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El Salvador

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter El Salvador (Begriffsklärung) aufgeführt.
República de El Salvador

Republik El Salvador

Flagge El Salvadors
Wappen El Salvadors
Flagge Wappen
Wahlspruch: Dios, Unión, Libertad

(Spanisch für „Gott, Einigkeit, Freiheit“)

Amtssprache Spanisch
Hauptstadt San Salvador
Staatsform Präsidialrepublik
Staatsoberhaupt und Regierungschef Präsident Mauricio Funes
Fläche 21.041 km²
Einwohnerzahl 7.332.000
Bevölkerungsdichte 332,6 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt nominal (2007)[1] 20.373 Mio. US$ (92.)
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 2.857 US$ (102.)
Human Development Index 0,659 (90.) [2]
Währung US-Dollar (Colón auslaufend)
Unabhängigkeit 13. April 1838 von der Zentralamerikanischen Konföderation erklärt
Nationalhymne Saludemos la Patria orgullosos
Zeitzone UTC−6
Kfz-Kennzeichen ES
Internet-TLD .sv
Telefonvorwahl +503
El Salvador on the globe (Americas centered).svg
El Salvador in its region.svg

El Salvador (spanisch „Der Heiland“ oder „Der Erretter“) ist ein Staat in Zentralamerika und grenzt an Guatemala, Honduras sowie an den Pazifik. El Salvador, das in einem Erdbebengebiet liegt, ist das kleinste Land Zentralamerikas mit der gleichzeitig höchsten Bevölkerungsdichte.

Geografie

Mit einer Fläche von 21.041 km² ist El Salvador ungefähr so groß wie Hessen und damit das kleinste der zentralamerikanischen Länder. Im Süden grenzt es an den Pazifik und den Golf von Fonseca mit einer Küstenlänge von 307 km. Es hat als einziges Land in Mittelamerika keinen direkten Zugang zum Karibischen Meer.

El Salvador ist geprägt durch eine Kette von Vulkanen, die das Land grob in drei Regionen unterteilt: den südlichen Küstenstreifen, die zentralen Hochebenen und Täler und die nördlichen Berge. Der höchste Berg ist der El Pital (2730 m) an der Grenze zu Honduras. Der höchste Vulkan ist der Santa Ana im Westen mit einer Höhe von 2365 m. Der längste Fluss ist der Río Lempa mit 320 km auf Staatsgebiet (422 km insgesamt).

Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): San Salvador 525.990 Einwohner, Soyapango (329.708 Einwohner), Santa Ana (176.661 Einwohner), San Miguel (161.880 Einwohner), Mejicanos (160.317 Einwohner), Santa Tecla (124.694 Einwohner) und Apopa (112.158 Einwohner).

Siehe auch: Liste der Städte in El Salvador

Bevölkerung und Sprachen

Ca. 90 % der Bevölkerung sind Mestizen, 9 % europäischer Abstammung und 1 % Indigene. Bis in die 1930er Jahre gehörten etwa 20 % der Bevölkerung indigenen Völkern an. In der Zeit der Matanza 1932 und den Jahren danach wurde das Sprechen einer indigenen Sprache und das Tragen traditioneller Kleidung zu einem Überlebensrisiko, so dass die Indigenen dazu gezwungen waren, ihre Identität und Sprache zu verleugnen. So gibt es heute in El Salvador keine indigene Sprache mehr, die von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben wird.

Eine der wichtigsten Sprachen war früher das Nawat (Pipil), das heute nur noch von einer Handvoll Menschen gesprochen wird. Im ethnischen Sinne werden immerhin noch etwa 200.000 Menschen als Pipil eingestuft, des Weiteren einige Tausend als Lenca und Cacaopera, deren Sprachen bereits ausgestorben sind. Bei der Volkszählung 2007 bezeichneten sich nur 11.488 Menschen als Indigene, und 97 Personen gaben Nawat als Muttersprache an, die meisten davon in Santo Domingo de Guzmán und in Cuisnahuat, beides im Departement Sonsonate. Mit dem Aussterben des Nawat wäre El Salvador nach Uruguay das zweite Land auf dem amerikanischen Festland, in dem keine indigene Sprache mehr gesprochen wird.

Aufgrund der traumatischen Erfahrungen der Indigenen kann immerhin davon ausgegangen werden, dass es noch einige Sprecher gibt, die ihre indigenen Sprachkenntnisse nicht offenlegen. Immigranten der letzten Jahrzehnte aus Guatemala haben darüber hinaus die Maya-Sprache der Kekchí mitgebracht, deren tatsächliche Sprecherzahl in El Salvador jedoch schwer einzuschätzen ist.[3]

Bevölkerungswachstum in El Salvador

48 % der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze.

2008 lebten in den USA 1,1 Millionen Einwanderer aus El Salvador. Sie stellen dort die sechstgrößte Einwanderergruppe.[4]

Gesundheit

Im Zeitraum 2005–2010 hat El Salvador eine der niedrigsten Geburtenraten Mittelamerikas. Die Lebenserwartung liegt bei etwa 67 Jahren für Männer und etwa 75 Jahren für Frauen.[5] Die gesunde Lebenserwartung beträgt etwa 57 Jahre für Männer und etwa 62 Jahre für Frauen.[5] El Salvador hat etwa 148 Ärzte pro 100.000 Personen.[6]

Bildung

Die Zahl der Schüler pro Lehrer ist hoch.[7] Im ländlichen Raum ist Analphabetismus weit verbreitet. Im Durchschnitt verlassen die Schüler die Schulen im 6. Schuljahr. Die Höhere Schule umfasst drei Schuljahre. [8]

Das Land besitzt folgende öffentliche und private Universitäten:

Religion

Christus auf der Erdkugel: Das Monumento al divino Salvador del mundo in San Salvador ist ein Wahrzeichen des Landes

60 % gehören der römisch-katholischen Kirche an,[13] weitere 27,9% sind Protestanten. Letztere gehören verschiedenen protestantischen Strömungen an, die amerikanische und europäische Missionare seit dem 20. Jahrhundert verbreiten.

Die meisten Protestanten leben in den Städten. In einigen Städten stellen sie inzwischen 40 % der Bevölkerung. Die Landbevölkerung ist dagegen fast ausschließlich römisch-katholisch.

Der Nachfolger des 1980 ermordeten Erzbischofs Oscar Romero wurde der Salesianer Arturo Rivera y Damas (1923–1994). Papst Johannes Paul II. setzte 1995 Fernando Sáenz Lacalle als Erzbischof der Erzdiözese San Salvador ein. Im Dezember 2008 ernannte Papst Benedikt XVI. José Luis Escobar Alas zu dessen Nachfolger.

Neben dem Erzbistum San Salvador existieren in El Salvador derzeit sieben weitere Bistümer der römisch-katholischen Kirche mit dem jeweiligen Sitz in Chalatenango, San Miguel, Santa Ana, Santiago de Maria, San Vicente, Sonsonate und Zacatecoluca.

Geschichte

Hauptartikel Geschichte El Salvadors

Am 15. September 1821 erlangte El Salvador die Unabhängigkeit von der einstigen Kolonialmacht Spanien und gehörte danach der Zentralamerikanischen Konföderation (Confederación de Centroamérica) an bis zu deren endgültigem Auseinanderbrechen im Jahr 1839.

1882 beseitigte die Regierung von El Salvador per Gesetz das letzte verbliebene indigene Gemeindeland und ermöglichte so die Ausbreitung der Kaffeeplantagen. So befanden sich um das Jahr 1900 90 % der Güter des Landes in den Händen von 0,01 % der Bevölkerung.[14] Der Großteil der Bauern war landlos und lebte in äußerster Armut.

1930 übernahm General Maximiliano Hernández Martínez, Verteidigungsminister des Landes, durch einen Putsch die Macht. 1932 ließ Martínez einen Aufstand überwiegend indigener Pipil-Bauern, der vom Vorsitzenden der neu gegründeten Kommunistischen Partei von El Salvador, Agustín Farabundo Martí geleitet war, im Westen des Landes blutig niederschlagen. Neben Farabundo wurden etwa 30.000 Menschen getötet. La Matanza – „das Massaker” gilt als das Ende der Existenz der indigenen Völker El Salvadors. So heißt es, Menschen seien einfach auf Grund des Unterscheidungsmerkmals getötet worden, dass sie Nahuatl (Pipil) sprachen oder „indianische“ Kleidung trugen.[15]

1969 gab es einen Krieg mit Honduras, den sogenannten „Hundert-Stunden-Krieg“; dieser ging als „Fußballkrieg“ in die Geschichte ein. Der Grund waren Spannungen um Landwirtschaftshelfer aus El Salvador, die seit längerem von der Regierung Honduras' für die wirtschaftlichen Probleme verantwortlich gemacht wurden. Der Krieg dauerte vier Tage vom 14. Juli 1969 bis 18. Juli 1969 (100 Stunden) und kostete 3.000 Menschen das Leben, 6.000 wurden verletzt. Der Konflikt wurde unter Vermittlung der Organisation Amerikanischer Staaten durch ein Friedensabkommen beigelegt.

Seit 1970 gab es eine maoistische Guerilla unter Salvador Cayetano Carpio (Comandante Marcial) (FPL). Bei den Präsidentschaftswahlen am 20. Februar 1972 wurden die beiden Kandidaten des Oppositionsbündnisses José Napoleón Duarte, Partido Demócrata Cristiano (PDC) und Guillermo Manuel Ungo vom Movimiento Nacional Revolucionario (MNR) offensichtlich um ihre Stimmenmehrheit betrogen. Am 2. März 1972 erschoss das Ejército Revolucionario del Pueblo (ERP) zwei Soldaten der Guardia Nacional in San Salvador. Dem ERP wurden Mitglieder aus PDC Zusammenhängen zugeschrieben. Im Klima des Misstrauens konnte der Einfluss von ORDEN nicht ausgeräumt werden. Am 25. März 1972 wurde Duarte verhaftet und gefoltert, wobei er drei Finger verlor, des Hochverrats beschuldigt und zum Tod verurteilt wurde. Auf internationalen Druck sagte ihm Präsident Arturo Armando Molina Exil zu und schob ihn nach Venezuela ab.

Im Oktober 1979 fürchteten die salvadorenischen Militärs nach dem Sturz von Anastasio Somoza Debayle in Nicaragua ein ähnliches Schicksal. Deshalb wurde der Präsident der Militärpartei, Partido de Conciliación Nacional, Carlos Humberto Romero auf einer USA-Reise geschasst und eine politisch sehr weite Junta gebildet, welcher der frühere Oppositionsführer José Napoleón Duarte vorstand und anfangs auch die MNR angehörte. Trotz hoher wirtschaftlicher Wachstumsraten verschärften sich die wirtschaftlichen Probleme für große Teile der Bevölkerung u. a. aus der Mechanisierung der Landwirtschaft durch die Grüne Revolution und Landvertreibungen wegen ausgedehnter Wasserkraftstauseen. Diese Erscheinungen sollten durch eine Landtransferbehörde (ISTA) gemildert oder zumindest ein quasirechtlicher Rahmen gegeben werden. 1983 wurde eine Verfassung erlassen, welche in Artikel 105 das Landeigentum auf 245 ha beschränkte.[16] Das überzählige Land sollte mit Entschädigung an Genossenschaften transferiert werden. Teile der 14 Grundeigentümerfamilien El Salvadors versuchten mit Terror durch Todesschwadronen die Landreform aufzuhalten. Der Mord an Erzbischof Óscar Romero, einem der prominentesten Kritiker des Militärregimes, am 24. März 1980, wurde weltweit publik. In diesem „schmutzigen Krieg“ wurden viele kirchlich, politisch oder gewerkschaftlich organisierte Menschen Opfer der Todesschwadronen.

Die brutalen Repressionen des Militärregimes trieben die Opposition in den bewaffneten Widerstand. Von 1980 bis 1991 kam es zu einem Bürgerkrieg in El Salvador, der am Ende rund 70.000 Tote, vorwiegend unter der Zivilbevölkerung, Tausende von Versehrten und Zerstörungen in Milliardenhöhe verursachte.[17] Die Streitkräfte der Guerilla setzten sich aus einzelnen Verbänden von Kommunisten, Christen und Gewerkschaftern zusammen, die sich zur FMLN zusammenschlossen. Die US-Regierung unterstützte die Militärdiktatur in El Salvador. Neben Militärberatern wurde von den USA in großem Stil Militärgerät an die Junta geliefert, selbst nachdem eine von US-Soldaten trainierte Todesschwadron mit dem Massaker von El Mozote eine der schlimmsten Gräueltaten in der Geschichte Lateinamerikas begangen hatte.

Der soziale Gegensatz zwischen dem kleinen Teil der Bevölkerung, der einen Großteil der Ressourcen besaß, und der verarmten Mehrheit der Bevölkerung blieb auch nach dem Ende des Bürgerkrieges letztlich kaum verändert.

Nach dem Friedensabkommen von Chapultepec wurde die Rebellenarmee FMLN 1992 demobilisiert. Die Halbierung der Armee und die Schaffung ziviler, demokratischer, den Menschenrechten verpflichteter Institutionen wurden ebenfalls beschlossen. Die Erfüllung des Friedensabkommens wurde international wie national überwacht.

Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung war die Tatsache, dass das Friedensabkommen weder Sieger noch Besiegte kannte und günstige außenpolitische Rahmenbedingungen (Zerfall der Sowjetunion, Ende des Ost-West-Konflikts) bestanden. Seit Ende des Bürgerkrieges hat sich die politische Landschaft von einem autoritären System zum demokratischen Staat hin entwickelt. Präsidenten und Regierungen wurden bis 2009 zwar stets durch ARENA gestellt, jedoch konnte die FMLN zuerst bei Kommunalwahlen erheblich an Einfluss gewinnen und gewann schließlich 2009 zunächst die Parlamentswahlen und später die Präsidentschaftswahlen mit 51 % der Stimmen.[18]

Siehe auch: Liste der Präsidenten von El Salvador

Politik

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Mauricio Funes, der amtierende Präsident El Salvadors

Die sozialen Probleme sind nach Ende des Bürgerkrieges immer noch groß. Es gibt eine hohe Gewaltrate, auch Kindesentführungen sind verbreitet, ebenso herrschen große Unterschiede zwischen arm und reich. Durch den Friedensvertrag von 1992 wurden viele Kämpfer arbeitslos und ca. eine Million Waffen sind immer noch im Umlauf, sodass die Sicherheitslage im Land prekär bleibt.

El Salvador weist in Lateinamerika und weltweit eine der höchsten Kriminalitätsraten auf. Im Jahresschnitt kommen zwölf Menschen pro Tag durch Tötungsdelikte ums Leben.[19] Die Gefahr von Gewaltverbrechen ist überaus hoch, die Hemmschwelle beim Gebrauch von Schuss- oder Stichwaffen niedrig.[20] Es gibt in El Salvador eine sehr hohe organisierte Bandenkriminalität. Diesen Banden wie z. B. der Mara Salvatrucha gehören sogar Kinder an (geschätzt: 25.000 Kinder und Jugendliche).[21] Als Aufnahmeprüfung wird ein Kreis gebildet, in den das neue Mitglied sich stellen muss und daraufhin verprügelt wird. Diese Banden sind eines der größten Probleme des Landes.

Der Drogenkonsum hat nach dem Krieg ebenfalls zugenommen. [22] Jugendbanden in Heeresstärke beherrschen ganze Stadtviertel, auch die Kinderprostitution steigt. Das Familienleben ist nach dem Krieg sehr zu Schaden gekommen, die Väter haben sich oft in die USA abgesetzt. Für viele Jugendliche ist es eine „Jugend ohne Perspektiven“. Die Arbeit im Drogenhandel erscheint oft als einzige Beschäftigung.

Die rechtskonservative ARENA-Partei (Alianza Republicana Nacionalista de El Salvador) und die Opposition, die ehemalige Guerilla FMLN (Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional) sind in der Asamblea Legislativa de la República de El Salvador vertreten.

Es besteht eine große politische und wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA, die sich auch an den Wirtschaftsdaten belegen lässt.

Am 21. März 2004 fanden in El Salvador Präsidentschaftswahlen statt, die der Sportreporter und Radiounternehmer Antonio Saca von der rechtsgerichteten Regierungspartei ARENA mit 57 Prozent der Stimmen gewann. Er setzte sich gegen den früheren Guerillakommandanten Schafik Handal von der linksgerichteten FMLN durch, die demnach 36 Prozent bekam. Die Parlamentswahlen am 18. Januar 2009 gewann die linksgerichtete FMLN.[23] Im März folgten Präsidentenwahlen, bei denen Mauricio Funes von der linksgerichteten Ex-Guerilla FMLN mit 51 % der Stimmen gegen Rodrigo Ávila von der konservativen Arena gewann.[24]

Verwaltungsgliederung

Das Land ist in 14 Provinzen (Departamentos) aufgeteilt:

Karte der Provinzen El Salvadors
Provinz Hauptstadt
1 Ahuachapán Ahuachapán
2 Cabañas Sensuntepeque
3 Chalatenango Chalatenango
4 Cuscatlán Cojutepeque
5 La Libertad Santa Tecla
6 La Paz Zacatecoluca
7 La Unión La Unión
8 Morazán San Francisco Gotera
9 San Miguel San Miguel
10 San Salvador San Salvador
11 San Vicente San Vicente
12 Santa Ana Santa Ana
13 Sonsonate Sonsonate
14 Usulután Usulután

Wirtschaft

Kaffeebauern in El Salvador: Kaffee stellt ein Hauptexportgut des Landes dar

Allgemeines

Seit Januar 2001 ist der US-Dollar die offizielle Landeswährung. Die bisherige Währung, der Colón, ist zwar weiterhin gültig, tritt aber praktisch nicht mehr in Erscheinung.

Das Jahr 2001 war für El Salvador infolge der Erdbeben, des historischen Verfalls der Kaffeepreise und des terroristischen Attentats vom 11. September in den USA (mit denen ca. 60 % des Außenhandels abgewickelt werden) ein "Katastrophenjahr".

Das BIP betrug 2011 nach Schätzung der giz[25] ca. 21,7 Mrd. US-Dollar. Das ist kaum mehr als 2007. In der Krise 2009 schrumpfte es um 3,5 %, 2010 lag die Wachstumsrate bei 0,7 %. Das geringe Wachstum wird durch das Bevölkerungswachstum mehr als absorbiert.[26] Das Pro-Kopf-Einkommen betrug nach giz-Schätzung 2010 ca. 3.700 US-Dollar.

Zwar ist die Industrialisierung El Salvadors im Vergleich zu anderen Ländern Zentralamerikas fortgeschritten. Hauptexportgüter sind nach wie vor Kaffee, Zucker, Shrimps, Baumwolle, Gold und Chemikalien, in steigendem Umfang jedoch Textilien, die von etwa 80.000 Beschäftigten in steuerbefreiten Betrieben hergestellt werden. Die 23.000 Kaffeeproduzenten sind infolge Preisverfalls teils hoch verschuldet.

Importiert werden vor allem Maschinen, Nahrungsmittel, Textilien, Fahrzeuge sowie Rohöl. 66 % der Exporte gehen in die USA, 46 % der Importe kommen von dort. Die größte Devisenquelle sind jedoch die Überweisungen der ca. 2,6 Millionen legal oder illegal im Ausland - meist in den USA - lebenden Salvadorianer. Stammten 1978 noch 80 % der Deviseneinnahmen aus dem Export von landwirtschaftlichen Gütern, kommen heute 70 % der Einnahmen aus den Rücküberweisungen der im Ausland lebenden Salvadorianer (3,3 Mrd. $ 2006).[27] Nach einem starken krisenbedingten Rückgang 2009 wurden allein im April 2011 wieder 309 Mio. US-Dollar von in den USA lebenden Salvadorianern in die Heimat überwiesen.

Die Krise 2008/2009 führte zu einem Arbeitsplatzverlust von ca. 3 %, wovon überwiegend Männer betroffen waren. 2009 arbeiteten nur noch rund 18 % der Arbeitskräfte im Agrarsektor (größter Teil davon Kaffee), ferner u.a. 17 % in der verarbeitenden Industrie (meist in der Textil- und Nahrungsmittelindustrie), 29 % in Handel, Tourismus und Gaststätten, 11 % im Bildungs-, Gesundheitssystem und in sozialen Diensten.[28] 40 % der Jugendlichen von 14 bis 17 Jahren arbeiten nach Schätzung der ILO in unqualifizierten oder gefährlichen Tätigkeiten. 110.000 Kinder von 5 bis 14 Jahren sollen arbeiten, meist in der Landwirtschaft.[29] Gleichzeitig haben einige Branchen der salvadorianischen Industrie und Dienstleistungswirtschaft Rekrutierungsschwierigkeiten aufgrund mangelnder Englisch- und Maschinenbedienungskenntnisse.[30]

Seit 60 Jahren hat El Salvador mit mehreren Entwicklungsmodellen experimentiert, von denen keines die gewünschten Ergebnisse brachte. Das Entwicklungsprogramm der UNO (UNDP) schlägt daher in seinem neuen Bericht zur menschlichen Entwicklung die Einführung eines Modells vor, dass das Wohlergehen des Volkes als oberstes Ziel hat.[31] Diesem Bericht mit dem Titel “De la pobreza y el consumismo al bienestar de la gente. Propuestas para un nuevo modelo de desarrollo” zufolge kann sich das Land nicht entwickeln und wird weiterhin nur mittelmäßige Leistungen erbringen, wenn es nicht mit dem gegenwärtigen Modell bricht. Die Studie zeigt auf, dass alle bisherigen Wirtschaftsmodelle (Agroexporte, Importsubstitution durch Industrialisierung, Förderung der Textil-Exporte und Auslandsinvestitionen) immer von niedrigen Löhnen der Arbeiter als dem wichtigsten Bonus des Landes auf den internationalen Märkten ausgingen und damit die Unterbeschäftigung zur vorherrschenden Form der Subsistenz der Mehrheit der Bevölkerung machten. Es fließen kaum Investitionen in die Landwirtschaft. Vor allem die kleinbäuerliche Landwirtschaft verliert gegenüber den Plantagen an Boden.

Nach der Doktrin der Harvard-Schule muss für die Einwerbung von ausländischem Kapital mit Vorrang die Infrastruktur (Straßen, Häfen, Stromnetz) ausgebaut werden. Doch auch nach Abschluss des Abkommens über die zentralamerikanische Freihandelszone (CAFTA) im Jahre 2006 mit den USA ist der Umfang ausländischer Direktinvestitionen kaum gestiegen.[32] Von 2004 bis 2009 fiel die Zahl der Arbeitsplätze in der verarbeitenden Industrie um ca. 10 %, die im Bausektor von 2007 bis 2009 um ca. 30 %. Erst seit der Krise 2008/2009 fließen mehr Investitionen in den Dienstleistungsbereich, z.B. in Tourismus, Finanzwirtschaft und Call Center.

Derzeit ist mehr als die Hälfte der arbeitsfähigen Bevölkerung unterbeschäftigt (44,3 %) oder arbeitslos (7,3 %). Unter jungen Menschen ist die Arbeitslosenquote mit ca. 14 % etwa doppelt so hoch wie unter Erwachsenen.[33] Ca. 38 % der Bevölkerung leben nach giz-Angaben unter der Armutsschwelle von 2 US-Dollar pro Tag.[34]

Die Wirtschaft wuchs zwischen 1960 und 2009 im Jahresschnitt nur um 2,76 % und damit weniger als in allen anderen Ländern Zentralamerikas außer Nicaragua. Das Bruttoinlandsprodukt nahm im Schnitt um 1,1 % jährlich zu. Bei einer so geringen Wachstumsrate braucht das Land 29 Jahre, um das derzeitige Pro-Kopf-Einkommen Costa Ricas zu erreichen.

Spar- und Investitionsquote sind wegen der hohen Konsumbereitschaft gering. In den letzten Jahren konsumierte das Land mehr als es produzierte, z.B. 2009 wurden für 100 Dollar, die produziert wurden, Waren und Dienstleistungen im Wert von 102,4 Dollar konsumiert. In diesem Ranking nimmt El Salvador den dritten Platz in der Welt ein. Staatliche Unterstützungsgelder haben einen Umverteilungseffekt zuungunsten der Ärmsten. Die 10 % Ärmsten bekommen zusammen nur 6,2 % der staatlichen Transferleistungen (Subventionen der öffentlichen Verkehrs, der Strom- und Gaspreise), während die 10 % Reichsten insgesamt 11,2 % der Transferleistungen erhalten.

Die größte Gewerkschaft ist die CNTS – Confederación Nacional de Trabajadores Salvadoreños mit 58.748 Mitgliedern.[35]

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von 4,803 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von 3,798 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 4,5 % des BIP[36]
Die Staatsverschuldung betrug 2009 12,3 Mrd. US-Dollar oder 55,3 % des BIP.[36] mit steigender Tendenz.

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Kultur

Die Menschen El Salvadors sind vorwiegend Mestizen. Ihre Kultur spiegelt dieses Erbe der Mayas wider. Daneben hat sich eine völlig neuartige Musikszene herausgebildet, die eine Mischung aus mittelamerikanischen Rhythmen und europäischen Einflüssen in Szene setzt. Die so genannte Nueva Cancion entwickelte sich vor etwa 50 Jahren. Die Texte bringen häufig den Missmut über so manche politische und wirtschaftliche Entwicklung zum Ausdruck. El Salvador verfügt über das Orquesta Digital de Carlos Anaya, das sowohl klassische als auch moderne Popmusik in digitaler Form als Instrumentalversionen zum Besten gibt, und einen Nationalchor. In der Literatur hat sich Horacio Castallanos Moya weltweit einen Namen gemacht.[38]

Literatur

  • Dykmann, Klaas: El Salvador. Die Menschenrechte im Visier: Die Auseinandersetzung vom Beginn des Bürgerkrieges bis zum Amnestiegesetz. LIT, Hamburg 1999, ISBN 3-8258-4194-4.
  • Hartmann, Hauke: Die Menschenrechtspolitik unter Präsident Carter: moralische Ansprüche, strategische Interessen und der Fall El Salvador. Campus, Frankfurt am Main [u.a.] 2004, ISBN 3-593-37508-7.
  • Ingruber, Daniela: Friedensarbeit in El Salvador. Eine kritische Bestandsaufnahme. Brandes & Apsel, Frankfurt/M. 1999, ISBN 3-86099-289-9.
  • Aldo Lauria-Santiago & Leigh Binford (Hrsg.): Landscapes of Struggle: Politics, Society, and Community in El Salvador: Politics, Society and Community in El Salvador. University of Pittsburgh Press, Pittsburgh 2004, ISBN 0-8229-4224-0.
  • Michael Krämer: El Salvador. Vom Krieg zum Frieden niedriger Intensität. 2. Aufl., ISP, Köln 1995, ISBN 3-929008-09-2.
  • Mary Kreutzer, Thomas Schmidinger: Niederlagen des Friedens. Gespräche und Begegnungen in Guatemala und El Salvador. Verlag Monika Wahler 2002, ISBN 3-9808498-0-5.
  • Jan Suter: Prosperität und Krise in einer Kaffeerepublik. Modernisierung, sozialer Wandel und politischer Umbruch in El Salvador, 1910–1945. Vervuert 1996.
  • Tilley, Virginia Q.: Seeing Indians: A Study of Race, Nation, and Power in El Salvador. University of New Mexico Press 2005.
  • Heidrun Zinecker: El Salvador nach dem Bürgerkrieg. Ambivalenzen eines schwierigen Friedens Campus 2004, ISBN 3-593-37459-5.

Weblinks

 Commons: El Salvador – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiatlas Wikimedia-Atlas: El Salvador – geographische und historische Karten
Wiktionary: El Salvador – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  2. Human Development Index
  3. Ulrich Ammon, Norbert Dittmar, Klaus J. Mattheier (2006): Sociolinguistics - an international handbook of the science of Language and Society, Vol. 3, p. 2078, El Salvador.
  4. Salvadoran Immigrants in the United States, Migration Information Service, Januar 2010
  5. 5,0 5,1 Who.int
  6. Undp.org
  7. Rebecca Marlow-Ferguson [Hrsg.] (2002): World education encyclopedia. Gale Group, Thomson Learning, 2002 Band 1, S. 404
  8. Rebecca Marlow-Ferguson [Hrsg.] (2002): World education encyclopedia. Gale Group, Thomson Learning, 2002 Band 1, S. 406
  9. http://www.catolica.edu.sv
  10. http://www.upes.edu.sv
  11. http://www.utec.edu.sv
  12. http.udb.edu.sc
  13. Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu El Salvador
  14. M. Ward, Thesis, http://www.computing.dcu.ie/~mward/mthesis/chapter5.pdf
  15. Byrne, H., 1996. El Salvador’s Civil War. Colorado: Lynne Reiner.
  16. Constitución Política de 1983 con reformas hasta 2000
  17. http://www.freundeskreis-el-salvador.de/video.html
  18. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,613478,00.html
  19. http://liportal.inwent.org/el-salvador/wirtschaft-entwicklung.html
  20. http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/ElSalvadorSicherheit.html
  21. http://www.elsalvador-info.org/htm/es.html
  22. http://www.elsalvador-info.org/wordpress/?cat=58
  23. epd:Linksrutsch bei Wahlen in El Salvador
  24. http://www.cnn.com/2009/WORLD/americas/03/15/el.salvador.election/index.html
  25. http://liportal.inwent.org/el-salvador/wirtschaft-entwicklung.html
  26. http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/ElSalvador/Wirtschaftsdaten
  27. http://www.elsalvador-info.org/htm/es.html
  28. http://www.accesoalempleo.org/images/stories/sondeo_de_la_situacion_de_la_empleabilidad_en_el_salvador.pdf
  29. http://liportal.inwent.org/el-salvador/wirtschaft-entwicklung.html
  30. http://www.accesoalempleo.org/images/stories/sondeo_de_la_situacion_de_la_empleabilidad_en_el_salvador.pdf
  31. http://www.elsalvador-info.org/wordpress/?tag=wirtschaft
  32. http://womblog.de/2011/03/10/el-salvador-freihandel-mit-usa-ist-brendienst-am-eigenen-land/
  33. http://www.carana.com/about-us/news-archives-all/63-archives/654-spectrum-of-programs-boost-youth-employment-in-el-salvador-
  34. http://liportal.inwent.org/el-salvador/wirtschaft-entwicklung.html
  35. http://liportal.inwent.org/el-salvador/wirtschaft-entwicklung.html
  36. 36,0 36,1 36,2 36,3 The World Factbook
  37. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  38. http://www.stern-tours.de/user_articles/kultur-el-salvador.html
13.668888888889-88.866111111111
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