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Max Hansen

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Max Hansen (Fotografie von Alexander Binder, entstanden vor 1929)

Max Hansen, eigentl. Max Haller, (geb. 22. Dezember 1897 in Mannheim; gest. 13. November 1961 in Kopenhagen) war ein in Deutschland aufgewachsener deutschsprachiger Kabarettist, Filmschauspieler und Sänger dänischer Staatsangehörigkeit. Er war im Berlin der Weimarer Republik ein großer Musik- und Schauspielstar.

Leben

Hansen wurde als unehelicher Sohn der dänischen Schauspielerin Elly Benedicte Hansen (1873-1930), die damals als Eva Haller am Mannheimer Apollo-Theater auftrat, geboren. Die Identität des Vaters blieb lange im Dunkeln. Im Taufregister ist Joseph Walder als Vater eingetragen, ein ungarischer „Artist“ jüdischer Herkunft und Kollege der Mutter.

Schon als Baby kam er zu seinen Pflegeeltern, der Familie Bögl in München. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hat er aufgrund seiner schönen modulationsfähigen Gesangsstimme Auftritte, sogar im Ausland, wie Kopenhagen, Paris und St. Petersburg, und ersingt sich den Beinamen „der kleine Caruso“. Er erhält Klavier- und Gesangsunterricht. Im Münchner Theater-Lokal Simplizissimus tritt er als Kabarettist mit teils selbstgeschriebenen Texten und Liedern auf.

Im Ersten Weltkrieg lebt Hansen im neutralen Dänemark, wo auch seine leibliche Mutter wohnte. Nach dem Krieg geht er 1919 nach Wien, wo er sich wie schon zuvor in München gesanglich ausbilden lässt. Sein Gesangsstudium finanziert er sich als Bänkelsänger mit Auftritten in verschiedenen Varietés und Kabaretts. Er legt sich das Pseudonym „Max Hansen“ zu, weil er glaubt, einen skandinavisch klingenden Namen besser vermarkten zu können.

Als Hauptakteur im Ronacher-Varieté entdeckt ihn 1923 Hubert Marischka für die Operette Gräfin Mariza. In der Rolle des Zsupán tritt Hansen im Metropol-Theater in Berlin auf. Dies ist der eigentliche Startschuss für eine glanzvolle Bühnen-Laufbahn. Max Reinhardt engagiert ihn für Die schöne Helena, Erik Charell für Die lustige Witwe. Sein größter Erfolg wird seine Rolle in der Operette Im weißen Rößl als Kellner Leopold (Uraufführung 1930 in Berlin).

Ab 1926 baut sich Hansen zusätzlich eine Karriere mit Schellack-Plattenaufnahmen auf, zunächst als anonymer Sänger verschiedener Orchester, später unter seinem eigenen Namen. Ab 1927 hat er regelmäßig Rundfunk-Liveauftritte.

Mit dem Aufkommen des Tonfilms steigt Hansen dort ebenfalls groß ein und bekommt einen weiteren Popularitätsschub. Charakteristisch ist seine leicht näselnde Stimme, wie man sie heute von Max Raabe kennt. Allein zwischen 1930 und 1933 steht Hansen für zehn Filme vor der Kamera, meist Komödien und Musicals, viele davon mit der Schauspielerin Jenny Jugo. Mit Paul Morgan und Carl Jöken gründet er sogar eine eigene Filmgesellschaft, die Trio-Film GmbH, die aber nicht über ihre erste Produktion „Das Kabinett des Dr. Larifari“ hinauskommt. Der Film, bei dem Hansen als Drehbuch-Autor, Komponist, Liedtexter und Schauspieler mitwirkt, wird kein kommerzieller Erfolg.

Parallel zu seinen Auftritten als Sänger und Schauspieler arbeitet Hansen von Anfang an als Kabarettist. Zusammen mit Paul Morgan und Kurt Robitschek zählt er zu den Gründern des legendären Berliner Kabarett der Komiker. Dort tritt er ab Ende 1924 häufig auf. Höhepunkte des Programms sind unangekündigte Auftritte des Opernstars Richard Tauber, den Hansen „zufällig“ in den Reihen des Publikums entdeckt und auf die Bühne holt, wo er dann, von dem berühmten Tenor am Klavier begleitet, eine Tauber-Parodie aufführt. Auf Adolf Hitler und die Nazi-Bewegung dichtet Hansen scharfzüngige Spott-Chansons. In seinem leicht frivolen Gassenhauer „War´n Sie schon mal in mich verliebt?“ unterstellt er Hitler homosexuelle Neigungen. Bei der Premiere seines Film Das häßliche Mädchen am 8. September 1933 (Drehbuch: Hermann Kosterlitz und Felix Joachimson, beides Juden) inszenieren die Nazis einen Eklat: Hansen, der jüdische Vorfahren hat, wird bepöbelt und mit Tomaten beworfen. Hansen erkennt die Gefahr, die ihm als unliebsamem Künstler droht, und wandert aus Hitlers Deutschem Reich aus.

Engagements im Musiktheater führten ihn zunächst nach Wien. Als 1936 während der Vorbereitung auf Benatzkys Revue Axel an der Himmelstür Greta Garbo absagt, holt Hansen die bis dahin unbekannte Zarah Leander als seine Partnerin ans Theater an der Wien. 1938 zieht er nach Kopenhagen. Dort eröffnet er nach der Scheidung von seiner ersten Frau Lizzi Waldmüller, einer österreichischen Schauspielerin, mit seiner zweiten Frau Britta (24 Jahre jünger und Mutter seiner vier Kinder) ein Sommertheater im Glassaal des Tivoli. Theaterreisen führen ihn nach Oslo, Stockholm, Helsinki, in die Schweiz und nach Amsterdam.

In Dänemark gelingt es dem findigen, beziehungsreichen Multitalent, heil durch die deutsche Kriegs- und Besatzungszeit zu kommen, indem er sich einen Ariernachweis verschafft: Er bezahlt den bankrott gegangenen „arischen“ schwedischen Baron Per Wilhelm Fredrik Schürer von Waldheim dafür, seinen Vater zu spielen. Nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern aus Angst vor Enttarnung auch im Familienkreis gibt er diesen ehemaligen Offizier als den Großvater seiner Kinder aus. Seine beiden Töchter und seine zwei Söhne erfahren von ihren jüdischen Vorfahren und von der „Show“ mit dem falschen Großvater erst in gefahrlosen Zeiten und zu ihrer eigenen Überraschung.

Die wirtschaftliche Existenz seiner Familie sichert Max Hansen mit Arbeiten für den skandinavischen Rundfunk. Außerdem dreht er zwischen 1939 und 1951 in Schweden einige zum Teil sehr erfolgreiche Musik-Komödien, für die er unter dem Pseudonym „Sylvester“ auch Lieder komponiert.

Im Nachkriegsdeutschland und -österreich kann er wie so viele andere Exil-Künstler nicht wieder an seine Glanzzeiten als Unterhaltungsstar der Weimarer Republik anknüpfen. Er versucht es und kommt 1951 wieder nach Deutschland. Doch der kulturelle Bruch der zwölf Jahre Tausendjähriges Reich und die wirtschaftliche Not der Wiederaufbauepoche geben ihm keine reelle Chance, dort weiterzumachen, wo er einst notgedrungen aufgehört hatte. In seine Berliner Fußstapfen, nicht als Sänger, aber als Kabarettist, Zeitkritiker und kleinerer Filmstar, folgt ihm Wolfgang Neuss.

Hansen kehrt 1953 nach Kopenhagen zurück, wo er – nach einem Schlaganfall und einem Herzinfarkt gesundheitlich angeschlagen – 1961 im Alter von 63 Jahren stirbt. Er hinterließ seine Frau und vier Kinder. Zwei seiner Kinder (Ann-Mari Max Hansen, geb. 1949 und Max Hansen jr., geb. 1954) sind heute in Dänemark als Schauspieler bekannt.

Dokumentarfilm 2005

Dem aufgrund der Nazizeit im deutschen Sprachraum fast vergessenen Künstler-Multitalent setzte 2005 der historische Dokumentarist und Filmregisseur Douglas Wolfsperger ein mediales Denkmal mit dem Anfang 2006 in den Filmkunst-Programmkinos startenden Film War'n Sie schon mal in mich verliebt? Der Titel zitiert ein Chanson gleichen Namens aus der Feder von Max Hansen. Neben Rundfunkarchivfunden, Filmausschnitten und Forschern wie dem Kabarett-Historiker Volker Kühn kommen Zeitzeugen und Nachfolger zu Wort. Beruflichen und menschlichen Respekt und Bewunderung äußert unter anderem die Schauspielerin Brigitte Mira. Wolfspergers Doku-Kino macht die Zeit und das Lebensgefühl der Weimarer Republik nacherlebbar. Der Film erhielt u.a. das FBW-Prädikat "Besonders wertvoll".

Museumsfilm für das NS-Dokumentationszentrum München 2007

Der israelische Regisseur Avi Bodar stellt in seinem Film für das neue NS-Dokumentationszentrum in München Max Hansens Lied „War´n Sie schon mal in mich verliebt?“ in den Mittelpunkt seiner Schlüsselszene. Am Tag der Machtergreifung Adolf Hitlers lässt er einen jungen Sänger (angelehnt an die Figur Max Hansens) in einem Nachtclub diesen Song singen, bis die Hitlerjugend das Treiben gewalttätig beendet. Die Anspielung auf Hitlers angebliche Homosexualität ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die angespannte Situation eskaliert. Diese fiktive Szene dient zur Veranschaulichung der zeitlichen Umstände, in denen Max Hansen sein Lied veröffentlichte. Die Musik dieses Films ist eine Neuaufnahme (Produzent und Arrangement Max Joseph) des Hansen-Klassikers, allerdings auch verfremdet mit elektronischen Mitteln. In der Nachtclubszene wird „War´n Sie schon mal in mich verliebt?“ von dem jungen Tenor Anton Leiss-Huber interpretiert.

Musik

Auswahl erfolgreicher Lieder von Max Hansen:

  • Im weissen Rössl
  • Kannst Du pfeifen, Johanna?
  • War'n sie schon mal in mich verliebt?
  • Jetzt geht's der Dolly gut
  • Da geh' ich ins Maxim
  • Wenn ein Fräulein keinen Herrn hat
  • Ach, Louise!
  • Musik muß sein
  • Meine liebe Lola
  • Gehst du mit nach Honolulu, geh ich auch nach Honolulu
  • Klassisch, klassisch
  • Ich möcht' so gerne wissen, ob sich die Fische küssen
  • Sag mir Oui
  • Sag ich blau, sagt sie grün
  • Ich hab ne Leidenschaft
  • Ich hab kein Auto
  • Das Lied vom Zuschau'n
  • Bayerisches Seemannslied
  • Einmal möchte ich keine Sorgen haben
  • Franz Schubert, du warst nicht umsonst verliebt
  • Die erste Frau, die ich geküßt
  • Was hast du schon davon, wenn ich dich liebe (dänisch: Hva' glade har du af, at jeg ka li' dig)

Filme

  • 1925: Husarenfieber
  • 1926: Familie Schimeck - Wiener Herzen
  • 1926: Im weißen Rößl
  • 1926: Der lachende Ehemann
  • 1926: Als ich wiederkam
  • 1926: Die Kleine vom Varieté
  • 1926: Die selige Exzellenz
  • 1927: Venus im Frack
  • 1927: Frau Sorge
  • 1928: Freiwild (Der Leidensweg der Anna Riedel)
  • 1928: Das Girl von der Revue
  • 1929: Wir haben uns gut verstanden...
  • 1929: Jetzt geht's der Dolly gut
  • 1930: Gaukler (Les Saltimbanques)
  • 1930: Wien, du Stadt der Lieder
  • 1930: Terra-Melophon-Magazin Nr. 1
  • 1930: Der Hampelmann
  • 1930: Das Kabinett des Dr. Larifari
  • 1931: Schuberts Frühlingstraum
  • 1931: Wer nimmt die Liebe ernst?
  • 1932: Der Frauendiplomat
  • 1932: Die – oder keine
  • 1932: Einmal möcht' ich keine Sorgen haben
  • 1933: Das häßliche Mädchen
  • 1933: Glückliche Reise
  • 1935: Ihre tollste Nacht (Csardas)
  • 1936: Skeppsbrutne Max
  • 1939: Rosor varje kräll
  • 1941: Tror du, jeg er født i går?
  • 1941: Wienerbarnet
  • 1943: En fllicka för mej
  • 1944: Gröna hissen
  • 1945: Trötte Teodor
  • 1946: En förtjusande fröken
  • 1946: Bröder Emellan
  • 1947: Bröllopsnatten
  • 1947: Ingen väg tillbaka
  • 1951: Sköne Helena

Literatur

  • Marie-Theres Arnbom: War'n Sie schon mal in mich verliebt? - Filmstars, Operettenlieblinge und Kabarettgrößen zwischen Wien und Berlin. Böhlau-Verlag, Wien 2006, ISBN 978-3-205-77550-8.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Max Hansen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.