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John Neumeier

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John Neumeier (* 24. Februar 1942 in Milwaukee, Wisconsin) ist ein US-amerikanischer Tänzer, Choreograf und Ballettdirektor.

Der für seine Ballettchoreografien international anerkannte und ausgezeichnete Neumeier ist seit 1973 als Ballettdirektor und Chefchoreograf des Hamburg Ballett und seit 1996 auch als Ballettintendant an der Staatsoper in Hamburg, aber auch an anderen Orten als Gastchoreograf, tätig. Er ist zudem Direktor der von ihm begründeten Ballettschule in Hamburg.

Leben und Wirken

Eine Biographie über die russische Ballettlegende Vaslav Nijinsky (Wacław Niżyński) in der örtlichen Stadtbibliothek weckte sein Interesse für den Tanz und beschäftigte ihn sein Leben lang mit dem Leben und Wirken Nijinskys.[1] Den ersten Ballettunterricht erhielt Neumeier in seiner Heimatstadt. Danach folgten Lehrjahre in Kopenhagen und an der Royal Ballet School in London. Schließlich kehrte er nach Milwaukee zurück und erwarb an der dortigen Marquette University den akademischen Grad eines Bachelor of Arts in den Fächern „Englische Literatur“ und „Theaterwissenschaft“. Als er 1963 in London tanzte, sahen ihn dort u. a. auch Marcia Haydée und Ray Barra. Weil diese beiden erkannten, welch großes Potenzial in dem jungen Talent steckte, legten sie ihrem Direktor John Cranko nahe, ihn für das Stuttgarter Ballett zu engagieren. Dieser Truppe gehörte er bis 1969 als Tänzer (später Solist) an und schuf seine ersten Choreografien.

Ulrich Erfurth berief ihn nach Frankfurt am Main, wo er von 1969 bis 1973 bis Ballettdirektor war. Neumeier erregte in dieser Zeit bereits durch seine Neudeutung bekannter Handlungsballette Aufsehen (Der Nussknacker, Romeo und Julia und Daphnis und Chloë). 1973 holte ihn August Everding nach Hamburg. Seitdem ist er Leiter des Hamburg Ballett an der Hamburgischen Staatsoper, das unter seiner Direktion zu einer der führenden deutschen Ballettkompanien wurde.[2]

1978 gründete er dort die zweite Ballettschule in der Bundesrepublik Deutschland, die Ballettschule des Hamburg Ballett, deren Direktor er ebenfalls ist. Als Vorbild diente ihm dabei die Stuttgarter Ballettschule. Neumeier ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg und der Akademie der Künste Berlin.

Maurice Béjart choreografierte im Jahr 1984 für Neumeier und Marcia Haydée (Neumeier widmete ihr seine Kameliendame) als Tänzer Les Chaises nach Ionescos Die Stühle. Das Stück wurde auf Tourneen u. a. in New York, Zürich, Buenos Aires, São Paulo, Rio de Janeiro, Tel Aviv, Tokio, Berlin, Essen, Dresden, Paris und Kopenhagen gezeigt.

Als Gastchoreograf war Neumeier u. a. wiederholt beim American Ballet Theatre in New York (u. a. Getting Closer 1999), beim Royal Ballet in London (Lento zur Wiedereröffnung des Royal Opera House), beim Tokyo Ballet in Tokyo (Seasons – The Colors of Time zum 35-jährigen Bestehen 2000), am Mariinsky-Theater in St. Petersburg (Sounds of Empty Pages, Alfred Schnittke gewidmet, 2001 als erster westlicher Choreograf seit 100 Jahren), den Ballettkompanien der Staatsopern Wien und Dresden, beim Bayerischen Staatsballett in München, beim Ballett der Deutschen Oper in Berlin, beim Stuttgarter Ballett, beim Königlich Dänischen Ballett in Kopenhagen (u. a. Die kleine Meerjungfrau 2005 Uraufführung zur Eröffnung des Opernhauses/200. Geburtstag Hans Christian Andersen), beim Königlich Schwedischen Ballett in Stockholm, beim Finnischen Nationalballett, für das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, beim Royal Winnipeg Ballet und beim National Ballet in Kanada, beim American Ballet Theatre, beim Ballet du XXième siécle in Brüssel, beim Ballet de l’Opéra de Paris, beim Ballet des Grand Théâtre de Genève in Genf und beim San Francisco Ballet tätig.

Zu seinen bekanntesten Werken als Choreograf gehören Romeo und Julia (1971), Kameliendame (1978), Medea (1990), Sylvia (1997), Matthäus-Passion (1981), Messias (1999), Endstation Sehnsucht (1983), Odyssee (1995), König Artus (1982) und Illusionen – wie Schwanensee (1976), Nijinsky (2000), Die Möwe (2002). 2006 entstand Parzival - Episoden und Echo mit Musik von John Adams, Richard Wagner und Arvo Pärt.[3]

Auch wenn der Schwerpunkt von Neumeiers Schaffen dem abendfüllenden Handlungsballett gilt, hat er sich gerne hin und wieder auch anderer Bühnenwerke angenommen. So inszenierte er beispielsweise Othello von Giuseppe Verdi an der Bayerischen Staatsoper und Orpheus und Eurydike von Christoph Willibald Gluck sowie das Musical West Side Story von Leonard Bernstein an der Hamburgischen Staatsoper.

Neumeier war eng befreundet mit dem 1993 verstorbenen österreichischen Schauspieler Werner Pochath.

Neumeier errichtete im Jahr 2006 die Stiftung John Neumeier mit dem Ziel, seine Tanz- und Ballettsammlung und sein Lebenswerk für die Stadt Hamburg zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.[4]

Nachdem die Kirchengemeinde Neumeiers ihm bereits 2009 zum 70. Geburtstag gratuliert hatte, stellte Neumeier gegenüber der Fachzeitschrift Dance Magazine klar, 1942 geboren zu sein.[5] [6]

Neumeier bekennt sich zu seiner Homosexualität und hat einen Lebenspartner.[7]

Auszeichnungen (Auswahl)

1975 erhielt John Neumeier für die Choreographie der Dritten Sinfonie von Gustav Mahler den Ehrenpreis Silberne Maske der Hamburger Volksbühne.

1978 zeichnete der Norddeutsche Rundfunk vier Folgen über John Neumeiers Ballett-Werkstatt-Veranstaltungen auf. Diese bescherten ihm im selben Jahr die Goldene Kamera.

1983 erhielt er den Dance Magazine Award. Vier Jahre später ernannte ihn die Marquette University seiner Heimatstadt zum Ehrendoktor der schönen Künste und der Senat der Hansestadt Hamburg zum Professor.

1988 bekam er zwei Preise: den Deutschen Tanzpreis und den Prix Diaghilev. Im Jahr darauf wurde er in Dänemark mit dem Ritterkreuz des Danebrog-Ordens ausgezeichnet.

1994 wurde John Neumeier der Hamburger Bürgerpreis der CDU Hamburg verliehen.

Im Jahr 2005 erhielt Neumeier für seine Verdienste als Choreograf im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele den SAECULUM Glashütte Original-Musikfestspiel-Preis.

2007 wurde John Neumeier mit dem Herbert-von-Karajan-Musikpreis ausgezeichnet und zum Ehrenbürger von Hamburg ernannt.

2008 wurde Neumeier vom Verein zur Förderung der Tanzkunst in Deutschland e. V. und dem Deutschen Berufsverband für Tanzpädagogik e. V. der Deutsche Tanzpreis verliehen.

John Neumeier ist seit 2011 Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes.

2012 erhielt er den erstmals vergebenen Gustaf-Gründgens-Preis.

2012 erhielt Neumeier in Moskau den Orden der Freundschaft der Völker.

2013 zeichnete ihn der polnische Kulturminister mit der Gloria-Artis-Medaille für kulturelle Verdienste aus[8]

Dokumentarfilme

  • Nijinsky & Neumeier. Eine Seelenverwandtschaft im Tanz. Fernseh-Dokumentation, Deutschland, 2009, 88 Min., Regie: Annette von Wangenheim, Produktion: WDR[9]
  • John Neumeier - Ein Leben für den Tanz. Dokumentarfilm, Deutschland, 2000, 43:30 Min., Buch und Regie: NN, Produktion: BR-alpha[10]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Nijinsky & Neumeier. Eine Seelenverwandtschaft im Tanz“, arte, 2009
  2. Die dienstältesten Füße Deutschlands. Er verkörpert die männlichen Genie-Gestalten mit historischem Verstand. In: FAZ vom 20. Februar 2012, Seite 30, Artikel-Anfang.
  3. Irmela Kästner: Späte Läuterung eines andere Ritter häutenden Ritters. In: Die Welt, 12. Dezember 2006.
  4. Die Stiftung - Seite der Stiftung John Neumeier, aufgerufen am 13. März 2013.
  5. Stefan Grund: Neues von John Altmeier. In: Die Welt, 7. April 2009.
  6. Horst Koegler: Diaghilew: Halbzeit der Festivitäten rund um den Erdball. In: Tanznetz.de, 17. Juni 2009.
  7. Interview von John Neumeier mit Dorion Weickmann, "Man muss mit den Russen reden" in der Süddeutschen Zeitung vom 25. September 2013
  8. Höchster polnischer Kulturorden für John Neumeier in: Berliner Zeitung vom 21. März 2013, S. 23
  9. Inhaltsangabe von arte
  10. Inhaltsangabe von musik heute
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel John Neumeier aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.