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Nationalpark

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Dieser Artikel behandelt die Kategorie eines Schutzgebiets in Natur- und Landschaftsschutz. Für weitere Bedeutungen siehe National Park (Begriffsklärung).
Der Nationalpark Sarek in Schweden ist Europas ältester – und bis heute einer der größten.
Der Teide Nationalpark (Spanien) ist einer der meistbesuchten in Europa.

Ein Nationalpark ist ein ausgedehntes Schutzgebiet, das meistens seiner natürlichen Dynamik unterliegt und durch spezielle Maßnahmen vor nicht gewollten menschlichen Eingriffen und vor Umweltverschmutzung geschützt wird. Meist sind dies Gebiete, die ökologisch besonders wertvoll sind oder über natürliche Schönheit verfügen und im Auftrag einer Regierung verwaltet werden. Sie werden oft auch als Erholungsgebiete und für sanften Tourismus genutzt. Die Definition eines Nationalparks ist nicht in allen Staaten gleich. Dennoch gibt es eine gemeinsame Idee: die Erhaltung der wilden Natur für die Nachwelt und als Symbol des nationalen Stolzes.[1]

Definition

Die Internationale Union zum Schutz von Natur und natürlichen Objekten (IUCN) verwendet ein 1978 eingeführtes und 1994 überarbeitetes System, in welchem Nationalparks in die Kategorie II der Schutzgebiete gehören. Gemäß dieser Definition sind Nationalparks natürliche Gebiete auf dem Wasser oder dem Land, die vorgesehen sind,

  • um die Unversehrtheit eines oder mehrerer Ökosysteme zu schützen und für die jetzige und künftige Generationen zu erhalten.
  • um Ausbeutung ebenso zu verhindern wie andere Tätigkeiten, die dem Gebiet Schaden zufügen.
  • um eine Basis zur Spiritualität, Forschung, Schulung, Erholung und Besichtigung zur Verfügung zu stellen, die ökologisch und kulturell vereinbar ist.

Das Naturschutzrecht der verschiedenen Staaten hat daneben eigene Definitionen.

Abgrenzung

Die IUCN verlangt für die Anerkennung eines Nationalpark grundsätzlich, dass die Natur auf 75 % der Fläche sich selbst überlassen wird. Ausnahmen sind möglich und auch regulierende Eingriffe sind örtlich gestattet, wenn dies nach wissenschaftlicher Forschung und Überwachung nötig ist, um die Artenvielfalt zu maximieren oder seltenere Arten zu begünstigen.[2] Damit unterscheidet sich ein Nationalpark von einem Totalreservat.

In der Praxis erreichen Nationalparks diese Schwelle und damit die Anerkennung durch die IUCN nicht unbedingt.

Beispiele für Maßnahmen in Nationalparks

  • Bestandsregulierung von Wild
  • Erhalt von Kulturlandschaften (Wiesen, die sich ohne laufende Pflege zu einem Wald entwickeln würden)
  • Eliminierung von eingeschleppten, nicht heimischen Arten
  • Wiederansiedlung von lokal ausgerotteten Arten
  • Veränderung von Gewässern, um eine Verlandung zu verhindern oder um sie in einen natürlicheren Zustand zu versetzen (wenn sie vor Gründung des Nationalparks durch den Menschen beeinträchtigt wurden)

Die gezielten Eingriffe in die Natur werden für notwendig erachtet, um das durch den Menschen gestörte ökologische Gleichgewicht wieder herzustellen und ggf. zu erhalten. Maßnahmen zur Erhaltung des Gleichgewichts sind nötig, wenn das Ökosystem durch den Menschen wesentlich verändert wurde (Ausrottung von großen Raubtieren oder Veränderung des Salzgehalts eines Sees) und diese Veränderung nicht rückgängig gemacht werden kann. Andere Eingriffe sollen dazu dienen, eine Vielfalt an Biotopen zu erhalten und seltene oder vom Aussterben bedrohte Arten durch künstlich verbesserte Bedingungen zu retten. Auf bis zu 25% der Fläche eines Nationalparks ist sogar eine wirtschaftliche Nutzung erlaubt[3] (Jagd, Fischerei, Landwirtschaft, Entnahme von Brennholz). Im Unterschied zu einem Naturpark oder Landschaftsschutzgebiet haben in einem Nationalpark jedoch nicht die Bedürfnisse der Menschen sondern die der Natur Vorrang.

Nebst dem Schutz von Naturobjekten gibt es Möglichkeiten, Gebiete von spezieller kultureller, wissenschaftlicher oder historischer Bedeutung zu schützen. Einige dieser Gebiete wurden beispielsweise von der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) zum Weltnaturerbe erklärt.

Zweck der Nationalparks

Grand Geysir im Yellowstone-Nationalpark (Wyoming)
Wattamolla Strand im Royal National Park, Australien

Nationalparks befinden sich meist in abgelegenen, kaum besiedelten Gebieten und beheimaten oft außergewöhnlich viele verschiedene heimische Tier- und Pflanzenarten, die teilweise bedroht sind. Diesen soll in Nationalparks eine Umgebung gewährt werden, die ihr langfristiges Überleben sicherstellt. Manchmal umfassen Nationalparks auch Mineralien oder seltene geologische Objekte, wie zum Beispiel die Geysire und Heißen Quellen des Yellowstone-Nationalparks.

Andererseits werden Nationalparks in stärker bevölkerten Regionen errichtet, um diese in einen natürlicheren Zustand zurückzuversetzen. In einigen Ländern wie England und Wales gehören Nationalparks weder der Regierung noch sind sie unberührte Wildnis. Vielmehr können sie menschliche Siedlungen enthalten, die ihr Land nutzen. In Afrika dienen Nationalparks hauptsächlich als Wildreservat, in Asien eher wissenschaftlichen Zwecken. Nordamerika bietet klassische Nationalparks zu Erholungs- und Erkundungszwecken an, bei denen Auswirkungen des Massentourismus eine Gefahr für den Naturschutz darstellen.

Die meisten Nationalparks dienen nicht nur dem Schutz von Pflanzen und Tieren sondern gleichzeitig auch der Erholung von Menschen. Dabei kann es zu Konflikten kommen, besonders bei sehr stark besuchten Nationalparks, da sich durch den Kontakt mit Menschen die Fluchtdistanz der Tiere verringert (Nationalparkeffekt)[4]. Andererseits können die Nationalparks mit den Touristeneinnahmen Schutzmaßnahmen für Tiere und Pflanzen finanzieren und es wird gehofft, dass die Besucher durch das Naturerlebnis eine positive Einstellung gegenüber dem Naturschutz gewinnen. Für die Nationalpark-Verwaltungen ist es eine schwierige Herausforderung, die Balance zwischen dem Schutz von Naturgütern und deren öffentlicher Zugänglichkeit zu finden.

Eine andere Herausforderung ist die Überwachung des Nationalpark-Gebiets. Besonders in Ländern mit weit verbreiteter Armut kommt es in Nationalparks immer wieder zu illegalen Holzfällungen und zu Wilderei.

Für die Informations- und Bildungsarbeit in Nationalparks ist im US National Park Service um 1950 das Konzept der Heritage Interpretation entwickelt worden, nach dem heute weltweit auch viele andere besucherorientierte Einrichtungen arbeiten.

Geschichte der Nationalparks

Mount Ruapehu im Tongariro-Nationalpark

Die Idee, eine besonders schützenswerte Naturlandschaft insgesamt unter Schutz zu stellen, entstand schon im frühen 19. Jahrhundert. Der englische Poet William Wordsworth forderte dies 1810 ebenso wie der amerikanische Maler George Catlin 1832 und der schwedische Baron Adolf Erik Nordenskiöld 1880. Ihr Gedanke war, die Wunder der Natur zu bewahren, damit auch nachfolgende Generationen sich an ihnen erfreuen und sich hier erholen können. 1864 wurde auf Betreiben des Naturschützers John Muir das erste Schutzgebiet definiert – im heutigen Yosemite-Nationalpark (Kalifornien) -, das aber erst 1906 in das entstehende Nationalparksystem eingegliedert wurde. Der erste Nationalpark wurde 1872 mit dem Yellowstone-Nationalpark ebenfalls in den USA gegründet. Im Gegensatz zur Yosemite-Schutzzone unterstand der Yellowstone-Nationalpark nicht der Verantwortung des Bundesstaates, sondern direkt der US-Regierung. 1916 wurde der National Park Service als eigenständige Behörde des Innenministeriums ins Leben gerufen.

Die (kolonialen) Länder Kanada, Australien und Neuseeland folgten bald mit der Errichtung von Nationalparks, da hier noch große Gebiete mit sogenannter unberührter Natur existierten, die relativ einfach geschützt werden konnten. 1879 gründete Australien den Royal-Nationalpark, 1887 Kanada den Banff-Nationalpark (damals unter dem Namen Rocky Mountain National Park) und Neuseeland im selben Jahr den Tongariro-Nationalpark.

Pleschtschejewo-See in Russland, Nationalpark seit 1988

In Europa wurden die ersten Nationalparks 1909 in Schweden errichtet und 1914 in der Schweiz. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich die Nationalpark-Idee, und heute existieren in etwa 120 Ländern mehr als 2.200 Nationalparks. Die landschaftliche Vielfalt der Gebiete ist enorm und umfasst fast alle Landschaftstypen.

In Deutschland waren die Begriffe Naturdenkmal und Naturschutzgebiet seit Anfang des 20. Jahrhunderts gängig. Das Neandertal bei Düsseldorf (1921) (doch eigentlich schon Drachenfels) gilt als das erste deutsche Naturschutzgebiet. Der Begriff Nationalpark wurde mit dem Nationalpark Bayerischer Wald erst 1970 etabliert. 1978 folgte der Nationalpark Berchtesgaden, der Königssee und Watzmann umschließt. 1985, 1986 und 1990 wurden die Küstenbereiche des deutschen Wattenmeers als Nationalparks ausgewiesen. In der DDR gab es bis zur Wende 1989 keine Nationalparks. Rund 15 % der Landesfläche waren aber öffentlichem Zugang versperrt und wiesen fast unberührte Landschaften auf. In den Umbruchszeiten wurden 1990 noch vor der Wiedervereinigung fünf Nationalparks in der Noch-DDR umgesetzt. Seitdem kamen bis 2004 sechs weitere Nationalparks hinzu, die Errichtung eines Parks „Elbtalaue“ scheiterte 1999. Seit 2006 die beiden Nationalparks im Harz zu einem gemeinsamen Nationalpark Harz fusionierten, bestehen in Deutschland 14 Nationalparks. Seit den 1970er Jahren ist allerdings umstritten, ob die in der Bundesrepublik festgesetzten Nationalparks den internationalen Anforderungen der IUCN entsprechen.[5] Ein erstes offizielles Zertifikat erhielt 2011 der Nationalpark Kellerwald-Edersee.[6]

Interessant ist die Entstehungsgeschichte des Royal-Nationalpark in Australien, der mit 154,42 km² Fläche größtenteils auf dem Stadtgebiet der Millionenstadt Sydney liegt und der zweitälteste Nationalpark der Welt ist. Er wurde im Jahre 1879 kurzerhand aus wirtschaftlichen Gründen errichtet, nachdem in dem Gebiet Kohlevorkommen entdeckt wurden und politisch einflussreiche Minenbesitzer des Outbacks eine Konkurrenz vor den Toren der Stadt fürchteten. Auf diese Weise blieb ein Juwel größtenteils unberührter Natur erhalten.

Heute wird der Naturschutz weltweit von der IUCN koordiniert. Die IUCN organisiert alle zehn Jahre einen internationalen Kongress (World Parks Congress), an dem Strategien zum Naturschutz in Nationalparks festgelegt werden. Der letzte Kongress fand 2003 in Durban (Südafrika) statt.


Literatur

  • Hans Bibelriether (Hrsg.): Naturland Deutschland: Freizeitführer Nationalparke und Naturlandschaften. Kosmos, Stuttgart 1997, ISBN 3-440-07207-X
  • Hans Bibelriether, Rudolf L. Schreiber (Hrsg.): Die Nationalparke Europas. Süddeutscher Verlag, München 1989, ISBN 3-7991-6319-0
  • EUROPARC Deutschland: Qualitätskriterien und -standards für deutsche Nationalparks. Berlin 2009, Download unter http://www.europarc-deutschland.de/broschueren
  • EUROPARC Deutschland (früher FÖNAD) Studie über bestehende und potentielle Nationalparke in Deutschland. Landwirtschaftsverlag, Münster 1997, ISBN 3-89624-307-1
  • Bernhard Gissibl, Sabine Höhler, Patrick Kupper (Hrsg.): Civilizing Nature, National Parks in Global Historical Perspective. Berghahn, Oxford 2012, ISBN 978-0-85745-525-3
  • Henry Makowski: Nationalparke in Deutschland. Schatzkammern der Natur, Kampfplätze des Naturschutzes. Wachholtz, Neumünster 1997, ISBN 3-529-05322-8

Weblinks

 Commons: Nationalparks – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Nationalpark – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Europarc Federation (eds.) 2009, Living Parks, 100 Years of National Parks in Europe, Oekom Verlag, Munchen
  2. Beispiele für regulierende Eingriffe in Nationalparks siehe in Leistungsbericht der Nationalpark Donau-Auen GmbH 1997–2006 und Flächenmanagement im Nationalpark Neusiedlersee - Seewinkel
  3. Nationalparks in Austria, S. 3 (PDF-Broschüre vom österreichischen Umweltbundesamt; 1,2 MB)
  4. Prof. Dr. Hans-Heiner Bergmann zum Nationalparkeffekt, abgerufen am 5. November 2010
  5. Sachverständigenrat für Umweltfragen, Gutachten 1978, BT-Drs. 8/1938 (PDF; 17,3 MB), Rn 1255 ff.
  6. NABU-Pressedienst Hessen: Wildnis auf über 75 Prozent der Fläche – Nationalpark Kellerwald ist nun IUCN-zertifiziert. Abgerufen am 13. März 2011.
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