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George Sand

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George Sand – Daguerreotypie aus dem Jahr 1864 von Nadar

George Sand (geb. 1. Juli 1804 in Paris; gest. 8. Juni 1876 in Nohant, Département Indre; eigentlich Amandine Aurore Lucile Dupin de Francueil) war eine französische Schriftstellerin, die neben Romanen auch zahlreiche gesellschaftskritische Beiträge veröffentlichte. Sie setzte sich durch ihre Lebensweise und mit ihren Werken sowohl für feministische als auch für sozialkritische Ziele ein. So rebellierte sie beispielsweise gegen die Beschränkungen, die den Frauen im 19. Jahrhundert durch die Ehe als Institution auferlegt waren, und forderte an anderer Stelle die gleichberechtigte Teilhabe aller Klassen an gesellschaftlichen Gütern ein. George Sand rief bei ihren Zeitgenossen und späteren Denkern oft polarisierende Reaktionen hervor. So wurde sie von Friedrich Nietzsche als „Milchkuh mit schönem Stil“ bezeichnet, während sie für André Maurois „die Stimme der Frau in einer Zeit war, da die Frau schwieg“.[1]

Ihr Großvater war der Charles Louis Dupin de Francueil (1716–1780), er war in erster Ehe mit Suzanne Bollioud de Saint-Julien († 1754) verheiratet, hiernach ehelichte er Marie-Aurore de Saxe (1748–1821). Aus dieser Verbindung entstammte ihr Vater, Maurice François Dupin (1778-1808) ein Offizier, er war somit der Enkel des Marschalls von Frankreich Hermann Moritz von Sachsen, in Frankreich bekannt als Maréchal de Saxe. George Sands Mutter, Sophie Victoire Delaborde, war Modistin.

Leben

George Sand heiratete 1822 den Baron Casimir Dudevant. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Maurice (* 1823) und Solange (* 1828). 1831 trennte George Sand sich von ihrem Mann. Vorausgegangen war der Trennung das zufällige Auffinden eines Testaments im Sekretär ihres Mannes, das Dudevant an sie gerichtet hatte. Der auf dem Bündel angebrachten Aufschrift „Erst nach meinem Tode zu öffnen“ vermochte George Sand nicht zu entsprechen; sie war überzeugt, ein Anrecht darauf zu haben, zu erfahren, was ihr sich bester Gesundheit erfreuender Gatte von ihr dachte. Der Inhalt des Testaments war nach Aussagen Sands eine Aneinanderreihung von Missachtungen und Verwünschungen ihre Person betreffend, was zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Paar führte. Die Scheidung erfolgte im Jahr 1836.

Ihren ersten Roman Rose et Blanche (veröffentlicht 1831) schrieb Sand in Zusammenarbeit mit ihrem Geliebten Jules Sandeau, aus dessen Nachnamen sie ihren Künstlernamen ableitete. Mit dem Männernamen George Sand nahm sie zugleich die Gewohnheit an, von sich in der maskulinen Form zu sprechen.

1833 begann George Sand mit Alfred de Musset ein leidenschaftliches Liebesverhältnis. Die Schwierigkeiten in der Beziehung wegen Sands ungebremster Arbeitswut deuteten sich früh an. Musset beklagte sich Ende 1833:

„Ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Am Abend hatte ich zehn Verse gemacht und eine Flasche Schnaps getrunken; sie hatte einen Liter Milch getrunken und ein halbes Buch geschrieben.“

Eine Reise nach Venedig verbesserte die Situation nicht; als Musset erkrankte, verliebten sich Sand und der Musset betreuende Arzt Pietro Pagello ineinander und begannen im Februar 1834 eine Liebesbeziehung. Die Beziehung zu Musset war damit faktisch beendet; gleichwohl schrieben sich beide lange und geradezu verzweifelte Briefe. Die Korrespondenz endete schließlich 1835.

George Sand, Gemälde von Auguste Charpentier, um 1835

George Sands Wohnsitz in Paris sowie ihr Landsitz in Nohant-Vic (Maison de George Sand) wurden von zahlreichen Künstlern gern besucht. Der Freundeskreis der eigenwilligen, häufig Männerkleidung tragenden und Zigarren rauchenden Schriftstellerin umfasste neben Schriftstellern wie Honoré de Balzac und Alexandre Dumas u. a. den Maler Eugène Delacroix, den Komponisten Franz Liszt und dessen Geliebte Gräfin Marie d’Agoult. Eine ihrer angeblichen Geliebten war die Schauspielerin Marie Dorval. Durch Franz Liszt lernte Sand den Komponisten Frédéric Chopin kennen, mit dem sie 1838 eine Liebesbeziehung begann. Chopin, der gegen die emanzipiert auftretende Sand zunächst nur Abneigung verspürte, befand sich zu der Zeit in einer emotionalen Krise und fühlte sich von der musikliebenden, enthusiastischen Sand verstanden.

Chopin, gemalt von Eugène Delacroix (1838).

Im November 1838 übersiedelte George Sand mit ihren Kindern Maurice und Solange nach Mallorca. Der Entschluss beruhte auf ärztlichem Rat, denn man erwartete sich eine Verbesserung des Gesundheitszustandes von Maurice, den eine rheumatische Erkrankung plagte. Aber auch Chopin, der zeitlebens an Tuberkulose litt, erhoffte sich eine Linderung seines Leidens durch ein milderes Klima und schloss sich der Familie an. Maurice erholte sich sichtbar. Für Chopin stand der Aufenthalt in der Kartause von Valldemossa jedoch unter keinem guten Stern. Die Räumlichkeiten waren zu kalt, und zum wenig freundlichen Wetter kam hinzu, dass die Mallorquiner gegenüber dem unverheirateten Paar sehr distanziert blieben. Gleich zu Anfang entwickelte er alle Anzeichen einer Lungenentzündung, wie George Sand später schriftlich beklagte. Nach 98 Tagen verließen Chopin und Sand die Insel wieder. So kurz dieser Zeitraum im Verhältnis zu den übrigen Jahren erscheinen mag, sowohl Chopin wie auch George Sand hatte diese Reise stark mitgenommen. Sand verfasste den Reisebericht Ein Winter auf Mallorca (Un Hiver à Majorque).

Die Beziehung zwischen Chopin und George Sand endete 1847. Der Grund hierfür ist nicht eindeutig geklärt. Weder Chopin noch George Sand haben zu ihrer Trennung Stellung bezogen. Bekannt ist, dass George Sand zu der Zeit sehr konfliktfreudig auftrat. Dass ihre Tochter Solange sich dem mittellosen Bildhauer Auguste Clésinger zugewandt hatte, war Auslöser für Familienstreitigkeiten, in deren Verlauf es zu Handgreiflichkeiten zwischen dem Sohn Maurice und Clésinger bzw. der dem Sohn beispringenden Mutter gekommen sein soll. Über Einzelheiten bestehen unterschiedliche Versionen von George Sand und Solange. Chopin, von der Nachricht brüskiert, dass Solange sich heimlich verlobt hatte, hielt gleichwohl seine Freundschaft zu ihr aufrecht, was für George Sand einen unglaublichen Affront darstellte.

Bis zu seinem Tod im Jahr 1865 war der Kupferstecher Alexandre Manceau 15 Jahre lang George Sands Lebensgefährte.

Die zwei Töchter Solanges und ein Sohn von Maurice starben frühzeitig, was George Sand tief betroffen machte. Den zwei Töchtern von Maurice (die jüngere hieß Aurore und starb erst 1961 im Alter von 95 Jahren) war George Sand eine liebevolle Großmutter, die für die Mädchen Märchen schrieb (u. a. Sie sind ja eine Fee, Madame).

Die letzten zehn Jahre ihres Lebens war Sand dem Schriftsteller Gustave Flaubert in inniger Freundschaft verbunden, die in zahlreichen persönlichen Kontakten sowie Briefen zum Ausdruck kam.

George Sand starb auf ihrem Landsitz in Nohant im französischen Département Indre im Alter von fast 72 Jahren und wurde dort in ihrem Park beigesetzt.

Werk

George Sand galt als „Vielschreiberin“. Ungefähr 180 Bände hat sie in ihrem Leben veröffentlicht, dazu zahlreiche sozialkritische Artikel für Zeitschriften. Hinzu kommen annähernd 40.000 Briefe, von denen etwa 15.000 erhalten sein sollen. Ihre Werke und ihre Art zu arbeiten hat ihr Bewunderer wie Verächter gleichermaßen beschert. Charles Baudelaire schimpfte sie eine „Latrine“, Friedrich Nietzsche bezeichnete sie abfällig als „lactea ubertas“ (milchiger Redeschwall). Unter den weniger missgünstigen Kritikern kursierte die Anekdote, dass Sand, kaum dass sie einen Roman vollendet habe, gleich einen neuen Stapel Papier ergreife, um den nächsten zu beginnen. Zu ihren Bewunderern gehörten neben Musset, Balzac und Flaubert auch Heinrich Heine und viele russische Schriftsteller, unter ihnen Fjodor Dostojewski.

Romane (Auswahl)

  • Indiana (1832) (siehe auch Verführungsroman), dt. Indiana (Frankfurt a. M. 1983)
  • Lélia (1833), dt. Lelia (Frankfurt a. M. 1984 und München 1993, dtv, ISBN 3-423-02311-2)
  • Lélia (1839), dt. Lelia, von der Autorin überarbeitete und entschärfte Fassung
  • Mauprat (1837), dt. Mauprat (München 1992)
  • Le Compagnon du Tour de France (1840), dt. Gefährten von der Frankreichwanderschaft (Berlin 1954)
  • Consuelo (1842–1843), dt. von Gustav Julius, Arnold Ruge und Ludwig Meyer: Consuelo (Wigand, Leipzig 1843)
  • Jeanne (1844), dt. Jeanne (Neuübersetzung München 1993, dtv, ISBN 3-423-02319-8)
  • Le Meunier d'Angibault (1845), dt. Der Müller von Angibault (München 1996)
  • Nanon (1872), dt. Nanon (München 1991, dtv, ISBN 3-423-13211-6)

Aus ihrer Kindheitserfahrung des Landlebens schöpfend, schrieb sie die Romane aus dem bäuerlichen Milieu:

  • La Mare au Diable (1846), dt. Das Teufelsmoor (Frankfurt a. M. 1992 und München 2004, Manesse Verlag ISBN 3-7175-1582-9; zusätzlicher Inhalt: François das Findelkind)
  • François le Champi (1847–1848), dt. François das Findelkind (München 2004, Manesse Verlag ISBN 3-7175-1582-9; zusätzlicher Inhalt: Der Teufelsteich)
  • La Petite Fadette (1849), dt. Die kleine Fadette (Berlin 1960 und Augsburg 2005)
  • Les Beaux Messieurs Bois-Dore

Novellen

  • Novellen. Lavinia – Pauline – Cora. Übersetzt von Robert Habs. Reclam, Leipzig 1893, Neudruck Bremen 2010, ISBN 978-3-86741-204-9.

Theater- und autobiographische Stücke

  • Préface à Andorre et Saint-Marin d’Alfred de Bougy (Souvenirs de 1848)
  • Histoire de ma vie (1855)
  • Elle et Lui (1859) (über ihre Affäre mit Musset), dt. Sie und er (München 1982)
  • Journal Intime (postum 1926)
  • Correspondance

Vgl. auch Liste französischer Schriftsteller

Literatur

  • Jean Firges: G.S.: Die Utopie von Freiheit und Gleichheit Sonnenberg, Annweiler 2004 (Reihe: Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie, Bd. 16) ISBN 3-933264-33-2.
  • Gerlinde Kraus: Bedeutende Französinnen. Christine de Pizan, Émilie du Châtelet, Madame de Sévigné, Germaine de Staël, Olympe de Gouges, Madame Roland, George Sand, Simone de Beauvoir. Schröder, Inh. G. Kraus, Mühlheim am Main & Norderstedt 2006, ISBN 3-9811251-0-X.
  • Heinrich Mann: Gustave Flaubert und George Sand. In: Geist und Tat. Franzosen 1780–1930. Zuerst Kiepenheuer, Berlin 1931; wieder: Weimar 1946, S. 87–148; Suhrkamp, Frankfurt 1981, ISBN 3-518-01732-2 (mit Untertitel: Essays über Franzosen); Fischer Taschenbuch, Frankfurt/M. 1997, ISBN 3-596-12860-9.
  • Ralf Nestmeyer: Französische Dichter und ihre Häuser. Insel, Frankfurt 2005, ISBN 3-458-34793-3.

Filme

Weblinks

 Commons: George Sand – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Wikisource: George Sand – Quellen und Volltexte

Belege

  1. Renate Wiggershaus: George Sand, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 9. Auflage Juni 2004, Seite 7 f. und 144, ISBN 3-499-50309-3
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