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Großfürstentum Litauen

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Das Großfürstentum Litauen (teilweise auch des lateinischen Titels Magnus Dux Lithuaniae wegen als Großherzogtum Litauen bezeichnet) war ein Großherzogtum, das sich über das heutige Territorium der Staaten Litauen und Weißrussland, und teilweise Ukraine, Russische Föderation und Polen erstreckte. Am Höhepunkt seiner Macht kurz vor 1400 reichte es bis zu den Steppengebieten am Schwarzen Meer. 1386 ging es eine Union mit Polen ein und vor allem nach der Lubliner Union 1569, wo ein gemeinsamer Staat Polen-Litauen gegründet wurde, verschmolz es mehr und mehr in den polnisch dominierten Gesamtstaat. Als politische Einheit verschwand es jedoch erst im Zuge der Teilungen Polen-Litauens.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Litauens

Der Aufstieg Litauens zur osteuropäischen Großmacht unter Großfürst Mindaugas I. und seinen Nachfolgern - die territoriale Entwicklung während des Spätmittelalters

Erste Impulse zur Staatsbildung gab es im 13. Jahrhundert unter dem Eindruck der Bedrohung durch den Deutschen Orden, das Königreich Litauen unter Mindaugas blieb jedoch eine Episode. Eine staatliche Konsolidierung erfolgte um 1300. Gediminas gründete 1323 die Hauptstadt Wilna (lit. Vilnius), das die Burg Trakai als Fürstensitz ablöste.

Der Einfall der Mongolen in Osteuropa und die schon vorher erfolgte Zersplitterung der Kiewer Rus hinterließen ein politisches Vakuum, zumal Litauen aufgrund seiner nordwestlichen Lage von den Kriegszügen der Mongolen unberührt blieb. So erfolgte im 14. Jahrhundert, insbesondere unter Großfürst Gediminas und seinen Söhnen Algirdas und Kęstutis, der Aufstieg Litauens zu einer osteuropäischen Großmacht.

Einige Teilfürstentümer der Rus wurden unterworfen, vor allem nach der Schlacht am Irpen, einige schlossen sich in einer Schwächephase der Goldenen Horde auch freiwillig an. 1362 wurde diese in der Schlacht am Blauen Wasser besiegt, der litauische Großfürst zog in Kiew ein und Weißrussland, die Ukraine und Westrussland standen damit unter dem Supremat litauischer Großfürsten. Die politischen Strukturen der ostslawischen Fürstentümer wurden beibehalten, besonders im Süden wurden auch Vasallenfürstentümer für die Söhne Algirdas' eingerichtet. Die Großfürsten von Litauen sahen sich von nun an als rechtmäßige Erben des untergegangenen Reiches der Kiewer Rus. Von Algirdas ist die Absichtserklärung überliefert: „Omnis Russia ad Litwinos deberet simpliciter pertinere“ (deutsch: „Die ganze Rus soll einfach den Litauern gehören[1]“). Die späteren polnisch-litauischen Herrscher trugen den Titel: magnus dux Littwanie, Samathie et Rusie.

Der Mehrheit der Bevölkerung und des Adels entsprechend, wurden im Laufe der Zeit die ostslawische Kultur im Großfürstentum dominant. Zur Kanzleisprache (also etwa Amtssprache) bildete sich das Ruthenische aus, das bis ca. 1700 in Litauen üblich blieb.

Die nach wie vor heidnischen Großfürsten betrieben in dieser Phase eine Politik religiöser Toleranz, was Litauen auch für die europäischen Juden sowie für zahlreiche kleinere Gruppen wie die Karäer attraktiv machte.

Im Westen sahen sich die litauischen Herrscher einer ständigen Bedrohung durch den Deutschen Orden gegenüber, diese Auseinandersetzung konnte erst nach dem Bündnis mit Polen und der Schlacht von Tannenberg 1410 entschieden werden.

Nachdem das Großfürstentum Moskau die mongolische Fremdherrschaft um 1480 abstreifte, wurde es, da es sich gleichfalls als legitimer Nachfolger der Kiewer Rus ansah, seit dem Ende des 15., besonders aber seit Beginn des 16. Jahrhunderts, zum größten Konkurrenten Polen-Litauens bei der „Sammlung der russischen Erde“.

Union mit Polen

Großfürstentum Litauen als Teil des Doppelstaats Polen-Litauen um 1618

1386 bestieg der litauische Großfürst Jogaila nach seiner Taufe als Władysław II. Jagiełło den polnischen Thron, was zur Union von Krewo führte, in der ein Bündnis und eine Personalunion installiert wurde. Regent von Litauen wurde Jogailas Vetter Vytautas, der aber weiterhin eine eigenständige Großmachtpolitik betrieb und unter dem Litauen seine größte Ausdehnung erreichte. Es folgten weitere Reformulierungen der Union in der Union von Horodło und der Union von Vilnius und Radom. Ab ungefähr 1450 begann der Druck Moskaus sowie des Osmanischen Reichs zuzunehmen, welches das aus dem Zerfall der Goldenen Horde entstandene Krimkhanat unter seine Oberhoheit bringen konnte. Das erforderte ein immer engeres Zusammengehen der Bündnispartner. Die in den vorigen Verträgen formulierte Personalunion wurde 1569 in der Lubliner Union zu einer Realunion erweitert, deren Ergebnis der Polnisch-Litauische Doppelstaat (modern lit. Žečpospolita („Gemeinwesen“) oder Abiejų tautų respublika, („Republik beider Völker“)) war. Dabei trat Litauen allerdings seine Territorien in der heutigen Ukraine an die polnische Krone ab. Die Verteidigung der südlichen Peripherie gegen das Osmanische Reich und ihre Vasallen, die Krimtataren, betraf nun den polnischen Reichsteil.

Mit der im Zug der Union erfolgten Vereinigung des polnischen und litauischen Adels in einem gemeinsamen Sejm, der im Lauf des 16. Jahrhunderts immer mehr zum Schwerpunkt der Politik wurde, begann die Eigenständigkeit des Großfürstentums Litauen zur bloßen Formalität zu werden. Es gab jedoch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eigene Institutionen. Insbesondere war das polnische Krontribunal für Litauen nicht zuständig, es gab in Hrodna ein eigenes Litauisches Tribunal. Erst mit der Verfassung vom 3. Mai 1791 wurde der Dualismus zwischen Polen und Litauen und damit indirekt das Großfürstentum abgeschafft; sie konnte in der kurzen Zeit bis zum Untergang des Gesamtstaates insgesamt aber keine Wirkung mehr entfalten.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine (Beck'sche Reihe; Bd. 1059). C. H. Beck, München 1994, ISBN 3-406-37449-2, S. 43.

Literatur

  • Mathias Niendorf: Das Großfürstentum Litauen. Studien zur Nationsbildung in der Frühen Neuzeit (1569–1795) (= Veröffentlichungen des Nordost-Instituts 3). Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-447-05369-0 (Zugleich: Kiel, Univ., Habil.-Schr., 2003).
  • Grigorijus Potašenko (Hrsg.): The Peoples of the Grand Duchy of Lithuania. Aidai, Vilnius 2002, ISBN 9955-445-52-1.
  • Stephen C. Rowell: Lithuania Ascending. A Pagan Empire within East-Central Europe 1295–1345 (Cambridge studies in medieval life and thought/4; Bd. 25). Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1994, ISBN 0-521-45011-X,
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