der Mündung abgedämmt, so dass sein Wasser oft nur über Bewässerungskanäle das offene Meer erreicht. Als Hauptgründe für die Verringerung der Abflussmenge des Nil gelten die Verdunstungsverluste über dem Nasser-See und die intensivere Bewässerung der Agrarflächen.[8]

Nebenflüsse

Linke (hier westliche) Nebenflüsse:

Rechte (hier östliche) Nebenflüsse:

  • Sobat (mündet in Weißen Nil)
  • Blauer Nil (zweiter Quellfluss, im Mittel wasserreicher)
  • Atbara (auch Schwarzer Nil genannt)

Katarakte und Wasserfälle

Weißer Nil

Der Oberlauf des Weißen Nil verläuft in tektonisch unruhigem Gebiet und war in der jüngeren geologischen Vergangenheit vielen Änderungen unterworfen. Das spiegelt sich im unausgeglichenen Längsprofil des Flusses mit zahlreichen kleineren und größeren Wasserfällen und Stromschnellen. Dazu gehören:

  • Rusumo Falls (Chutes Rusumu) auf der Grenze von Ruanda und Tansania
  • Kuruma-Schnellen in Tansania – östlich vom Nordknie des Kagera
  • Ripon Falls in Uganda – (durch den Owen-Falls-Damm vom Victoriasee überflutet)
  • Owen Falls in Uganda – (durch den Owen-Falls-Damm vom Victoriasee überflutet)
  • Bujagali-Falls in Uganda – unterhalb des Owen-Falls-Dammes (überflutender Staudamm in Bau)
  • Murchison Falls (auch Kabelega Falls genannt) in Uganda

Blauer Nil

Der Blaue Nil fließt durch Plateaulandschaften mit vielfach horizontal lagernden Schichten, so dass er durch canonartige Täler fließt mit zahlreichen Stromschnellen. Der einzige große Wasserfall ist der wohl bekannteste im Flusssystem des Nil, der Tis Issat.

Katarakte am Mittellauf

Datei:Cataractnilerp.png
Lage der 6 Katarakte.

Im Mittellauf des Nil, unterhalb des Zusammenflusses von Blauem Nil und Weißem Nil, ist das Flussbett durch sechs natürliche Granitbarrieren gekennzeichnet, die wesentlich härter sind als das umgebende Sedimentgestein und die Nilsedimente. Man hat die Katarakte seit alters schlicht nummeriert, und zwar flussaufwärts: Der 1. Katarakt liegt bei Assuan, der heute allerdings – wie der zweite – vom Nassersee überstaut ist. Der 3. Katarakt liegt wenig nördlich von Kerma, der vierte nord-östlich von Karima, der 2008 im Merowe-Stausee verschwand, und der fünfte 50 Kilometer nördlich von Berber. Der oberste Katarakt liegt etwa 75 km nördlich von Omdurman.

Im alten Ägypten bildeten die gefürchteten Katarakte die Grenzen zwischen den Königreichen. Sie sind bis heute Hindernisse für die Schifffahrt, bei Niedrigwasser wegen verborgener Klippen und unübersichtlicher schmaler Felsrinnen und bei Hochwasser wegen der reißenden Strömung.

Wasserbauliche Eingriffe und Nutzungskonflikte

Bei Assuan wird die Nilschifffahrt am 1. Katarakt unterhalb des alten Assuan-Staudamms unterbrochen. Dieser von 1898 bis 1902 gebaute Damm staut den Nil auf etwa fünf Kilometer Länge bis zum neuen Assuan-Hochdamm und ließ bereits kurz nach seiner Fertigstellung den Tempel von Philae teilweise im Wasser verschwinden. Der im Jahre 1970 vollendete Hochdamm Sadd el-Ali, der den Nassersee staut, erleichtert die Schifffahrt über die überstauten Katarakte hinweg in den Sudan. Ähnliches gilt für den seit 2009 fertig gestellten Merowe-Staudamm, der aber auch seinerseits die Verdunstungsverluste erhöht.

Das in Südsudan gelegene Sumpfgebiet des Sudd stellt ein weiteres großes Hindernis für die Schifffahrt dar. Der seit Jahrzehnten mit Unterbrechungen im Bau befindliche Jonglei-Kanal soll hier Abhilfe schaffen und durch beschleunigten Abfluss die hohen natürlichen Verdunstungsverluste mindern. Dies bedeutet zugleich eine weitgehende Trockenlegung der Sumpflandschaft mit schwer wiegenden Folgen für Fauna und Flora und mit kaum einschätzbaren regionalklimatischen Auswirkungen.

Da im Jahresmittel nur noch gut 5% des Abflusses unterhalb der Atbara-Mündung das Mittelmeer erreichen, ist eine Verschärfung der Konflikte um die Wasserverteilung absehbar. Ägypten und der Sudan stellten im Jahre 1959 in bilateralen Verhandlungen fest, dass die jährliche Gesamtmenge des verfügbaren Nilwassers durchschnittlich 84 Milliarden m³ beträgt, wovon jährlich durchschnittlich 10 Milliarden m³ durch Verdunstung und Versickerung verlorengehen würden. Gemessen wurde der Wasserdurchsatz (rund 2.660 m³/s) auf der Höhe des alten Assuan-Staudamms. Ägypten bewilligte sich jährlich 55,5 Milliarden m³ und gestand dem Sudan 18,5 Milliarden m³ zu. Da der Nil aber zehn Anrainerstaaten hat, von denen die meisten im Abkommen von 1959 nicht erwähnt wurden, ergibt sich für den größten Teil der rund 300 Millionen Flussanwohner eine Unterversorgung, da Ägypten seine Wasseransprüche notfalls mit Gewalt durchsetzen will. In der seit 1999 bestehenden Nile Basin Initiative wird zwar versucht, partnerschaftliche Regelungen herbeizuführen, doch das bestehende Ungleichgewicht, in dem Ägypten und Sudan rund 88% der Wassernutzung vorbehalten sind, wogegen Äthiopien, aus dessen Staatsgebiet rund 90% des Abflusses stammen, nur eine minimale Nutzung zugestanden wird, äußert sich inzwischen in einer separaten Rahmenvereinbarung der Oberlieger-Staaten aus dem Jahr 2010 mit dem Ziel größerer Eigennutzung (Abkommen von Entebbe).[9] Eine solche verstärkte Nutzung stellt auch das im Bau befindliche ugandische Wasserkraftwerk unterhalb der Bujagali-Stromschnellen des Viktoria-Nil dar.

Geschichte

Altes Ägypten

Erst durch den Nil wurde das Leben und die Kultur an den Nilufern des Alten Ägyptens möglich. Ohne ihn wäre das Land eine einzige Wüste. Man sieht es daran, dass er im Westen von der Libyschen und im Osten von der Nubischen Wüste sowie der Arabischen Wüste eingefasst wird, wo bis auf ein paar Oasen kein Wasser existiert und somit Landwirtschaft und Kultur unmöglich waren bzw. sind. Erst durch den fruchtbaren Schlamm, den der Nil bei seinen Hochwassern über das Land verteilt, konnten Nutzpflanzen angebaut und Landwirtschaft betrieben werden. Außerdem wurde der sehr tonhaltige Schlamm, den die Nilschwemme brachte, zum Häuserbau benutzt.

Während die vom Nil geführte Wassermenge, die fast ausschließlich von den Niederschlägen in den Ländern um den Viktoriasee abhing, ihren Tiefstand zumeist im April erreicht(e), stieg diese bis Ende August auf das etwa 50- bis 60-fache an:

Einmal im Jahr überschwemmte der Nil das Land und bedeckte einen bis zu mehrere Kilometer breiten Streifen Land (sog. Nilschwelle). Wenn das Wasser abfloss und verdunstete, hinterließ er fruchtbaren, dunklen Schlamm (so wäre dies auch heute noch, wenn es den Assuan-Staudamm nicht gäbe), der dem Alten Ägypten seinen Namen gab (Kemet – „Das schwarze Land“). Um diese Anbaufläche für Getreide vollständig nutzen zu können, siedelten die Ägypter meist direkt entlang des Nils, aber auch etwas abseits des Flusses in der Wüste. Um für die Wüstensiedlungen und für Trockenzeiten Wasser speichern zu können, mussten sie Kanäle und künstliche Seen anlegen. Da der einzelne ägyptische Bauer diese nicht bauen konnte, schlossen sich die Bewohner eines Landstriches zusammen und bildeten Gaue, die von Gaufürsten verwaltet wurden.

Der Pegelstand des Nils hatte zur Zeit der Überschwemmung eine Schwankungsbreite von bis zu acht Metern. Er wurde an Nilometern gemessen, beispielsweise Per Hapi. Da bei niedrigem Stand manche Landstriche nicht überschwemmt wurden und die dort lebenden Bauern hungerten, wurden die Steuern nach dem Stand des Nils festgesetzt. Stieg der Nil aber zu hoch, drohte das Brechen von Dämmen und die Zerstörungen der Häuser. Dadurch wurden schon früh Geometer benötigt, die das Land neu ausmaßen und die Feldergrenzen neu festlegten.

Der Nil war der Haupthandelsweg Ägyptens. Über den Fluss wurde beispielsweise Holz transportiert, das in Ägypten fast überhaupt nicht vorkommt. Es wurde aus Syrien und Palästina importiert. Außerdem wurden Steinblöcke für den Bau von Pyramiden auf Schiffen transportiert. Der Schiffsverkehr war auf den Tag begrenzt, da man in der Nacht Gefahr lief, auf Sandbänke zu laufen. Bei sehr niedrigem Wasserstand wurden die Schiffe über kurze Strecken über Land gezogen. Das Segel wurde erst 3350 v. Chr. eingeführt.

Römer- bis Neuzeit

Bereits die alten Römer waren auf der Suche nach den Quellen des riesigen Stromes ("caput Nili quaerere", im Vulgärlateinischen doppeldeutig, da auch als "Das Haupt des Nichts suchen" übersetzbar.). Im zweiten Jahrhundert nach der Zeitenwende schrieb Claudius Ptolemäus aufgrund von Reiseberichten, der Nil entströme zwei großen Binnenseen in Äquatornähe. Nahe der Seen erhöben sich die Montes Lunae. Dieser Aussage und seiner Weltkarte folgten arabische und europäische Darstellungen des Mittelalters.

Der portugiesische Jesuitenmissionar Pater Pedro Páez (1564–1622) entdeckte 1613 die Quelle des Blauen Nils. Der schottische Afrikaforscher James Bruce (1730–1794) entdeckte die Quelle am 4. November 1770 wieder und beanspruchte den Ruhm (vergeblich) für sich; er befuhr 1771 den Blauen Nil bis zur Vereinigung.

Viele Afrikaforscher haben versucht, die tatsächliche Quelle des Nil zu finden. Bei einer Expedition, die von 1821 bis 1822 dauerte, erreichte der Franzose Frédéric Cailliaud den Zusammenfluss von Blauem und Weißem Nil. 1861 stellte die niederländische Afrikaforscherin Alexandrine Tinné in Kairo eine Expedition zusammen, musste diese aber aus logistischen Gründen nach einigen Monaten erfolglos abbrechen. 1866 machte sich der britische Forscher David Livingstone auf Expeditionen zu den Quellen des Nil und des Kongo; er meinte sie im viel weiter südlich liegenden Bangweulusee gefunden zu haben, erreichte die wirkliche Quelle aber nie. 1857 gingen die Briten John Hanning Speke und Richard Francis Burton gemeinsam auf Erkundung des Victoriasees: John Speke sah in ihm die Quelle, Richard Burton jedoch im südlicheren Tanganjikasee. 1858 machte sich John Speke, nun in Begleitung mit James Augustus Grant, erneut auf Expedition, und sie entdeckten 1862 die Ripon Falls im Norden des Victoriasees, der fälschlicherweise als Nilquelle angesehen wurde. Die Quelle des Kagera-Nil am Luvironza, die der mündungsfernsten Nil-Quelle entspricht, wurde 1893 von Oscar Baumann und Oskar Lenz gemeinsam entdeckt; erst 1898 wurde die geographische Lage der Rukarara-Quelle (Ruandischer Quellfluss) von Richard Kandt genau bestimmt. Auch der Brite Samuel White Baker und der Italiener Romolo Gessi, die sich ebenfalls auf die Suche machten, haben erfolgreiche Expeditionen unternommen.

Fauna

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Nilhechte, wie diese Mormyrus-Art verdanken dem Fluss ihren deutschen Trivialnamen.

Der Nil wird von über 120 Fischarten bewohnt, was für einen Fluss dieser Länge nicht viele sind. Endemisch sind etwa ein Viertel der Arten, eine endemische Gattung gibt es nicht. Das Niltal bildet keine zoogeografische Einheit, etwa 75 Arten kommen auch im Stromgebiet des Niger und die meisten dieser Arten auch in anderen westafrikanischen Flüssen vor. Über 20 im Nil lebende Fischarten sind auch im Kongobecken zu Hause. Zu den großen im Nil lebenden Fischarten gehören der Plankton fressende Afrikanische Knochenzüngler (Heterotis niloticus) und die Raubfische Großnilhecht (Gymnarchus niloticus) und Nilbarsch (Lates niloticus). Die Zitterwelse sind mit zwei Arten vertreten, Malapterurus electricus und Malapterurus minjiriya. Die artenreichste Fischfamilie sind die Karpfenfische (Cyprinidae) mit 18 Arten und die Nilhechte (Mormyridae) mit 16 Arten.[10][11]

Viele weitere Tierarten erhielten nach dem Fluss ihren Namen, so etwa das Nilkrokodil, die Nilgans, die Nil-Grasratte, der Nilwaran und auch das Nil- oder Flusspferd, welches aber heute im Unterlauf nicht mehr vorkommt. Viele Tiere nutzten die Ägypter als Haustiere oder Vorbilder für Götter.

Städte am Nil-Ufer

Die Millionenstädte Kairo, Gizeh (beide Ägypten) und Khartum (Sudan) sind die größten Städte. Die alten Ägypter bauten ihre Städte oft an den fruchtbaren Ebenen des heiligen Flusses. Viele Katarakte und Stauanlagen wurden, unter anderem für die Besiedlung, errichtet.

Datei:Nil Kairo.jpg
Nil in Kairo

Brücken

(in Fließrichtung zum Mittelmeer)

Nil-Brücken südlich von Kairo

Nil-Brücken in Kairo

  • Erste Ringstraßenbrücke
  • Abbas-Brücke
  • Universitätsbrücke
  • Qasr El Nile-Brücke
  • 6.-Oktober-Brücke
  • Abu El Ela-Brücke (historisch)
  • Neue Abu El Ela-Brücke
  • Imbaba-Brücke
  • Rod Elfarag-Brücke
  • Zweite Ringstraßenbrücke

Nil-Brücken unterhalb von Kairo

Kanäle

Künstliche angelegte Kanäle, die den Nil begleiten oder von ihm abzweigen sind unter anderen:

Literatur

  • Hans Bonnet: Nil, in: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Hamburg 2000 ISBN 3-937872-08-6 S. 525-528.
  • Georg Brunold: Nilfieber. Der Wettlauf zu den Quellen. Erschienen 1993 im Eichborn Verlag, Frankfurt am Main. ISBN 3-8218-4107-9
  • Wolfgang Helck /Eberhard Otto: Nil, in: Kleines Lexikon der Ägyptologie, Harrassowitz Verlag Wiesbaden, 1999 ISBN 3-447-04027-0 S. 203.
  • Lutz Knörnschild: Zur Geschichte der Nilwassernutzung in der ägyptischen Landwirtschaft von den Anfängen bis zur Gegenwart. Leipziger Beiträge zur Orientforschung. Bd 1. Frankfurt a.M./Berlin u.a. 1993, S. 284. ISBN 3-631-44755-8

Weblinks

 Commons: Nil – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Wikisource: Die Entdeckung der Nilquelle – Quellen und Volltexte
Wiktionary: Nil – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Anm.: Die Länge des Amazonas wird zumeist um 6.500 Kilometer streuend angegeben. Neuere Angaben von über 6.800 Kilometern sind damit nicht vergleichbar, da sie über den Amazonas hinaus küstennahe Tidekanäle und das Mündungsgebiet des Nachbarstromes Tocantins mit einbeziehen (siehe rote Markierung in Karte).
  2. Balázs M. Fekete, Charles J. Vörösmarty, Wolfgang Grabs: UNH-GRDC Composite Runoff Fields V1.0 (Beispiel: Station El Ekhsase
  3. http://www.sage.wisc.edu/riverdata/ River Discharge Database (englisch)
  4. http://www.grdc.sr.unh.ed Water Systems Research Group (englisch)
  5. Nach Daten der kurz vor dem Zusammenfluss beider Flüsse gelegenen Stationen Mogren (Weißer Nil) und Khartum (Blauer Nil)
  6. Seite der FAO zum Einzugsgebiet des Kagera
  7. Mamdouh Shahin: Hydrology and Water Resources of Africa, S. 276, 287–288, Springer 2002, ISBN 140200866X; online auf Google Books
  8. http://nest.su.se/mnode/Africa/Egypt/NileDelta_Rosetta/Nile_rosettabud.htm
  9. Artikel in AfricNews vom 14. Mai 2010
  10. Fishbase Species in Nile
  11. Petru Banaescu: Zoogeography of Fresh Waters. Seite 1137, AULA, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89104-480-1
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