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Konzentrationslager (historischer Begriff)

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Als Konzentrationslager wurden bisher verschiedene Haftorte in verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten bezeichnet. Die lateinische Wortherkunft bedeutet sammeln, zusammenziehen oder zusammenlegen. Das nationalsozialistische Deutsche Reich benutzte den Namen für ein Netzwerk von Haftorten. Die Konzentrationslager des Deutschen Reichs wurden nach dem Zweiten Weltkrieg die bekanntesten, sie wurden weltweit zum Schlagwort, in ihnen fand die von den Nationalsozialisten angestrebte Judenvernichtung / die Shoa / der Holocaust statt. Als Abkürzung wird dafür sehr oft die Buchstabenfolge KZ verwendet.

Begriff

Das Wort Konzentrationslager bezeichnete in verschiedenen Epochen verschiedener Länder mehrere Arten von Sammel-, Internierungs- und Arbeitslagern. Sammellager für Kriegsgefangene, Strafgefangenen- und Strafarbeitslager waren schon längere Zeit verbreitet, daneben entwickelte sich ab dem 19. Jahrhundert die Form des Internierungs- oder Auffanglagers im Kontext von Vertreibung, Auswanderung und kolonialistischer Eroberung.

Ursprünglich stammt die Bezeichnung aus dem Spanischen. Verwendet wurde sie erstmals während der Niederschlagung eines Aufstands gegen die spanische Kolonialmacht auf Kuba 1896. Die Zwangsmaßnahmen veranlasste Gouverneur Weyler. Damals wurden Bauern, die nicht als Aufständische verdächtigt werden wollten, gezwungen, sich in campos de (re)concentración zu begeben. Im Jahre 1900 richteten die USA auf der Insel Mindanao, die sie den Spaniern abgenommen hatten, Konzentrationslager ein; dort wurden philippinische Guerilleros interniert. Auch heute spricht der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro im Bezug auf das US-Gefangenenlager in der Bahía de Guantánamo vom „Konzentrationslager auf dem illegalen Militärstützpunkt Guantánamo“.[1]

Der britische General Horatio Herbert Kitchener ließ während des Burenkrieges (1899–1902) in Südafrika Concentration Camps einrichten, um dort etwa 120.000 Farmbewohner, vor allem Frauen und Kinder, zu internieren, wovon über 26.000 aufgrund katastrophaler Lebensbedingungen an Hunger und Krankheiten starben. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden Staatsbürger der Mittelmächte in Konzentrationslagern für die Dauer des Krieges interniert. Eine Praxis die in allen am Ersten Weltkrieg beteiligten Staaten üblich war. In Großbritannien wurden Konzentrationslager auf der Isle of Man (Cunningham, Douglas, Knockaloe) für Internierte eingerichtet. Dazu kamen zwei Lager in London (Stratford, Alexandra Palace) und kleinere Lager in Islington, Frith Hill, Newbury, Handforth und Shrewsbury.

Lenin ließ im Sommer 1918 Gefangenenlager einrichten, die offiziell Konzentrationslager genannt wurden.[2] In der Oblast Pensa wurden politische Gegner interniert. Vom Mai 1921 stieg die Zahl der Gefangenen von etwa 16.000 auf mehr als 70.000 wenige Monate später.

Deutsche Einrichtungen des Ersten Weltkriegs und der frühen Nachkriegszeit

Als Konzentrationslager wurden, soweit heute bekannt, in Deutschland erstmals im März 1915 Internierungslager der zum Kruppkonzern gehörenden Friedrich-Albrecht-Hütte für polnische Arbeiter in Barmen und Elberfeld bezeichnet. Dem folgten zahlreiche Internierungslager und provisorische Gefängnisse für deportierte Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und politische „Schutzhäftlinge“ im Ersten Weltkrieg und in der frühen Nachkriegszeit.

Im Frühjahr 1919, zur Amtszeit des Preußischen Ministerpräsidenten Paul Hirsch, des deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert und des Reichswehrministers Gustav Noske, wurden auf Basis eines Kaiserlichen Erlasses aus der Kriegszeit, zuletzt aktualisiert im „Gesetz betr. die Verhaftung und Aufenthaltsbeschränkung auf Grund des Kriegszustandes und des Belagerungszustandes vom 4. Dezember 1916“, innerhalb kürzester Zeit tausende (meist kommunistische) politische Gegner interniert, von denen mehr als 1000 „auf der Flucht“ ermordet wurden. Auch im Zuge der massenhaften Ausweisung von „Ostjuden“ ließen der preußische Innenminister Carl Severing (SPD) und dessen Nachfolger Alexander Dominicus (DDP) 1921 zwei Konzentrationslager in Cottbus-Sielow und in Stargard in Pommern einrichten, in die jene „Ostjuden“ eingewiesen wurden, die Deutschland nicht sofort freiwillig verließen. Zur längerfristigen Einrichtung von Konzentrationslagern für politische Häftlinge, zunächst in ehemaligen Kriegsgefangenenlagern und Truppenübungsplätzen, kam es ab Ende 1923 infolge der von Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) verhängten Reichsexekution gegen die von SPD und KPD gebildeten Koalitionsregierungen in Sachsen und Thüringen.

Im deutschen Sprachraum steht die Bezeichnung Konzentrationslager seit der Zeit des Nationalsozialismus in Verbindung mit der Abkürzung KZ, deren Herkunft ungeklärt ist, für die Arbeits- und Vernichtungslagern des NS-Regimes. Ursprünglich wurde von nationalsozialistischen Funktionären die näherliegende Abkürzung „KL“ für Konzentrationslager verwendet. Nach Eugen Kogon (Der SS-Staat) gaben SS-Wachmannschaften dann später der Abkürzung „KZ“ wegen ihres härteren Klanges den Vorzug.

Zeit des Nationalsozialismus

Wachturm des Vernichtungslagers Majdanek

Die in der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 errichteten Konzentrationslager sind weltweit die bekanntesten. Sieben dieser Lager waren ausschließlich Vernichtungslager. Insgesamt gab es 24 selbstständige KZ-Stammlager, denen zuletzt ein Netz von weit über 1000 Außen- oder Nebenlagern organisatorisch unterstellt waren. Diese Stammlager waren in ihrem Aufbau dem Konzentrationslager Dachau nachgebildet. Die Außenlager wurden teilweise als Außenkommando bezeichnet und waren sehr verschieden groß. Zum Teil wurden die Häftlinge als Arbeitskräfte ohne angemessene Ernährung im Rahmen der „Vernichtung durch Arbeit“ ausgebeutet. Den KZs waren zum Teil Durchgangslager und Sammellager (Jüdischer Wohnbezirk, Ghetto) vorgeschaltet.

Als Besonderheit der auf Veranlassung der deutschen nationalsozialistischen Führung errichteten Konzentrations- und Vernichtungslager galt die rationalisierte, bürokratisch und fast industriell durchorganisierte Ermordung und Vernichtung von tausenden Menschen pro Tag. Hauptziel der NS-Lager war etwa ab 1939 die Vernichtung aller Bürger jüdischen Glaubens oder Herkunft: die Shoa.

Schätzungen gehen davon aus, dass ca. zwei Drittel der sechs Millionen Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, direkt in den Lagern des Dritten Reiches ermordet worden oder dort an den Folgen von Misshandlungen und Krankheiten umgekommen sind. Das verbleibende Drittel starb in von der SS so genannten Ghettos, bei Massenerschießungen vor allem durch die Einsatzgruppen und auf den so genannten Todesmärschen. Es wurden in den KZ auch viele andere Menschen ermordet, z. B. Homosexuelle, geistig Behinderte und sogenannte Asoziale. Die Anzahl der Toten ist bis heute unklar, da längst nicht über alle Opfer Akten geführt wurden, am Ende des Krieges keine Ermordungen mehr festgehalten wurden und viele Unterlagen wie die Zeugen vernichtet wurden bzw. unwiederbringlich verloren gingen.

Verschiedene Lager aus der Geschichte

Nach obiger Definition, bzw. der Wortherkunft, gab es nicht nur im Nationalsozialismus Internierungs- oder Konzentrationslager.

Erste Lager

Erstmals wurden 1838 von der US-Armee die Cherokee vor ihrer zwangsweisen Umsiedlung in Lagern gefangengehalten. Diese Maßnahme wurde vom Präsidenten Andrew Jackson angeordnet, um den Indian Removal Act durchzusetzen. Die Cherokee erinnern sich noch heute an den „Trail of Tears“ ihrer Umsiedlung. Auch die in der Folgezeit von den USA angelegten Indianerreservate für zahlreiche indigene Gruppen sind als Konzentrationslager anzusehen: die Menschen wurden aus rassistischen Motiven unter inhumanen Umständen auf Gebieten festgehalten, die ein eigenes Auskommen unmöglich machten und dazu führten, dass Kinder, Frauen und auch Männer verhungerten. Flucht oder Gegenwehr wurden mit dem Tod bestraft.

Die eigentliche Geschichte des Begriffes Konzentrationslager beginnt im kubanischen Unabhängigkeitskampf gegen Spanien 1868–1898, als der spanische General Valmaseda und später, 1896, in weitaus größerem Umfang General Valeriano Weyler y Nicolau anordneten, dass sich diejenigen Einwohner, die nicht als Aufständische behandelt werden wollen, in befestigten Lagern aufhalten müssen, den sog. campos de reconcentración. Dabei handelte es sich ausdrücklich um Zivilisten: „Greise, Frauen und Kinder“.[3]

In Österreich wurde während des Ersten Weltkrieges 1914 bis 1917 das Interniertenlager Thalerhof bei Graz betrieben, in dem 30.000 Ruthenen aus Ostgalizien interniert waren. In Deutschland wurden um 1920 die ersten als „Konzentrationslager“ bezeichneten Einrichtungen zur Abschiebung unter anderem in Burg Stargard errichtet. In diesen Lagern wurden vor allem Juden aus Osteuropa, aber auch Sinti, Jenische und Roma interniert. Sie wurden 1923 nach Protesten aufgrund der unmenschlichen Bedingungen aufgelöst.

Südafrika

Burische Frauen und Kinder in einem britischen concentration camp im Zweiten Burenkrieg

Der Begriff „concentration camp“ (Konzentrationslager) wurde danach vom Militär Großbritanniens benutzt, um die im Zweiten Burenkrieg (1899–1902) angelegten Lager zu beschreiben. Frauen und Kinder der Buren sowie Afrikaner, die im Burengebiet lebten, wurden in Lagern in Südafrika zusammengetrieben. Obwohl diese Lager keine speziellen Vernichtungslager waren, bedingten die schlechte Ernährung sowie die schlechten hygienischen Verhältnisse eine hohe Sterblichkeitsrate. Hier starben etwa 26.000 Frauen und Kinder. Die Offenlegung der Verhältnisse in Südafrika durch Emily Hobhouse führte dort zu einer Entspannung der Situation.

Auch die deutschen Kolonialtruppen setzten in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika beim Völkermord an den Herero und Nama entsprechende Lager ein. Nach Angaben der deutschen Militärverwaltung starben zwischen Oktober 1904 und März 1907 insgesamt 7682 Inhaftierte. Die Sterblichkeit betrug je nach Lager zwischen 30 und 50 % der gesamten Gefangenen.

USA

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges richteten die USA Concentration camps für Bürger japanischer, italienischer oder deutscher Abstammung ein, die als potentiell gefährlich angesehen wurden (vgl. Internierung japanischstämmiger Amerikaner).

Aber auch Menschen mit anderem Hintergrund wurden zwangsinterniert (Zeugen Jehovas). Bekannt wurden insbesondere die kalifornischen Camps, weil dort die meisten japanischstämmigen Familien inhaftiert waren. Die Zwangseinweisungen erfolgten ohne Gerichtsbeschluss. Knapp 120.000 Männer, Frauen und Kinder aus den vier US-Bundesstaaten Washington, Oregon, Kalifornien und Nevada wurden auf diese Weise verhaftet. Sie verbrachten den größten Teil des Krieges in Arrest, viele Familien mussten in Räumen von 7 bis 8 Quadratmetern hausen, die mit Teerpappe verkleidet waren. Allerdings wurde hier, im Gegensatz zu anderen Konzentrations- und Internierungslagern, niemand vorsätzlich gefoltert oder ermordet.

Chile

Hauptartikel: Geschichte Chiles

Nach dem Putsch vom 11. September 1973 sperrte die Junta ihre Gegner in Fußballstadien ein, unter freiem Himmel wurden sie der glühenden Sonne, dem Durst und dem Hunger ausgesetzt, aber auch gefoltert und ermordet. In der von Paul Schäfer und anderen deutschen Kolonisten gegründeten Colonia Dignidad kamen nach dem Putsch viele Menschen ums Leben oder verschwanden bis heute. Nach der Verhaftung Schäfers im Jahr 2005 fand man umfassende Waffenlager auf dem Gelände.

Australien, Großbritannien, Neuseeland, Schweiz

Während beider Weltkriege wurden fast überall Staatsangehörige von Kriegsgegenparteien in Internierungslager eingesperrt, darunter auch Menschen, die zuvor noch dem Schicksal eines deutschen KZ entflohen waren.

Diese Lager wurden Konzentrationslager genannt, da das Wort seinerzeit noch nicht die spätere Konnotation hatte. Jedoch waren die Lebensbedingungen darin nicht mit denen in einem deutschen KZ zu vergleichen, auch die Zielsetzung war eine andere. In Großbritannien waren auch Gegner des Nationalsozialismus und jüdische Flüchtlinge betroffen.

Italien

Die größten Konzentrationslager des faschistischen Italiens

Bezeichnung von bis Geschätzte Anzahl gefangener Menschen Geschätzte Anzahl ermordeter Menschen
Arbe (Lager Kampor) Juli 1942 11. September 1943 15.000 1.500
Chiesanuova in der Nähe von Padua Juni 1942      
Gonars in der Nähe von Palmanova März 1942 8. September 1943 7.000 453; >500
Molat        
Monigo in der Nähe von Treviso Juni 1942      
Renicci di Anghiari, in der Nähe von Arezzo Oktober 1942      
Visco in der Nähe von Palmanova Winter 1942      

In italienischen Konzentrationslagern im besetzten Dalmatien und der besetzten nordkroatischen Küste Bakar, Kraljevica, Molat, Rab, Zlarin wurden von 1941 bis 1943 einige zehntausend gefangener Zivilisten festgehalten. Zwangsarbeit und widrige Lebensumstände kosteten zahlreiche Insassen, die nicht gleich hingerichtet wurden, das Leben.

Die Lager in Molat und in Rab (34 % der Insassen überlebten nicht) waren als Todeslager besonders berüchtigt. Das italienische KZ Villa Oliveto (Civitella) bei Siena und die Durchgangslager (DuLa) Fossoli und Bozen sowie das Sipo-Außenkommando Padua wurden während der deutschen Besatzung hauptsächlich als Sammellager für Juden und Partisanen verwendet, während die Risiera di San Sabba bei Triest auch als Vernichtungslager genutzt wurde.

Jugoslawien

Zur Zeit der deutschen und italienischen Okkupation Jugoslawiens, während des Zweiten Weltkrieges, wurden von der faschistischen Ustascha und der italienischen Besatzungsmacht im besetzten Teil Kroatiens und von Kollaborateuren in Serbien Konzentrationslager errichtet. Diese befanden sich unter anderem in: Banjica, Belgrad, Jasenovac, Molat, Rab, Šabac und Topovske Supe.

Nach dem Krieg wurde auf der Insel Goli Otok (kroatisch: nackte Insel) ein Lager für politische Gefangene eingerichtet. Diese Gefangenen wurden zu Zwangsarbeit in den Steinbrüchen eingesetzt. Es bestand von 1949 bis 1988. Nach einigen Jahren wurde hieraus ein jugoslawisches Hochsicherheits-Gefängnis, zunächst für politische Gefangene, später auch für Kriminelle und jugendliche Straftäter. 1988 wurde das Gefängnis stillgelegt und 1989 völlig verlassen. Die Insel ist heute unbewohnt, kann aber von Touristen besichtigt werden.[4]

Japan

In den besiegten Ländern richteten im Zweiten Weltkrieg auch die japanischen Besatzer zahlreiche Konzentrationslager ein, die Umstände waren den deutschen Vorbildern ähnlich, besonders tragisch war das Schicksal der vielen koreanischen Sklavenarbeiter und noch mehr der vielen Tausenden von jungen chinesischen und koreanischen Frauen, die als Trostfrauen (Zwangsprostituierte) den japanischen Frontsoldaten zur Verfügung gestellt wurden.

Zudem wurden medizinischen Versuche an russischen, chinesischen und anderen Gefangenen, bei denen beispielsweise mit Krankheitserregern experimentiert wurde, durchgeführt. In diesem Zusammenhang tritt besonders die Einheit 731 hervor. Das offizielle Japan hat bis heute keine Stellung zu dieser Kriegsschuld bezogen und auch nie Entschädigungen an die Opfer bezahlt.

Unabhängiger Staat Kroatien

Der während des Zweiten Weltkrieges als Unabhängiger Staat Kroatien errichtete Satellitenstaat baute nach dem Vorbild des Deutschen Reichs für seine kroatischen Regimegegner, aber hauptsächlich für die serbischen, jüdischen Regimegegner Konzentrationslager. Die jüdische Bevölkerung wurde willig den deutschen Mördern ausgeliefert. Im Konzentrationslager Jasenovac wurden gemäß heutiger Forschungsergebnisse etwa 100.000 Serben, Juden, Sinti und Roma und Kroaten umgebracht. Die Angaben schwanken stark und sind Gegenstand politisch-historiografischer Kontroversen.

Nordkorea

Das nordkoreanische Strafvollzugssystem mit seinen Straflagern und Gefängnissen gliedert sich in zwei Teile: Die Internierungslager für politische Gefangene (koreanisch Kwan-li-so)[5] und die Umerziehungslager (koreanisch Kyo-hwa-so).[6]

Sowjetunion und Osteuropa

Bereits im zaristischen Russland bestand ein Lagersystem. Seit Spätsommer 1918 wurde dieses System von der Sowjetregierung unter Lenin[7] zum Zweck des Roten Terrors weitergeführt. Auch beim Bauernaufstand von Tambow 1921 wurden Konzentrationslager zur Brechung des Widerstandes eingerichtet.

Das zur Zeit des Stalinismus ausgebaute Lagersystem der Sowjetunion wird heute oft als „Gulag“ bezeichnet. Gulag ist die Abkürzung jener Hauptabteilung des sowjetischen Innenministeriums, die maßgeblich für die Verwaltung der Lager zuständig war. Die Lager des Gulag dienten als Gefangenenlager sowohl für „gewöhnliche“ Kriminelle als auch für politische Opponenten und waren in erster Linie Arbeitslager.

Alexander Solschenizyn hat in seinen Werken „Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“ und „Archipel Gulag“ die Haftbedingungen in literarischer Form offengelegt. Viele Bauvorhaben, beispielsweise der Weißmeer-Ostsee-Kanal, die Stadt Norilsk oder die Moskauer Universität, wurden von Lagerhäftlingen gebaut. „Der erste Kreis der Hölle“ beschreibt die „Scharaschka“ genannten Lager, in denen Wissenschaftler und Ingenieure gezwungen wurden, für den Staat zu arbeiten. Von 1930 bis 1959 haben insgesamt etwa 18 Millionen Menschen das Lagersystem durchlaufen, mindestens 1,5 Millionen Menschen sind im Lager umgekommen. Die Schätzungen der Opfer der Jahrzehnte des leninistischen und stalinistischen Terrors sind jedoch schwierig, manche gehen in mehrere Millionen.

Gefangene eines sowjetischen Arbeitslagers zwischen 1936 und 1937

Unter der Herrschaft Lenins und vor allem Stalins konnte es passieren, dass jemand wegen einer kritischen Äußerung im Familienkreis oder wegen des Diebstahls eines Apfels denunziert und verhaftet wurde. Während des Großen Terrors (1937–1938) wurden von der Staats- und Parteiführung Verhaftungsquoten festgelegt, die dazu führten, dass eine Vielzahl Unschuldiger inhaftiert und verurteilt wurden, viele darunter zu Lagerhaft. Ähnliche Methoden wurden teilweise schon in der Bauzeit des Weißmeer-Ostsee-Kanals angewandt. Derartige Urteile stützten sich meist auf vom Geheimdienst fabrizierte „Beweise“ oder auf unter Folter erpresste Geständnisse. Sehr vage und undeutlich war insbesondere der berüchtigte Paragraph 58 des sowjetischen Strafgesetzbuches, der „konterrevolutionäre Verbrechen“ betraf. Sogar „Verbeugung vor dem Westen“, das „Äußern von Hoffnungen auf das Ende des Kommunismus“ und der angeblich „beabsichtigte Versuch der Spionage“ waren strafbar.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Osteuropa Menschen, die wirklich oder angeblich mit den deutschen Kriegsverbrechern zusammengearbeitet hatten oder selbst Deutsche waren, in Lagern interniert, zum Beispiel in der Tschechoslowakei, wo auch viele Ungarn und Polen interniert wurden. Auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone entstanden zehn Speziallager. Die Bedingungen für die deutschen Kriegsgefangenen entsprachen ebenfalls nicht den Vorschriften der dritten Genfer Konvention und viele Menschen starben oder überlebten nur mit Folgeschäden. Ein großer Teil der aus deutscher Kriegsgefangenschaft zurück kehrenden Soldaten der Roten Armee wurde ebenfalls zur Lagerhaft bestimmt.

Eine juristische Aufarbeitung der Konzentrationslager hat auch nach den Demokratisierungen der Länder nur in wenigen Fällen stattgefunden. Hierfür werden auch noch vorhandene Machtstrukturen aus der Zeit der staatlichen Unterdrückung verantwortlich gemacht, die an einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht interessiert sind.

Volksrepublik China

Die in der Volksrepublik China Laogai 劳改 oder Laojiao (Umerziehungslager, wörtl. Umerziehung durch Arbeit) genannten Gefangenenlager werden auch als eine Art von Zwangsarbeits- oder Internierungslager angesehen. Sie wurden nach der Machtergreifung der kommunistischen Partei eingerichtet.

Nach Kotek/Rigoulot gibt es bis heute nur wenige offizielle Dokumente zu den Lagern, „das Geheimnis wird ... gut gehütet“. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt nähmen Berichte und Studien über die Lager jedoch zu. Die kommunistische Führung soll zugegeben haben, seit 1949 10 Millionen Menschen in Lagern inhaftiert und im Jahr 1995 in 685 Lagern 1,2 Millionen Gefangene festgehalten zu haben. Diese Zahlen seien jedoch bei weitem zu niedrig angesetzt. (Allein für das System der Custody and Repatriation (C&R) wurden im Jahr 2000 nach offiziellen Angaben mehr als 3,2 Millionen Internierungen in 800 C&R-Lager vorgenommen.[8]) Die Lager seien fabrikmäßig organisierte Produktionsstätten und nach außen abgeschirmt, ihre Existenz jeweils getarnt als besondere Farm oder Dorf, so gibt es Bezeichnungen dafür wie „Das edle Dorf des Nordens“. Produkte werden im In- und Ausland abgesetzt. Es gäbe auch Arbeitslager in Landwirtschaft, Kohle- und Uranminen. Die Höhe des wirtschaftlichen Nutzens sei jedoch fraglich. Im Mittelpunkt stehe die „Umerziehung“ der Häftlinge. Nach J. Pasqualini stehe nicht nur die Arbeit im Vordergrund, sondern die „Befreiung“ von „schlechten Gedanken über die Regierung, ihre Führer, die Regierungspolitik, die Verbündeten der Regierung und die kommunistische Partei.“ Die Häftlinge werden von der Außenwelt isoliert.

Ihre Haftbedingungen sollen – mit einigen Unterschieden – denen des sowjetischen Gulag ähneln. Sie sind von Hunger, schwersten Strafen, Misshandlungen und Folterungen gekennzeichnet. Nach bisherigen Erkenntnissen errechnet sich im langfristigen Durchschnitt und bei einer angenommenen Gesamtzahl von bisher 8 Millionen Gefangenen eine Todesrate von etwa 280.000 Menschen pro Jahr. Für die Zeit um das Jahr 2000 werden ca. 200.000 Häftlinge angegeben.[9]

Spanien

In Spanien gab es unter der Franco-Diktatur rund 190 Konzentrationslager, in denen fast eine halbe Million republikanische Kämpfer des spanischen Bürgerkriegs, Flüchtlinge und Regimegegner eingesperrt waren.[10]

Portugal

In den Jahren 1936–1954, zur Zeit der Salazar-Diktatur, richtete Portugal auf den Kapverdischen Inseln ein Konzentrationslager ein. Am 29. Oktober 1936 kamen die ersten Gefangenen im Lager Tarrafal an. Insgesamt waren in den 17 Jahren der ersten Phase des Bestehens des Lagers etwa 340 Gefangene hier inhaftiert. Dies waren vorwiegend Matrosen der Organização Revolucionário da Armada, die sich am 8. September 1936 an einer Revolte beteiligt hatten, sowie Angehörige der internationalen Brigaden, die im Spanischen Bürgerkrieg gekämpft hatten. Daneben wurde Republikaner, Oppositionelle, alle Angehörigen des Sekretariats der Kommunistischen Partei Portugals und andere Oppositionelle des Salazar-Regimes gefangengehalten.

32 Gefangene starben während ihrer Haft, darunter 1940 Mário Castelhano, Führer der Gewerkschaft CGT und Chefredakteur der anarchosyndikalistischen Tageszeitung A Batalha, sowie 1942 der KP-Generalsekretär Bento António Gonçalves. Die Gefangenen wurden auf zahlreiche Arten gefoltert. Die dezidierte und erklärte Absicht der Lagerleitung und des Lagerarztes war, die Gefangenen durch unmenschliche Haftbedingungen, vorenthaltene medizinische Behandlung, Mangelernährung und Folter „sterben zu lassen“. Unbehandelte schwere Verlaufsformen der Malaria waren die häufigste Todesursache. Fluchtversuche der Gefangenen scheiterten.

Wachen wie Gefangene lebten mit dem Blick auf den Deutschen Faschismus. Nach der Schlacht von Stalingrad nahm die Brutalität der Lagerleitung etwas ab, und nach dem Ende des Nationalsozialismus in Deutschland entspannte sich die Lage soweit, dass von 1945 bis zur Schließung des Lagers am 26. Januar 1954 noch zwei Gefangene starben. Auch wurden bis zur Schließung die meisten Gefangenen auf das portugiesische Festland verlegt oder begnadigt.

Ab 1938 war João da Silva Leiter des Konzentrationslagers. Da Silva besichtigte vorher die deutschen Konzentrationslager, und Offiziere wurden in KZ Dachau ausgebildet. Die Wachmannschaften bestanden aus 25 Mitgliedern der portugiesischen Geheimpolizei PVDE (ab 1945 PIDE) sowie einem Bataillon von über 75 angolanischen Hilfswächtern und wenigen Kap-Verdiern.

In den Jahren 1961–1974 folgte eine zweite Phase der Nutzung. Mitglieder der Unabhängigkeitsbewegungen aus Kap Verde, Guinea-Bissau und Angola wurden, zumeist ohne Gerichtsurteil, „präventiv“ oder in „Schutzhaft“ auf Anordnung der PIDE in Haft gehalten und gefoltert.

Nach der Nelkenrevolution am 25. April 1974 weigerte sich die Lagerleitung, in der Hoffnung auf eine politische Rückwärtswende in Portugal, das Lager zu öffnen. Am 1. Mai 1974 befreite die Bevölkerung der Insel Santiago die Gefangenen in einer großen Demonstration.

Keiner der Täter von Tarrafal wurde je in Portugal verurteilt.

Literatur

zu NS-Konzentrationslagern
  • Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. 9 Bände (bis 2006 erschienen: 3 Bände). C. H. Beck, München 2005ff. (Rezension).
  • Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. Alber, München 1946 (zuletzt: Heyne, München 2004, ISBN 3-453-02978-X).
  • Karin Orth: Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Hamburg 1999.
  • Wolfgang Sofsky: Die Ordnung des Terrors: Das Konzentrationslager. S. Fischer, Frankfurt am Main 2002 [1993], ISBN 3-596-13427-7.
  • Johannes Tuchel: Die Inspektion der Konzentrationslager 1938–1945. Edition Hentrich, Berlin 1994, ISBN 3-89468-158-6.
  • Konzentrationslager Dokument F 321 für den Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg. Herausgegeben vom Französischen Büro des Informationsdienstes über Kriegsverbrechen, Frankfurt am Main 1988 (Erstveröffentlichung Paris 1945 unter dem Titel „Camps de Concentration. Crimes contre la personne humaine.“ Erste deutsche Buchausgabe 1947, hrsg. von Eugène Aroneanu).
Anderes
  • Carlo Spartaco Capogreco: I Campi di Duce. Del duce. L’internamento civile nell’Italia fascista (1940–1943). Einaudi, Turin 2004, ISBN 88-06-16781-2.
  • Carlo Spartaco Capogreco: I campi die concentramento fascisti per gli ebrei (1940–1943). In: Storia contemporanea 22 (1990) (Rezension).
  • Andrzej J. Kaminski:Konzentrationslager 1896 bis heute. Eine Analyse. Kohlhammer 1982, ISBN 3-17-007252-8.
  • Brunello Mantelli: Kurze Geschichte des italienischen Faschismus. Wagenbach, Berlin 1998, ISBN 3-8031-2300-3.
  • Michele Sarfatti: La persecuzione antiebraica nel periodo 1938–1943 e il suo difficile ricordo. In: Anna Lisa Carlotti (Hrsg.): Italia 1939–1945. Storia e memoria. Milano 1996, S. 73–85.

Weblinks

 Commons: Nationalsozialistische Konzentrationslager – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.kuba-info.org/plaintext/politico/fidel-an-mexiko/index.html
  2. Joël Kotek, Pierre Rigoulot: Das Jahrhundert der Lager. Gefangenschaft, Zwangsarbeit, Vernichtung. Propyläen-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-549-07143-4, S. 129.
  3. Georg Pichler: Eingesperrt und Ausgeschlossen. In: Zwischenwelt, Zeitschrift. der Theodor Kramer Gesellschaft Jg. 27, H. 1-2, August 2010, ISSN 1606-4321, S. 22.
  4. Nicole Münnich: Titos tabuisiertes „Hawaii“. Zum Stand der Forschung über die jugoslawische Lagerinsel Goli Otok und zur Frage nach Aufarbeitung
  5. The Hidden Gulag - Part Two: The Kwan-li-so Political Penal Labor Colonies (Seite 25 – 82). (PDF; 5,5 MB) The Committee for Human Rights in North Korea, abgerufen am 21. September 2012 (englisch).
  6. The Hidden Gulag - Part Three: The Kyo-hwa-so Long-Term Prison-Labor Facilities (Seite 82 - 110). (PDF; 5,5 MB) The Committee for Human Rights in North Korea, abgerufen am 21. September 2012 (englisch).
  7. http://www.1000dokumente.de/pdf/dok_0006_ter_de.pdf Beschluß des Rates der Volkskommissare über den Roten Terror, 5. September 1918
  8. Nicolas Becquelin: Enforcing the rural-urban divide – Use of Custody and Repatriation detention triples in 10 years Human Rights in China, 23. Februar 2003; letzter Zugriff am 14. Februar 2009
  9. Joel Kotek, Pierre Rigoulot: Das Jahrhundert der Lager. Propyläen-Verlag, 2001, ISBN 3-549-07143-4, S. 589 u. 566
  10. Siehe etwa: Antony Beevor: Der Spanische Bürgerkrieg, München 2006, Besprechung in: Die Welt, 15. Juli 2006; vgl. z. B. auch (Forschungsstand 2004): http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/72582/index.html (Bild von einem Lager bei Barcelona – Prisioneros republicanos en un campo de concentración cerca de Barcelona)
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