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Jehoschua Jeschaja Neuwirth

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Jehoschua Neuwirth
Raw J. J. Neuwirth (links) im Gespräch mit Raw Schloime Salmen Auerbach
Raw Neuwirths Hauptwerk: Schmiras Schabos Kehilchoso

HaGaon Harav Jehoschua Jeschaja Neuwirth (geb. 15. Februar 1927 in Deutschland; gest. 11. Juni 2013 in Jerusalem) war ein bedeutender orthodoxer Rabbiner und Posek in Jerusalem. Er war einer der bedeutendsten und berühmtesten Schüler von Shlomo Zalman Auerbach und u. a. Verfasser der zweibändigen hebräischen Abhandlung "Shemirat Shabbat Kehilchatah" (1965; auch übersetzt ins Englische: "Shemirath Shabbath: A practical guide to the observance of Shabbath", ein autoritatives Kompendium der halachischen Vorschriften zum Schabbat). Darüber hinaus war er u. a. Rosch Jeschiwa und Gründer der "Pnei Shmuel"-Jeschiwa ketana, der "Chochmas Shlomo"-Jeschiwa gedola sowie Rosch Mesivta der Jeschiwa Kol Torah (alle in Jerusalem).

Leben

Raw Neuwirths Vater war Raw Ahron Neuwirth, der als Raw und More Zedek in den Gemeinden Mainz, Halberstadt, Berlin und Amsterdam wirkte und Tora lehrte. Die Mutter hiess Zipora. Im Zweiten Weltkrieg flüchtete Jehoschua Neuwirth gemeinsam mit seinen Eltern, seinen beiden Brüdern und seiner Schwester nach Holland, wo sie sich etwa drei Jahre lang in einem Zimmer versteckten. Das einzige Buch, das sie dort hatten, war die Mischna Brura, Teil 2, über Hilchot Schabbat. Und so lernte er drei Jahre lang mit seinem Vater immer wieder dieses Sefer. Dies bildete die Grundlage dafür, sich auf diesem Gebiet zu spezialisieren.

1945 wanderte er nach Eretz Jisrael aus. Als Bachur lernte er in der Jeschiwa Kol Torah und war einer der beliebtesten Schüler von Rav Schlomo Salman Auerbach, mit dem er sich beim Schreiben seines Sefers "Schmirat Schabat Kehilchata" öfters beriet. Die beiden ersten Bände beruhten ausschliesslich auf seinen Entscheiden. Die Sefarim erhielten das Einverständnis und die Beipflichtung von Rav Mosche Feinstein, Rav Schlomo Salman Auerbach und Rav J. Abramsky.

Jehoschua Neuwirth galt als Autorität insbesondere auf dem Gebiet der jüdischen Medizin-Ethik. Während sein Lehrer Auerbach die meisten seiner Entscheidungen mündlich verkündete, publizierte sein Schüler Neuwirth eine grosse Anzahl der Auerbachschen Halachot in schriftlicher Form und viele seiner eigenen Ausführungen widmete er wiederum Auerbach. Neuwirth führte auch eine neue Form des Studiums der Gesetze ein, die sich nicht mehr, wie bisher, an der Struktur und Reihenfolge der Präsentation innerhalb des Schulchan Aruch orientierte, sondern eine thematisch-systematische Gliederung einschliesslich ausführlichem thematischem Index bot. Dennoch war auch diese Form der Abhandlung eingebettet in Tausende Referenzstellen und Kommentierungen.

Raw Neuwirths Anschauungen und Ausführungen wurden und werden häufig herangezogen und zitiert im Zusammenhang mit Fragestellungen wie Präimplantationsdiagnostik, Hirntod, Sterbehilfe, AIDS oder speziellen Vorschriften für Ärzte im Zusammenhang mit dem Schabbat. Oftmals gab er auch halachische Autorisierungen für Produkte wie z. B. die Sabbatlampe oder elektrisch betriebene Rollstühle. Er wirkte auch als Posek Halacha des Spitals Schaare Zedek, als Raw der Organisation "Hachovesch Har Nof" und zählte zu den ersten, die einen permanenten Schabbat-Goj einsetzten, der für die Organisation arbeitete.

Raw Neuwirth hatte auch zusammen mit seinem Bruder Josef Neuwirth einen Gema'ch zum Geldverleihen gegründet. Im Laufe der Jahre wurde dieser zum grössten in ganz Israel, bei dem zweimal wöchentlich Anleihen über grosse Summen aufgenommen werden konnten.

In den letzten Jahren seines Lebens wurde er zusehends schwächer, erkrankte schliesslich an einer Infektion und wurde daraufhin ins Krankenhaus eingeliefert, wo er dann starb. Seine Lewaja begann vor seinem Haus und führte auf dem Weg zum Har Hasetim an den Jeschiwot Chochmat Schlomo und Kol Tora vorbei.

Weitere Werke

  • Raw Neuwirth schrieb noch die Sefarim "Kizur Dine Schmittat Karkaot", "Ohel Sara", "Chinuch Habanim Lemizwot Wedine Katan" und einen halachischen Wegweiser für Krankenschwestern am Schabbat und an Feiertagen.

Aus einem Bericht von E. H. Rosen, Zürich, früher Amsterdam

"Wir haben Raw Neuwirth schon in Amsterdam kennen gelernt, als ich Briefe der Kehillo schrieb und auch einige für Raw Neuwirth waren. Die Rettung der ganzen Familie war ein grosses Wunder, ein Ness, das nicht viele erlebt haben. Er wohnte mitten im jüdischen Viertel, als eines Tages die Deutschen kamen, um alle Juden aus ihren Häusern zu holen. Sein Vater lernte Gemore, als ein deutscher Offizier kam, um seine Familie abzuholen. Der Nazi fragte seinen Vater: 'Was tun Sie da?' Er antwortete: 'Ich studiere den Talmud'. 'Was steht darin?' 'Dass jeder Mensch seine Pflicht tun muss. Meine Pflicht ist es zu lernen und Ihre Pflicht ist es, uns abzuholen.' Der Deutsche war ganz verstimmt, drehte sich um und verliess die Wohnung. Den ganzen Krieg über ist kein Deutscher mehr in die Wohnung gekommen. Die Familie war in ihrer eigenen Wohnung versteckt und das Essen wurde von einer holländischen Untergrundgruppe gebracht. So überlebten sie die schreckliche Zeit in Amsterdam.

Ein zweites Ness: Raw Neuwirt hatte eine ältere Schwester. Sie sah nicht jüdisch aus und arbeitete bei einem Rechtsanwalt, wo sie auch wohnte. An einem Freitag sagte ihr Vater: 'Schabbos gehst Du nicht mehr zurück, um als Putzfrau zu arbeiten.' Sie gab ihre Stelle auf - und was passierte? Freitagnacht war ein Bombenangriff, und das Haus, wo sie wohnte und arbeitete, wurde getroffen. Alle Bewohner kamen in dieser Nacht um" (zitiert nach: "Vermächtnis eines Godel Hador. Zu den Schloischim von Raw J. Neuwirt sZl.", in: "Jüdische Zeitung", Zürich, Ausgabe vom 5. Juli 2013, Seite 12).

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