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Ehud Barak

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Ehud Barak, 2012 Ehud Barak Signature.svg

Ehud Barak (hebräisch אהוד ברק; geboren am 12. Februar 1942 im Kibbuz Mischmar haScharon als Ehud Brog) ist ein israelischer Politiker und ehemaliger General. Von 1999 bis 2001 war er Ministerpräsident des Staates Israel.

Von 1997 bis 2001 und von 2007 bis 2011 hatte Barak den Vorsitz der Arbeitspartei Awoda inne, verließ dann seine Partei und gründete mit vier weiteren Fraktionskollegen die Ha’Atzma’ut (Unabhängigkeit).[1] Von 1995 bis 1996 war Barak Außenminister unter Schimon Peres und von 2007 bis 2013 Verteidigungsminister unter Ehud Olmert und Benjamin Netanjahu. Von 1991 bis 1995 war er Generalstabschef der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte.

Militärische Laufbahn

Barak trat 1959 in die israelischen Verteidigungsstreitkräfte ein und diente dort 35 Jahre. In dieser Zeit stieg er bis zum Generalstabschef und damit in den höchsten Rang der israelischen Armee auf. Barak wurde mit dem Orden für außerordentlichen Dienst und vier anderen Auszeichnungen geehrt. Er gilt als der am höchsten dekorierte Soldat in Israel. Er erhielt außerdem einen akademischen Grad von der Hebräischen Universität in Jerusalem und von der Stanford University.

1972 wurde Barak Kommandeur der Mossad-Sondereinheit „Caesarea“, die auf Anordnung des israelischen Sicherheitskabinetts gebildet worden war, um Vergeltungsaktionen für die tödlich verlaufene Geiselnahme von München durchzuführen. In dieser Funktion koordinierte er von Israel aus zahlreiche Attentate, bei denen zwei der drei überlebenden Attentäter von München sowie zahlreiche – teilweise vermeintliche – Hintermänner getötet wurden. Im Zuge der öffentlich unter dem nicht vom Mossad stammenden Titel „Zorn Gottes“ bzw. „Operation Bajonett“ diskutierten Vergeltungsmaßnahmen war Barak auch verantwortlich für die Lillehammer-Affäre. Aufgrund einer falschen Identifizierung tötete in Lillehammer ein Kommando des Mossad bei dem Versuch, den Führer des Schwarzen September Ali Hassan Salameh zu ermorden, den unschuldigen und unbeteiligten marokkanischen Kellner Ahmed Bouchiki.[2]

Im Jom-Kippur-Krieg im Oktober 1973 kommandierte Barak ein Panzerregiment an der Front am Sueskanal, nördlich des Großen Bittersees.[3]

Barak soll 1988 an der Ermordung von Chalil al-Wazir alias Abu Dschihad, dem Vize-Chef der PLO und damit Vertreter von Arafat, beteiligt gewesen sein.[4]

Politik

Nach seiner militärischen Karriere wurde Barak 1995 von Jitzchak Rabin ins Kabinett berufen, wo er als Innenminister diente und bald als möglicher Nachfolgekandidat des Ministerpräsidenten gehandelt wurde. Nach der Ermordung Rabins wurde Barak unter dem neuen Ministerpräsidenten Schimon Peres Außenminister (1995–1996). Im Jahr 1996 wurde er in die Knesset gewählt, wo er im Komitee für Außen- und Verteidigungspolitik arbeitete. Nach der Wahlniederlage Schimon Peres′ wurde Barak 1997 Chef der Arbeitspartei und damit Oppositionsführer gegen die Regierung von Benjamin Netanjahu.

Barak (l.) mit Jassir Arafat (r.) und Bill Clinton, Camp David, Sommer 2000

Bei den Wahlen am 17. Mai 1999 wurde Barak mit 56,08 % der abgegebenen Stimmen gegenüber Netanjahu in einer Direktwahl zum israelischen Ministerpräsidenten gewählt. Er versuchte, den Friedensprozess mit den Palästinensern, der ins Stocken geraten war, wieder in Gang zu bringen. Ein Durchbruch gelang jedoch aufgrund des Misstrauens beider Seiten nicht. Die Verhandlungen in Camp David mit Jassir Arafat scheiterten. In seiner Amtszeit zog sich die israelische Armee aus dem Südlibanon zurück, den sie seit dem Libanonfeldzug 1982 besetzt gehalten hatte. Als am 28. September 2000 der damalige Oppositionsführer Ariel Scharon den Tempelberg besuchte und daraufhin die zweite Intifada oder Al-Aqsa-Intifada ausbrach, war Barak mit seiner Politik gescheitert und hatte kaum mehr Rückhalt in der Bevölkerung. Bei der vorzeitig angesetzten Premier-Wahl am 6. Februar 2001 unterlag Barak dem Likud-Kandidaten Ariel Scharon.

Barak ist heute u. a. Partner der Investmentgesellschaft SCP Private Investment Partners (Pennsylvania, USA).

Nach den Niederlagen der Arbeitspartei bei den Knesset-Wahlen 2003 und 2006, bewarb sich Barak erneut um den Vorsitz der Arbeitspartei Awoda. Die erste Runde zur Wahl eines neuen Parteivorsitzenden entschied Barak am 29. Mai 2007 mit 35,6 Prozent der Stimmen für sich. Im zweiten Wahlgang am 12. Juni 2007 zwischen Ehud Barak und Ami Ajalon, dem ehemaligen Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, fiel die Entscheidung mit 51,3 % zugunsten Baraks aus.[5]

Am 18. Juni 2007 wurde er von der Knesset als Nachfolger von Amir Peretz zum neuen Verteidigungsminister Israels gewählt.

Unter Baraks Führung musste die Arbeitspartei bei der vorgezogenen Knesset-Wahl 2009 herbe Verluste hinnehmen und wurde mit knapp 10 Prozent der Stimmen und 13 Sitzen nur viertstärkste Kraft im Parlament. Dennoch drängte Barak parteiinternen Widerständen zum Trotz auf eine Beteiligung an einer Regierungskoalition unter Benjamin Netanjahu, der neben Awoda die Likud-Partei, die rechtsgerichtete Jisra’el Beitenu sowie die religiöse Schas-Partei angehörten. Dem Vorwurf seiner parteiinternen Gegner, die Arbeitspartei stelle das linke Feigenblatt einer Rechtskoalition dar und Barak gehe es nur um seinen Posten als Verteidigungsminister, begegnete Barak mit dem Verweis auf die Verantwortung der Partei gegenüber dem Staat Israel.[6]

Nach anhaltender Kritik seiner Partei an der Regierungsbeteiligung erklärte Barak am 17. Januar 2011 seinen Austritt aus der Arbeitspartei und rief eine zentristisch-zionistische Partei mit dem Namen Atzma'ut (dt. Unabhängigkeit) ins Leben. Ihm folgten vier der zwölf Knesset-Abgeordneten der Arbeitspartei.[7] Die neue Fraktion gehörte weiterhin der Regierung Benjamin Netanjahu an. Um bürokratische Hürden bei der Neugründung zu umgehen, einigte sich Barak im Mai 2011 mit Avigdor Kahalani, dem Gründer und Vorsitzenden der Partei HaDerech HaSchlischit (1996–1999), auf eine Übernahme dieser Partei. Sie hatte nach ihrem Ausscheiden aus der Knesset 1999 ihre politische Arbeit de facto eingestellt, bestand aber formal weiter. Die offizielle Gründung der Unabhängigkeitspartei fand im Mai 2011 nur wenige Tage nach dem 63. Israelischen Unabhängigkeitstag Jom haAtzma’ut statt.[8]

Am 26. November 2012 gab Barak bekannt, seine politische Karriere zu beenden und im Januar 2013 nicht mehr für einen Sitz in der Knesset zu kandidieren.

Am 26. Juni 2019 kündigte Barak jedoch seine Rückkehr in die Politik und die Gründung einer neuen Partei an. Die Partei werde bei der Knesset-Wahl im September 2019 antreten.[9]

Familie

Ehud Barak wurde als Kind polnischer Einwanderer geboren. Im August 2003 wurde er von seiner Ehefrau Nava geschieden. Gemeinsam haben sie drei Töchter. 2007 heiratete er Nili Priel.

Einzelnachweise

  1. Israels Ex-Premier verlässt Arbeitspartei im Streit Welt online, 17. Januar 2011, abgerufen am 12. Mai 2012
  2. Peter Maxwill: Der Zwei-Jahrzehnte-Rachefeldzug. In: Der Spiegel. 9. Juli 2013, abgerufen am 1. September 2014.
  3. John J. McGrath: Sinai 1973: Israeli Maneuver Organization. In: Ders. (Hg): An army at war. Change in the midst of conflict. Combat Studies Institute Press, Fort Leavenworth 2005, S. 73–92, hier S. 80–81.
  4. Israel gesteht Tötung von Arafat-Vize Abu Dschihad Spiegel online, 1. November 2012, abgerufen am 29. November 2012
  5. ORF vom 13. Juni 2007: Israel: Barak knapp zum Chef der Arbeitspartei gewählt
  6. FAZ.NET vom 25. März 2009: Netanjahus Rechts-Koalition steht
  7. http://www.haaretz.com/news/national/ehud-barak-quits-labor-to-form-centrist-zionist-and-democratic-party-1.337493
  8. Yuval Karni: Barak readies to launch Independence Party Ynetnews, 5. September 2011, abgerufen am 12. Mai 2012
  9. Jacob Magid: Declaring Netanyahu’s time is up, Ehud Barak announces formation of new party. Abgerufen am 27. Juni 2019 (en-US).

Weblinks

 Commons: Ehud Barak – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Dan Schomron Generalstabschef von Tzahal
1991–1995
Amnon Lipkin-Schahak
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ehud Barak aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.