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Kyrie eleison

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Kyrie eleison, XI. Choralmesse

Datei:Schola Gregoriana-Kyrie eleison.ogg

Kyrie eleison (griech. κύριε ἐλέησον „Herr, erbarme dich!“) ist der Anfang einer kurzen, in der Regel dreigliedrigen Litanei, die zu verschiedenen Anlässen in der christlichen Liturgie gesungen wird. Am bekanntesten ist das Kyrie eleison als Bestandteil der Eröffnung des christlichen Gottesdienstes. Auch Litaneien wie die Allerheiligenlitanei oder die Lauretanische Litanei beginnen mit dem Kyrie-Ruf.

Der Begriff setzt sich zusammen aus dem Vokativ des griech. κύριος, „Herr“ (im heutigen Griechisch kírië ausgesprochen) und dem Imperativ Aorist ἐλέησον von ἐλεέω sich erbarmen.

Auch der Familienname Kyrieleis geht auf den Anruf zurück.

Herkunft und theologische Bedeutung

Der Ruf stammt aus der Liturgie der griechisch sprechenden Ostkirche - dort Einwurf der Gemeinde in den großen Litaneien (Fürbitten) - und wurde um 500 unübersetzt in die römische und danach in andere westliche Liturgien übernommen.

„Kyrie eleison“ war in vorchristlicher Zeit ein gebräuchlicher Huldigungsruf für Götter und Herrscher. Im spätantiken Hofzeremoniell wurde der Kaiser mit diesem Ruf begrüßt, wenn er den Raum betrat. Die Juden der griechischsprachigen Diaspora hatten den Kyrios-Titel auf den Gott Israels bezogen (als Übersetzung für Adonai „Herr“, vergleiche JHWH). Kyrios wurde im frühen Christentum zur zentralen Hoheitsbezeichnung Jesu Christi (vgl. PhilEU, Röm 20,9 EU). In der öffentlichen Akklamation und dem Bekenntnis des Kyrie zu Beginn der Eucharistiefeier setzten die Christen sich betont vom Kaiserkult und vom Kult anderer Götter ab.

Die Alternativform Christe eleison (Χριστὲ ἐλέησον Christus, erbarme dich!) entstand in Rom. Es entwickelte sich eine bis zu neunfache Kyrie-Litanei, die jahrhundertelang auch trinitarisch gedeutet wurde als Anrufung des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes (vgl. Kyrielieder der Reformation).

Kyrie eleison im Gottesdienst

Heilige Messe und evangelischer Gottesdienst

Das Kyrie eleison wird zu den gleichbleibenden Teilen der Heiligen Messe (Ordinarium Missae) gerechnet. Im Eröffnungsteil der Heiligen Messe oder des evangelischen Gottesdienstes kann das Kyrie dem allgemeinen Schuldbekenntnis folgen oder auch mit diesem verbunden sein. Aus dem Huldigungsruf wird in diesem Fall ein Erbarmensruf[1]. Es kann griechisch oder deutsch gesprochen werden. Die deutsche Fassung lautet:

„Herr, erbarme dich (unser)!
Christus, erbarme dich (unser)!
Herr, erbarme dich (unser)!“

Vielfach wird es auch gesungen, gegebenenfalls im Wechsel zwischen Chor bzw. Kantor und Gemeinde. Je nach Gottesdienstanlass und Zeit im Kirchenjahr können kurze Texteinschübe (Tropen) verwendet werden. Bei diesen Anrufungen handelt es sich nicht um Fürbitten, sondern um Lobpreis. Jesus Christus wird für seine Heilstaten gepriesen. Gleichzeitig stellt das Kyrie einen Bittruf um Gottes Erbarmen dar.

Nach dem Kyrie folgt an Sonntagen außerhalb von Advents- und Fastenzeit sowie an Festen das Gloria (lat. für „Ehre sei Gott“).

Beispiele für Texteinschübe

Es gibt zahlreiche Variationen des Kyrie, die je nach Anlass und Kirchenjahr Verwendung finden, so zum Beispiel:

  • Herr Jesus, du Wort des Lebens! Kyrie eleison!
  • Herr Jesus, du Licht der Menschen! Christe eleison!
  • Herr Jesus, du bist unser Weg zum Vater! Kyrie eleison!

oder

  • Herr Jesus, Sohn des lebendigen Gottes: Kyrie eleison!
  • Du Mittler des Neuen Bundes: Kyrie eleison!
  • Herr Christus, du hast für uns getragen Kreuz und Leiden. Christe eleison!
  • Du bist für uns auferstanden von den Toten. Christe eleison!
  • Herr Jesus, du Herr deiner Kirche: Kyrie eleison!
  • Du Hoffnung der ganzen Erde: Kyrie eleison!

Orthodoxie

In der Liturgie der orthodoxen Kirchen gibt es an mehreren Stellen zum Teil vielteilige Kyrie-Litaneien. Mit einem zwölffachen Kyrie eleison wird jede Hore der byzantinischen Tagzeitenliturgie eröffnet, die kleinen Horen schließen mit einem vierzigfachen Kyrie eleison. In der Göttlichen Liturgie erscheint das dreifache Kyrie eleison als Antwort auf die einzelnen Anrufungen der Ektenieen.[2] Das Christe eleison ist jedoch eine westliche Erweiterung und in der byzantinischen Liturgie nicht gebräuchlich.

Kyrie eleison und Pater noster als Gebetsschluss

In der mittelalterlichen Liturgie trat das drei- oder neunfache Kyrie/Christe eleison mehrfach auf, und zwar als Gebetsschluss nach einem Psalm in folgendem Aufbau:

  • Psalm
  • Kyrie eleison (3-9 x)
  • Vater unser
  • Versikel (zum Beispiel: V: Herr, erhöre mein Gebet! R: Und laß mein Rufen zu dir kommen!)
  • abschließende Oration.

Solche Gebetssequenzen gab es beispielsweise im Rahmen der Vorbereitung des Priesters auf die Messfeier und beim Anlegen der Paramente, beim Stufengebet zwischen dem Psalm 42 Iudica me, (Schaffe Recht mir, Gott) und dem Confiteor, und beim Auszug des Priesters aus der Kirche. Dies war jedoch nicht durchgehend so, sondern phasenweise und regional sehr unterschiedlich.[3] Spätestens mit der Liturgiereform des zweiten Vatikanischen Konzils sind solche Formen entfallen.

Im Stundengebet ist dieselbe Abfolge von Gebeten ebenfalls seit dem 8. Jahrhundert (Amalarius) bezeugt: daß das Kyrie eleison vor dem Gebete stehe, um Gott zur Erhörung des Gebetes zu versöhnen (IV, 2), und Amalarius bezeugt (III, 6), daß in omnibus peractis officiis sequitur Kyrie eleison ante orationem dominicam, ut est in matutinis et vespertinali synaxi (dass nach jedem Vollzug des Stundengebets das Kyrie eleison vor dem Gebet des Herrn folgt, wie es in der Matutin und der Vesper geschieht). Später wurde dies auf Wochentage beschränkt (preces feriales), dann auf die Werktage der Advents- und Fastenzeit, seit 1955 nur noch für Mittwoch und Freitag im Advent und in der Fastenzeit. Mit der Neuordnung des Stundengebets nach dem zweiten Vatikanischen Konzil ist die Gebetssequenz wieder für Laudes und Vesper an allen Tagen vorgesehen: nach dem Benedictus bzw. Magnificat folgen die Fürbitten, dann das Kyrie eleison (oder eine andere Überleitung), das Vater unser und die Oration.

Auch manche lutherischen Gebetsordnungen für das Morgen- und Abendgebet haben eine ähnliche Form: dreimaliges Kyrie eleison, Pater noster, Bitten, Oration.

Kyrie eleison in der Musik

Bei Messvertonungen aller Epochen bildet das Kyrie in der Regel den ersten Satz. In deutschen Kirchenliedern kommt der Kyrie-Ruf häufig abgewandelt vor, z. B. als Kyrieleis in Leisen wie:

Literatur

  • Josef Andreas Jungmann SJ: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe. Band 1, Herder Verlag, Wien - Freiburg - Basel, 1948, 5. Auflage 1962, S. 429-446

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „zum Bußruf verfälscht“, so Rupert Berger: Kleines liturgisches Lexikon. Herder-Verlag Freiburg-Basel-Wien 1987, ISBN 3-451-20354-5, S. 91f
  2. Josef Andreas Jungmann SJ: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe. Herder Verlag, Wien - Freiburg - Basel, 1948, 5. Auflage 1962, Bd. I S. 438.
  3. Josef Andreas Jungmann SJ: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe. Herder Verlag, Wien - Freiburg - Basel, 1948, 5. Auflage 1962, Bd. I S. 356f, 361 Anm. 9, 385f; Bd. II S. 571f.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kyrie eleison aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.