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Künstlerhaus Wien

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Künstlerhaus Wien (1883)
Datei:Künstlerhaus Foyer.jpg
Foyer des Künstlerhauses (2007)

Das Künstlerhaus ist ein Ausstellungsgebäude im Stadtzentrum von Wien (1. Bezirk). Es befindet sich in der Ringstraßenzone zwischen Akademiestraße, Bösendorferstraße, Dumbastraße und Musikvereinsplatz, neben dem Gebäude des Wiener Musikvereins, und hat seinen Haupteingang vom Karlsplatz aus.

Das Gebäude wurde 1865–1868 errichtet und dient seither als Ausstellungshaus für Malerei, Bildhauerei, Architektur und angewandte Kunst. Eigentümer ist die Gesellschaft bildender Künstler Österreichs, Künstlerhaus, die älteste bestehende Künstlervereinigung Österreichs. Seit 1949 betreibt das Künstlerhaus (mit dem Eingang an seiner Seitenfront an der Akademiestraße) das „Künstlerhaus-Kino“, in das im September 2013 das vom Wiener Filmfestival Viennale geführte „Stadtkino“ übersiedeln wird.

Die Künstlervereinigung

Plakat zur Jubiläumsausstellung 1898

In der Vorstadt Laimgrube, die 1850 als Teil des neuen Bezirks Mariahilf nach Wien eingemeindet wurde, gab es Ecke Untere Stättengasse (seit 1862 Dürergasse) und Canalgasse (seit 1902 Joanelligasse) das Gasthaus „Zum blauen Strauß“. Dort stellte der Architekt Leopold Ernst 1847 unter gewaltiger Kostenüberschreitung einen neugotischen Festsaal fertig.[1][2] Dieser Saal war der Treffpunkt des 1851 gegründeten Vereins junger Künstler und Akademiker, der sich später in Albrecht-Dürer-Verein umbenannte.[3]

1861 schlossen sich die Künstlervereine Eintracht und Albrecht-Dürer-Verein unter dem Namen Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens zur damaligen Standesvertretung der Wiener Maler, Bildhauer und Architekten zusammen. 1868 wurde das neue Haus bezogen. 1897 spalteten sich einige moderne Künstler vom Künstlerhaus ab und gründeten die Wiener Secession. Damit verlor das Künstlerhaus seine Funktion als maßgebliche Interessenvertretung aller Künstler.

Seit 1972 steht die Vereinigung auch Vertretern der angewandten Kunst offen. 1976 wurde sie, unter Beibehaltung der genossenschaftlichen Rechtsform, in Gesellschaft bildender Künstler Österreichs, Künstlerhaus umbenannt. Seit 1983 sind auch Film- und Audiovisionskünstler Mitglieder. Die 1985 gegründete Künstlerhaus-Ges. m. b. H. organisiert Ausstellungen auch für andere Museen und Institutionen.[4] Von 2002 bis 2012 war Peter Bogner Direktor des Künstlerhauses.

Baugeschichte

Das Künstlerhaus um 1900
Ausstellung: Space Inventions (2010)

Nach der Ende 1857 getroffenen Entscheidung Kaiser Franz Josephs I., die Stadtmauern demolieren zu lassen, wurde die Wiener Ringstraße als repräsentativer Boulevard geplant und gebaut und vom Kaiser 1865, im Jahr des Baubeginns des Künstlerhauses, eröffnet. Der beim Innenministerium errichtete Stadterweiterungsfonds hatte die Aufgabe, das ehemalige Militärareal zu verwerten, und verkaufte die meisten Grundstücke an private Investoren. Zur Attraktivität der neuen Ringstraßenzone sollten Kultureinrichtungen beitragen, denen der Fonds Grundstücke gratis zur Verfügung stellte. Zu diesen Einrichtungen zählten das Künstlerhaus und der Musikverein, die gegenüber der Karlskirche Grundstücke am Ufer des damals noch offen fließenden Wienflusses erhielten.

Architekt des Künstlerhauses war August Weber (1836–1903), der 1863 / 1864 das Gartenbaugebäude am Parkring errichtet hatte. Er orientierte sich am Stil einer italienischen Renaissancevilla des Jacopo Sansovino. Die Wiener Firma Anton Wasserburger führte sämtliche Steinmetzarbeiten durch, dabei wurden vorrangig St. Margarethener und Wöllersdorfer Stein sowie Kaiserstein aus Kaisersteinbruch verwendet. Franz Joseph I. setzte den Schlussstein.

Das am 1. September 1868 – fast neun Monate vor der nahen k. k. Hofoper und 16 Monate vor dem benachbarten Musikverein – eröffnete Haus erhielt 1882 einen größeren Zubau, nämlich die beiden Seitenflügel, in denen später 1949 links ein Kino und 1974 rechts ein Theater untergebracht wurde; im gleichen Jahr wurde die Erste Internationale Kunstausstellung im Künstlerhause veranstaltet. 1888 wurde der Innengarten überdacht.

Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts begannen die Bauarbeiten an der Wiener Stadtbahn und an der teilweisen Einwölbung des Wienflusses. Seit 1899 ist die dem Künstlerhaus unmittelbar benachbarte Stadtbahnstation (seit 1980 ausschließlich U-Bahn-Station), gestaltet von Otto Wagner, in Betrieb. 1899 / 1900 wurde auch die Wienflusseinwölbung fertiggestellt, so dass sich die Vorderseite des Künstlerhauses nun nicht mehr an einem Flussufer, sondern am Rand des neuen, großen, 1899 benannten Karlsplatzes befand.

1956/57 wurde der Stiftersaal einer massiven Modernisierung unterzogen.

Bauspekulation

Künstlerhaus 1st Floor Exhibition: Megacool 4.0 (2012)
Ausstellung: Munkácsy. Magic & Mystery (2012)
Ausstellung: Beziehungsarbeit. Art and Institution (2011)

Im 20. Jahrhundert geriet der für den Ringstraßenbereich ungewöhnlich niedrige Bau mehrmals unter spekulativen Abriss- oder wenigstens Aufstockungsdruck. So sah der Plan Kaym / Hetmanek Anfang der 1930er Jahre die Ersetzung des historistischen Pavillons durch achtgeschoßige Zinshäuser vor, 1935 machte sich der junge Roland Rainer Gedanken über eine „bauliche Verdichtung“ an diesem prominenten Ort.

Die Richtlinien des Planungswettbewerbs Karlsplatz machten 1946 deutlich, dass die Stadt Wien das Künstlerhaus sowie das Verkehrsbürogebäude am anderen Ende des Karlsplatzes als entbehrlich ansah (beide bestehen bis heute). Zu nennen ist auch der 1966 von Karl Schwanzer für IBM geplante Bürobau anstelle des Künstlerhauses, der allerdings bei Bevölkerung und Medien auf breiten Unmut stieß. Der Fall Florianikirche im Sommer 1965 hatte hier wohl zu einem Umdenken geführt.

Aktuelle Nutzung und Planungen

Heute sind wieder Planungsüberlegungen im Gange, das Künstlerhaus durch Aus- und Umbauten stärker in den Museumscluster am Karlsplatz zu integrieren. Beispielsweise wurde das Ergebnis eines 1999 durchgeführten Architektenwettbewerbs, das den Ersatz der beiden Seitenflügel durch Glaspavillons vorgesehen hatte, von Beppo Mauhart im Juli 2010 erneut ins Spiel gebracht.

Das an der südöstlichen Seite des Karlsplatzes befindliche Wien-Museum, 1959 als Historisches Museum der Stadt Wien eröffnet, hat das Künstlerhaus immer wieder monatelang für Ausstellungen gemietet; darunter waren:

  • 1985: Traum und Wirklichkeit. Wien 1870–1930 (Direktion Robert Waissenberger), gestaltet von Hans Hollein; mit 622.000 Besuchen bis heute Wiener Rekord
  • 1987: Biedermeier und Vormärz (Direktion Günther Düriegl), gestaltet von Boris Podrecca
  • 2004: Alt-Wien. Die Stadt, die niemals war (Direktion Wolfgang Kos)
  • 2009 / 2010: Kampf um die Stadt. Politik, Kunst und Alltag um 1930 (Direktion Wolfgang Kos)

Es gab daher Überlegungen, das Künstlerhaus in die Verwaltung des unter Platzmangel leidenden Wien-Museums zu übertragen, doch konnte sich die Künstlervereinigung damit nicht anfreunden. Mittlerweile wird dies auch im Wien-Museum nicht mehr erwogen und mit der Stadtverwaltung diskutiert, wo für das Museum ein Neubau errichtet werden könnte.

Das Kunsthistorische Museum hat das Künstlerhaus in der Direktionsära Wilfried Seipel im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ebenfalls für Ausstellungen genützt. Später hat das Unterrichtsministerium dafür keine Mittel mehr bereitgestellt, wodurch sich im Budget des Künstlerhauses eine beträchtliche Lücke auftat.

2011 wurde öffentlich thematisiert, dass aufgetretene Bauschäden viel Geld für Reparaturen erfordern würden, dass aber die Künstlervereinigung diese Mittel aus dem laufenden Betrieb des Künstlerhauses nicht erwirtschaften kann. Die als Subventionsgeber in Frage kommenden Institutionen, das Unterrichtsministerium und das Kulturressort der Wiener Stadtverwaltung, haben allerdings selbst mit Budgetproblemen zu kämpfen.

Theater

brut im Künstlerhaus (popfest 2013)

Seit dem Umbau des rechten Seitenflügels zum Theater mitte der 1970er-Jahre war dort bis 1985 das Komödiantenhaus-Theater beheimatet. Nach dessen Ende gab es Überlegungen, das Theater als Politische Bühne Künstlerhaus neu zu beleben. Von Seiten der Stadt Wien bzw. der damaligen Kulturstadträtin Ursula Pasterk wurde 1987 beschlossen, das Theater zusammen mit dem ebenfalls leer stehenden Theater im Konzerthaus den freien Theatergruppen der Stadt zur Verfügung zu stellen. Mit 31. Jänner 1989 übernahm das dietheater, getragen vom Theaterverein Wien, unter der künstlerischen Leitung von Christian Pronay die beiden Spielstätten. Bis 2007 diente das dietheater als Bühne verschiedener österreichischer, insbesondere Wiener Theatergruppen, der zeitgenössischen Tanz-Kunst widmet sich seit damals das dort jährlich veranstaltete Festival imagetanz.

Die Neuausschreibung der künstlerischen Leitung durch den Theaterverein im Sommer 2006 konnten Thomas Frank und Haiko Pfost für sich entscheiden, die am 20. November 2006 von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny als neue künstlerische Leiter designiert wurden. Es folgten ein Umbau bzw. eine Renovierung der Spielstätte sowie die Umbenennung von dietheater in brut Wien („brut im Künstlerhaus“ und „brut im Konzerthaus“). Die Wiedereröffnung als Bühne für Off-Theater-Produktionen, Tanz, Performances und Konzerte erfolgte am 9. November 2007.[5]

Kino

Kino im Künstlerhaus (Viennale 2009)

Das Kino im Künstlerhaus entstand 1947–1949 mit dem Umbau des zuvor als Ausstellungshalle genutzten linken Seitenflügels nach Plänen des Architekten Alfons Hetmanek. Die großflächigen Bilder an den Seitenwänden des Kinosaals, allegorische Darstellungen von bildender Kunst, Musik, Dichtung, Film und Theater, stammen von Rudolf Eisenmenger und Rudolf Holzinger. Bis 1966 war Leopold Hauer als künstlerischer Leiter für die Programmgestaltung verantwortlich. Gezeigt wurden hier unter anderem österreichische Uraufführungen von Werken Jean Cocteaus, Jacques Tatis und René Clairs.[6]

Stadtkino im Künstlerhaus (VIS 2014)

Nachdem es bereits früher eines der Kinos war, die Filme im Rahmen des Viennale-Filmfestivals zeigten, ist es seit 2005 erneut eine der Festival-Spielstätten. 2009 wurde mit der Renovierung und technischen Erneuerung des Kinos begonnen. Ende 2012 schloss das Künstlerhaus mit der Viennale einen Vertrag für 20 Jahre, dem zufolge das „Stadtkino“ seinen Standort am Schwarzenbergplatz aufgeben und im September 2013 als „Stadtkino im Künstlerhaus“ hierher wechselte.[7]

Literatur

  • Wladimir Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861 – 1986. 125 Jahre in Bilddokumenten. Kunstverlag Wolfrum, Wien 1986, ISBN 3-900-178-04-6.
  • Wladimir Aichelburg: Das Wiener Künstlerhaus 1861 – 2001. Österreichischer Kunst- und Kulturverlag, Wien,
    • Band 1: Die Künstlergenossenschaft und ihre Rivalen Secession und Hagenbund. Wien 2003, ISBN 3-85437-189-6 (Monographien zur Kunst Österreichs im zwanzigsten Jahrhundert. Band I/1).
  • Robert Schediwy: Städtebilder. Reflexionen zum Wandel in Architektur und Urbanistik. Lit, Wien 2004, ISBN 3-8258-7755-8.

Weblinks

 Commons: Künstlerhaus Wien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Leopold Ernst im Architektenlexikon Wien 1770-1945, abgerufen am 23. September 2012.
  2. Gerd Pichler: [ (Link nicht mehr abrufbar) Rezension: Wladimir Aichelburg, Das Wiener Künstlerhaus 1861-2001], Kunsthistoriker aktuell, 20. Jg., 1/03
  3. Walter Koschatzky: Rudolf von Alt, 2. Auflage, Böhlau Verlag, Wien 2001, ISBN 3-205-99397-7, S. 214 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche)
  4. Künstlerhaus, Austria Lexikon, Stand: 12. März 2010
  5. brut Wien: Geschichte
  6. Künstlerhaus Kino: Informationen zum Kino
  7. Der Standard: Stadtkino übersiedelt definitiv ins Künstlerhaus, 20. Dezember 2012
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