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Eritrea

Aus Jewiki
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Eritrea (Begriffsklärung) aufgeführt.
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Flagge Eritreas
Wappen Eritreas
Flagge Wappen
Wahlspruch: ዓወት ንሓፋሽ (Awet nHafash)
Amtssprache Tigrinya[1], English[1] ;
Arabisch Tigre, Afar, Saho, Kunama, Bedscha, Blin und Nara de jure gleichberechtigte Nationalsprachen[2][3]
Hauptstadt Asmara (Asmära)
Staatsform Republik, aber de facto Diktatur
Staatsoberhaupt und Regierungschef Präsident
Isayas Afewerki
Fläche 121.100 km²
Einwohnerzahl 5.293.800 (Quelle: CIA 2012)
Bevölkerungsdichte 43,7 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt
  • Nominal
2007[4]
  • 1.316 Mio. US$ (156.)
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 295 US$ (176.)
Human Development Index 0,351 (177.)[5]
Währung Nakfa (Nfa) = 100 Cents
Unabhängigkeit 24. Mai 1993 (Unabhängigkeitserklärung)
Nationalhymne Ertra, Ertra, Ertra
Zeitzone MEZ+2 (UTC+3)
Kfz-Kennzeichen ER
Internet-TLD .er
Telefonvorwahl +291
Eritrea on the globe (Africa centered).svg
Eritrea (Eritrea)
Sudan
Äthiopien
Dschibuti
Jemen
Saudi-
Arabien
Rotes Meer

Eritrea ([eriˈtreːa]; Tigrinyaኤርትራ Ertra, arabisch إرتريا Iritriyya) ist ein Staat im nordöstlichen Afrika. Er grenzt im Nordwesten an Sudan, im Süden an Äthiopien, im Südosten an Dschibuti und im Nordosten an das Rote Meer. Der Landesname leitet sich vom griech. ᾿Ερυθραία Erythraia ab, das auf die Bezeichnung ἐρυθρὰ [θάλασσα] erythrà thálassa, ‚rotes [Meer]‘, zurückgeht. Die Eigenbezeichnung Ertra aus Ge’ez bahïrä ertra, ‚Rotes Meer‘, bezieht sich ebenfalls auf diese alte griechische Bezeichnung des Roten Meeres.

Das Land entstand als italienische Kolonie und wurde 1993 nach dreißigjährigem Unabhängigkeitskrieg erstmals seit 1961 wieder von Äthiopien unabhängig. Seit 1941 unter britischer Verwaltung, war Eritrea als Provinz ab 1952 föderativ mit Äthiopien verbunden (Personalunion), ehe es 1961 zentralistisch eingegliedert wurde. Heute hat das Land eine republikanische Verfassung und wird seit der Unabhängigkeit politisch von der Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit dominiert, die aus der Unabhängigkeitsbewegung der Eritreischen Volksbefreiungsfront hervorgegangen ist. Präsident ist seither Isayas Afewerki.

Geographie

Feld mit Teff im Hochland während der Regenzeit im Juli

Die Trockensavanne am Roten Meer ist sehr heiß und trocken. Im Hochland des Landesinneren dagegen fallen jährlich bis zu 600 Millimeter Regen, vor allem in der Zeit von Juni bis September. Die höchste Erhebung des Landes ist der Soira mit 3018 Metern, südöstlich von Asmara gelegen. Der tiefste Punkt liegt mit 110 Metern unter dem Meeresspiegel in der Danakilsenke.

Die größten Städte sind (Berechnung 2012): Asmara 665.000 Einwohner, Assab 99.000 Einwohner, Keren 80.000 Einwohner, Massaua 52.000 Einwohner, Mendefera (Adi Ugri) 25.000 Einwohner und Barentu 19.000 Einwohner.[6]


Bevölkerung

  • Die Wachstumsrate der Bevölkerung beträgt 2,7 % (Schätzung 2012).
  • Altersstruktur der Bevölkerung (Schätzung 2002):
    • bis 14 Jahre: 42,9 Prozent (männlich 958.564 / weiblich 955.625)
    • 15–64 Jahre: 53,9 Prozent (m 1.192.454 / w 1.213.313)
    • älter als 65 Jahre: 3,2 Prozent (m 73.017 / w 72.678)

Volksgruppen

In Eritrea gibt es neun größere ethnische Gruppen. Das größte Volk des Landes sind die Tigrinnya (55 Prozent, nach anderen Angaben 50 Prozent[7]). Sie leben auch in Äthiopien im Regionalstaat Tigray und die Sprache Tigrinnya ist neben dem Arabischen die Amtssprache des Landes. Die Volksgruppe, die in Eritrea Tigrinnya genannt wird, entspricht sprachlich und kulturell den Tigray in Äthiopien, die äthiopischen Tigray und eritreischen Tigrinnya sind aber aufgrund einer über längere Zeit getrennten politischen Geschichte nicht mehr als eine einheitliche Gruppe zu betrachten. Historisch bezeichneten sie sich selbst als Habescha. Schon in der Vergangenheit vor der Kolonialzeit waren die Tigrinnya-Sprecher überaus vielgestaltig in Form verschiedener autonomer Provinzen und Abstammungsgruppen und politisch nur selten vereint.

Das zweitgrößte Volk sind die Tigre (30 Prozent). Zu den größeren Volksgruppen zählen noch die Saho (4 Prozent), die Bilen (2 Prozent) und die Rashaida (2 Prozent). Auch die Kunama machen zwei Prozent der Einwohner aus. Die kleinen ethnischen Gruppen Sokodas und Iliit an der sudanesischen Grenze betrachten sich als Kunama, sind aber geographisch und linguistisch getrennt (sie sprechen Dialekte des Ilit-Sokodas, auch West-Kunama genannt).[8]

Die Minderheit der Bedscha wird offiziell als Hedareb bezeichnet, was der Name einer Untergruppe ist.[2] Weitere Minderheiten sind die Nera und die Afar. Außerdem gibt es noch sehr kleine Gruppen westafrikanischen Ursprungs (meist Haussa-Sprecher), die in Eritrea Tukrir genannt werden.

Dabei ist zu beachten, dass die Informationslage dürftig ist. Außerdem leben inzwischen 500.000 bis eine Million Eritreer, zumeist orthodoxe Tigrinya, im Ausland, was bis zu einem Fünftel der Bevölkerung entspricht. Zahlreiche im Ausland lebende politische Flüchtlinge sind wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Eine verschwindend kleine Minderheit bilden europäischstämmige Eritreer, hauptsächlich im 19. Jahrhundert eingewanderte Italiener.

Religion

Eine Hochzeit in Eritrea

Die Bevölkerung Eritreas teilt sich offiziell zu fast gleichen Teilen[9] in Muslime (Sunniten) und Christen (Eritreisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche, Protestanten, Katholiken, Orthodoxe). Doch dürfte diese Gleichheit zur Erhaltung des inneren Friedens angegeben werden, denn das Auswärtige Amt listet 55 Prozent Muslime und 37 bis 40 Prozent Christen auf.[7] Der vom US State Department herausgegebene International Religious Freedom Report geht von 50 bis 60 Prozent Muslimen und 37 bis 48 Prozent Anhängern des Christentums in Eritrea aus.[10] Daneben bestehen einige kleine einheimische Naturreligionen. Trotz der sehr unterschiedlichen Anschauungen und des daraus resultierenden Konfliktpotenzials bildet die Bevölkerung eine nationale Einheit. Die Christen leben vorwiegend in der Hochebene um Asmara und die muslimischen Teile der Bevölkerung hauptsächlich im Tiefland und in Küstennähe.

In den letzten Jahren kam es zur systematischen Verfolgung nicht anerkannter christlicher Minderheiten durch die Regierung, weil diese nicht den ideologischen Paradigmen der Regierungsseite entsprechen.[11] Evangelikale Nachrichtenagenturen aus den USA berichten inzwischen regelmäßig von Christenverfolgungen im Land.[12] Amnesty International informiert über jugendliche Angehörige staatlich verbotener Minderheitenkirchen, die bei extremer Hitze unter Erstickungsgefahr in Frachtcontainern gefangen gehalten werden; sie sollen damit zum Konfessionswechsel veranlasst werden.[13]

Sprachen

Die neun Sprachen der neun größten Ethnien gelten formell als gleichberechtigte Nationalsprachen.[14] Diese sind Tigrinya (2,3 Millionen Sprecher), Tigre (800.000), Afar (300.000), Saho, Kunama, Bedscha, Blin, Nara (je rund 100.000) und Arabisch, das von den Rashaida als Muttersprache und von etlichen anderen Eritreern als Zweitsprache gesprochen wird. Der Staat fördert die Verwendung dieser Sprachen in den Schulen bei den jeweiligen Volksgruppen und in Sendungen des nationalen Radiosenders.[2]

Es gibt keine offiziell festgelegte Amtssprache. De facto dienen aber vorwiegend Tigrinya und Arabisch – die auch als Verkehrssprachen weit verbreitet sind – sowie Englisch als Arbeitssprachen der Regierung.[2][15] Italienisch, ein Erbe der Kolonialzeit, wird vor allem von der älteren Bevölkerung verstanden. Viele Schilder und Läden in Asmara sind auch in Italienisch beschriftet. Tigrinya und Italienisch werden in der Wirtschaft, im Handel und im Gewerbe am häufigsten gebraucht.[3] Es existiert zudem eine Schule in Asmara, in der Italienisch gelehrt wird – die Scuola Italiana di Asmara.[16] Italienisch verliert allerdings an Bedeutung, während die Verbreitung des Englischen zunimmt.[15]

Die Sprachen Eritreas gehören zu zwei der großen Sprachfamilien in Afrika: Tigrinya, Tigre und Arabisch sind semitische Sprachen, Saho, Bilen, Afar und Bedscha sind kuschitische Sprachen – beides Zweige der afroasiatischen Sprachfamilie. Nara (Baria) und Kunama/Baza gehören hingegen zur Familie der Nilosaharanischen Sprachen.

Das Dahalik, das auf Inseln des Dahlak-Archipels von einigen Tausend Personen gesprochen wird, wurde früher als Dialekt des Tigre betrachtet, ist aber nach neueren linguistischen Erkenntnissen eine eigenständige semitische Sprache.[2]

Soziales

Bildung

Formal besteht Schulpflicht für Kinder im Alter von 7 bis 13 Jahren, dennoch besuchen nur zwischen 39 und 57 Prozent der Schulpflichtigen eine Grundschule und nur rund 21 Prozent eine weiterführende Schule. Die Schulen sind schlecht ausgestattet, die durchschnittliche Klassenstärke liegt bei 63 (Grundschulen) beziehungsweise 97 (weiterführende Schulen) Schülern je Klasse. Mädchen sind deutlich benachteiligt, der Anteil der Analphabeten liegt zwischen 40 und 70 Prozent.[17]

Gesundheit

Die Lebenserwartung wird für 2006 auf 57 Jahre geschätzt. Die Fruchtbarkeitsrate liegt bei 5,2 Kindern pro Frau. Die Kindersterblichkeit liegt bei 74 auf 1.000 Lebendgeburten, womit Eritrea auf dem 51. Platz liegt.[18]

Bis vor ein paar Jahren waren noch fast 90 Prozent[19] aller eritreischen Frauen zwischen 15 und 49 Jahren von der Weiblichen Genitalverstümmelung betroffen. Die Regierung versuchte jahrelang durch Aufklärung, Verbote und durch spezielle Ausbildung der Hebammen, diese Tradition einzudämmen. Ein Teilerfolg dieser Bemühungen ist daran zu erkennen, dass von 1995 bis 2002 der Prozentsatz der Beschnittenen in der oben genannten Altersgruppe von 94,5 auf 88,7 Prozent zurückgegangen ist. Am 31. März 2007 trat ein gesetzliches Verbot der Frauenbeschneidung in Kraft.[20]

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Eritreas

Das Fiat-Tagliero-Gebäude in Asmara, ein typisches Beispiel für die futuristische italienische Kolonialarchitektur der 1930er Jahre

Seit der historisch erforschten Frühzeit um 500 v. Chr. herrschten verschiedene Mächte über das Land. Auf dem heutigen Staatsgebiet befand sich das Askumitische Reich. Während des Mittelalters unterstand das christliche Hochland den äthiopischen Kaisern, in den Küstengegenden herrschten lokale Fürsten. Mit der Eroberung durch die Türken wurde Eriträa 1554 für mehr als 300 Jahre eine Kolonie des Osmanischen Imperiums, während der insbesondere die der äthiopisch-orthodoxen Kirche angehörenden Ureinwohner der Küstengegenden zwangsislamisiert wurden. Das Gebiet war die osmanische Provinz Habesch mit der Hauptstadt Massaua.

Erst 1890 wurde Eritrea eine italienische Kolonie unter dem neu geschaffenen Namen Colonia Eritrea. Nach dem Überfall Italiens auf Äthiopien wurde Eritrea 1936 in das neu gegründete Italienisch-Ostafrika eingegliedert. Es erhielt große Gebiete Nordäthiopiens dazu, so wurde der größte Teil Tigrays Teil von Eritrea. 1941 wurde die Zugehörigkeit zu Italien durch alliierte Streitkräfte beendet. Das Gebiet wurde unter die britische Militärverwaltung gestellt und 1947 – nach der formellen Aufgabe Eritreas durch Italien – britisches Mandatsgebiet. Nach dem Zweiten Weltkrieg entschieden sich die Vereinten Nationen für eine Föderation der Provinz Eritrea mit Äthiopien.

Flagge Eritreas als autonome Region Äthiopiens bis 1961

Nachdem der äthiopische Kaiser Haile Selassie die politischen Rechte der eritreischen Bevölkerung von 1952 bis 1961 systematisch ausgehöhlt und anschließend 1961 durch die (Selbst-)Auflösung des eritreischen Parlaments Eritrea annektiert hatte, griffen eritreische Separatisten zu den Waffen. Die Unabhängigkeitsbewegungen erhielten in den 1960ern und den darauffolgenden Jahren großen Zulauf.

Der Unabhängigkeitskrieg endete nach dreißig Jahren 1991 mit dem Sieg der Eritreischen Volksbefreiungsfront (EPLF) und verschiedener weiterer äthiopischer Rebellengruppen (u. a. die EPRDF) und der Entmachtung des äthiopischen Derg-Regimes. Die EPRDF bildete eine neue Regierung und erlaubte die Unabhängigkeit Eritreas. Diese wurde nach einer durch die UN überwachten Volksabstimmung am 24. Mai 1993 erklärt, bei der 99.83 % der Teilnehmer für die Unabhängigkeit stimmten. Dieser Tag ist seither Nationalfeiertag Eritreas.

UNMEE-Soldaten auf Patrouille in Eritrea

In den darauffolgenden Jahren verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Äthiopien und Eritrea. 1998 brach ein Grenzkrieg der beiden Staaten aus, der in einer Patt-Situation endete. Seitdem war die UN-Beobachtermission UNMEE in der Grenzregion stationiert, um den rechtmäßigen Grenzverlauf zu markieren, der 2002 von einer unabhängigen Grenzkommission festgelegt wurde. Im Rahmen eines Schiedsspruches der Äthiopisch-Eritreischen Grenzkommission des Ständigen Internationalen Schiedshofes in Den Haag unterzeichneten Äthiopien und Eritrea das Abkommen, in dem sich beide zur Anerkennung des Grenzverlaufs bereiterklärten. Tatsächlich bestehen jedoch weiterhin Differenzen, zumal keine der beiden Seiten alle Ansprüche erfüllt bekam; das umstrittene Gebiet um Badme wurde der eritreischen Seite zugesprochen, Äthiopien protestierte daraufhin und verlangte eine sofortige Korrektur des Schiedsspruchs. Bis zum heutigen Tage (2011) konnte daher die Umsetzung der Grenzdemarkierung nicht wie vereinbart vollzogen werden. Sämtliche UN-Truppen, die eigentlich zur Friedenssicherung abgestellt worden waren, wurden von eritreischer Seite aus Protest über die äthiopische Blockadehaltung massiv in ihren Arbeiten behindert.[21] 2008 entschied der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, das Mandat der UNMEE nicht weiter zu verlängern.

Politik

Eritrea besitzt eine offiziell demokratische Verfassung. Demokratische Wahlen finden in regionaler und nationaler Form statt (Baito). Der Präsident ist Staatsoberhaupt. Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist Sebat Efrem. Eritrea übernimmt keine ausländische Staatsform als Modell. Daher der Bericht des Freedom House: „Eritrea is not an electoral democracy.“[22].

Politische Struktur

Regierungsgebäude in Asmara, der Hauptstadt von Eritrea

Das Staatsoberhaupt und der Regierungschef sind die höchsten Instanzen der eritreischen Übergangsregierung. Zusammen mit der 24-köpfigen Staatsvertretung, bestehend aus 16 Ministern und weiteren Staatsvertretern, bilden sie die Exekutive Eritreas.

Die Legislative wird von einer 150 Mitglieder umfassenden eritreischen Nationalversammlung gebildet. Von den 150 sind 75 Mitglieder des Zentralkomitees der Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit (PFDJ) und 75 Volksvertreter, die direkt vom Volk gewählt werden. Unter diesen 75 Vertretern des Volkes müssen elf Frauen und 15 Emigranten sein. Die Nationalversammlung wählt den Präsidenten, erlässt Gesetze und Verordnungen und kümmert sich um deren Einhaltung.

Die Judikative Eritreas besteht aus einem Obersten Gerichtshof, 10 Provinzgerichten und 29 Bezirksgerichten.

Parteien

Die Politik Eritreas wird von der Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit (PFDJ) dominiert. Die Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit, die aus der früheren bewaffneten Unabhängigkeitsbewegung der Eritreischen Volksbefreiungsfront (EPLF) hervorgegangen ist, nimmt mit ihrem Parteivorsitzenden Isayas Afewerki auch gleichzeitig den Posten des Staatspräsidenten und Regierungschefs in Anspruch. Eritrea gilt daher als Einparteienstaat. Auch wenn von offizieller Seite bekräftigt wird, dass man sich für ein Parteiengesetz einsetze, sind diese Behauptungen eher kritisch zu sehen. Neben der PFDJ gibt es noch eine Reihe von anderen politischen Parteien im Lande, die aber alle nicht zu Wahlen zugelassen und damit quasi illegal sind.

Innerhalb des Landes gibt es noch einige oppositionelle Splittergruppen, die aber bisher keinen größeren Einfluss auf die Politik des Landes nehmen konnten:

Menschenrechtslage

Aufgrund andauernder Menschenrechtsverletzungen wurde im Oktober 2012 Sheila Keetharuth zur Sonderberichterstatterin zur Situation der Menschenrechte für Eritrea der Vereinten Nationen ernannt. Ihr aktueller Bericht[23] wurde dem Menschenrechtsrat im Zuge der Resolution 20/20 am 28. Mai 2013 vorgestellt. Darin stellt sie schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen wie willkürliche Tötungen und Verhaftungen, erzwungenes Verschwindenlassen, Folter, sowie fehlende Meinungs-, Religions- und Versammlungsfreiheit fest.

Auf der jährlich erscheinenden Rangliste der Pressefreiheit, die von der Pressefreiheitsorganisation Reporter ohne Grenzen veröffentlicht wird, nimmt das Land 2013 den 179.[24] und damit wiederholt den letzten Platz ein. Eritrea ist nach dieser Darstellung das Land mit der geringsten Pressefreiheit.[25] Amnesty International zufolge werden Regierungskritiker, Deserteure und Eritreer, die im Ausland um Asyl ersucht haben, inhaftiert.[26] Insgesamt betrachten viele internationale Beobachter das politische System in Eritrea als repressiv oder gar als Diktatur. Die Regierung hält dem entgegen, dass sich Eritrea nach wie vor im Übergang zur Demokratie befinde, von Äthiopien bedrängt werde und sich deswegen bis heute praktisch im Krieg befände. Ein Sturz der jungen Regierung würde dadurch verhindert werden.[27] Jedoch werden in Eritrea Menschenrechte verletzt.

Staatlich anerkannt sind die orthodoxe, die katholische und die evangelisch-lutherische Kirche sowie der Islam. Nicht anerkannte religiöse Minderheiten wie evangelikale Christen und die Zeugen Jehovas sind besonders seit 2002 von staatlichen Repressionen und Inhaftierung betroffen.[28][29]

Zu den wegen ihres Glaubens Inhaftierten gehörte Anfang 2008 auch eine Gruppe von etwa 70 Muslimen, die sich weigerten, den von der Regierung eingesetzten Mufti als ihr Oberhaupt anzuerkennen.[30] In dem jährlich veröffentlichten Weltverfolgungsindex (WVI) von Open Doors, welcher die Länder mit der stärksten Christenverfolgung aufzeigt und analysiert, liegt Eritrea 2012 an zehnter Stelle. Demnach gehört das Land zu den Ländern auf der Welt, in denen Christen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit am stärksten unterdrückt werden.[31][32]

Außenpolitik

Die Beziehungen Eritreas zu seinen Nachbarstaaten sind gespannt. Eritrea wie Äthiopien werden beschuldigt, insbesondere seit 2006/2007 ihre Streitigkeiten nunmehr als „Stellvertreterkrieg“ in Somalia auszutragen. Äthiopien unterstützt die Übergangsregierung Somalias und intervenierte von Ende 2006 bis Anfang 2009 militärisch; Eritrea beherbergt Teile der somalischen Opposition im Exil. Vorwürfe, wonach es Islamisten und andere Gegner der Übergangsregierung illegal mit Waffen beliefert habe, hat es zurückgewiesen.[33][34] Die separatistische Ogaden National Liberation Front in Äthiopien hat Unterstützung von Eritrea erhalten.[35]

Mitte 2008 kam es zu mehreren Zusammenstößen eritreischer und dschibutischer Truppen im umstrittenen Grenzgebiet beider Staaten. Die USA und der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beschuldigten Eritrea daraufhin der militärischen Aggression.[36]

Im Ausland lebende Eritreer müssen eine „Aufbausteuer“ in Höhe von zwei Prozent ihres Einkommens an den eritreischen Staat zahlen. Diese Abgabe wird von örtlichen Interessenverbänden oder direkt von der Eritreischen Botschaft eingetrieben. Bei Nichtbezahlung werden keine offiziellen Dokumente ausgestellt und es besteht keine Möglichkeit, Erbschaften anzutreten und Geschäftstätigkeiten aufzunehmen. Schüler, Studenten und Arbeitslose sind von der Abgabe befreit. Diese Abgabe, die von hunderttausenden Auslandseritreen erhoben wird, auch wenn sie eine andere Staatsbürgerschaft besitzen, stellt eine der größten Geldquellen der eritreischen Regierung dar.[37][38]

Verwaltungsgliederung

Vorlage:Imagemap Eritrea1

Bis 1996 war Eritrea in zehn Regionen (Zoba) gegliedert. Diese noch aus der italienischen Kolonialzeit stammenden Regionen und ihre Regionshauptstädte waren Akkele Guzay (Adi Keyh), Asmara (Asmara), Barka (Agordat), Denkalia (Assab), Gash Setit (Barentu), Hamasien (Asmara), Sahel (Nakfa), Semhar (Massaua), Senhit (Keren) und Seraye (Mendefera).

Mit der Verwaltungsreform vom 15. Juli 1996 wurde die Zahl der Regionen auf sechs reduziert:

Wirtschaft

Tourismus

Der Tourismus im Land beruht weitestgehend auf wenigen Individualurlaubern, im Ausland lebenden eritreischen Bürgern auf Heimatbesuch und einer kleinen Anzahl von ausländischen Reiseveranstaltern, die mit in der Regel kleinen Gruppen das Land bereisen. Themengebiete sind unter anderem archäologische Studien, italienische Kolonialgeschichte, Reisen für professionelle Fotografen zu den ethnischen Gruppen des Landes und Reisen für Eisenbahnfans. Badeurlaub wird auch mangels einer geeigneten touristischen Infrastruktur kaum angeboten.

Landwirtschaft

Etwa 75 % der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Trotzdem müssen Nahrungsmittel importiert werden, da etwa 50 Prozent der Personen in den Militärdienst eingezogen wurden und daher Arbeitskräfte in der Landwirtschaft und anderen Wirtschaftsbereichen fehlen.

Das Hauptanbaugebiet ist das westliche Tiefland und das Hochland. Angebaut wird vor allem Getreide, Baumwolle, Mais, diverse Gemüsesorten sowie auch eine Vielzahl an verschiedenen Obstsorten.

Industrie

Eritrea verfügt über Bodenschätze wie Gold, Silber, Kupfer, Schwefel, Nickel, Pottasche, Marmor, Zink und Eisen. Salz wird in großem Umfang produziert. Diese Rohstoffe fördert Eritrea schon seit längerer Zeit für den weltweiten Export.

Es gibt Zement-, Textil- und Nahrungsmittelindustrie, darunter mehrere Brauereiunternehmen, Alkohol- und Weinproduktion. Eritrea verfügt über eine Vielzahl von Ersatzteil- und Möbelunternehmen. Seit einigen Jahren werden in der eritreischen Industriestadt Dekemhare Busse, Transport-, Reinigungs- und Müllwagen von dem eritreischen Unternehmen Tesinma produziert.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 576,1 Millionen US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 232,1 Millionen US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 20,3 Prozent des BIP.[1]

Im Jahr 2008 betrug die Staatsverschuldung 2,6 Milliarden US-Dollar oder 175,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) Eritreas.[39]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in Prozent des BIP) folgender Bereiche:

Infrastruktur

Eisenbahn in Eritrea

Das Straßennetz in Eritrea ist für afrikanische Verhältnisse relativ gut ausgebaut. Allerdings wurde die von den Italienern sehr gut ausgebaute Infrastruktur zunächst von den Briten und später von den Äthiopiern weitestgehend zerstört, so dass heute nur noch ein kleiner Teil davon übriggeblieben ist. Die meisten Straßen sind Schotterpisten.

Zwischen Massaua und Asmara gibt es eine Eisenbahnverbindung, auf der planmäßig aber nur ein Ausflugszug mit einer Dampflokomotive recht regelmäßig zwischen Asmara nach Nefasit verkehrt. Zudem kommen immer wieder Sonderzüge für Eisenbahnfans auf die Strecke. Es wird erwogen, die historische Strecke zwischen Asmara und Agordat (westliches Tiefland) wieder aufzubauen.

Große Tiefseehäfen sind Massaua und Assab, in Tio befindet sich ein kleinerer Hafen im Aufbau.

Flughäfen finden sich in Asmara, außerdem in Massaua, Sawa, Tessenai und Assab. In Nakfa und Barentu gibt es lange Schotterpisten, die jedoch kaum angeflogen werden. Flugverbindungen bestehen zu den europäischen Metropolen Amsterdam und Rom mit Eritrean Airlines, nach Frankfurt mit Lufthansa, von Kairo mit Egypt Air und über Sanaa bzw. Khartoum mit Yemenia.

Literatur

  • Wolfgang Fengler: Politische Reformhemmnisse und ökonomische Blockierung in Afrika – Die Zentralafrikanische Republik und Eritrea im Vergleich. Baden-Baden, Nomos Verlagsgesellschaft 2001.
  • Aklilu Ghirmai: Eritrea zwischen Einparteienstaat und Demokratie. Die Bedeutung der Opposition im Demokratisierungsprozess. Tectum, Marburg 2005, ISBN 978-3-8288-8922-4.
  • Ruth Iyob: The Eritrean Struggle for Independence – Domination, Resistance, Nationalism 1941-1993, Cambridge University Press, Cambridge 1995.
  • S. Klingebiel, H. Ogbamichael: Eritrea. In: Michael Neu, Wolfgang Gieler, Jürgen Bellers (Hrsg.): Handbuch der Außenwirtschaftspolitiken: Staaten und Organisationen. LIT-Verlag, Münster 2004, S. 66-67
  • Dieter H. Kollmer, Andreas Mückusch (Hrsg.): Wegweiser zur Geschichte: Horn von Afrika. (Herausgegeben im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes) Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2007, ISBN 978-3-506-76397-6.
  • Tanja R. Müller: Bare life and the developmental State: the Militarization of Higher Education in Eritrea. In: Journal of Modern African Studies, Vol. 46 (2008), Nr. 1, S. 1-21.
  • David O’Kane, Tricia Redeker Hepner (Hrsg.): Biopolitics, militarism, and development: Eritrea in the twenty-first century. Berghahn Books, Oxford/New York 2009, ISBN 978-1-84545-567-5.
  • Martin Zimmermann: Eritrea – Aufbruch in die Freiheit. Verlag Neuer Weg, 2. Auflage 1991, ISBN 3-88021-198-1.
  • Michela Wrong: I Didn’t Do It for You. How the World Betrayed a Small African Nation. HarperCollins, New York 2005, ISBN 978-0-06-078092-0.

Weblinks

 Commons: Eritrea – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Eritrea – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiatlas Wikimedia-Atlas: Eritrea – geographische und historische Karten
 Wikivoyage: Eritrea – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Vorlage:CIA World Factbook link Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „CIA“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Marie-Claude Simeone-Senelle: Les langues en Erythrée, in: Chroniques Yeménites 8, 2000
  3. 3,0 3,1 Library of Congress – Federal Research Division: Country Profile: Eritrea, September 2005 (PDF; 131 kB) Abgerufen am 2. Mai 2010.
  4. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  5. Human Development Index, abgerufen am 10. Oktober 2013
  6. [ (Link nicht mehr abrufbar)]
  7. 7,0 7,1 Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu Eritrea
  8. CIA World Fact Book Eritrea. Abgerufen am 21. August 2011.
  9. Für 1936 gab der Kleine Weltatlas der Deutschen Buchgemeinschaft für die italienische Kolonie noch 57 Prozent Mohammedaner und nur 39 Prozent Christen an (Seite 161). Auch die Unabhängigkeitsbewegung war in den 1970ern von Muslimen getragen (Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Band 8, S. 119. Mannheim 1973/79).
  10. 2007: 50 % zu 48 %(ebenso 2008), 2006: 60 % zu 37 % (ebenso 2005).
  11. Abdulkader Saleh, Nicole Hirt, Wolbert G.C. Smidt, Rainer Tetzlaff (Hrsg.): Friedensräume in Eritrea und Tigray unter Druck. Identitätskonstruktion, soziale Kohäsion und politische Stabilität. Lit, Münster 2008, ISBN 3-8258-1858-6, S. 119.
  12. Magnus Treiber: Der Traum vom guten Leben. Die eritreische warsay-Generation im Asmara der zweiten Nachkriegszeit. Lit, Münster 2004, ISBN 3-8258-9054-6, S. 177.
  13. http://www.amnesty.org/en/library/asset/AFR64/006/2003/en/a177dd2c-d68e-11dd-ab95-a13b602c0642/afr640062003en.html
  14. SUKE Schweizerisches Unterstützungskomitee für Eritrea (SUKE): Fakten zu Eritrea
  15. 15,0 15,1 Jacques Leclerc, Trésor de la langue française au Québec: L’aménagement linguistique dans le monde: Érythrée
  16. Scuola Italiana di Asmara: Scuola Italiana di Asmara (it.)
  17. Library of Congress: Country Profile Eritrea (2005) (PDF; 131 kB)
  18. UNICEF Country Statistics: Eritrea
  19. siehe Unicef-Studie von 2005: „Changing A Harmful Social Convention: Female Genital Mutilation/Cutting“ (englisch), PDF.
  20. BBC News: Eritrea bans female circumcision
  21. Kienzle, Sascha A.: Ursachen für den eritreisch-äthiopischen Grenzkonflikt. Eine historisch-politische Analyse, Tönning 2010. ISBN 978-3-86247-081-5
  22. Freedomhouse.org Country Report Eritrea
  23. http://www.ohchr.org/Documents/HRBodies/HRCouncil/RegularSession/Session23/A.HRC.23.53_ENG.pdf
  24. http://www.reporter-ohne-grenzen.de/ranglisten/rangliste-2013/
  25. Welt Online: Rangliste der Pressefreiheit, 2. Januar 2010 Jahresbilanz 2009 von Reporter ohne Grenzen
  26. Amnesty International Report 2008: Eritrea
  27. Eritrea: Gute Nachrichten sind keine Nachrichten – Eritreas Entwicklung in der Diskussion, in: Afrika-Bulletin Nr. 114: April/Mai 2004
  28. Amnesty International zu den religiösen Minderheiten
  29. Jehovah’s Witnesses — Eritrea Country Profile. Office of Public Information of Jehovah’s Witnesses. 1. Januar 2012. Abgerufen am 7. Januar 2012.
  30. Tesfa-alem Tekle: Eritrea releases 35 evangelical Christians. Sudan Tribune, 27. Februar 2008
  31. http://www.opendoors.de/verfolgung/verfolgungsindex_2013/platzierung_2013
  32. http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/Wo-Christen-am-meisten-verfolgt-werden/story/28835565
  33. Who supports who?, in: BBC News, 26. Dezember 2006. Abgerufen am 20. November 2008. (engl.)
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  35. Tobias Hagmann, Mohamud H. Khalif: State and Politics in Ethiopia’s Somali Region since 1991, in: Bildhaan. An International Journal of Somali Studies 6, 2006, S. 25–49 (PDF; 114 kB)
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15.48333333333338.25
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