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Bibelforscherbewegung

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Geschichtliche Entwicklung der verschiedenen Bibelforschergruppen

Die Bibelforscherbewegung ist eine nichttrinitarische christliche Glaubensbewegung, gegründet von Charles Taze Russell.[1] Die Bewegung hat sich aus dem amerikanischen Adventismus des 19. Jahrhunderts entwickelt.[2][3] Die ursprüngliche Selbstbezeichnung war Internationale Bibelforscher-Vereinigung.[4] In Deutschland wurden ihre Anhänger als „Ernste Bibelforscher“ bekannt. Sie hat zur Bildung vieler weiterer Gemeinschaften geführt, von denen die meisten von den ursprünglichen Lehren Pastor Russells abgewichen sind.[5] Die bekannteste Glaubensgemeinschaft, die daraus hervorging, sind die Zeugen Jehovas.

Frühgeschichte

1876 besuchte Ch. T. Russell im Alter von 22 Jahren eine adventistische Zusammenkunft, die von dem Prediger Jonas Wendell geleitet wurde.[6] Etwas später wurde er Mitherausgeber der adventistischen Zeitschrift The Herald of the Morning (Der Herold des Morgens).[7] 1879 begann Russell selbst die Herausgabe einer Zeitschrift unter dem Namen Zion’s Watch Tower and Herald of Christ’s Presence. Der Wachtturm hatte anfangs den gleichen Leserkreis wie der Herold. Die Auflage stieg rasch an und die Leser bezeichneten sich fortan als Bibelforscher. Auf die Bibelforscherbewegung haben neben Ch. T. Russell weitere Persönlichkeiten Einfluss genommen:

In den Anfangsjahren kam es bereits zur Trennung Einzelner und ganzer Gruppen. Jedoch lassen sich diese in drei große Schismen zusammenfassen. Das erste Schisma führte 1909 zur Gründung der Freien Bibelforscher (Free Bible Students). Beim zweiten Schisma ging es 1916 um interne Machtkämpfe in der Leitung der Wachtturm-Gesellschaft. In dieser Zeit entstand die Laien-Heim-Missionsbewegung (Laymen’s Home Missionary Movement). Das dritte Schisma führte 1931 zur Bildung der Tagesanbruch Bibelforscher (Dawn Bible Students).

Freie Bibelforscher

1909 trennten sich in den USA verschiedene Versammlungen von der Wachtturm-Gesellschaft, da immer mehr argumentiert wurde, dass Charles Taze Russell der „treue und kluge Knecht“ aus (Mt 24,45–47 EU) sei. Diese Trennung wurde unter den Bibelforschern als das erste große Schisma bekannt. Hunderte von den damals etwa 10.000 Bibelforschern gingen.[8] Die Ausgeschiedenen bildeten daraufhin eine eigene Gemeinschaft und bezeichneten sich fortan als Freie Bibelforscher (engl. Free Bible Students).[9]

1928 verließ in den USA eine italienischsprachige Versammlung der Bibelforscher die Wachtturm-Gesellschaft und gründete das Missionswerk Christian Millennial Fellowship[10] und veröffentlicht seit 1940 eine eigene Zeitschrift, The New Creation – Die Neue Schöpfung; diese wird in über 45 Länder verschickt.[11]

Im gleichen Jahr gründete im deutschen Raum der ehemalige WT-Zweigaufseher Conrad C. Binkele mit weiteren Gleichgesinnten die Gemeinschaft „Freie Bibelforscher-Vereinigung“.[12] In Ablehnung der autoritären Führung der Wachtturm-Gesellschaft trennte sich 1931 auch eine Bibelforscherversammlung in Kirchlengern bei Herford. Das neue Werk begann in Deutschland mit Hauskreisen, die sich in und um Kirchlengern bei Herford unter der Leitung von Wilhelm Trippler[13] bildeten. Freie Bibelforschergemeinden finden sich inzwischen in 45 Ländern der Erde.[11]

Ernste Bibelforscher

Hauptartikel: Ernste Bibelforscher

Die größte Abtrennung erfolgte im Jahre 1916, als Joseph Franklin Rutherford die Leitung über die Wachtturm-Gesellschaft übernahm. 1918 wurde zum ersten Mal getrennt von der Wachtturm-Gesellschaft eine eigene Hauptversammlung der Bibelforscher abgehalten.[14] In der zweiten Hauptversammlung einige Monate später wurde das Pastorale Bibel Institut gegründet und schließlich eine eigene Zeitschrift herausgegeben. Die Zeitschrift Der Herold vom Königreich Christi erscheint bis heute noch monatlich.

Im Jahr 1928 verließ nochmals eine größere Anzahl die Wachtturm-Gesellschaft und gründeten mit Hilfe der Bibelforschergemeinde aus Brooklyn das Radioprogramm: „Frank und Ernst“, das auch in Europa über Radio Luxemburg gesendet wurde und heute noch in den Vereinigten Staaten über Radio und Fernsehen ausgestrahlt wird. 1931 wurde die Tagesanbruch Bibelstudien-Vereinigung gegründet und die Zeitschrift Der Tagesanbruch – ein Verkünder der Gegenwart Christi herausgegeben. In Deutschland ist diese Gemeinschaft seit 1948 mit eigenen Versammlungen belegt.[15] Die einzelnen Versammlungen unterstehen keiner zentralen Leitung, die Tagesanbruch Bibelstudien-Vereinigung und das Pastorale Bibel Institut fungieren nur als Verlage für die verschiedenen weltweiten Versammlungen. Ein Büro befindet sich in Freinsheim.[16]

Laien-Heim-Missionsbewegung

Paul S. L. Johnson gründete 1919 die Laienheimmissionsbewegung (LHMB). Interne Widersprüche führten beim Tod von Johnson im Jahre 1950 zu weiteren Splittergruppen dieser Gemeinschaft, so entstanden die Laodicea-Laien-Heim-Missionsbewegung und die Epiphany-Bibelforscher-Vereinigung. Gegenwärtig gibt es weltweit etwa 16.000 Mitglieder dieser Gemeinschaft. Das Werk wird von Ralph M. Herzig verwaltet, ein deutsches Zweigbüro befindet sich in Schwelm.[17]

Zeugen Jehovas

Hauptartikel: Zeugen Jehovas

Nach dem Tode Pastor Russells im Jahre 1916 wurde Joseph Franklin Rutherford begleitet von internen Spannungen zum Präsidenten der Wachtturm-Gesellschaft gewählt. Die zahlreichen Neuerungen unter seiner Leitung führten zur Trennung und Gründung weiterer Bibelforschergemeinschaften. Die mit der Wachtturm-Gesellschaft verbunden gebliebenen Bibelforscher nahmen 1931 den Namen „Zeugen Jehovas“ an.

Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus

Wegen ihrer Unbotmäßigkeit gegenüber den Machthabern, beispielsweise der Verweigerung von Hitlergruß und Kriegsdienst, aber auch wegen Hilfeleistungen für Juden aus christlicher Nächstenliebe, gerieten Anhänger der Bibelforscherbewegung bald ins Visier der Nationalsozialisten. Neben Juden, Sinti und Roma, Sozialisten, Kommunisten und Homosexuellen wurden sie unter der Bezeichnung Bibelforscher als eigene „Kategorie“ der Verfolgten und Häftlinge behandelt.

Andere

In der DDR waren die Bibelforscher seit dem Verbot von 1950 in einer schwierigen Lage. Viele wurden verhaftet, andere wandten sich ab. Paul Balzereit gründete 1945 die „Vereinigung freistehender Christen“. Im selben Zeitraum entstand auch der „Bund freier Christengemeinden“ mit örtlichen „Freien Christengemeinden“ unter der Leitung von Alfred Diener. Die erste der beiden Gemeinden hält sich weitgehend an die Lehren Russells, während die andere diesen Lehren gegenüber zurückhaltender eingestellt ist.


Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschichte der Zeugen Jehovas
  2. Jehovas Zeugen – Verkündiger des Königreiches Gottes. Wachtturm-Gesellschaft, Kapitel 5, S. 45.
  3. Eine kurze Geschichte
  4. „Encyclopedia Britannica – Russell, Charles Taze“
  5. Oswald Eggenberger: Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen, Endzeitgemeinden, S. 135.
  6. Jehovas Zeugen – Verkündiger des Königreiches Gottes. Wachtturm-Gesellschaft, Kapitel 5, S. 43.
  7. Hans-Diether Reimer Glaubensgemeinschaften außerhalb der Kirchen. ISBN 3-7918-6005-4, Im Schatten des Wachtturms, S. 44.
  8. Tony Wills: A People For His Name, S. 63–68, Lulu Enterprises 2006, ISBN 9781430301004
  9. M. James Penton: Apocalypse Delayed – The Story of Jehovah’s Witnesses. University of Toronto Press, 1997, ISBN 0-8020-7973-3, S. 42.
  10. Who are the Free Bible Students and what is their history?
  11. 11,0 11,1 The CMF Annual Report for 2009, Nr. 3, 2010.
  12. Handbuch der christlichen Lehre, Kapitel 1 – Die Entstehung der Freien Bibelforscher, Bibelstudien-Vereinigung, 2010, S. 23.
  13. Christliche Warte, Jg. 7, August 1955, S. 87.
  14. Detlef Garbe: Zwischen Widerstand und Martyrium. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1999, ISBN 9783486564044, S. 36.; vgl. Jonathan A. Wright: Shapers of the great debate on the freedom of religion. Greenwood Publishing Group, 2005, ISBN 9780313318894, S. 184 (englisch).
  15. Oswald Eggenberger: Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen. Tagesanbruch Bibelstudien-Vereinigung, S. 142.
  16. Der Tagesanbruch, Impressum, Mai/Juni 2010, S. 2.
  17. Zeitschrift Die Gegenwärtige Wahrheit (PDF; 779 kB), Frühling 2007, S. 9–10.
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