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Joseph Maria Olbrich

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Joseph Maria Olbrich
Ornamente von J. M. Olbrich an der Wiener Stadtbahnstation Karlsplatz

Joseph Maria Olbrich (* 22. Dezember 1867 in Troppau; † 8. August 1908 in Düsseldorf) war ein österreichischer Architekt, der ab 1900 im Deutschen Reich lebte und arbeitete.

Leben

Joseph Maria Olbrich wurde als drittes Kind der Eheleute Edmund und Aloisia Olbrich geboren. Er hatte zwei Schwestern, die vor seiner Geburt gestorben waren, sowie die jüngeren Brüder Johann und Edmund. Sein Vater war ein wohlhabender Konditormeister und Wachshersteller und besaß unter anderem eine Ziegelei, wodurch Olbrichs Interesse am Baugewerbe schon früh geweckt wurde.

Olbrich besuchte zunächst das Gymnasium in Troppau, welches er jedoch vorzeitig verließ, absolvierte eine Maurerlehre, um danach bei einem Bauunternehmer als Zeichner zu arbeiten. 1882 ging er nach Wien, um in die Architekturklasse der Wiener Staatsgewerbeschule einzutreten. Seine Lehrer waren unter anderem Julius Deininger (Vater von Wunibald Deininger) und Camillo Sitte.

1886 machte Olbrich sein Abschlussexamen mit der Note „vorzüglich“.

Anschließend kehrte er kurzzeitig nach Troppau zurück, um dort für eine Baufirma als Zeichner zu arbeiten. Ab 1890 studierte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien als Schüler von Karl Freiherr von Hasenauer und gewann mit seinen Entwürfen mehrere Preise, wie den Pein-Preis, den Hofpreis 1. Klasse und den Rom-Preis der Akademie. 1893 trat er in das Büro von Otto Wagner ein. Die meisten Detailpläne für die Gebäude der Wiener Stadtbahn dürften von Olbrich stammen, doch ist dies nicht genau bekannt. Wagner schätzte ihn sehr, er erwog sogar eine Ehe seiner Tochter mit ihm.

Das Secessionsgebäude

1896 entstand wegen der Unzufriedenheit mehrerer Künstler unter der Führung von Gustav Klimt die Wiener Secession als Abspaltung des Wiener Künstlerhauses. Da die Gruppe ein eigenes Ausstellungsgebäude benötigte, erhielt Olbrich seinen ersten großen Auftrag und baute 1897 das Secessionsgebäude. In der Folge baute er auch mehrere Wohnhäuser in Wien und Umgebung, unter anderem das Haus für Hermann Bahr in der Veitlissengasse in Hietzing. Im Gegenzug verkündete Bahr Olbrich in seinen Essays und Feuilletons als einen zentralen Architekten Wiens.[1]

Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein (Hessen-Darmstadt) besuchte häufig Wien und war sehr an moderner Kunst interessiert. Auf seine Veranlassung entstand daher 1899 in Darmstadt die Darmstädter Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe. Zu diesem Zweck holte er Olbrich nach Darmstadt, der schnell zum inoffiziellen Führer der Künstlerkolonie wurde und auch das höchste Gehalt bezog. Am 4. April 1900 bekam er vom Großherzog den Professorentitel verliehen und wurde hessischer Bürger. Olbrich war damals der einzige Architekt in der Künstlergruppe, denn Peter Behrens betätigte sich ursprünglich nur als Maler und Graphiker. Vielfach setzte sich der Verleger Alexander Koch in den wichtigen Zeitschriften Innendekoration und Deutsche Kunst und Dekoration mit Olbrich und der Darmstädter Künstlerkolonie auseinander.[2] 1903 heiratete Olbrich in Wiesbaden Claire Morawe, die geschiedene Frau des Schriftstellers Christian Ferdinand Morawe.

Die Künstlerkolonie wurde zum Experimentierfeld für Olbrich, wo er auch das Hauptgebäude, das Ernst-Ludwig-Haus baute. Daneben entstanden diverse Wohnhäuser und provisorische Bauten für die Ausstellungen. Seit 1901 arbeitete der aus Magdeburg stammende Hans Heller (1884-1917) im Atelier von Olbrich und qualifizierte sich dort, um 1907 in der Kunstgewerbeschule Hamburg eine Professur für Innenraumgestaltung zu übernehmen. Ferner entwarf Olbrich Keramikgeschirre für die Künstlerkolonie, die in der Waechtersbacher Keramik produziert wurden, Möbelstücke für Darmstädter Möbelfirmen und Musikinstrumente, wie den Mand-Olbrich-Flügel. Länger als manch anderes Mitglied blieb Olbrich der Kolonie treu. Seine Beiträge zur Louisiana-Ausstellung in St. Louis machten einen so großen Eindruck, dass er – wahrscheinlich auf Veranlassung von Frank Lloyd Wright – korrespondierendes Mitglied des American Institute of Architects wurde. 1906 erhielt er seinen letzten und größten Auftrag: das Warenhaus Tietz in Düsseldorf. Das Rheinland erschien ihm als lockendes Betätigungsfeld, da er hier anscheinend leichter an solche großen, monumentalen Projekte kam als in Darmstadt, wo die Künstlerkolonie außer dem Großherzog nur wenige Auftraggeber hatte. Im selben Jahr fand der Stapellauf des Doppelschrauben-Schnellpostdampfers Kronprinzessin Cecilie statt. An der Inneneinrichtung und Ausstattung dieses Transatlantikliners, der zu den ehrgeizigsten und erfolgreichsten deutschen Passagierschiffprojekten zählt, wirkten neben Olbrich unter anderem Bruno Paul und Richard Riemerschmid mit.[3]

Kurz nach der Geburt seiner Tochter Marianne am 19. Juli 1908 starb Olbrich – nur 40 Jahre alt – am 8. August in Düsseldorf an Leukämie. Vier Tage später wurde er in Darmstadt auf dem alten Friedhof beerdigt. 1924 wurde die Olbrichgasse in Wien-Meidling und in den 1960er Jahren die Josef-Maria-Olbrich-Straße in Düsseldorf-Garath nach dem Architekten benannt. In Darmstadt ist ebenfalls der Olbrichweg auf der Mathildenhöhe nach ihm benannt worden.

Werk

Bauten und Entwürfe

Hochzeitsturm
Ernst-Ludwig-Haus
Warenhaus der Leonhard Tietz AG, heute Kaufhof, Düsseldorf
"Prinzessinenschloss", im Schloss Wolfsgarten bei Langen
  • 1897–1898: Ausstellungsgebäude der Wiener Secession in Wien
  • 1898: Clubhaus des Radfahrclubs der Hof- und Staatsbeamten in Wien
  • 1898: Café Niedermeyer in Troppau
  • 1899: Haus Stöhr in St. Pölten
  • Wohnhaus für Max Friedmann in Hinterbrühl
  • 1899: Clubhaus des Radfahrvereins der Staats- und Hofbeamten in Wien
  • 1899–1900: Wohnhaus für Hermann Bahr in Wien
  • 1900: Haus Sift in Wien
  • 1900: Grabmal der Familie Glückert auf dem Alten Friedhof in Darmstadt
  • 1900: Häusergruppe für den Bauunternehmer Wilhelm Ganss in Darmstadt (kriegszerstört, modern wiederaufgebaut)
  • 1900–1901: Ernst-Ludwig-Haus auf der Mathildenhöhe in Darmstadt
  • 1900–1901: eigenes Wohnhaus auf der Mathildenhöhe in Darmstadt (erheblich verändert)
  • 1900–1901: Wohnhaus für Hans Christiansen auf der Mathildenhöhe in Darmstadt (kriegszerstört)
  • 1900–1901: Wohnhaus für Carl Keller auf der Mathildenhöhe in Darmstadt (kriegszerstört)
  • 1900–1901: Wohnhaus für Julius Glückert, sog. Großes Glückert-Haus auf der Mathildenhöhe in Darmstadt
  • 1900–1901, Wohnhaus für Rudolf Bosselt, sog. Kleines Glückert-Haus auf der Mathildenhöhe in Darmstadt
  • 1900–1901: Wohnhaus für Ludwig Habich auf der Mathildenhöhe in Darmstadt
  • 1901: Ausstellungsgebäude „Haus für Flächenkunst“, „Spielhaus“ für die Darmstädter Spiele und Hauptportal auf der Mathildenhöhe in Darmstadt. Die Gebäude aus Holz wurden nach dem Ende der Bauausstellung Ein Dokument Deutscher Kunst nach fünf Monaten wieder abgetragen.
  • 1901: Wohnhaus für Albert Hochstrasser in Kronberg im Taunus
  • 1901–1902: Doppelwohnhaus für Gustav und Joseph Stade auf der Mathildenhöhe in Darmstadt
  • 1902: Prinzessinnenhaus im Park des Jagdschlosses Wolfsgarten
  • 1902–1903: Wohnhaus für Carl Kuntze in Berlin-Steglitz
  • 1903: Fassade des Hauses Edmund Olbrich in Troppau
  • 1903–1904: „Drei-Häuser-Gruppe“ („Blaues Haus“, „Eckhaus“ und „Graues Haus“ oder „Hofprediger-Haus“) auf der Mathildenhöhe in Darmstadt
  • 1903–1904: Bildhauer-Atelier als Anbau an das „Ernst-Ludwig-Haus“ auf der Mathildenhöhe in Darmstadt (heute als Museumsshop genutzt)
  • 1905–1906: Ausstellungsgebäude „Frauen-Rosenhof“ für die Deutsche Kunstausstellung Köln 1906 in der Kölner Flora, Köln-Riehl (verändert)
  • 1907–1908: „Oberhessisches Haus“ für die Hessische Landesausstellung für freie und angewandte Kunst auf der Mathildenhöhe in Darmstadt (nach 1908 als Wohnhaus genutzt, verändert)
  • 1907–1908: Wohnhaus für Hugo Kruska in Köln-Lindenthal (kriegszerstört)
  • 1907–1908: Hochzeitsturm auf der Mathildenhöhe in Darmstadt
  • 1907–1908: Wohnhaus für Max Clarenbach in Düsseldorf-Wittlaer (erheblich verändert)
  • 1907–1909: Warenhaus der Leonhard Tietz AG (heute Kaufhof) in Düsseldorf (innen völlig verändert)
  • 1908: „Arbeiterhaus Opel“ (Musterhaus) für die Hessische Landesausstellung für freie und angewandte Kunst auf der Mathildenhöhe in Darmstadt (nicht erhalten)
  • 1908: Künstlerhaus Krefeld, es wurde finanziert durch eine Schenkung des Kommerzienrates Albert Oetker an die Stadt Krefeld und Stiftung des Grundstückes durch die Jentges’sche Grundbesitz GmbH.
  • 1908–1909: Villa für Josef Feinhals in Köln-Marienburg (kriegszerstört)
  • 1908–1909: Wohnhaus für Walther Banzhaf in Köln-Marienburg (1926 durch Wilhelm Riphahn umgebaut, kriegszerstört)
  • 1908–1909: Warenhaus für die Theodor Althoff AG in Gladbeck

Schriften

  • (mit Ludwig Hevesi): Ideen von Olbrich. 1900 (1. Auflage) / Baumgärtner, Leipzig 1904 (2. erweiterte Auflage).
als Nachdruck: Wasmuth, Tübingen 1988. / Arnold'sche Art Publishers, Stuttgart 1992. / Arnold'sche Art Publishers, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-89790-279-4.
  • Architektur von Olbrich (Mappenwerk) Verlag Ernst Wasmuth, Berlin 1901–1914.
  • (mit Wilhelm Holzamer): Spiele. Verlag Eugen Diederichs, Leipzig 1901.
  • (mit Georgina Freiin von Rotsmann): Es war einmal. Darmstadt 1904.
als Nachdruck: Verlag zur Megede, Darmstadt 1983.
  • Das Warenhaus Tietz in Düsseldorf. Verlag Ernst Wasmuth, Berlin 1909.

Ehrungen

Literatur

  • Alexander Koch (Hrsg.): Ein Dokument deutscher Kunst. (Ausstellungskatalog) Verlag Alexander Koch, Darmstadt 1901.
als Nachdruck: Verlag zur Megede, Darmstadt 1989.
  • Hessisches Landesmuseum Darmstadt (Hrsg.), Gerhard Bott: Joseph M. Olbrich und die Darmstädter Künstlerkolonie. (= Kunst in Hessen und am Mittelrhein, 7.) Roether, Darmstadt 1967.
  • Hessisches Landesmuseum Darmstadt (Hrsg.): Joseph M. Olbrich 1867–1908. Das Werk des Architekten. (Ausstellungskatalog) Darmstadt 1967.
  • Karl Heinz Schreyl, Dorothea Neumeister: J. M. Olbrich. Die Zeichnungen in der Kunstbibliothek Berlin. Kritischer Katalog. Gebr. Mann, Berlin 1972, ISBN 3-7861-4083-9.
  • Ian Latham: Joseph Maria Olbrich. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1981, ISBN 3-421-02561-4.
  • Bernd Krimmel: Joseph M. Olbrich 1867–1908. (Ausstellungskatalog) Darmstadt 1983.
  • Renate Ulmer: Olbrich, Joseph Maria. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, S. 500 f. (Onlinefassung).
  • Peter Haiko, Caterina Iezzi, Renate Ulmer: Joseph Maria Olbrich. Secession Wien – Mathildenhöhe Darmstadt. Ausstellungsarchitektur um 1900. (Ausstellungskatalog) Deutscher Kunstverlag, München 2006, ISBN 3-422-06659-4.
  • Ralf Beil, Regina Stephan (Hrsg.): Joseph Maria Olbrich 1867–1908. Architekt und Gestalter der frühen Moderne. (Ausstellungskatalog) Hatje Cantz, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7757-2549-1.
  • Andreas Ay: Neues Wohnen in alten Mauern. Joseph Maria Olbrichs Innenausstattung der Privaträume für Grossherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein im Alten Schloss zu Gießen. (Ausstellungskatalog) edition noir, Lich 2012, ISBN 978-3-9812398-6-7.

Weblinks

 Commons: Joseph Maria Olbrich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. Hermann Bahr: Meister Olbrich. In: Die Zeit, 17 (1898) #211, 42-43. (15. Oktober 1898), erneut in: Secession. Wien: Wiener Verlag 1900, 60-65. Hermann Bahr: Olbrich. Der Tag, Berlin, (1901) #417, Unterhaltungsblatt, 9-10. (22. September 1901) Hermann Bahr: Josef Olbrich. (Gestorben am 18. August 1908). Nord und Süd, 32 (1908) #127, 339-344, erneut in: Buch der Jugend. Wien und Leipzig: H. Heller 1908, 70-76.
  2. http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/_md_search?md_query_inhaltsverz=1&md_query_cat3=all&md_query_var3=Olbrich+Kolonie
  3. Mertens, Eberhard (Hrsg.): Die Lloyd-Schnelldampfer. Kaiser Wilhelm der Große, Kronprinz Wilhelm, Kaiser Wilhelm II., Kronprinzessin Cecilie. Olms Presse, Hildesheim 1975. ISBN 3-487-08110-5. S. 14
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