Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Christlichsoziale Partei (Österreich)

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Antisemitisches Wahlplakat der Christlichsozialen Partei bei der Nationalratswahl 1920.

Die Christlichsoziale Partei Österreichs (kurz CS oder CSP) war eine Partei in Österreich-Ungarn und der Ersten Österreichischen Republik. Sie bestand von 1893 bis 1934, und gilt als Vorläufer der heutigen Volkspartei (ÖVP) als „schwarze“ Partei.

Geschichte

Im Jahre 1868 rief der Linzer Bischof und Landtagsabgeordnete Franz Joseph Rudigier in einem Hirtenbrief zum Widerstand gegen die Maigesetze auf. Seine Verhaftung am 5. Juni 1869 führte zu einer bis dahin in Linz noch nie gesehen Demonstration, welche als Geburtsstunde der christlichsozialen Bewegung[1] beziehungsweise Beginn der demokratischen Bewegung des österreichischen Katholizismus bezeichnet wird.[2]

Franz Martin Schindler verfasste aus der Diskussionsrunde der Enten-Abende (ab 1889) das Programm der „christlichsozialen Bewegung“. Zusammen mit Deutschnationalen kandidierte man mit dem Spitzenkandidaten Karl Lueger als antiliberale Wahlgemeinschaft Vereinigte Christen erfolgreich bei Wahlen. Mit dem Namen „Christen wollten sie den Gegensatz zum Judentum ausdrücken, in dem sie die Repräsentanz des ausbeuterischen Wirtschaftsliberalismus erblickten und bekämpften“.[3]

Die CS selbst wurde 1893 von Lueger gegründet. Sie ging aus dem Verein „Christlichsoziale Bewegung“ sowie dem „Christlichsozialen Arbeiterverein“ hervor. Die Partei orientierte sich großbürgerlich und klerikal und konnte so große Massen der konservativen Agrarbevölkerung und des städtischen Kleinbürgertums anziehen: Handwerker, Gewerbetreibende und Beamte. Durch ihr Bekenntnis zu Österreich-Ungarn, das sie von den Deutschnationalen unterschied, gewann sie auch gewisse Sympathien bei Hof und Adel, der Thronfolger Franz Ferdinand hatte ein Nah-Verhältnis zu dieser Gruppierung. Bis in die 1890er-Jahre trugen die Wahlvereinigungen um Lueger Bezeichnungen wie „Antisemiten und Christlichsoziale“ oder nur „Antisemiten“.[4]

Von 1907 bis 1911 war sie stärkste Kraft im Abgeordnetenhaus des Reichsrats, fiel aber dann hinter die SDAP zurück. Im Ersten Weltkrieg stand sie auf Seiten der Monarchie, stimmte aber nach deren Ende 1918 für die Errichtung der Republik. Von 1918 bis 1920 bildete sie mit der SDAP eine Koalitionsregierung, übernahm aber 1920 als stärkste Partei in Koalition mit der Großdeutschen Volkspartei bzw. mit dem Landbund die Regierungsgeschäfte. Sie stellte ab 1920 unter Prälat Ignaz Seipel den Bundeskanzler und von 1928 bis 1938 auch den Bundespräsidenten. Ab 1929 strebte man dann eine Annäherung an die Heimwehren an; da sich dieses Bündnis aber nicht als stabil erwies, koalierte man schließlich wieder mit dem Landbund und der GDVP.

Mit der Verankerung der Vaterländischen Front (VF) in der Verfassung im Mai 1934 wurde die CS abgeschafft und der VF eingegliedert. 1938 stimmten die Abgeordneten der CS bzw. VF, deren bisheriges Hauptziel die Erhaltung eines selbständigen österreichischen Staates gewesen war, für den „Anschluss“ an das Deutsche Reich. Zwar wurde die Partei de jure 1934 aufgelöst, ideologisch, personell und Lager-traditionell 1945 als ÖVP aber de facto neu gegründet.

Parteiobmänner

Vaterländische Front:

Einzelnachweise

  1. Karl W. Schwarz: Von der Toleranz zur Religionsfreiheit. Der Weg der Evangelischen Kirche in Österreich vom Protestantenpatent zum Protestantengesetz. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. 156, Linz 2011, S. 190 (landesmuseum.at (PDF-S. 8; 1,9 MB), abgerufen am 27. August 2013).
  2. Adam Wandruszka: § 16 Österreich-Ungarn vom ungarischen Ausgleich bis zum Ende der Monarchie (1867-1918). In: Theodor Schieder (Hrsg.): Europa im Zeitalter der Nationalstaaten und europäische Weltpolitik bis zum ersten Weltkrieg. Neuauflage Auflage. 6, Klett-Cotta, 1968, ISBN 3-8002-1111-4, S. 358.
  3. Kurt Augustinus Huber, Joachim Bahlcke (Hrsg.): Katholische Kirche und Kultur in Böhmen. Ausgewählte Abhandlungen. Lit, Münster 2005, ISBN 3825866874, S. 230.
  4. Stefan Eminger (Hrsg.): Niederösterreich im 20. Jahrhundert. Band 1: Politik. Niederösterreichisches Landesarchiv, Böhlau, Wien 2008, ISBN 978-3-205-78197-4, S. 400.

Literatur

  • John W. Boyer: Karl Lueger (1844-1910). Christlichsoziale Politik als Beruf. Böhlau, Wien 2010, ISBN 978-3-205-78366-4.

Weblinks

 Commons: Christlichsoziale Partei (Österreich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Christlichsoziale Partei (Österreich) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.