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Höhle von Lascaux

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Höhlenmalerei aus Lascaux
Höhlenmalerei aus Lascaux

Die jungpaläolithische Höhle von Lascaux im französischen Département Dordogne enthält einige der ältesten bekannten abbildenden Kunstwerke der Menschheitsgeschichte. Ihre Höhlenmalereien lassen sich der frankokantabrischen Höhlenkunst zuordnen.

Die Höhle von Lascaux gehört seit 1979 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Geographie und Geologie

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Höhle von Lascaux (Frankreich)
Höhle von Lascaux
Höhle von Lascaux

Die Höhle liegt auf der linken Talseite der Vézère, etwa zwei Kilometer südlich von Montignac, zu dessen Gemeindegebiet sie gehört. Sie kann über die D 704 und anschließend über die rue la Grande Bechade erreicht werden.

Der Hang, in dem die Höhle liegt, ist aus Kalken des Coniaciums gebildet. Im Vergleich zu anderen Höhlen des Périgord Noir (Schwarzer Périgord) ist die Höhle von Lascaux relativ trocken, da sie von einem Mergelhorizont gegen Wasserinfiltritation abgedichtet wird und somit auch kein nennenswerter Kalzitüberzug entstehen konnte.

Geschichte der Höhle seit der Entdeckung

Die Höhle wurde am 12. September 1940 von Marcel Ravidat, Jacques Marsal, Georges Agnel und Simon Coencas entdeckt. Bereits am 21. September traf Henri Breuil ein und veröffentlichte noch im selben Jahr eine erste wissenschaftliche Beschreibung. Er sah die Kunstwerke als zum Périgordien gehörig an.

1949 führten Breuil, Séverin Blanc und Maurice Bourgon Grabungen in der Höhle durch, in deren Verlauf sie verzierte Speerspitzen aus Rentiergeweih entdeckten. Zwischen 1952 und 1963 nahm André Glory eine Bestandsaufnahme der Kunstwerke vor und realisierte 1433 Abpausungen (heutiger Stand: 1900).

Schon 1948 wurde die Höhle für die Allgemeinheit geöffnet. Zu diesem Anlass wurde der Höhlenboden ausgeschachtet und abgesenkt, eine elektrische Beleuchtung installiert, eine Treppe eingebaut und eine schwere Bronzetür an den Eingang gesetzt, um das Höhlenklima (von konstanten 14 °C) nicht allzu stark zu destabilisieren. Die von etwa 1.200 Besuchern pro Tag abgegebene Atemluft beschädigte die Bilder jedoch deutlich. Kondenswasser und organische Substanzen führten zur Bildung von Schimmel. Deshalb wurde die Höhle 1963 für den Publikumsverkehr geschlossen und mit einem aufwendigen Belüftungs- und Klimaregulierungssystem versehen. Die Bilder wurden restauriert und seither täglich überwacht.

Es folgten Untersuchungen von Annette Laming-Emperaire, ab 1975 von André Leroi-Gourhan und seinem multidisziplinären Team und zwischen 1989 und 1999 von Norbert Ajoulat.

In der Höhle bedroht neben weißem Pilzbefall (Fusarium solani), der in Symbiose mit dem Bakterium Pseudomonas fluorescens auftritt, schwarzer Schimmel weiter die berühmten Wandmalereien.[1][2][3] Nach einer Behandlung mit Pilzvernichter breitet sich der schwarze Schimmel zwar nicht mehr aus, aber er bildet sich auch nicht zurück, wie der Leiter des wissenschaftlichen Ausschusses für die Höhle, Marc Gauthier, im Februar 2009 mitteilte.

Datierung der Höhlenbilder

Ursprünglich wurden die Höhlenmalereien dem frühen Magdalénien zugerechnet, etwa dem Zeitraum zwischen 17.000 und 15.000 v. Chr. Durch das Auffinden von älteren Artefakten aus dem Solutréen sind inzwischen Zweifel an dieser Zuordnung laut geworden. Autoren wie Norbert Aujoulat[4] halten die Höhle sogar für noch älter und nähern sich somit wieder der von Breuil geäußerten Vermutung (Périgordien).

Räumlicher Aufbau

Gangsystem der Höhle

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Lageplan der Höhle von Lascaux

Die Höhle von Lascaux ist relativ klein; ihr gesamtes Gangsystem mit einem maximalen Höhenunterschied von 30 Meter ist nicht länger als 250 Meter. Die Höhle besteht aus zwei Niveaus, wobei sich die Kunstwerke ausschließlich im oberen, kohlendioxidfreien Niveau befinden.

Der nach Ostsüdost ausgerichtete Eingang wurde in drei Schleusenkammern umgewandelt. Dahinter erreicht man den 17 Meter langen, 6 Meter breiten und 7 Meter hohen Saal der Stiere (franz. Salle des taureaux). Weiter in derselben Richtung verengt sich die Höhle zum etwa gleich langen Diverticule axial (axialer Seitengang).

Vom Saal der Stiere zweigt rechter Hand in nördlicher Richtung ein Seitengang ab, die 15 Meter lange Passage. Hinter der Passage folgt das 20 Meter lange, höher liegende Nef (Schiff). Das Schiff geht in einen nicht bemalten Gang über und endet schließlich im Diverticule des Félins (Seitengang der Raubkatzen), einem 20 Meter langen engen Gang.

Zwischen Passage und Schiff öffnet sich nach Osten ein weiterer Seitengang. Er beginnt mit der Abside (dt. Apsis), einem halbrunden Saal. Dahinter liegt der Puits (Brunnen), eine 4 bis 5 Meter tiefe Schachtöffnung, die ins tiefere Netzwerk der Höhle führt.

Lage der Felsbilder

Die Felsbilder verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Höhlenabschnitte.

Saal der Stiere (franz. Salle des taureaux)

Der Saal der Stiere stellt zweifellos den spektakulärsten Abschnitt der Höhle von Lascaux dar. Er enthält nur Malereien, da die Wände von Kalzit überzogen sind und sich für Ritzzeichnungen nur schlecht eignen. Einige der Abbildungen können beeindruckende Dimensionen annehmen, wie beispielsweise der berühmte „Stier“ – Wahrzeichen der Dordogne – mit 5,20 Meter.

Auf den beiden Wandseiten sind große Auerochsen dargestellt, zwei auf der Nordseite und drei auf der Südseite. Die Auerochsen auf der Nordseite werden von zehn Wildpferden und einem etwas rätselhaften Tier, dem sogenannten Licorne (Einhorn) begleitet. Die drei großen Auerochsen auf der Südseite werden von drei kleineren, in rot gemalten Auerochsen, sechs kleineren Hirschen und dem einzigen in Lascaux vorhandenen Bären umrahmt. Der Bär, nur sehr schlecht zu erkennen, überdeckt den Bauch eines Auerochsen.

Axialer Seitengang (Diverticule axiale)

Der axiale Seitengang ist ebenfalls mit Rindern und Pferden ausgeschmückt, welche hier aber von Hirschen und Steinböcken begleitet werden. In 2,50 Meter Höhe befindet sich ein mit Manganoxid gezeichnetes Wildpferd. Sogar über die Decke ziehen sich Tierabbildungen, die nur mittels eines Gerüsts angebracht werden konnten. Zwischen den Tieren finden sich immer wieder verschiedene Zeichen wie z. B. Stäbe, Punkte und rechteckige Muster.

Passage

Die Passage enthält heute kaum mehr zu identifizierende Ausschmückungen, die wahrscheinlich schon vor langer Zeit der Luftzirkulation zum Opfer fielen.

Schiff (Nef)

Das Schiff besteht aus vier Figurengruppen, darunter eine schwarze Kuh, schwimmende Hirsche und Wisente. Die Figuren sind umgeben von rätselhaften geometrischen Zeichen und Mustern (Schachbrettmuster).

Seitengang der Raubkatzen (Diverticule des Félins)

Im Seitengang der Raubkatzen wurde eine Gruppe dieser Raubtiere in die Felswand graviert. Eine von ihnen ist offensichtlich dabei, ihr Territorium zu markieren. Die Ritzzeichnungen sind in einem recht naiven Stil ausgeführt. Neben den Raubkatzen finden sich auch andere Tiere sowie symbolische Zeichen. Ein Pferdekopf wurde von vorn abgebildet – etwas ungewöhnlich für die Kunst des Jungpaläolithikums, in der die abzubildenden Objekte meist im Profil oder mit einer „verschrobenen“ Perspektive dargestellt wurden.

Apsis (Abside)

Die Abside enthält mehr als tausend Ritzzeichnungen, die gelegentlich gemalte Tierdarstellungen und Symbolzeichen überlagern. Darunter befindet sich die einzige Abbildung eines Rentiers in Lascaux.

Brunnen (Puits)
Rätselhafte Darstellung am Brunnen

Am Abstieg zum Brunnen wurde die wohl rätselhafteste aller Darstellungen ausgeführt: ein Mann mit Vogelkopf scheint nach hinten umzufallen, sein Penis ist erigiert. Er scheint offensichtlich von einem von rechts heranpreschenden Wisent umgeworfen worden zu sein, in dessen Unterleib ein Speer steckt und dessen Eingeweide bereits hervortreten. Neben dem Mann liegt ein länglicher Gegenstand, an seinem Ende ein Vogel – möglicherweise handelt es sich hier um eine Speerschleuder. Links entfernt sich ein (Woll-) Nashorn. Es fallen ferner folgende Symbolzeichen in dieser Komposition auf:

  • Zwischen Mann und Nashorn sind drei doppelpunktartige Zeichen angebracht, welche auch im Seitengang der Raubkatzen, dem entlegensten Teil der Höhle, zu sehen sind.
  • Unterhalb des Mannes und des Wisents lässt sich ein gestricheltes Symbol mit einseitiger Spitze und zwei Widerhaken am Ende erkennen. Dieses Symbol wurde auch an anderen Wänden angebracht; es befindet sich außerdem auf gefundenen Speeren und auf der in der Nähe des Brunnens entdeckten Öllampe.

Die Einzelelemente der Komposition des Brunnens stehen eindeutig in Bezug zueinander – ganz im Gegensatz zur üblich gewählten Darstellungsweise. André Leroi-Gourhan sieht in dieser Szene eine Begebenheit mythologischer Natur, deren Sinn für uns nur sehr schwer zu erkennen sein dürfte.

Verwendete Farben

Elektronenmikroskopische Untersuchungen an Farbresten bestätigen eine recht vielfältige Farbpalette. Schwarze Farben korrespondieren mit unterschiedlichen, aus der Umgebung stammenden Manganoxiden. Orange, gelbe und rote Farbtöne gehen auf unterschiedliche Eisenoxide zurück. Die Farben wurden direkt aufgetragen, ohne vermischt oder thermisch verändert worden zu sein.

Archäologische Funde

Öllampe aus rotem Sandstein, gefunden in der Nähe des Brunnens

Die meisten archäologischen Funde wurden im Verlauf der Arbeiten an den Eingangsschleusen, bei Ausschachtungen in verschiedenen Sälen oder bei systematischen Grabungen am Brunnen ans Licht gefördert. Darunter sind 403 Steinartefakte, 28 Knochenwerkzeuge, Schmuck (10 Muschelumhänge), 113 tierische Überreste, zahlreiche Holzkohlenstücke, größere Pflanzenreste und mehrere Fragmente benutzter Farben.

Im Schiff fanden sich auf einem Sims unterhalb des Bildes der Kuh mehrere Lampen sowie Farb- und Nahrungsreste. In der Abside wurden zahlreiche Gegenstände wie z. B. Speerspitzen, Schaber, Bohrer und Lampen zurückgelassen. Auch im Brunnen tauchten mehrere Artefakte auf – beispielsweise Speerspitzen, Farbreste, durchbohrte Muscheln und Lampen, darunter ein Exemplar in rotem Sandstein, dessen Henkel mit dem oben bereits erwähnten gestrichelten Symbol verziert ist.

Nachbildungen, Museen, Ausstellungen

1983 wurde Lascaux 2 für die Allgemeinheit eröffnet: eine exakte Nachbildung des Saals der Stiere und des axialen Seitengangs, nur 200 Meter von den Originalen entfernt. Mit 250.000 Besuchern jährlich (2011) handelt es sich um die meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Dordogne.

Abbildungen und Reproduktionen anderer Kunstwerke aus Lascaux können im Museum für Prähistorische Kunst Le Thot bei Montignac besichtigt werden.

Daneben gibt es die Wanderausstellung Lascaux 3 mit Nachbildungen von Kunstwerken aus dem Schiff und dem Brunnen. Nach Stationen in Bordeaux (2012, 100.000 Besucher), Chicago (2013, 325.000 Besucher) und Houston (2013/2014, 200.000 Besucher) befindet sich Lascaux 3 gegenwärtig in Montreal.

Ein künftiges museales Zentrum Lascaux 4 soll der Öffentlichkeit schließlich Kopien sämtlicher Kunstwerke aus der Höhle präsentieren. Das Projekt wurde unter der Regierung von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy entwickelt und 2012 aufgrund der Finanzkrise auf Eis gelegt,[5] aber zwischenzeitlich wieder in Gang gesetzt. Die Eröffnung des Centre International d’Art Pariétal – Lascaux IV ist für 2016 geplant.[6]

Trivia

Pablo Picasso soll 1940 nach einer Besichtigung der Höhle gesagt haben: „Wir haben nichts Neues gelernt.“[7][8]

Galerie

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Schimmel in Urzeithöhle. In: Südkurier vom 27. Februar 2009
  2. La grotte de Lascaux ponctuée de taches noire. In: Le Figaro vom 22. November 2007
  3. Coye, N. dir. (2011), Lascaux et la conservation en milieu souterrain : actes du symposium international (Paris, 26-27 fév. 2009) = Lascaux and Preservation Issues in Subterranean Environments : Proceedings of the International Symposium (Paris, February 26 and 27), Éditions de la Maison des sciences de l'homme, 360 p. [1]
  4. Aujoulat, N.: Lascaux. Le Geste, l'Espace et le Temps. Seuil, 2004, ISBN 2-02-025726-2.
  5. APA 10. September 2012, abgerufen am 16. Oktober 2012
  6. Le Centre International d’Art Pariétal (Lascaux IV) Ankündigung des Conseil général de la Dordogne (französisch)
  7. Don's Maps (abgerufen am 20. Mai 2011)
  8. BBC News (abgerufen am 20. Mai 2011)

Literatur

Weblinks

 Commons: Höhle von Lascaux – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


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