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Euripides

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Dieser Artikel befasst sich mit dem griechischen Dichter. Zum Asteroiden siehe (2930) Euripides.
Euripides

Euripides (altgriechisch Εὐριπίδης Euripídēs; * 480 v. Chr. oder 485/484 v. Chr. auf Salamis; † 406 v. Chr. in Pella) ist einer der großen klassischen griechischen Dramatiker.

Euripides ist nach Aischylos und Sophokles der jüngste der drei großen griechischen Tragödiendichter. Von seinen etwa 90 Tragödien sind 18 erhalten. Außerdem ist eines seiner Satyrspiele überliefert. Mit seinen Stücken, vor allem Medea, Iphigenie in Aulis, Elektra und Die Bakchen, ist Euripides einer der am meisten gespielten Dramatiker der Weltliteratur.

Leben

Vom Leben des Euripides ist wenig Sicheres überliefert. Einige Informationen ergeben sich aus einem Vorwort zu byzantinischen Euripides-Handschriften.[1] Demnach war er der Sohn des Mnisarchos und der Kleito aus dem Binnen-Demos Phlya der attischen Phyle Kekropis.[2] Während des zweiten Perserkriegs flohen seine Eltern 480 v. Chr. nach Salamis, und so wurde er hier geboren. Er soll immer wieder nach Salamis zurückgekehrt sein, um in einer Höhle zurückgezogen seine Dramen zu verfassen.[3] Die Höhle des Euripides konnte 1997 im Süden der Insel identifiziert werden. Auch soll er Fackelträger bei den Riten des Apollon Zosterios gewesen sein. Zudem soll er bei Anaxagoras, Prodikos und Protagoras Vorträge gehört haben. Wichtige Lebensdaten ergeben sich vor allem durch seine Teilnahme an den öffentlichen Tragödienwettbewerben. Euripides führte zwischen 455 und 408 v. Chr. regelmäßig im tragischen Agon zu Athen Tetralogien auf (eine Tragödien-Trilogie und ein Satyrspiel eher grotesken Charakters). Das erste aufgeführte Stück hieß Die Peliaden (verschollen), mit dem Euripides den dritten Platz belegte. Sein erster Sieg fällt in das Jahr 441 v. Chr. Im Jahre 428 v. Chr. siegte er mit dem erhalten gebliebenen Der bekränzte Hippolytos, der die Bearbeitung eines einige Jahre zuvor aufgeführten und heftig kritisierten anderen Hippolytos-Stückes war. Insgesamt siegte er zu Lebzeiten viermal und mit einer postum aufgeführten Tetralogie, zu welcher das berühmte Stück Die Bakchen gehört.

Der Dichter war ein Freund des Sokrates, der – obwohl er kein Freund derartiger Veranstaltungen war – sogar bis zum Peiraius ging, wenn Euripides ein Stück dort aufführen ließ.[4]

Kurz nach den Dionysien 408 v. Chr. folgte Euripides der Einladung des makedonischen Königs Archelaos I., in dessen Hauptstadt Pella er zu Frühjahrsbeginn 406 v. Chr. verstarb; der Sage nach wurde er in Bromiskos von wilden Hunden zerrissen. Diese Sage ist eher sinnbildlich zu verstehen als Umschreibung seines Werkes, in dem die dionysisch-eruptive Ekstase eine zentrale Rolle spielt.[5]

Werke

Die Hekabe des Euripides. Originaltext mit einer lateinischen Übersetzung und Randbemerkungen des Humanisten Leonzio Pilato in einer 1362 geschriebenen Handschrift. Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, San Marco 226, fol. 1r
Euripides, Orestes, Verse 1–23 mit Scholien in der Handschrift Oxford, Bodleian Library, MS. Barocci 120, fol. 32r (frühes 14. Jahrhundert)

Liste der verlorenen, erhaltenen oder fragmentarisch überlieferten Stücke des Euripides mit den überlieferten oder erschlossenen Aufführungsdaten.

Name Jahr Anmerkung
Aigeus verloren
Aiolos 423, vor von Aristophanes erwähnt, verloren
Alexandros 415 erstes Stück der Tetralogie, fragmentarisch
Alkestis 438 vertritt Satyrspiel in der Tetralogie
Alkmaion in Korinth 406, nach zweites Stück der Tetralogie, verloren
Alkmaion in Psophis 438 zweites Stück der Tetralogie, verloren
Alkmene verloren
Alope verloren
Andromache 424 ca.
Andromeda 412 erstes Stück der Tetralogie, verloren
Antigone verloren
Antiope 408 ca. verloren
Archelaos 407 ca. Festspiel für König Archelaos I. von Makedonien, verloren
Auge verloren
Autolykos Satyrspiel, verloren
Bellerophontes 425, vor von Aristophanes erwähnt, verloren
Busiris Satyrspiel, verloren
Chrysippos 410/409 zweites Stück der Tetralogie, verloren
Danaë verloren
Der Kyklop 412–408 ca. Satyrspiel
Die Bakchen 406, nach drittes Stück der Tetralogie
Die eingekerkerte Melanippe Ausschnitte erhalten[6]
Die Hilfeflehenden (Hiketides) 421 ca.
Die Herakliden 430 ca.
Die Temeniden verloren
Die kluge Melanippe verloren
Die Kreter verloren
Die Kreterinnen 438 erstes Stück der Tetralogie, verloren
Die Leute von Skyros verloren
Die Phönikerinnen 410/409 drittes Stück der Tetralogie
Die Schnitter 431 Satyrspiel, schon in der Antike verloren
Die Töchter Pelias' 455 erstes Stück, dritter Platz, verloren
Die Troerinnen 415 drittes Stück der Tetralogie
Diktys 431 drittes Stück der Tetralogie, verloren
Elektra 413 ca.
Erechtheus 423 ca. verloren
Eurystheus Satyrspiel, verloren
Hekabe 424 ca.
Helena 412 zweiter Platz
Herakles 421–416 ca.
Der bekränzte Hippolytos 428 erster Platz
Der verhüllte Hippolytos 434 ca. verloren, wahrscheinlich dritter Platz
Hypsipyle 408 ca. verloren
Ino verloren
Ion 412–408 ca.
Iphigenie bei den Taurern 414–412 ca.
Iphigenie in Aulis 406, nach erstes Stück der Tetralogie
Ixion verloren
Kadmos verloren
Kresphontes verloren
Likymnios verloren
Medea 431 erstes Stück der Tetralogie
Meleagros verloren
Oidipus verloren
Oineus verloren
Oinomaos 410/409 erstes Stück der Tetralogie, verloren
Orestes 408
Palamedes 415 zweites Stück der Tetralogie, verloren
Peliaden verloren
Phaethon verloren
Philoktetes 431 zweites Stück der Tetralogie, verloren
Phoinix (I) verloren
Phoinix (II) verloren
Phrixos verloren
Pleisthenes Satyrspiel, verloren
Polydios verloren
Protesilaos verloren
Rhesos Euripides zugeschrieben, Autorschaft ist aber umstritten; ein verlorenes Stück Rhesos ist aber für Euripides bezeugt.
Sisyphos 415 Satyrspiel, verloren
Skiron Satyrspiel, verloren
Steneboia verloren
Syleus Satyrspiel, verloren
Telephos 438 drittes Stück der Tetralogie, verloren
Temenos verloren
Theseus verloren
Thyestes verloren

Rezeption

Sophokles soll auf die Nachricht vom Tod des Euripides Trauergewänder angelegt haben; seine Schauspieler und Choristen traten unbekränzt auf.[7] In Athen wurden ihm zu Ehren ein Kenotaph – ein (leeres) Erinnerungsgrabmal – errichtet und drei seiner nachgelassenen Stücke postum gekrönt.[8]

Schon bald nach dem Tod des Euripides erkannte man seine überragende Bedeutung an, was sich unter anderem darin niederschlug, dass er während der gesamten Antike der am häufigsten aufgeführte und gelesene Tragiker war. Von besonderer Bedeutung ist sein Einfluss auf die Neue Komödie, insbesondere deren Hauptvertreter Menander.

Von den Großmeistern der athenischen Tragödie war Euripides der problematischste und modernste, was ihm Kritik einbrachte.

Aristophanes ist für ein von den grotesken Verzerrungen der Alten Komödie gekennzeichnetes Euripides-Bild verantwortlich, das bis in die Neuzeit bestimmend gewesen ist.

Eine kritische Auseinandersetzung von Christoph Martin Wieland mit Euripides ließ Johann Wolfgang Goethe zu seiner Farce Götter, Helden und Wieland hinreißen. Obgleich von Goethe darin lächerlich gemacht, zeigte Wieland doch Verständnis für Goethes Sturm und Drang und empfahl den Lesern seiner Zeitschrift sogar die Farce als gelungene Lektüre.

Ausgaben

  • Euripidis Fabulae. Hrsg. von Gilbert Murray, Oxford 1901–1909, drei Bände:
    • Band 1 (1902): Cyclops, Alcestis, Medea, Heraclidae, Hippolytus, Andromacha, Hecuba.
    • Band 2 (3rd ed., 1913): Supplices, Hercules, Ion, Troades, Electra, Iphigenia in Tauris.
    • Band 3 (2nd ed., 1913): Helena, Phoenissae, Orestes, Bacchae, Iphigenia Aulidensis, Rhesus.
  • Euripides: Tragödien und Fragmente. Teil 1 (nicht mehr erschienen), übers. von Ludwig Wolde, Wiesbaden 1949.
  • Euripides: Tragödien und Fragmente. Übers. von Hans von Arnim und Franz Stoeßl, Zürich 1958–1968, zwei Bände:
    • Band 1 (1958): Die Kreterinnen, Alkmeon in Psophis, Telephos, Alkestis, Medea, Philoktet, Diktys, Die Herakliden, Andromache, Hippolytos, Hekabe.
    • Band 2 (1968): Hiketiden, Herakles, Elektra, Alexandros, Palamedes, Troerinnen, Sisyphos, Iphigenie bei den Taurern, Kyklop, Helena, Andromeda.
  • Euripides: Sämtliche Tragödien und Fragmente. Griechisch-deutsch, übers. von Ernst Buschor, hrsg. von Gustav Adolf Seeck, München 1972–1981, sechs Bände:
    • Band 1: Alkestis. Medeia. Hippolytos.
    • Band 2: Die Kinder des Herakles. Hekabe. Andromache.
    • Band 3: Die bittflehenden Mütter. Der Wahnsinn des Herakles. Die Troerinnen. Elektra.
    • Band 4: Iphigenie im Taurerlande. Helena. Ion. Die Phönikerinnen.
    • Band 5: Orestes. Iphigenie in Aulis. Die Mänaden.
    • Band 6: Fragmente. Der Kyklop. Rhesos. (Übersetzt von Gustav Adolf Seeck, Johann Jacob Christian Donner, Wilhelm Binder)
  • Euripides: Werke in drei Bänden. Hrsg. und übers. von Dietrich Ebener, 2., durchgesehene und um die Fragmente ergänzte Auflage, Berlin u. Weimar 1979.
  • Euripidis Fabulae. Hrsg. von James Diggle, Oxford 1981–1994, drei Bände:
    • Band 1 (1984): Cyclops, Alcestis, Medea, Heraclidae, Hippolytus, Andromacha, Hecuba.
    • Band 2 (1981): Supplices, Electra, Hercules, Troades, Iphigenia in Tauris, Ion.
    • Band 3 (1994): Helena, Phoenissae, Orestes, Bacchae, Iphigenia Aulidensis, Rhesus.
  • Euripides: Tragödien. Griechisch-deutsch, hrsg. von Dietrich Ebener, 2., durchgesehene und erweiterte Auflage, Berlin 1990, sechs Bände:
    • Band 1: Medeia.
    • Band 2: Alkestis, Hippolytos, Hekabe, Andromache.
    • Band 3: Herakles, Die Kinder des Herakles, Die Hilfeflehenden.
    • Band 4: Elektra, Helena, Iphigenie im Lande der Taurer, Ion.
    • Band 5: Die Troerinnen, Die Phoinikerinnen, Orestes.
    • Band 6: Iphigenie in Aulis, Die Bakchen, Der Kyklop.
  • Euripides: Ausgewählte Tragödien in zwei Bänden. Griechisch-deutsch, übers. von Dietrich Ebener, hrsg. von Bernhard Zimmermann, Mannheim 2010.
  • Euripides: Die Dramen. Übers. von Johann Jacob Christian Donner, hrsg. von Bernhard Zimmermann, 3., gründlich überarbeitete und neu eingeleitete Auflage, Stuttgart 2016, zwei Bände.

Literatur

Übersichtsdarstellungen

Einführungen und Untersuchungen

Rezeption

Weblinks

 Wikisource: Euripides – Quellen und Volltexte
 Wikisource: Ευριπίδης – Quellen und Volltexte (Griechisch)
 Commons: Euripides – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Zur byzantinischen Vita samt einer englischen Übersetzung siehe: Mary R. Lefkowitz: The Euripides Vita. In: Greek, Roman, and Byzantine Studies. Band 20, 1979, S. 187–210, hier: S. 189 (PDF).
  2. Ernst Meyer: Phlya. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 4, Stuttgart 1972, Sp. 793.
  3. So in der Vita 62–65, siehe etwa Anton Westermann: Delectus vitarum graece scriptarum. In: Archiv für Philologie und Pädagogik. Band 9, 1843, S. 485–532, hier: S. 517–525 zur griechischen Ausgabe (online); Mary R. Lefkowitz: The Euripides Vita. In: Greek, Roman, and Byzantine Studies. Band 20, 1979, S. 187–210, hier: S. 191 zur englischen Übersetzung.
  4. Aelian, Varia historia 2,13; William James Durant: Kulturgeschichte der Menschheit. Band 3 Das klassische Griechenland, Südwest, München 1978, Seite 178.
  5. Laaths: Geschichte der Weltliteratur. Bd. 1, S. 93.
  6. Papyrussammlung des Berliner Ägyptischen Museums Inv.Nr. P 5014
  7. Harenberg: Lexikon der Weltliteratur. S. 89.
  8. Laaths: Geschichte der Weltliteratur. Bd. 1, S. 94.
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