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Mauretanien

Aus Jewiki
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Dieser Artikel beschreibt den heutigen Staat Mauretanien. Für die antike Landschaft siehe Mauretanien (Antike).
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Flagge Mauretaniens
Siegel Mauretaniens
Flagge Wappen
Wahlspruch: Honneur, Fraternité, Justice,
شرف، إخاء، عدالة („scharaf, ichā’, ʿadāla“)
frz. u. arab., „Ehre, Brüderlichkeit, Gerechtigkeit“
Amtssprache Arabisch
Hauptstadt Nouakchott
Staatsform Islamische Republik
Staatsoberhaupt Präsident
Mohamed Ould Abdel Aziz
Regierungschef Premierminister
Moulaye Ould Mohamed Laghdhaf
Fläche 1.030.700 km²
Einwohnerzahl 3.438.000 (2013)[1]
Bevölkerungsdichte 3,3 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt
  • Nominal
2007[2]
  • 2.756 Mio. US$ (149.)
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 931 US$ (135.)
Human Development Index 0,467 (155.)[3]
Währung 1 Ouguiya (MRO) = 5 Khoums
Unabhängigkeit 28. November 1960 (von Frankreich)
Nationalhymne Nationalhymne Mauretaniens
Nationalfeiertag 28. November
Zeitzone UTC±0
Kfz-Kennzeichen ج ا م (RIM)
Internet-TLD .mr
Telefonvorwahl +222
Mauritania on the globe (Cape Verde centered).svg

Mauretanien (amtlich Islamische Republik Mauretanien) liegt im nordwestlichen Afrika am Atlantik. Die Präsidialrepublik grenzt an die Staaten Algerien im Nordosten, Mali im Osten und Südosten, Senegal im Südwesten sowie im Bereich der Halbinsel von Nouadhibou an das von Marokko besetzte Territorium der Westsahara und im Nordwesten an den Landesstreifen, der von der Frente Polisario zur Demokratischen Arabischen Republik Sahara ausgerufen wurde. Das Land ist fast dreimal so groß wie Deutschland und besteht mit Ausnahme einer Dornbuschsavannenzone von der Hauptstadt Nouakchott entlang der Südgrenze aus Wüste. Nach dem Militärputsch am 8. August 2008 regierte eine Militärdiktatur. Am 18. Juli 2009 fanden wieder Präsidentschaftswahlen statt.

Geographie

Landesnatur

Die Oberflächengestalt Mauretaniens bietet ein recht gleichförmiges Bild. An die im Süden (zwischen Senegalmündung und Cap Timiris) flache Ausgleichsküste, im Norden buchten- und inselreiche Steilküste schließt landeinwärts ein ausgedehntes Tiefland an, das mit seinen Sanddünenfeldern den westlichen Rand der Sahara bildet. Ein kurzer Steilanstieg leitet zu dem weithin ebenen Hochland (300–500 m ü. M.) im zentralen Landesteil über. Hier liegen die Sandsteinplateaus von Adrar, Tagant und Affollé sowie einzelne Inselberge (darunter der Kediet Ijill, mit 915 m die höchste Erhebung des Landes). Gegen Osten senken sich die überwiegend von Geröllfeldern bedeckten Hochflächen zu dem abflusslosen, sandgefüllten Becken El Djouf. Einziger ständig wasserführender Fluss Mauretaniens ist der Senegal, der die Staatsgrenze zum gleichnamigen Nachbarland bildet.

Klima

Im Bereich des nördlichen Wendekreises gelegen hat Mauretanien größtenteils trockenheißes Wüstenklima. Abkühlung bringt nur der kalte Kanarenstrom vor der Küste, wodurch es im Küstengebiet häufig zu Nebelbildung kommt. In der Nordhälfte des Landes fallen die Niederschläge unter anderem im Winter, allerdings selten mehr als 100 mm pro Jahr, im äußersten Süden sind es 300–400 mm, hauptsächlich von Juli bis Oktober. Die durchschnittlichen Januartemperaturen liegen bei 20–24 °C, die Julitemperaturen bei 30–34 °C, wobei sommerliche Maximalwerte bis 50 °C erreicht werden.

Flora und Fauna

Gras- und Buschflächen sowie Akazien markieren den Übergang von der Wüstensteppe zur Dornsavanne des Sahel. In den Oasen wachsen vor allem Dattelpalmen, in der Überschwemmungssavanne des Senegal auch Raphiapalmen, Affenbrotbäume und Bambus. Im Küstenland gibt es ausgedehnte Salzsümpfe.

Tiere der Savanne sind Antilopen, Elefanten, Löwen und Hyänen; die Wüstensteppe bietet noch für Gazellen, Strauße, Warzenschweine, Leoparden und Falbkatzen ausreichend Nahrung. Auch gibt es in den Dünen zahlreiche Skorpione und Schlangen.

Des Weiteren wurden in Mauretanien Nilkrokodile entdeckt, welche meist an Gueltas leben und die geringe Niederschlagsmenge so gut es geht nutzen, um sich in der Trockenperiode in kühle Felsspalten unter der Erde zurückzuziehen. Dabei fahren sie ihren Stoffwechsel auf ein Minimum herunter und verfallen in eine Starre, die es ihnen erlaubt, monatelang ohne Wasser und Nahrung zu überleben.[4]

Zwischen 1990 und 2000 hat der Waldbestand um 2,7 Prozent abgenommen.

Nationalparks

In Mauretanien gibt es zwei Nationalparks:

Bevölkerung

Der früher hohe Anteil an Nomaden ist stark zurückgegangen. 1957 lebten noch 90 Prozent der Bevölkerung als Nomaden in Zelten, größere Städte gab es nicht.[5] Dagegen wohnten 2005 bereits 40 Prozent der Bevölkerung in den Städten. Vier Fünftel der Einwohner leben auf 15 Prozent der Landesfläche, vorwiegend im Süden. Das Bevölkerungswachstum betrug 2005 2,9 Prozent. 43 Prozent der Bevölkerung waren 2005 jünger als 15 Jahre. Die Lebenserwartung betrug 2005 54 Jahre.

Volksgruppen

In Mauretanien treffen arabische, berberische und schwarzafrikanische Völkergruppen zusammen, die sich stark miteinander vermischt haben, so dass Prozentangaben zu einzelnen Ethnien kaum möglich sind. Etwa 70 Prozent der Bevölkerung sprechen Hassania. Sie gehören zu den arabisch-berberischen Mauren. Etwa die Hälfte dieser Hassania-Sprecher wird als Bidhan oder Weiße Mauren bezeichnet und gehört zu den beiden oberen Schichten der traditionell stark hierarchisch gegliederten mauretanischen Gesellschaft, den Hassani (Kriegern) und Marabout (Islamgelehrten). Die andere Hälfte heißt Haratin. Diese durchschnittlich etwas dunkelhäutigeren Menschen haben Vorfahren, die ehemals Sklaven waren. Die übrigen 30 Prozent der Gesamtbevölkerung teilen sich mehrere schwarzafrikanische Völker (zusammen Soudans), die überwiegend entlang des Senegalflusses im Süden leben.[6] Eine ähnliche Einteilung schätzt für 2010 grob 30 Prozent (weiße) Mauren, 40 Prozent dunkelhäutige Mauren und 30 Prozent Schwarze.[7] Zu den schwarzafrikanischen Völkern gehören die überwiegend Ackerbau treibenden Tukulor und die Fulbe, traditionell Rinderhirten. Beide werden wegen ihrer gemeinsamen Sprache Pulaar als Halpulaaren zusammengefasst. Kleinere Volksgruppen sind die Sarakolé, Wolof und Bambara. Etwa 5000 Europäer (meist Franzosen) leben im Land.

Der Kompromiss zwischen den verschiedenen Kulturen Mauretaniens ist wichtig für den Zusammenhalt der Nation. Traditionell wird das Land – auch geographisch – gemäß diesen Volksgruppen in das sogenannte Ard al-Bīdān, was „Land der Weißen“ bedeutet, und Ard as-Sūdān, „Land der Schwarzen“, unterteilt. Diese oft benutzten Begriffe werden jedoch nicht pejorativ gedacht. Die Einteilung ist mehr wirtschaftlich-traditionellen als ethnischen Ursprungs. In der Tat gehören viele Schwarzafrikaner der nomadischen Welt an, die Benennung „Mauren“ beziehungsweise „Bīdān“ gilt all jenen nomadischen Gruppen, die kulturell arabisiert wurden – ungeachtet ihres ethnischen Ursprungs, also inklusive der „Mauren“ mit schwarzafrikanischem Hintergrund. Die Kategorie „Schwarzafrikaner“ (négro africains) fasst sämtliche nicht-arabischsprachigen Mauretanier zusammen. Eine von schwarzen Nationalisten propagierte, noch weiter ausgedehnte Zuordnung schließt als „Schwarzmauretanier“ (négro-mauritaniens) auch die arabisch sprechenden Haratins mit ein, mit der Absicht, eine größere Front gegen die „weißen“ Mauretanier bilden zu können.[8] Heute gilt der Islam als Bindung zwischen den verschiedenen Ethnien und ist die einzige vom Volk anerkannte Legitimierung eines jeden Gesetzes.

Sprachen

Alleinige Amtssprache ist heute das Arabische, das während der Kolonialzeit offiziell gesprochene Französisch hat sich als Arbeits-, Handels- und Bildungssprache erhalten. Französisch ist Unterrichtssprache.

Gesprochen wird überwiegend Hassania, die maurische Varietät des Arabischen. Die westatlantischen Sprachen Pulaar und Wolof sowie die Mande-Sprache Soninke sind ebenfalls anerkannte Nationalsprachen. Außerdem werden noch die Berbersprachen Imeraguen und Zenaga gesprochen, die aber fast ausgestorben sind.[9]

Religion

Inzwischen sind annähernd 100 Prozent der Bevölkerung sunnitische Muslime, die der malikitischen Rechtsschule angehören. Die winzige Minderheit der mauretanischen Christen, vorwiegend Katholiken, spielt im öffentlichen Leben keine Rolle.

Soziale Lage

Ein Dorf in der Sahara im Süden Mauretaniens

Die Sozialgesetzgebung und das Gesundheitssystem sind noch unzureichend. Obgleich allgemeine Schulpflicht für 6- bis 11-Jährige besteht, werden nur rund 75 % der Kinder eingeschult. Die Analphabetenrate betrug 2004 bei Frauen 57 % und bei Männern 40 %. 1983 wurde die Universität von Nouakchott gegründet. Es ist eine wesentliche Anzahl an Ausländern – mehr als 15 % der Arbeitskräfte in den modernen Wirtschaftsbereichen – notwendig, um die Nachfrage an qualifizierten Arbeitskräften zu decken. Gleichzeitig verließen mehr als 600.000 Mauretanier ihr Land auf der Suche nach Beschäftigung in Westafrika, im Mittleren Osten und in Westeuropa.

Mehr als irgendeine andere Stadt reflektiert Nouakchott die durch schnelle und nicht kontrollierte Urbanisierung verursachten Probleme. Anfangs als kleine zentrale Verwaltungsstelle mit etwa 30.000 Einwohnern im Jahre 1959 errichtet, erreichte sie schon im Jahre 1970 mehr als 40.000 Einwohner und wuchs in den siebziger Jahren um 15 bis 20 % pro Jahr; dieses schnelle Wachstum hält auch am Anfang des 21. Jahrhunderts an: 2005 hatte die Stadt knapp eine Million Einwohner. Der daraus resultierende Mangel an Wasser und an Wohnraum ist ein großes Problem. Die meisten der Neuankömmlinge landen in sogenannten Kebbas (Vorstadtviertel), die im näheren Umfeld der Hauptstadt entstanden sind. Im Jahre 1983 schätzte ein französischer Forscher, dass mehr als 40 % der Bevölkerung von Nouakchott in diesen Kebbas lebten und der Anteil noch weiter steigen werde. Die Regierung Mauretaniens versuchte dieses Problem zu lösen, indem sie all denen Boden und Saatgut sowie Transportmöglichkeiten anbot, die zur Rückkehr in die ländlichen Regionen bereit wären. Die Realisierung des ambitionierten Programmes erwies sich aber in Anbetracht dauerhafter Dürre als schwierig.

Die Elite der weißen Mauren hatte lange die meiste politische Macht inne, während schätzungsweise Hunderttausende schwarze Mauren bis heute in Sklaverei leben und die Soudans unterdrückt wurden. Konflikte zwischen weißen Mauren und Soudans gipfelten 1989, als nach Übergriffen zehntausende Soudans über die Grenze nach Senegal flohen. 2007 unterzeichnete die neue Regierung Mauretaniens ein Abkommen mit Senegal, um die Rückkehr dieser Flüchtlinge zu ermöglichen.[10]


Geschlechterverhältnis

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Verschiedene ethnische Gruppen Mauretaniens praktizieren in unterschiedlichem Ausmaß die weibliche Genitalverstümmelung. Aus den Ergebnissen der mauretanischen Bevölkerungs- und Gesundheitsstudie (EDSM – Enquête Démographique et de la Santé) von 2000/01 schließt die GTZ, dass 71 % der Frauen und Mädchen davon betroffen sind. Ein Gesetz von Dezember 2005 stellt nunmehr „einen Eingriff an den Geschlechtsorganen eines Kindes weiblichen Geschlechts“ unter Strafe, „wenn diesem daraus ein Schaden entstanden ist“. Die Association des Imams et des Oulémas verhängte 2006 eine Fatwa gegen weibliche Genitalverstümmelung.[11]

Bildung

Etwa 60 % der Bevölkerung, besonders Frauen, sind trotz steigendem Grundschulbesuch Analphabeten.[12][13] Früher war das Schulsystem in einen (dominierenden) arabischsprachigen und einen (kleineren) französischsprachigen Zweig aufgeteilt. Seit 1999 findet der gesamte Unterricht im ersten Grundschuljahr auf Arabisch statt, aber Französischunterricht wurde für alle Schüler und Studierenden verbindlich. Das Land besitzt die Universität Nouakchott, die Ecole Normale Superieure de Nouakchott[14] und die Chinguetti Modern University. Öffentliche Gesundheitsausgaben beliefen sich auf 10,1 % der Regierungsausgaben im Zeitraum 2000–2007.[15] Der Anteil arbeitender Kinder unter den Zehn- bis Fünfzehnjährigen lag im Jahr 2000 wahrscheinlich über 20 %; Kindersklaverei ist verbreitet.[16]

Gesundheit

Die Lebenserwartung bei der Geburt beträgt etwa 60 Jahre (2009).[17] 2004 betrugen die Gesundheitsausgaben 43 US-Dollar pro Kopf (Kaufkraftparität).[15] Öffentliche Gesundheitsausgaben betrugen 2004 2 % des BIP und private 0,9 % des BIP.[15] Im frühen 21. Jahrhundert gab es 11 Ärzte auf 100.000 Einwohner.[15] Die Säuglingssterblichkeit betrug 7,8 % der Lebendgeburten.[15]

Das größte und modernste Krankenhaus ist das 2001 fertiggestellte Centre Hospitalier National de Nouakchott (Nationalkrankenhaus) in der Landeshauptstadt. Wegen seiner ökologisch angepassten Bauweise erhielt 1995 das Regionalkrankenhaus in Kaédi (Hôpital de Kaédi) einen Architekturpreis.

Geschichte

Früheste Nachweise einer Besiedlung durch nomadische Berber und schwarzafrikanische Völker finden sich schon um 10.000 v. Chr. Der Landesname ist vom saharischen Stamm der Mauren abgeleitet. Daher rühren auch die Namen der Römischen Provinzen an der afrikanischen Mittelmeerküste, Mauretania Tingitana und Mauretania Caesariensis, die mit dem heutigen Land Mauretanien geografisch nichts zu tun haben.

Als im 7. Jahrhundert arabische Krieger den Islam in den Maghreb trugen, änderte sich am Leben der Völkergemeinschaft südlich der Sahara noch nichts. Der Islam verbreitete sich entlang der Handels- und Karawanenrouten durch die Sahara, blieb aber über Jahrhunderte hin eine Religion der „fremden Händler“, bis sich auch die Oberschicht in den afrikanischen Stadtgemeinschaften für diese Religion interessierte und sich zum Islam bekehrte. Auch, als die großen Reiche Westafrikas im 11. Jahrhundert zum Islam konvertierten und vom Tschadsee (Kanem-Bornu) und dem Niger (Gana, Songhai, Mali) aus der Islam weiter in das Gebiet eindrang, blieb das animistisch geprägte Leben der Landbevölkerung erhalten. Muslime hatten − wie etwa aus dem Niger-Bogen berichtet wird − ihre eigene Stadt abseits der Königsstadt, sie führten ein eigenständiges Leben innerhalb der Königreiche, und wenn sich der Herrscher mit seiner Familie zum Islam bekehrte, dann war damit nicht auch gleichzeitig die Islamisierung des gesamten Staates verbunden. Chinguetti ist eine der sieben heiligsten Stätten des Islam, galt lange als das religiöse Zentrum des ganzen Gebietes und war der Treffpunkt der Pilger auf ihrem Weg nach Mekka.

Zu Beginn des 11. Jahrhunderts gründeten islamisierte Mauren das Almoraviden-Reich, das sich in seiner Glanzzeit im 11. und 12. Jahrhundert auch das Reich von Gana einverleibte und bis zum Ebro in Spanien reichte. Dieses Reich brach 1147 zusammen; der Norden Mauretaniens blieb lose mit Marokko verbunden, der Süden mit Mali. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts begannen dann die nomadischen Kunta-Araber, erneut die Lehre des Islam zu predigen. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts begann die Qadiriyya-Bruderschaft, zu der auch die Kunta-Araber gehörten, den Islam im gesamten westlichen Sudan weiter zu verbreiten. Erst in dieser Zeit wandelte sich der Islam von der bloßen „Herrschaftsreligion“ zur Religion des Einzelnen, aber nichtislamische Herrscherhäuser regierten in alten Moslemhochburgen bis ins 18. Jahrhundert hinein. Dann begann eine Reform des Islam bei den Fulbe und anderen Stämmen, die zugleich mit einer Ideologisierung und Radikalisierung einherging.

Kolonialzeit

Da die Küste des Landes schlecht zugänglich war und die Kolonialmächte über Jahrhunderte keine Kunde von den vorhandenen Bodenschätzen hatten, zeigten sie bis Ende des 19. Jahrhunderts kaum Interesse an Mauretanien (vgl. Arguin). An der Wende zum 20. Jahrhundert begannen die Franzosen von Süden her mit der Unterwerfung des Landes, das für sie vor allem strategische Bedeutung als Bindeglied zwischen west- und nordafrikanischen Besitzungen hatte. 1904 wurde das Gebiet französisches Territorium im Rahmen Französisch-Westafrikas (AOF), 1920 französische Kolonie, doch gelang es den Franzosen erst 1934 letzte Aufstände im Norden zu unterdrücken. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Mauretanien im Rahmen der französischen Entkolonialisierungspolitik Überseeprovinz und damit Mitglied der Union Française. Bis 1955 gab es im Osten des Landes noch Gebiete, die den Europäern unbekannt waren: In diesem Jahr durchquerte der Franzose Théodore Monod als erster Europäer die Landschaft El Djouf. Die ersten Wahlen fanden 1957 statt. 1959 wurde Mokhtar Ould Daddah Regierungschef.

Unabhängigkeit

Am 28. November (Nationalfeiertag) 1960 erhielt das Land seine Unabhängigkeit. Ould Daddah, der sich auch „Vater des Vaterlandes“ nennen ließ, war von 1961 an darüber hinaus Staatspräsident sowie von 1964 an Generalsekretär der aus mehreren Parteien gebildeten Einheitspartei Parti du Peuple Mauritanien (PPM). Die seit etwa 1970 bestehenden Streitigkeiten der angrenzenden Länder um den Besitz der einstigen spanischen Überseeprovinz Spanisch-Sahara (Westsahara) endeten im Jahre 1976 nach dem Rückzug Spaniens aus dem Territorium mit der Annexion durch Marokko und Mauretanien. Die saharanische Guerillabewegung POLISARIO führt seither einen verzweifelten Kampf um die Herstellung eines eigenen Staates. Für Mauretanien hatte diese Eroberungspolitik katastrophale wirtschaftliche Folgen, die schließlich 1978 zum Sturz Ould Daddahs und zum Verbot der PPM führten. Im August 1979 gab Mauretanien alle Ansprüche auf das Westsahara-Territorium auf. In den darauffolgenden Jahren erlebte Mauretanien mehrere Umstürze und Regierungsumbildungen. Es regierten nacheinander die Obristen Mustafa Ould Salek (1978–1979), Mohamed Mahmoud Ould Louly (1979–1980) und Mohamed Khouna Ould Haidalla (1980–1984). Am 12. Dezember 1984 gelangte Oberst Maaouya Ould Sid’Ahmed Taya an die Macht. Anfang 1991 kündigte er eine demokratische Umgestaltung des Landes an. Gemäß einer im Juli 1991 verabschiedeten Verfassung fanden 1992 freie Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt, die allerdings von der Opposition angefochten wurden.

Militärputsch 2005

Aufgrund der dauerhaften Stagnation und der unterbliebenen Reformen kam es immer wieder zu Putschversuchen gegen Taya, die schließlich am 3. August 2005 Erfolg hatten. An diesem Tag besetzte eine Gruppe von Offizieren, die sich Militärrat für Gerechtigkeit und Demokratie (Conseil Militaire pour la Justice et la Démocratie CMJD) nennt, das Armee-Hauptquartier, den Sitz des staatlichen Hörfunks und des Fernsehens sowie die Ministerien und den Präsidentenpalast in Nouakchott und erklärte Präsident Taya für abgesetzt. Die Putschisten hatten einen Auslandsaufenthalt Tayas anlässlich des Begräbnisses von König Fahd in Saudi-Arabien genutzt und die Verfassung außer Kraft gesetzt. Taya ist nicht nach Mauretanien zurückgekehrt, sondern hat nach Zwischenaufenthalten in Niger und Gambia Aufnahme in Katar gefunden. Die Putschisten bestimmten den langjährigen bisherigen Polizei- und Geheimdienstchef, Oberst Ely Ould Mohammed Vall, zum neuen Führer des Landes. Die neue Militärregierung kündigte an, innerhalb von zwei Jahren demokratische Verhältnisse in Mauretanien einzuführen. Oberst Vall wurde zum Vorsitzenden des 17-köpfigen Militärrates und damit zum Staats- und Regierungschef ernannt.[18] Am 5. August wurde Mauretanien „bis zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung“ vorübergehend aus der Afrikanischen Union (AU) ausgeschlossen.

Bei einem Verfassungsreferendum im Juni 2006 war von der Bevölkerung eine neue demokratischere Verfassung gebilligt worden. Die erste Runde der Parlamentswahlen fand am 19. November bei einer Wahlbeteiligung von 69,5 %, die zweite Runde am 3. Dezember 2006 statt. Die Mitglieder der Militärregierung hatten im Vorfeld der Wahlen versprochen, selbst nicht für öffentliche Ämter zu kandidieren. Fast die Hälfte der Sitze wurde von unabhängigen Kandidaten gewonnen, darunter viele Mitglieder der früheren Regierungspartei, die nicht mit dem gestürzten Regime in Verbindung gebracht werden wollten, sowie Islamisten, deren Parteien verboten worden waren. Opposition und zivilgesellschaftliche Gruppen hatten der Militärregierung im Vorfeld der Wahlen vorgeworfen, die etablierten Parteien zu schwächen und unabhängige Kandidaturen zu fördern, um auf diese Weise einen größeren Einfluss auf den politischen Prozess zu bewahren. Wahlbeobachter bezeichneten die Wahlen als frei und fair.[19] Am 21. Januar und am 4. Februar 2007 wurde der Senat in indirekten Wahlen durch 3688 Lokalräte bestimmt.

Bei den Präsidentschaftswahlen am 11. März konnte keiner der 20 Kandidaten die notwendige absolute Mehrheit erreichen. Der als Kandidat der Militärregierung geltende frühere Finanzminister Sidi Mohamed Ould Cheikh Abdallahi, der 15 Jahre im Ausland gelebt hatte, erreichte bei einer Wahlbeteiligung von 70,2 % mit 24,8 % der Stimmen das beste Ergebnis, knapp vor dem Kandidaten der oppositionellen CFCD, Ahmed Ould Daddah, mit 20,7 %. Daddah ist ein Halbbruder des ersten Präsidenten Mauretaniens nach der Unabhängigkeit, Mokhtar Ould Daddah. Seit 2000 hatte sich Daddah zum wichtigsten Gegner des gestürzten Präsidenten Taya entwickelt und war mehrfach inhaftiert worden. Drittstärkster Kandidat wurde der frühere Zentralbankchef Zeine Ould Zeidane. Während die beiden Kandidaten der schwarzafrikanischen Minderheit mit acht bis knapp zehn Prozent erstaunlich gut abschnitten, blieben die beiden Kandidaten des islamistischen Lagers mit knapp zwei bis knapp acht Prozent deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Stichwahl am 25. März endete bei einer Wahlbeteiligung von 67,4 % mit dem Sieg Abdallahis, der auf 52,9 % der Stimmen kam, nachdem Zeidane und weitere Kandidaten ihren Anhängern seine Wahl empfohlen hatten. Daddah erkannte seine Niederlage an. Am 19. April berief Abdallahi Zeidane zum neuen Ministerpräsidenten.

Seit dem Militärputsch 2008

Am 6. August 2008 kam es zu einem neuen Militärputsch gegen den Präsidenten und den Regierungschef des nordwestafrikanischen Landes. Militärs hatten beide Politiker in der Hauptstadt Nouakchott in ihre Gewalt gebracht. Zuerst informierte das französische Außenamt, dass eine Gruppe mauretanischer Generäle den Regierungschef, Yahya Ould Ahmed El Waghef, festgesetzt hat. Augenzeugen berichteten gegenüber ausländischen Pressevertretern von Truppenbewegungen in Nouakchott. Demnach stellten die Radio- und Fernsehsender ihre Sendungen ein. Die Militär-Junta wurde geführt von vier hochrangigen Offizieren, die kurz zuvor entlassen worden waren, weil sie sich gegen eine zunehmende Hinwendung zu islamistischen Kräften wendeten. Der selbsternannte „Staatsrat“ aus elf Angehörigen der Armee wird vom ehemaligen Kommandeur der Präsidentengarde, General Mohamed Ould Abdel Aziz, angeführt.[20] Zuvor forderten erst 69 der 95 Abgeordneten im Parlament den Rücktritt des Präsidenten Abdallahi.

Präsidentschaftswahlen 2009

Am 18. Juli 2009 fanden das erste Mal seit dem Staatsstreich wieder Präsidentschaftswahlen statt. Es gab neun Kandidaten, darunter auch der frühere Junta-Chef Aziz. Die Wahl wurde von 250 internationalen Beobachtern überwacht.[21] Am 20. Juli verkündete das Innenministerium, Abdel Aziz habe 52,6 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen können. Dieser wurde damit Wahlsieger. Die vier aussichtsreichsten Konkurrenten warfen Aziz Wahlbetrug vor.[22]

Politik

Der Islam ist Staatsreligion. Es gilt islamisches Recht (Schari’a). Ein Muslim, der zu einer anderen Religion übertritt, wird nach Artikel 306 des Strafrechts wegen Glaubensabfall (Ridda) mit der Todesstrafe bedroht, die bislang aber nicht verhängt wurde. Mauretanien ist Mitglied der Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union (AU), der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC), der Union des Arabischen Maghreb (UAM) und der Arabischen Liga. Es ist einer der wenigen Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga, die diplomatische Beziehungen zum Staat Israel unterhalten. Israel hat in der Hauptstadt Mauretaniens eine Botschaft.

Politisches System

Gemäß der Verfassung von 2006 ist Mauretanien eine Islamische Präsidialrepublik. Das Parlament besteht aus der Nationalversammlung, deren 95 Mitglieder alle fünf Jahre gewählt werden, und dem Senat, dessen 56 Mitglieder (drei Vertreter der Auslandsmauretanier) alle sechs Jahre indirekt gewählt werden. Das Staatsoberhaupt wird alle fünf Jahre direkt vom Volk gewählt. Es ernennt und entlässt die Regierung. Männer und Frauen besitzen ab 18 Jahren das Wahlrecht. Nach den letzten Parlamentswahlen 2006 errang die Coalition des Forces du Changement Démocratique (CFCD) insgesamt 41 Sitze, die frühere Regierungspartei Parti Républicain, Démocrate et Social (PRDS) nur sieben und sonstige Parteien sowie unabhängige Kandidaten insgesamt 47 Sitze. Im Senat stellen die Unabhängigen 38 und die CFCD 15 Sitze.

Menschenrechte

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International weist in ihrem Jahresbericht 2010 besonders auf unverhältnismäßige Gewalt und systematische Folter gegen Demonstranten, Häftlinge und die Zivilbevölkerung hin. Bei Amnesty International gingen auch 2009 Berichte über harte und willkürlich verhängte Strafmaßnahmen ein. Die Gefängnisse sind überfüllt.

Eine UN-Sonderberichterstatterin, die sich mit modernen Formen der Sklaverei einschließlich ihrer Ursachen und Folgen beschäftigt, besuchte Mauretanien im Oktober und November 2009. Sie lobte die Bemühungen der Regierung und der Zivilgesellschaft, die Sklaverei abzuschaffen. Gleichzeitig unterstrich sie aber, dass ein Ansatz zur Bekämpfung sämtlicher Formen der Diskriminierung und der Armut gefunden werden müsse, der auf mehr Ganzheitlichkeit, Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit beruhe. Dieser Ansatz müsse zudem die gesamte Gesellschaft umfassen. Die Sklaverei ist seit 1980 offiziell abgeschafft, wird aber nach wie vor im ganzen Land praktiziert. Nach Schätzungen der Anti-Sklaverei-Organisation SOS Esclaves gibt es in Mauretanien 600.000 Sklaven.[23][24] Ein anderer UN-Sonderberichterstatter, der sich mit den modernen Formen des Rassismus beschäftigt, äußerte sich besorgt über die anhaltende Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung Mauretaniens in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.[25] Mauretanien hat zwar im Jahr 2000 das Abkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) unterzeichnet aber trotzdem kommt es immer wieder zu gezielten Übergriffen. So misshandelten am 19. April 2009 Sicherheitskräfte zahlreiche Frauen, unter ihnen ehemalige Ministerinnen, Abgeordnete und Menschenrechtsverteidigerinnen, mit Tritten und Schlägen. Dabei setzten sie Stöcke und Gürtel ein. Die Frauen hatten sich vor der Vertretung der Vereinten Nationen in Nouakchott zu einem Sitzstreik versammelt. Die ehemalige Bildungsministerin Nebghouha Mint Mohamed Vall und ihre Tochter wurden von der Polizei geschlagen. Eine weitere Frau, die ebenfalls geschlagen wurde, verlor das Bewusstsein und musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden.[26]

Kinderarbeit stellt ein weiteres großes Problem dar. Laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF arbeiten 16 % aller 5–14 jährigen Kinder.[27] Die Situation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Menschen in Mauretanien ist schwierig; sie werden verfolgt, bedroht und bestraft. Homosexualität wird mit dem Tode bestraft.[28][29][30]

Verwaltungsgliederung

Vorlage:Imagemap Mauretanien1


Mauretanien gliedert sich in zwölf Regionen und den Hauptstadtdistrikt. Die folgende Liste gibt neben den Namen der Regionen die zugehörigen Hauptstädte in Klammern an.

  1. Adrar (Atar)
  2. Assaba (Kiffa)
  3. Brakna (Aleg)
  4. Dakhlet Nouadhibou (Nouadhibou)
  5. Gorgol (Kaédi)
  6. Guidimaka (Sélibaby)
  7. Hodh Ech Chargui (Néma)
  8. Hodh El Gharbi (Ayoûn el-Atroûs)
  9. Inchiri (Akjoujt)
  10. Nouakchott (Hauptstadtdistrikt)
  11. Tagant (Tidjikja)
  12. Tiris Zemmour (Zouérat)
  13. Trarza (Rosso)

Die zwölf Regionen untergliedern sich wiederum in 44 Départements.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Alter Fischereihafen in Nouadhibou

Mauretanien ist eines der ärmsten Länder der Welt und leidet unter Landflucht, unzureichender Infrastruktur in den Städten, schlechten Verkehrsverhältnissen und einer unsicheren politischen Lage, die Investitionen aus dem Ausland entgegensteht. Die grundlegenden Wirtschaftszweige Mauretaniens sind die Landwirtschaft, der Fischereisektor und der Erzbergbau[31]. An erster Stelle bei den Bodenschätzen steht der Abbau von Eisenerz im Raum F’dérik/Zouérat, in kleinerem Rahmen findet bei Akjoujt der Abbau von Kupfer und Gold statt. Seit 2006 wird vor der Küste im Atlantik Erdöl aus dem Chinguetti-Ölfeld gefördert. Mit herkömmlichen Methoden werden im Senegaltal vorwiegend für die Selbstversorgung Hirse, Hülsenfrüchte, Reis und Mais angebaut; die Anbaufläche beschränkt sich auf nur 0,2 % der Staatsfläche. Mit Hilfe neuer Staudammprojekte am Senegalfluss sollen neue Bewässerungsgebiete erschlossen werden. Viehwirtschaft mit Schafen, Ziegen, Rindern und Kamelen war bis 1960 der Hauptwirtschaftszweig und wird von Nomaden und im Süden von halbnomadischen Ackerbauern betrieben.

Die Küstengewässer Mauretaniens sind sehr fischreich, ihre Regenerationsfähigkeit ist jedoch durch übermäßige Fänge gefährdet. Ab 1975 begann der staatlich gelenkte Aufbau einer eigenen Fischereiwirtschaft, mit der ein Weg aus der wirtschaftlichen Krise durch Dürrejahre und Westsaharakonflikt gefunden werden sollte. Die Fischereizone wurde auf 200 Meilen ausgedehnt. Durch Joint Ventures mit ausländischen Fischereiunternehmen, die der mauretanische Staat ab 1979 einging, übertrafen die Erlöse aus der Fischereiwirtschaft in den 1980er und 1990er-Jahren die Einnahmen aus dem Eisenerzexport.[32] Eine eigene Flotte erwies sich dabei als weniger rentabel als die Konzessionsvergabe an europäische, russische und chinesische Fischereiunternehmen.

Die Landwirtschaft trug 2005 24 %, die Industrie 29 % und der Dienstleistungssektor 47 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei, das in diesem Jahr um 5,4 % gewachsen war. Beschäftigt waren 2003 in der Landwirtschaft allerdings 52 % der Erwerbstätigen. Importiert wurden 2005 Waren im Wert von 750 Mio. US-$, und zwar vor allem Erdölprodukte, einzige Exportprodukte waren Eisenerz, Fisch und Fischprodukte. 21 % der Importe bezog Mauretanien aus Frankreich, 9 % aus Belgien/Luxemburg, 7 % aus Spanien und 6 % aus Deutschland. Die Exporte umfassten 565 Mio. US-$ und gingen zu 15 % nach Italien, 15 % nach Frankreich, 12 % nach Spanien und 12 % nach Deutschland. Die Inflationsrate betrug 2007 7,3 %, die Arbeitslosenquote lag 2008 bei 30 %.[33]

Infrastruktur

Bahnhof Nouadhibou. Eisenerzzug ins Landesinnere

Das Straßennetz ist rund 8.100 Kilometer lang (1.700 Kilometer asphaltiert).

Die einzige Eisenbahnlinie führt von einem Bergwerk bei F’dérik im Norden des Landes quer durch die Sahara zur Hafenstadt Nouadhibou. Die hier verkehrenden Züge zählen zu den längsten und schwersten der Welt. Über 200 Waggons werden von bis zu vier Lokomotiven gezogen. Die Ladung: bis zu 21.000 Tonnen Eisenerz. Der größte Feind der Bahnstrecke ist der Sand. Alle hundert Kilometer ist ein Entsandungstrupp stationiert, dessen Aufgabe es ist, die vom Sand zugeschütteten Gleise wieder freizuschaufeln. Der Sand ist so aggressiv, dass die Gleise und auch die Verschleißteile des Zuges nur ein Sechstel der normalen Lebenszeit haben.

Der einzige regelmäßig aus dem Ausland angeflogene internationale Flughafen liegt in Nouakchott. Nouadhibou und die Oasenstadt Atar verfügen über internationale Flughäfen mit unregelmäßigen oder saisonalen Verbindungen ins Ausland.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2007 Ausgaben von umgerechnet 770 Mio. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 770 Mio. US-Dollar gegenüber. Das entspricht einem ausgeglichenen Haushalt.[33]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Kultur

Die mauretanische Kultur ist von der nomadischen Lebensweise geprägt. Die hoch entwickelte kunsthandwerkliche Tradition brachte Schmuckstücke und Haushaltsgegenstände hervor, die für das Leben im Zelt (Khaima) und zum Transport mit Kamelen bestimmt waren.

Eine Kochkultur konnte sich in einem nomadischen Alltag, der von der Suche nach Weideland, Wasser und stets von Mangel geprägt war, nicht entwickeln. Die Ernährungsgrundlage in der Wüste sind Kamelmilch oder Kuhmilch und Datteln. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts verbreitete sich die Teekultur aus Marokko über das gesamte Land und grüner Tee mit Pfefferminze wurde zum Nationalgetränk.

Literatur

  • Ursel Clausen (Hrsg.): Mauretanien – eine Einführung. Deutsches Orient-Institut, Hamburg 1994, ISBN 3891730373.
  • Robert E. Handloff (Hrsg.): Mauritania. A Country Study. (Area Handbook Series) Government Printing Office, Washington 1990, ISBN 978-0-16-019797-0
  • Anthony G. Pazzanita: Historical Dictionary of Mauritania. Scarecrow Press, Lanham (Maryland) 3. Aufl. 2008, ISBN 978-0-8108-5596-0
  • Regina Wegemund: Politisierte Ethnizität in Mauretanien und Senegal – Fallstudien zu ethnisch-sozialen Konflikten, zur Konfliktentstehung und zum Konfliktmanagement im postkolonialen Afrika. Institut für Afrika-Kunde, Hamburg 1991, ISBN 3-928049-08-9.
  • Schwerpunktthema Mauretanien. inamo 61, Frühjahr 2010
  • Odette du Puigaudeau: Barfuss durch Mauretanien. Zwei wagemutige Abenteurerinnen durchqueren die Wüste. Piper, München 2006, ISBN 978-3-89405-279-9 (Französische Erstausgabe 1936)

Weblinks

 Commons: Mauretanien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Mauretanien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiatlas Wikimedia-Atlas: Mauretanien – geographische und historische Karten
 Wikivoyage: Mauretanien – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. CIA – The World Factbook: Übersicht zu Mauretanien
  2. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  3. Human Development Index, abgerufen am 10. Oktober 2013
  4. José C. Brito, Fernando Martínez-Freiría1, Pablo Sierra, Neftalí Sillero, Pedro Tarroso: Crocodiles in the Sahara Desert: An Update of Distribution, Habitats and Population Status for Conservation Planning in Mauritania. PLoS ONE 6(2): e14734. doi:10.1371/journal.pone.0014734, 25. Februar 2011
  5. Walter Reichhold: Islamische Republik Mauretanien. Kurt Schröder, Bonn 1964, S. 59
  6. Simonetta Calderini, Delia Cortese, James L. A. Webb, Jr. (Hrsg.): Mauritania. World Bibliographical Series, Volume 141. Clio Press, Oxford u.a. 1992, S. xii
  7. Mauritania. The CIA World Factbook
  8. Abdel Wedoud Ould Cheikh: Traditionelle Gesellschaften und sozialer Wandel in Mauretanien. In: Ursel Clausen (Hrsg.): Mauretanien – eine Einführung. Deutsches Orient-Institut, Hamburg 1994, S. 15
  9. Meyers Großes Länderlexikon. Meyers Lexikonverlag, Mannheim.
  10. IRIN News: Is Mauritania ready for its refugees?
  11. http://www.gtz.de/de/dokumente/de-fgm-laender-mauretanien.pdf
  12. http://www.bibl.u-szeged.hu/oseas_adsec/mauritania2.htm
  13. Informationen des Auswärtigen Amts, Dezember 2012. Andere Quellen gehen von einer geringeren Analphabetenquote von 40 bis 50 % aus. Vgl. http://www.factfish.com/de/land-kategorie/mauretanien/bildung%20und%20wissenschaft, Daten für 2011. Ursache der unterschiedlichen Einschätzungen ist möglicherweise die hohe Schulabbruchquote schon während der Grundschule.
  14. Website der Hochschule
  15. 15,0 15,1 15,2 15,3 15,4 http://hdrstats.undp.org/en/countries/data_sheets/cty_ds_MRT.html
  16. http://www.globalmarch.org/worstformsreport/world/mauritania.html
  17. https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/mr.html#People
  18. Agence Mauritanienne d’Information
  19. Parlamentarische Opposition siegt in Mauretanien
  20. Jane’s Defense Weekly, 13. August 2008, Seite 7
  21. Präsidentschaftswahl in Mauretanien knapp ein Jahr nach dem Putsch, Deutschlandfunk, 18. Juli 2009
  22. Ex-Putschist gewinnt Präsidentenwahl in Mauretanien, Deutschlandfunk, 20. Juli 2009
  23. http://www.sueddeutsche.de/politik/internationaler-menschenhandel-sklaven-an-jeder-strassenecke-trotz-verbot-1.872567
  24. http://www.sosesclaves.org/
  25. http://www.amnesty.de/jahresbericht/2010/mauretanien?destination=node%2F2978
  26. Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit WEIBLICHE GENITALVERSTÜMMELUNG IN MAURETANIEN
  27. http://www.unicef.org/infobycountry/mauritania_statistics.html#71
  28. http://www.zeit.de/2009/19/A-Asyl
  29. http://www.amnesty.ch/de/themen/weitere/lgbt/dok/2010/queer-refugees-in-der-schweiz/ueber-queer-refugees-in-der-schweiz
  30. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-66803952.html
  31. Mauritania. Mining Journal special publication, London, Februar 2006
  32. Tarik Abdullatif: Mauretaniens Wirtschaft im Zeichen von Unterentwicklung und Abhängigkeit. In: Ursel Clausen (Hrsg.): Mauretanien. Eine Einführung. Deutsches Orient-Institut, Hamburg 1994, S. 199f
  33. 33,0 33,1 33,2 33,3 The World Factbook
  34. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
19.566666666667-10.65
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