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Nadine Gordimer

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Nadine Gordimer 2010
Nadine Gordimer
Nadine Gordimer
Nadine Gordimer

Nadine Gordimer (geb. 20. November 1923 in Springs, Transvaal, heute Gauteng; gest. 13. Juli 2014 in Johannesburg[1]) war eine der bekanntesten südafrikanischen Schriftstellerinnen. Ihre Romane, Erzählungen und Essays behandeln vor allem die südafrikanische Apartheidpolitik und deren zerstörerische Folgen sowohl für die schwarze als auch für die weiße Bevölkerung. 1974 bekam Nadine Gordimer den Booker Prize, 1991 wurde sie mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Leben

Familie und frühe Jahre

Ihr Vater war ein jüdischer Juwelier, der als Dreizehnjähriger aus Litauen emigrierte, ihre Mutter war Engländerin. Gordimer wuchs in ihrer Geburtsstadt Springs, östlich von Johannesburg auf, einer der Orte entlang des Höhenzugs Witwatersrand, die Ende des 19. Jahrhunderts durch den Goldbergbau entstanden. Sie wurde nicht jüdisch erzogen und ging auf eine kostenpflichtige Konventschule. Ihre sorgenfreie Kindheit und Jugend verbrachte sie in der behüteten Umgebung der weißen südafrikanischen Minderheit. Wegen einer vermeintlichen Herzschwäche wurde sie jahrelang von ihrer Mutter zuhause unterrichtet. Ihre relative Isolation gab ihr die Gelegenheit, alles zu lesen, was ihr in die Hände fiel.

Bereits als Neunjährige begann sie zu schreiben, und mit 14 Jahren erschien ihre erste Kurzgeschichte (Come Again Tomorrow) auf den Kinderseiten der Zeitschrift Forum (Johannesburg). Seit 1948 lebt sie in Johannesburg, wo 1949 ihre erste Kurzgeschichtensammlung Face to Face verlegt wurde. Mit The Lying Days veröffentlichte sie 1953 ihren ersten Roman. 1951 brachte der New Yorker erstmals eine Geschichte, viele weitere sollten folgen. Seit 1954 war sie mit dem Galeristen Reinhold Cassirer aus Berlin, dem Neffen des Philosophen Ernst Cassirer, verheiratet; er starb 2001 in Johannesburg.

Studium

Zum Studium schrieb sie sich an der Witwatersrand-Universität in Johannesburg ein, die sie jedoch ohne Abschluss nach nur einem Jahr verließ. Sie reiste viel in Afrika, Europa und den USA, wo sie in den 1960ern und 1970ern auch mehrfach an Universitäten lehrte.

Widerstand gegen die Apartheid

Beinahe ihr gesamtes Leben lebte und schrieb sie in einem Südafrika, das von Apartheid gespalten war. Gordimer gehörte in den 1950ern zu einer kleinen Gruppe, die bewusst die damaligen Apartheidgesetze missachtete, um diese zu unterhöhlen. Mit den Massenverhaftungen von 1956 und dem Verbot des African National Congress (1960) wurde dieses Vorgehen vehement unterbunden. Gordimers konsequentes Eintreten für das Recht auf freie Meinungsäußerung brachte ihr mehrfach Publikationsverbote in ihrem Heimatland ein.

In den sechziger Jahren wurde die schwarze Widerstandsbewegung radikaler in ihren Methoden, wandte z. B. Industriesabotage an, wie sie im Roman The Late Bourgeois World (1966) beschrieben wird, und setzte vielfach nicht mehr auf die Unterstützung durch liberale Weiße, so z. B. der 1959 gegründete Pan Africanist Congress. Gordimer fühlte sich folglich doppelt ausgegrenzt: durch die Weißen aufgrund des Apartheidregimes, durch die Schwarzen wegen ihrer Hautfarbe.

Die Ausgrenzung progressiver Weißer intensivierte sich in den 1970ern mit der Geburt der black consciousness Bewegung. Diese Bewegung erstrebte die Befreiung der Schwarzen auch auf einer psychologischen Ebene und sah die Beteiligung Weißer, die im Namen Schwarzer sprachen und handelten, als Verschärfung deren psychologischer Abhängigkeit. Gordimer akzeptierte, dass die Schwarzen ihre Zukunft selber bestimmen mussten: ein künftiges Südafrika, in dem Rasse keine Rolle mehr spiele, sondern das durch die schwarze Mehrheit auf der Basis eines gleichen Wahlrechts geführt werde.

In den späten achtziger Jahren kam es wieder zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen den Schwarzen und den Weißen im Widerstand. Gordimer nahm eine prominentere Stellung in der Bewegung ein und nutzte ihren Ruhm als Schriftstellerin, um politische und kulturelle Gruppierungen finanziell und öffentlichkeitswirksam zu unterstützen. Sie kämpfte auch gegen das südafrikanische Zensurgesetz. Aber ihr Schreiben blieb ihre wichtigste Waffe.

In Interviews bekräftigte sie, dass es nicht ihre Absicht sei, als Propagandistin andere von ihren politischen Idealen zu überzeugen. Sie wolle stattdessen die Wirklichkeit auf ehrliche Weise darstellen und verborgene Aspekte beleuchten. Sie interessierte sich besonders für die psychologischen und gesellschaftlichen Aspekte von Konfliktsituationen, so z. B. in Die Hauswaffe (1998). Der Roman spielt im „neuen“, immer noch von Gewalt geschüttelten Südafrika nach der Apartheid und beschreibt die emotionale Verwirrung eines Ehepaars, dessen Sohn des Mordes bezichtigt wird.

Apartheid in ihrem schriftstellerischen Werk

In ihrem Werk zeigt sie, dass Apartheid kein statischer, starrer Begriff ist, sondern etwas sich ständig Weiterentwickelndes. Die Realität in ihrem Werk ist nie schwarz-weiß, sondern mit vielen Grautönen durchsetzt. Im Studium von Gordimers Gesamtwerk lässt sich gut nachvollziehen, wie sich ihr Gedankengut und ethnisches Bewusstsein weiterentwickelt. 1991 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur aufgrund der offenen und ironischen Art, mit der sie soziales Unrecht beschreibt. Ihr Werk ist in über dreißig Sprachen übersetzt worden.

Auszeichnungen

Werke

Romane

  • Entzauberung (The Lying Days, 1953, ISBN 3-596-22231-1)
  • Fremdling unter Fremden (A World of Strangers, 1958, ISBN 3-596-25723-9)
  • Anlass zu lieben (Occasion for Loving, 1963)
  • Die spätbürgerliche Welt (The Late Bourgeois World, 1966)
  • Der Ehrengast (A Guest of Honour, 1970)
  • Der Besitzer, Claassen Verlag, Düsseldorf 1977. (The Conservationist, 1974)
    • als rororo-Taschenbuch, übersetzt von Victoria Wocker, Reinbek bei Hamburg 1980, ISBN 3-499-14499-9.
  • Burgers Tochter (Burger’s Daughter, 1979)
  • Julys Leute (July’s People, 1981)
  • Ein Spiel der Natur (Sport of Nature, 1987, ISBN 3-10-027011-8)
  • Die Geschichte meines Sohnes (My Son’s Story, 1990, ISBN 3-596-12434-4)
  • Niemand, der mit mir geht (None to Accompany Me, 1994, ISBN 3-518-39912-8)
  • Die Hauswaffe (The House Gun, 1998, ISBN 3-442-72370-1)
  • Ein Mann von der Straße (The Pickup, 2001, ISBN 3-442-76122-0)
  • Fang an zu leben (Get a life, 2005, ISBN 3-8270-0007-6)
  • Keine Zeit wie diese (No Time Like the Present, Berlin Verlag 10/2012)

Erzählungen

  • Face to Face (1949)
  • Die sanfte Stimme der Schlange (The Soft Voice of the Serpent) 1952, dt. 1995
  • Sechs Fuß Erde (Six Feet of the Country)1956, dt. 1959, später ohne die Titelgeschichte: Clowns im Glück 1982
  • Nicht zur Veröffentlichung geeignet (Not for Publication, 1965)
  • Gutes Klima, nette Nachbarn (Good Climate, Friendly Inhabitants) 1965, dt. 1982
  • Freitags Fußspur (Fryday’s Footprint) 1960, dt. 1996
  • Livingstones Freunde („Livingstone’s Companions“) 1971, dt. 1998
  • Selected Stories (1975)
  • No Place Like: Selected Stories (1978)
  • Die Umarmung eines Soldaten (A Soldier’s Embrace) 1980, dt. 1999
  • Liebende in Stadt und Land, I und II (Town and Country Lovers One and Two', 1980)
  • Mündliche Nachrichten (Oral History, 1980)
  • Eine Stadt der Toten, eine Stadt der Lebenden (Something Out There) 1984, dt. 1985
  • Die endgültige Safari (Jump) 1991, dt. 1992
  • Why Haven’t You Written?: Selected Stories, 1950–1972 (1992)
  • Beute (Loot) 2003 (dt. 200, ISBN 3-8270-0006-8).
  • Beethoven war ein sechzehntel schwarz (Beethoven Was One-Sixteenth Black) 2007, dt. 2008
  • Life Times - Stories 1952–2007 (2010; ISBN 978-0-7475-9263-1)
    • Erlebte Zeiten, Erzählungen 1952–2007, übersetzt von Inken Bohn. Berlin Verlag, Berlin 2013.
    • Bewegte Zeiten, Leben und Schreiben 1954–2008, übersetzt von Susanne Höbel, Berlin Verlag, Berlin 2013.
    • beide Bände im Schuber: ISBN 978-3-8270-1177-0.[2]

Essays/Biografisches

  • Writing and Being (1995)
  • Zwischen Hoffnung und Geschichte (Living in Hope and History, 1999, ISBN 3-8270-0004-1)

Verfilmungen

  • 1962: Dilemma – Regie: Henning Carlsen – nach dem Roman Fremdling unter Fremden
  • 1981: Sechs Fuß Land – Fernsehserie, 7 Episoden

Literatur

  • Nadine Gordimer: a bibliography of primary and secondary sources, 1937–1992 comp. by Dorothy Driver; London, München: 1994. (Bibliographical research in African literatures; 4; ISBN 1-873836-26-0)
  • The Novels of Nadine Gordimer by Stephen Clingman (1986)
  • Critical Essays on Nadine Gordimer hrsg. Rowland Smith (1990)
  • Nadine Gordimer by Dominic Head (1994)
  • Rereading Nadine Gordimer by Kathrin Wagner (1994)
  • Christiane Korff: Schreiben, um sich selbst zu erschaffen. In Charlotte Kerner (Hrsg): Madame Curie und ihre Schwestern – Frauen, die den Nobelpreis bekamen, Beltz, Weinheim / Basel 1997, ISBN 3-407-80845-3.
  • Nadine Gordimer. In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kindlers Literatur Lexikon. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. 18 Bde. Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 987-3-476-04000-8 (formal falsche ISBN), Bde. 12, S. 438–447.[Biogramm, Werkartikel zu My Son’s Story von Geoffrey V. Davis].

Weblinks

 Commons: Nadine Gordimer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. channel24.co.za: SA novelist Nadine Gordimer dies
  2. Als Sisyphos nach Südafrika kam in FAZ vom 5. Oktober 2013, Seite L6
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Nadine Gordimer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.