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Eroberung von Konstantinopel (1453)

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Eroberung von Konstantinopel
Teil von: Türkenkriege
Die Eroberung von Konstantinopel, zeitgenössische französische Miniatur
Die Eroberung von Konstantinopel, zeitgenössische französische Miniatur
Datum 2. April29. Mai 1453
Ort Konstantinopel
Ausgang Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen und Ende des Byzantinischen Reiches
Konfliktparteien
Coat of arms of the Ottoman Empire (1882–1922).svg Osmanisches Reich Palaiologos double-headed eagle.jpg Byzantinisches Reich
Befehlshaber
Mehmed II. Konstantin XI.
Truppenstärke
vermutlich ca. 80.000;
davon:
ca. 30.000-40.000 Kavallerie,
12.000 Janitscharen,
unbekannte Zahl Başı Bozuk und Vasallentruppen,
69 Kanonen,
ca. 100-200 Schiffe;
davon:
6 Trieren,
10 Dieren,
ca. 15 Rudergaleeren,
ca. 75 Fustae,
20 Parandaria,
unbekannte Zahl verschiedener kleinerer Schiffstypen
weniger als 10.000;
davon:
ca. 5000–7000 byzantinische Soldaten,
ca. 2000–3000 Soldaten fremder Mächte,
26 Galeeren;
davon:
10 byzantinische Galeeren
5 venezianische Galeeren,
5 genuesische Galeeren,
3 kretische Galeeren,
je 1 Galeere aus Ancona, Katalonien und der Provence
Verluste
unbekannt (hoch) mehr als 9000

Vorlage:Linkbox Byzantinisch-Osmanische Kriege

Die Eroberung von Konstantinopel im Jahr 1453 durch die Osmanen beendete das Byzantinische Reich. Der osmanische Sultan Mehmed II. stand an der Spitze eines etwa 80.000 Mann starken Belagerungsheeres. Die Verteidigung der Stadt oblag Kaiser Konstantin XI., der etwa 7000–10.000 Soldaten zur Verfügung hatte und aller Wahrscheinlichkeit nach beim letzten Sturm auf die Stadt fiel.

Die Eroberung Konstantinopels besiegelte den Untergang des Byzantinischen Reiches und markiert zugleich den endgültigen Aufstieg des Osmanischen Reiches zur Großmacht. Sowohl in der türkischen als auch der westeuropäischen Rezeption kommt der Eroberung ein hoher symbolischer Wert zu und wird je nach Perspektive als Ausweis von imperialer Größe bzw. als Fanal für Zerfall und Untergang betrachtet. In der Geschichtsschreibung wird die Eroberung von Konstantinopel bisweilen als eines der Ereignisse genannt, die den Übergang vom europäischen Mittelalter in die Renaissance markieren.

Hintergrund

Ausdehnung des Byzantinischen und des Osmanischen Reichs um 1450

Bei der Eroberung von Konstantinopel trafen zwei Reiche mit völlig verschiedener Ausgangslage aufeinander. Das ehemals mächtige Byzantinische Reich (auch griechisches oder oströmisches Kaiserreich genannt) blickte auf eine fast tausendjährige Geschichte zurück, war aber seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts von einem schleichenden Niedergang geprägt. Im Osten bedrängten die türkischen Seldschuken das Byzantinische Reich und leiteten mit dem Sieg in der Schlacht von Manzikert die schrittweise Eroberung Kleinasiens ein, was den allmählichen Verlust der bevölkerungsreichen „Kornkammer“ Anatolien bedeutete. Im Westen wurde das griechischsprachige und orthodoxe Byzanz von den „lateinischen“ Mächten des katholischen Europa, insbesondere Venedig, bedroht. Die Hauptstadt Konstantinopel, die in der sogenannten mittelbyzantinischen Epoche (etwa Mitte des 7. bis Anfang des 13. Jahrhunderts) schätzungsweise 400.000 bis 500.000 Einwohner hatte, war in ihrer Geschichte zwar mehrfach erfolglos belagert worden, fiel aber schließlich im Jahre 1204 während des Vierten Kreuzzugs in „fränkische“ Hände (→ Lateinisches Kaiserreich). Auch wenn die Stadt im Jahre 1261 wieder zurückerobert werden konnte, gelang eine Wiederherstellung des Reiches nur auf vergleichsweise bescheidenem Niveau. Es wurde zudem ab dem 14. Jahrhundert immer stärker vom Osmanischen Reich bedrängt. Zum Zeitpunkt der Belagerung 1453 hatte Konstantinopel nur noch schätzungsweise 40.000 Einwohner, das Byzantinische Reich bestand lediglich aus der Hauptstadt und ihrem weiteren Umland selbst, einigen Inseln im nördlichen Teil der Ägäis (Lemnos, Samothraki und Imbros) sowie dem größten Teil der Peloponnes, dem sogenannten autonomen Despotat von Morea.

Das Osmanische Reich war im Gegensatz dazu erst im Jahre 1299 in Söğüt begründet worden und erlebte in den ersten hundert Jahren seines Bestehens eine enorme und fortwährende Expansion in Kleinasien und Europa, dies sowohl auf Kosten des Byzantinischen Reiches als auch der anderen türkischen Herrschaften (Beyliks). Nach einer Niederlage der Osmanen gegen Timur Lenk in der Schlacht bei Ankara im Jahre 1402 folgte bis 1413 ein Konflikt um die Thronfolge (sogenanntes Osmanisches Interregnum), in dem sich schließlich Mehmed I. durchsetzen konnte und die Expansion des Osmanischen Reiches erneut vorantrieb. Ein erster Versuch seines Sohnes Murad II., Konstantinopel im Jahre 1422 zu erobern, musste abgebrochen werden. Nach einem langen und verlustreichen Krieg auf dem Balkan schloss Murad 1444 einen zehnjährigen Frieden mit seinen dortigen Feinden und verzichtete zugunsten seines erst vierzehnjährigen Sohnes Mehmed II. auf den Thron. Noch im gleichen Jahr nutzte Ungarn die vermeintliche Schwäche, um das Osmanische Reich anzugreifen. Murad kehrte aus dem Ruhestand zurück, schlug die Ungarn 1444 in der Schlacht bei Warna vernichtend und übernahm als Reaktion auf einen Aufstand der Janitscharen ab 1446 auch formal wieder die Herrschaft. Bis zu seinem Tod im Jahre 1451 gelangen ihm weitere Siege in Europa sowie in Kleinasien, so dass sein mittlerweile neunzehnjähriger Sohn ein innerlich stabiles und an den Grenzen gesichertes Reich übernahm.

Während Murad II. im Alter ein durchaus freundschaftliches Verhältnis zum tributpflichtigen Byzantinischen Reich unterhalten hatte, machte Mehmed II. kaum einen Hehl aus seinem Wunsch, Konstantinopel zu erobern.[1] Schließlich erschwerte die zentrale Lage Konstantinopels zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil des Osmanischen Reichs dessen weitere Ausdehnung. Vor allem der Transport von Truppen zwischen Europa und Asien gestaltete sich durch die christliche Dominanz zur See für die Osmanen schwierig. Zudem war Konstantinopel ein wichtiger Handels- und Warenumschlagplatz mit noch immer großen Reichtümern. Auch wenn der byzantinische Kaiser ein Vasall des osmanischen Sultans war, sicherte er doch die christliche Kontrolle über den Bosporus und dessen wichtige Handelsverbindungen (Seidenstraße) für westeuropäische, insbesondere italienische, Händler. Die italienischen Stadtstaaten, die die stärksten Konkurrenten des Osmanischen Reichs bei der Kontrolle des östlichen Mittelmeeres bzw. des Schwarzen Meeres darstellten, nutzten Konstantinopel als sichere Basis für ihre wirtschaftlichen und militärischen Operationen. Angesichts der durch die letzten Feldzüge Murads geschaffenen guten Ausgangslage, schien die Gelegenheit für einen Angriff auf Konstantinopel günstig.

Vorbereitungen für die Belagerung

Der Bau der Festung Rumeli Hisarı

Der Bau der Festung Rumeli Hisarı wurde von den Byzantinern als sichtbares Zeichen für die Vorbereitung eines Angriffs verstanden.

Etwa ein halbes Jahr nach seiner endlichen Thronbesteigung unternahm Mehmed II. im Winter 1451 mit dem Befehl, Arbeitskräfte und Material für den Bau einer Festung am Bosporus zu versammeln, den ersten Schritt zur Eroberung der Stadt. Der Bauplatz an der engsten Stelle des Bosporus, gegenüber der bereits im Jahre 1393/94 von Sultan Bayezid I. errichteten Festung Anadolu Hisarı („anatolische Festung“), war strategisch gut gewählt, um den Schiffsverkehr von und in das Schwarze Meer zu kontrollieren. Die Arbeiten an dem Rumeli Hisarı („europäische Festung“) genannten Bauwerk auf der byzantinischen Seite des Bosporus begannen am 15. April 1452 und waren am 31. August beendet. Bereits während der Bauarbeiten kam es zu kleineren Auseinandersetzungen mit Einwohnern Konstantinopels, die die Arbeiter bedrohten und auf eigene Faust versuchten, das Vorhaben zu sabotieren. Kaiser Konstantin versuchte derweil durch Briefe und Geschenke, Sultan Mehmed ebenfalls zu einer Einstellung der Arbeiten zu bewegen. Als schließlich zwei von ihm im Juni 1452 geschickte Gesandte von Mehmed geköpft wurden, konnte es auf byzantinischer Seite keine Zweifel mehr an den Intentionen des jungen Sultans geben.[2]

Nach Fertigstellung der Festung am 28. August 1452 reiste Mehmed vor Konstantinopel, um der osmanischen Tradition gemäß die Stadt und ihre Wehranlagen drei Tage zu inspizieren. Anschließend begab er sich zurück nach Edirne, der damaligen Hauptstadt des Osmanischen Reiches, um sich den weiteren Vorbereitungen der Belagerung zu widmen. Noch vor seiner Abreise hatte er die neuerbaute Festung dem Befehl von Firuz Bey unterstellt und mit einer Besatzung von 400 Mann sowie zunächst einer Reihe von Bronzekanonen versehen. Er erteilte den Befehl, dass jedes passierende Schiff eine Passagegebühr zu zahlen habe; Schiffe, die sich weigerten, seien zu versenken. Diese Maßnahme sollte den osmanischen Herrschaftsanspruch quasi unmittelbar vor den Toren der byzantinischen Hauptstadt unterstreichen. Am 25. November 1452 kam es schließlich zum ersten Zwischenfall, als drei venezianische Schiffe aus dem Schwarzen Meer kommend sich weigerten, die Gebühr zu entrichten. Während zwei der Schiffe dem Kanonenfeuer entrinnen konnten, wurde die dritte mit Getreide beladene Galeere versenkt. Die aufgegriffene Mannschaft wurde zum Sultan gebracht, der sich zu diesem Zeitpunkt in Dimotika aufhielt, und geköpft, der Kapitän Antonio Erizzo hingegen gepfählt.[3]

Die Kanonen des Urban

Zweiteiliges osmanisches Belagerungsgeschütz von 1464, vergleichbar den Kanonen des Urban

Bei der Belagerung Konstantinopels spielten die von einem gewissen Urban hergestellten Kanonen eine zentrale Rolle. Über den Christen Urban ist nur vergleichsweise wenig bekannt. Er tritt erst im Zusammenhang mit der Belagerung Konstantinopels ins Licht der Geschichte. Als sein Herkunftsland wird je nach Quelle Ungarn, Dakien, Dänemark, Böhmen, Deutschland oder Serbien angegeben; seine Profession entweder als Stückegießer, Schmied oder Techniker. Sicher belegt ist nur, dass Urban sich im Sommer 1452 am byzantinischen Hof aufhielt, entweder, weil er in den Diensten Kaiser Konstantins stand oder ihm diese anbieten wollte. In jedem Fall kam Urban anschließend nach Edirne, um sich Mehmed II. anzudienen. Der an technischen Neuerungen interessierte und aufgeschlossene Sultan verpflichtete Urban zu einem sehr hohen Lohn. Urbans erste Aufgabe wurde die Herstellung von großen Kanonen für die Zwillingsfestungen Anadolu Hisarı und Rumeli Hisarı am Bosporus. Es waren vermutlich diese an der Wasserlinie der Festungen aufgestellten Kanonen, mit denen im November 1452 die venezianische Galeere versenkt wurde. Anschließend wurde Urban auch mit der Herstellung der für die bevorstehende Belagerung Konstantinopels benötigten Kanonen betraut.[4]

Urban ließ in seiner Werkstatt insgesamt 69 Kanonen verschiedenster Größe gießen, darunter fünf für die damalige Zeit riesige Geschütze. Die kleineren feuerten zumeist Steinkugeln von 90 kg bis 230 kg ab. Die größte Kanone, das sogenannte Konstantinopel-Geschütz, mit einer Rohrlänge von über acht Metern und einem Durchmesser von 75 cm, verschoss Kugeln von ca. 550–600 kg. Die zweitgrößte, vermutlich „Basilisk“ genannt, wurde mit immerhin noch ca. 360 kg schweren Geschossen beladen. Für die größte Kanone wurden zudem sechs Eisenkugeln gefertigt, die deren Durchschlagskraft noch einmal deutlich erhöhen sollten. Die Schussfrequenz der größten Kanone wird in christlichen Quellen mit 20 Minuten, in osmanischen Quellen mit ein bis zwei Stunden angegeben. Die Aussagen der christlichen Chronisten sollten mit Vorsicht genossen werden, so dass die Angaben der osmanischen Zeitzeugen als plausibler gelten können.[5]

Byzantinische Hilferufe

Datei:ConstantinoXI.jpg
Zeitgenössische Darstellung des letzten byzantinischen Kaisers Konstantin XI.

Nach dem Bau von Rumeli Hisarı und der Hinrichtung seiner Gesandten war Kaiser Konstantin klar, dass es Krieg geben würde. Das Byzantinische Reich würde diesen Krieg, genauer die Belagerung von Konstantinopel, unmöglich ohne fremde Hilfe gewinnen können. So suchte Konstantin im Herbst 1452 mit allen Herrschern Kontakt, die möglicherweise Hilfe anbieten konnten. Kaiser Friedrich III. des Heiligen Römischen Reiches verfügte jedoch über keine finanziellen Mittel, England und Frankreich hatten gerade erst den Hundertjährigen Krieg beendet, so dass ein solches Unternehmen gar nicht denkbar war. Das Königreich Aragon unter Alfons V. hätte wohl helfen können, zog es aber vor, seine Truppen für die Verteidigung seiner eigenen Interessen in Italien einzusetzen. In Ungarn herrschten innenpolitische Auseinandersetzungen, und Serbien war osmanischer Vasall und nicht gewillt, diese Rolle zu verlassen. Georgien und Trapezunt standen an ihren Grenzen selber unter enormem Druck und waren zu effektiver Hilfe nicht in der Lage. Die türkischen Beyliks hatten den Zorn des jungen Sultans kaum ein Jahr zuvor zu spüren bekommen und waren zu neuen Aktionen nicht bereit. Das byzantinische Despotat Morea wurde auf der Peloponnes ab Oktober 1452 selbst durch eine osmanische Streitmacht unter Turahan Bey in Schach gehalten.[6]

Die größten Hoffnungen setzte Konstantin auf Genua und Venedig, deren Interessen durch die Machtausbreitung der Osmanen ganz unmittelbar berührt waren, aber auch auf Papst Nikolaus V. Der Papst selbst verfügte nicht über ausreichend Mittel, um eine nennenswerte Hilfsflotte auszurüsten, versprach aber, auf Venedig entsprechend einzuwirken. Als Gegenleistung für seine Unterstützung forderte er allerdings nichts weniger als den Vollzug der Kirchenunion, was Konstantin notgedrungen zusagte. In den folgenden Monaten entspann sich ein diplomatischer Kleinkrieg zwischen dem Papst und Venedig, bei dem es vordergründig um ausstehende Schulden für einige vom vorherigen Papst Eugen IV. im Jahre 1444 angemietete venezianische Galeeren ging. Der Aufstand von Stefano Porcari gegen den Papst in Rom im Frühjahr 1453 trug ebenfalls zur weiteren Verzögerung bei. Schlussendlich einigte man sich in Venedig auf die Entsendung einer Flottille, die aber erst im Juni 1453, zwei Wochen nach dem Fall Konstantinopels, überhaupt in See stach. Papst Nikolaus, von den ständigen Verzögerungen entnervt, hatte seinerseits bereits im März 1453 drei genuesische Galeeren angemietet und diese beladen mit Nahrungsmitteln und Waffen auf den Weg geschickt.[7] Die Republik Genua selbst übte sich in Zurückhaltung. Man bot alle Unterstützung bei den weiteren diplomatischen Bemühungen an, sei auch bereit, eine Galeere mit Hilfsgütern zu entsenden, wolle sich aber nicht mit eigenen Truppen an der Verteidigung der Stadt beteiligen. Immerhin stellte es die genuesische Regierung ihren Bürgern frei, auf eigene Kosten den Byzantinern beizustehen.

Die Organisation der Stadtverteidigung

Der Genuese Giovanni Giustiniani Longo nutzte die Erlaubnis seiner Heimatstadt und traf am 29. Januar 1453 mit 700 gutbewaffneten Männern aus Genua, Chios und Rhodos in der bedrohten Stadt ein. Bei seiner Ankunft wurde er überschwänglich begrüßt, der Kaiser übertrug ihm das Kommando über die Landmauern und versprach, ihm nach dem Sieg die Insel Lemnos als Lehen zu übergeben. Ebenso verpflichteten sich die Kapitäne zweier auf der Rückfahrt in Konstantinopel haltmachender venezianischer Galeeren, Gabriele Trevisano und Alviso Diedo, in der Stadt zu bleiben und die Verteidiger zu unterstützen. Die bereits in der Stadt lebenden Lateiner waren uneins, ob sie bleiben sollten. In der Nacht des 27. Februar verließen sieben Galeeren mit etwa 700 Italienern Konstantinopel. Viele andere Venezianer und Genueser, auch Bürger aus der benachbarten genuesischen Siedlung Pera, entschlossen sich hingegen, bei der Verteidigung der Stadt zu helfen. Darunter waren viele Angehörige vornehmer Familien wie der venezianischen Cornaro, Mocenigo, Contarini und Venier oder die Genueser Maurizio Cattaneo, Geronimo und Leonardo di Langasco und die drei Brüder Bocchiardo, die aus eigenen Mitteln kleine Truppen anwarben. Auch die in der Stadt ansässige kleine katalanische Niederlassung erklärte sich unter ihrem Konsul Péré Julia bereit zu bleiben. Der in Konstantinopel lebende osmanische Thronprätendent Orhan – ein Enkel des 1409 getöteten Sultanssohnes Suleiman, der im Osmanischen Interregnum erfolglos um den Thron gekämpft hatte – schloss sich den Verteidigern ebenfalls an, da Mehmed ihn im Falle eines Sieges in jedem Fall töten lassen würde.[8]

Eine Zählung des byzantinischen Geschichtsschreibers und kaiserlichen Sekretärs Georgios Sphrantzes kam im März 1453 auf 4973 waffenfähige Griechen und knapp 2000 Ausländer, die für die Verteidigung zur Verfügung standen. Diese geringe Zahl an Verteidigern war ein Schock für den Kaiser, und er ordnete an, sie geheim zu halten. In den folgenden Wochen wurden alle Matrosen der in der Stadt liegenden Schiffe zum Militärdienst verpflichtet. Zusätzlich ließ der Kaiser die verfügbaren Edelmetalle einschmelzen und für den Ankauf aller irgendwie verfügbaren Truppen als auch der Reparatur der Mauerwerke verwenden. Durch diese Maßnahmen stieg die Zahl der Verteidiger schließlich auf etwa 6000 Griechen und 3000 Ausländer.[9]

Aufmarsch der osmanischen Armee

Während man in Konstantinopel versuchte, mit den vorhandenen Mitteln und vor allem wenigen Truppen ein höchstmögliches Maß an Verteidigungsbereitschaft aufzubauen, vollzog sich der Aufmarsch der osmanischen Armee in aller Planmäßigkeit. Bereits im Februar 1453 rückten erste osmanische Verbände in das weitere Umland der Stadt vor, und es kam zu ständigen Scharmützeln mit den wenigen byzantinischen Soldaten. Eine Reihe von kleineren byzantinischen Siedlungen am Marmarameer und am Schwarzen Meer (Mesembria, Anchalius, Bizye) fielen in osmanische Hände, lediglich Selymbria und Epibatos widerstanden diesen ersten handstreichartigen Attacken. Die Vorauskommandos hatten unter anderem die Aufgabe, die Straße von Edirne nach Konstantinopel für den Transport der Belagerungskanonen vorzubereiten und die die Stadt umgebenden Hügel von Bäumen, Buschwerk und Weingärten für ein freies Sichtfeld zu befreien. Der Abtransport der Kanonen selbst begann ebenfalls bereits im Februar, allein das Konstantinopel-Geschütz musste dabei von 60 Ochsen und 200 Männern bewegt werden. Ab diesem Zeitpunkt war eine Kommunikation der in der Stadt Ansässigen mit der Außenwelt nur noch über den Seeweg möglich. Die im Verlauf des März aus Anatolien nach und nach eintreffenden Truppen konnten ungehindert und durch die Festungen Anadolu und Rumeli Hisarı geschützt den Bosporus überqueren. Gleichzeitig versammelten sich die aus dem europäischen Teil des osmanischen Reichs kommenden Truppen, unter ihnen auch ein serbisches Kontingent von 1500 Reitern. Ende März stach die in Gelibolu stationierte osmanische Flotte in See. Am 23. März verließ Sultan Mehmed mit seinem Gefolge Edirne. Er traf am Ostermontag, dem 2. April 1453, vor Konstantinopel ein. Von einigen noch aus dem Schwarzen Meer kommenden Schiffen abgesehen war bis zum 5. April die gesamte osmanische Armee versammelt und nahm am folgenden Tag schließlich die geplanten Ausgangsstellungen vor Konstantinopel ein.[10]

Die militärische Ausgangslage

Das Byzantinische Reich

Restaurierter Abschnitt der Theodosianischen Mauer am Bürgertor nach Pegae (heute Selymbria-Tor)

Konstantinopel besaß etwa 21 km Stadtmauern und war damit wahrscheinlich eine der am besten befestigten Städte ihrer Zeit. Während die etwa 6,5 km bzw. 9 km langen Strecken zum Wasser entlang des Goldenen Horns bzw. des Marmarameers aus einer einfachen Mauer bestanden, wurde die Landseite auf etwa 5,5 km Länge von der Theodosianischen Mauer geschützt. Sie bestand aus einem etwa 20 Meter breiten Graben mit drei aufeinanderfolgenden Mauern, zwischen denen jeweils ein Laufgang lag. Entlang der zweiten und dritten Mauer standen – zueinander versetzt – alle 50 bis 100 Meter Verteidigungstürme. Lediglich im nördlichsten Abschnitt der Landmauer, am Blachernae-Viertel, wurde die Landseite von einer einfachen Mauer geschützt.[11] Die zwischen 7000 und 10.000 Verteidiger der Stadt waren allerdings zu wenige, um dieses umfangreiche Mauerwerk vollständig zu bemannen. Entlang der Theodosianischen Mauer wurde daher nur die vordere Linie besetzt, um gegebenenfalls ein Zurückweichen auf die beiden rückwärtigen Mauern zu ermöglichen. Die kampfstärksten Truppen, die byzantinische Armee sowie die von den Italienern gestellten Truppen, standen an der Landmauer dem Gros der osmanischen Truppen gegenüber. Giovanni Giustiniani Longo hatte vom Kaiser bei seiner Ankunft das Feldkommando zur Verteidigung dieses wichtigsten Mauerabschnitts übertragen bekommen und sich unverzüglich um die notwendigen Vorbereitungen bemüht. Die vorgelagerten Gräben waren ausgeräumt, mit Wasser geflutet und Schäden an den Mauern soweit möglich behoben worden. Zur Abwehr der osmanischen Kanonengeschosse ließ man lange, mit Stroh gefüllte Stoffbahnen anfertigen, die an den Mauern aufgehängt wurden und die Wucht einschlagender Geschosse dämpfen sollten. Die Griechen verfügten ihrerseits über eine Reihe von Kanonen und Steinschleudermaschinen zur Verteidigung. Insbesondere die Kanonen (die allesamt von erheblich kleinerem Kaliber als die der osmanischen Belagerer waren) erwiesen sich aber als wenig nützlich, da nur wenig Salpeter für deren Einsatz zur Verfügung stand und selbst die kleineren Kanonen durch die Erschütterung beim Abfeuern das Mauerwerk der Stadt zu beschädigen drohten.[12]

Die Seemauern zum Marmarameer waren hingegen nur dünn und mit weniger kampfkräftigen Einheiten besetzt. An der Einfahrt zum Goldenen Horn stand Kardinal Isidoros mit 200 Mann, es folgten Richtung Westen Péré Julia und seine katalanischen Männer, der türkische Thronprätendent Orhan mit seinem Gefolge und schließlich orthodoxe Mönche aus den Klöstern der Stadt. Ein Angriff entlang dieser Seeseite erschien unwahrscheinlich, und die hier stationierten Truppen sollten vor allem abschrecken und beobachten.

Die Seeleute unter dem Kommando des venezianischen Kapitäns Gabriele Trevisano wachten über die Seemauer am Goldenen Horn, wohl auch, um nötigenfalls die Flotte der Verteidiger schnell verstärken zu können. Die insgesamt 26 Galeeren (zehn byzantinische, je fünf genuesische und venezianische, drei kretische und jeweils ein Schiff aus Ancona, Katalonien und der Provence[13]) der Verteidiger wurden vom ebenfalls venezianischen Kapitän Alviso Diedo befehligt. Zahlenmäßig war diese Flotte der osmanischen zwar deutlich unterlegen, allerdings waren die Galeeren der Verteidiger technisch weiterentwickelt und in einem Seegefecht durch die höhere Wandung im Vorteil. Die Hauptaufgabe der Flotte bestand darin, die Osmanen von einem Angriff zu See durch das Goldene Horn abzuhalten und möglicherweise eintreffenden Verstärkungen Geleit zu geben. Als zusätzliche Sicherung lag eine eiserne Sperrkette bereit, die zur benachbarten genuesischen Kolonie Pera (das heutige Galata-Viertel im Istanbuler Stadtteil Beyoğlu) gespannt werden konnte und den Zugang ins Goldene Horn verhindern würde.

Angesichts der zahlenmäßigen Unterlegenheit lag die einzige Hoffnung der Byzantiner auf einer möglichen Unterstützung von außen. Nur durch eine möglichst lange Herauszögerung der Belagerung, so die Hoffnung, werde sich eine Entsatzarmee auf den Weg machen oder eine benachbarte Macht die Gunst der Stunde für einen Angriff auf das osmanische Territorium nutzen. Die Bedingungen für eine Versorgung der Bevölkerung schienen hierfür sogar günstig. Vor der Belagerung hatte man so viele Nahrungsvorräte wie möglich in die Stadt schaffen lassen; zudem verfügte das in Bezug auf die Einwohnerzahl stark geschrumpfte Konstantinopel mittlerweile über viele freie Flächen innerhalb der Mauern, auf denen ohnehin Feldfrüchte angebaut und Vieh gehalten wurde.

Das Osmanische Reich

Karte der Belagerung von Konstantinopel

Die osmanische Armee vor Konstantinopel umfasste je nach Quelle und Untersuchung zwischen 50.000 und 400.000 Mann. Da die zeitgenössischen griechischen und lateinischen Chronisten zu Übertreibungen neigten, darf letztere Zahl als weit überhöht angesehen werden. Türkische Quellen selbst sprechen von etwa 80.000 Mann kämpfender Truppe, was auch in der modernen Forschung als realistische Angabe betrachtet wird.[14] Das osmanische Heer umfasste vorwiegend Kavallerie (vermutlich 30–40.000), die bei der Belagerung zu Fuß kämpfte. Hinzu kam türkische Infanterie, die zum Großteil aus Başı Bozuk und einem etwa 12.000 Mann starken Kontingent Janitscharen bestand, darüber hinaus christliche Truppen aus den europäischen Gebieten des Osmanischen Reiches, die wohl ebenfalls einige tausend Mann umfassten. Das Kernstück für die Belagerung Konstantinopels bildete die Topçu, die osmanische Artillerietruppe, die 69 Kanonen verschiedenster Größe mit sich führte. Die Menge und die zentrale Rolle, die diese Waffengattung bei der Belagerung der Stadt spielte, war für die damalige Zeit ungewöhnlich und neuartig.

Zu der kämpfenden Truppe kam ein in seiner Größe kaum zu schätzender Tross (viele Arbeiter, aber auch Händler, Ärzte, Wäscherinnen etc.) hinzu, die für Schanzarbeiten, den Aufbau der Belagerungsmaschinen (neben den Kanonen kamen auch klassische Waffen wie die Blide zum Einsatz) und allgemeine Logistik gebraucht wurden. Unter den Arbeitern befand sich auch ein Kontingent serbischer Mineure, die durch Tunnelgrabungen und unterirdische Sprengungen die Mauern Konstantinopels zum Einsturz bringen sollten. Die osmanische Flotte umfasste etwa 100–200 Schiffe, die aber neben ca. 30 größeren Schiffen (Trieren, Dieren und Rudergaleeren) vor allem aus kleineren Fustae und Transportschiffen bestand.[15]

Mehmed II. plante, den Hauptangriff entlang der Theodosianischen Landmauer zu führen. Um anderen Mächten (den italienischen Städten, Ungarn, türkischen Beyliks etc.) keine Möglichkeit zur Ausnutzung der Situation zu geben, wollte Mehmed keine langwierige Belagerung riskieren, sondern die Entscheidung durch den massiven Einsatz der Topçu erzwingen, die eine Bresche in die als unüberwindlich geltenden Mauern der Stadt schlagen sollten. Den zahlenmäßig weit überlegenen osmanischen Truppen würde so der Zugang zur Stadt ermöglicht und langwierige, verlustreiche Angriffe gegen die mächtigen Mauern vermieden werden. Den rechten Flügel seiner Hauptstreitkräfte bildeten im Wesentlichen anatolische Truppen unter dem Befehl von İshak Paşa. Der linke Flügel unter Karaca Bey bestand überwiegend aus rumelischen Truppen sowie Verbänden der europäischen Vasallen. Das Zentrum bildeten die Janitscharen und wurde von Mehmed selbst befehligt.

Um die benachbarte genuesische Siedlung Pera in Schach zu halten und eine mögliche Versorgung der Verteidiger über Land zu verhindern, sollte eine kleinere Landstreitmacht unter dem Befehl von Zağanos Paşa das Territorium hinter dem Goldenen Horn besetzen. Die zunächst von Süleyman Baltaoğlu befehligte große, aber technisch unterlegene Flotte sollte die Stadt von der Seeseite her abriegeln. Als ständige Bedrohung würde sie Truppen der Verteidiger am Goldenen Horn binden. Noch wichtiger war allerdings die Aufgabe der Flotte, jeden Versuch die Stadt über See mit Nachschub oder einem Entsatzheer zu erreichen zu unterbinden.

Der Verlauf der Belagerung

Beginn der Belagerung (6. bis 11. April 1453)

Die von den Verteidigern genutzte Sperrkette wird heute im militärgeschichtlichen Museum Askerî Müze ausgestellt.

Die ersten Tage der Belagerung waren noch nicht von größeren Kampfhandlungen geprägt. Sultan Mehmed sandte gemäß dem islamischen Recht eine ultimative Aufforderung an Kaiser Konstantin, die Stadt kampflos (ṣulḥan) zu übergeben, die erwartungsgemäß abgelehnt wurde. Die osmanischen Truppen widmeten sich in den ersten Tagen überwiegend Schanzarbeiten, insbesondere die größeren Geschütze musste man zunächst in Fundamente einlassen, da der Untergrund zu weich war, um ihrem Rückstoß standzuhalten. Die Kanonen wurden in insgesamt 14 oder 15 Batterien aufgeteilt und entlang der Landmauer in Stellung gebracht. Die kleineren osmanischen Geschütze, die wesentlich schneller in Betrieb genommen werden konnten, nahmen bereits im Tagesverlauf des 6. April den Beschuss der Stadt auf. Ein schwacher Mauerabschnitt im Bereich des Charisios-Tores war bereits am Abend schwer beschädigt und sollte am 7. April unter dem erneuten Beschuss zusammenbrechen. Den Verteidigern gelang es allerdings schnell die Lücke mit Geröll provisorisch zu schließen.

Damit solche Breschen zukünftig schnell besetzt werden konnten, begannen die Arbeiter des Belagerungsheeres damit, den der Landmauer vorgelagerten Graben zuzuschütten. Um die verschiedenen Teile der osmanischen Armee besser miteinander zu verbinden, wurde zudem eine Heerstraße vom Hauptlager der osmanischen Armee vor der Landmauer, hinter dem Goldenen Horn vorbei zu Zağanos Paşas Truppen und von dort hinter der neutralen genuesischen Siedlung Pera entlang bis zum Hauptstützpunkt der Flotte am Bosporus angelegt. Die Mineure erhielten Anweisung, geeignete Stellen für eine Untertunnelung der Mauern auszumachen und mit den Grabungsarbeiten zu beginnen. Ebenfalls am ersten Tag der Belagerung ließ Mehmed zwei kleinere byzantinische Burgen im Umland der Stadt angreifen. Die kleinere, nahe dem Dorf Studios an der Küste des Marmarameeres, ergab sich binnen weniger Stunden. Die größere bei Therapia leistete zwei Tage lang Widerstand. Alle hierbei gemachten Gefangenen (36 in Studios und 40 in Therapia) wurden in den folgenden Tagen in Sichtweite der Stadt gepfählt.

Die osmanische Flotte hatte ihr Hauptquartier beim sogenannten Kai der Doppelsäulen (Diplokinion, heute steht dort der Dolmabahçe-Palast) aufgeschlagen. Ein erster sondierender Angriff auf das Goldene Horn am 9. April – über den aber nichts weiter bekannt ist – scheint schnell abgeschlagen worden zu sein. Da die osmanische Flotte noch auf einige mit größeren Kanonen bestückte Nachzügler aus dem Schwarzen Meer wartete, entschied Admiral Süleyman Baltaoğlu die Zeit zu nutzen, um die noch unter byzantinischer Kontrolle stehenden Prinzeninseln im Marmarameer zu besetzen. Hierbei weigerten sich lediglich die Mönche des Klosters St. Georg auf der Insel Prinkipo (heute: Büyükada) sich zu ergeben und verschanzten sich in einem befestigten Turm ihres Klosters. Schließlich ließ Baltaoğlu ein Feuer am Turm entfachen um die Verteidiger herauszutreiben. Diese verbrannten oder wurden vor dem Turm niedergemacht, die Inselbevölkerung wurde anschließend als Strafe für diesen Akt des Widerstands in die Sklaverei verkauft.[16]

Den Verteidigern Konstantinopels blieb zunächst nicht viel anderes als Warten übrig. An einen bewaffneten Ausfall war angesichts der zahlenmäßigen osmanischen Überlegenheit nicht zu denken. Die zum Schutz vor Beschuss an die Mauern gespannten Stoffballen stellten sich schnell als weitgehend wirkungslos heraus. Nachdem am 7. April der erste Mauerabschnitt unter dem Beschuss einbrach, sollten die Verteidiger fortan die Nächte nutzen, um Schäden an den Mauern auszubessern und Lücken mit Geröll notdürftig aufzufüllen.

Erste Gefechte (12. bis 19. April 1453)

Am 12. April trafen schließlich die letzten Schiffe der osmanischen Flotte aus dem Schwarzen Meer ein und Baltaoğlu ließ unverzüglich einen Großangriff auf die die Sperrkette bewachenden Galeeren am Goldenen Horn starten. In der folgenden Schlacht zeigte sich das volle Ausmaß der seefahrerischen Überlegenheit der Verteidiger. Obwohl die Angreifer alle verfügbaren Waffen (Kanonen, Pfeile, Brandbomben) einsetzten und sich in großer Zahl anschickten, die Galeeren mit Hilfe von Leitern und Seilen zu entern, wurden die Angriffe ein ums andere Male abgeschlagen. Die hochwandigen Galeeren erwiesen sich als uneinnehmbare Festungen, von denen aus die Decks der viel niedriger gebauten osmanischen Schiffe sehr effektiv mit Geschossen und Steinen eingedeckt werden konnten. Die erfahrenen Seeleute und Steuermännern der Verteidiger taten ihr Übriges, um die osmanische Flotte schnell ins Hintertreffen geraten zu lassen. Als die Verteidiger sich schließlich zu einem Gegenangriff formierten und die osmanischen Schiffe einzukreisen drohten, blieb Baltaoğlu nur der Rückzug. Für diesen Tag geschlagen fand sich seine Flotte schließlich wieder an ihrem Ankerplatz beim Kai der Doppelsäulen ein.

Sultan Mehmed, zutiefst enttäuscht vom Verlauf der Seeschlacht, wies seine Geschützgießereien an, unverzüglich Kanonen mit einem höheren Schusswinkel anzufertigen, so dass die Galeeren oberhalb der Wandung getroffen werden konnten. Eine dieser neuen Kanonen wurde nur wenige Tage später an der Landspitze von Galata aufgestellt und nahm die vor der Sperrkette kreuzenden Schiffe der Verteidiger unter Beschuss. Bereits mit dem zweiten Schuss gelang ein Volltreffer mitschiffs der eine der Galeeren versenkte und etlichen Seemännern das Leben kostete. Die Verteidiger sahen sich daraufhin gezwungen, sich endgültig hinter die Sperrkette zurückzuziehen. Auf der Seeseite war somit zunächst ein Patt eingetreten, bei dem beide Seiten vor einem erneuten Angriff zurückschreckten.

Auch entlang der Landmauer kam es zu ersten heftigen Gefechten. Am 12. April waren schließlich alle Kanonen der Belagerer einsatzbereit, darunter auch das gigantische Konstantinopel-Geschütz. Auch wenn dieses lediglich sieben Schuss pro Tag abgeben konnte, waren die Verwüstungen, die die vermutlich über 500kg wiegenden Geschosse anrichteten, fürchterlich. Von da ab stand die Stadt unter einem unablässigen Beschuss, der die Mauern der Stadt in nur wenigen Tagen an einer Vielzahl von Stellen zum Einsturz brachte. Die Verteidiger mühten sich Nacht um Nacht, die entstandenen Breschen mit Geröll und Schutt aufzufüllen. Giustiniani Longi ließ zudem auf den Trümmern hölzerne Spieße und Palisaden errichten, die den zu erwartenden Sturmangriff abwehren helfen sollten. Der vorgelagerte Graben war mittlerweile weitestgehend zugeschüttet.

Am 18. April, nach fast einer Woche dauernden Beschusses beschloss Mehmed, dass die Zeit für einen ersten Sturmangriff gekommen sei. Etwa zwei Stunden nach Sonnenuntergang gingen Speerwerfer, schwer gepanzerte Fußsoldaten und Teile der Janitscharen auf der Höhe des Mesoteichions (dort senkten sich die Mauern in das Tal des Flüsschens Lykos ab, der unter den Mauern hindurch bis ins Marmarameer floss) gegen die Stadt vor. Kaiser Konstantin, der einen wesentlich breiteren Angriff erwartete, eilte zu den anderen Mauerabschnitten, um die dortigen Verteidiger in Bereitschaft zu versetzen – unnötigerweise wie sich erweisen sollte. Giustiniani Longi koordinierte vor Ort die Verteidiger und bestätigte dabei seinen Ruf als kompetenter Militär. Alle osmanischen Angriffe konnten ein ums andere Mal abgeschlagen werden, griechische und ausländische Soldaten ließen alle Rivalitäten beiseite und arbeiteten reibungslos zusammen. Den Verteidigern kam zugute, dass die Angreifer nur auf geringer Breite vorgingen, ihre zahlenmäßige Überlegenheit damit nicht stark ins Gewicht fiel. Nach vier Stunden ohne greifbare Ergebnisse ließ Mehmed den Angriff abbrechen. Laut dem Venezianer Nicoló Barbaro blieben etwa zweihundert osmanische Soldaten tot zurück, während die Verteidiger zwar viele Verletzte, aber keinen einzigen Gefallenen zu beklagen hatten.[17]

Der erste Sturmangriff war damit überaus erfolgreich abgeschlagen worden. Zusammen mit der schweren Niederlage die man der osmanischen Flotte beigefügt hatte, waren viele Verteidiger frohen Mutes. Man würde bestimmt lange genug durchhalten können, bis ein Entsatzheer der einen oder anderen Macht eintreffen würde.

Der Kampf um das Goldene Horn (20. bis 28. April 1453)

Am Freitag, den 20. April 1453 trafen schließlich die drei vom Papst angemieteten genuesischen Galeeren, begleitet von einem byzantinischen Lastschiff, im Marmarameer ein. Die Genueser waren von einem Sturm in Chios aufgehalten worden und hatten ihre Reise erst am 15. April von dort nach Konstantinopel fortsetzen können. Das Lastschiff wiederum war von den byzantinischen Botschaftern in Sizilien organisiert worden und mit Getreide für die belagerte Stadt beladen. Die Schiffe wurden von osmanischen Spähern frühzeitig ausgemacht und Sultan Mehmed ließ Baltaoğlu ausrichten, er habe die christlichen Schiffe unter allen Umständen aufzuhalten oder brauche andernfalls nicht lebend zurückzukehren. Baltaoğlu ließ alle Ruderschiffe der osmanischen Flotte bereitmachen und auslaufen – aufgrund des starken Südwinds ließ er die ausschließlich mit Segeln ausgerüsteten Schiffe zurück. Die beiden Flotten trafen am frühen Nachmittag des Tages vor der Südostspitze von Konstantinopel aufeinander und es entbrannte ein heftiges Seegefecht. Sultan Mehmed beobachtete das Seegefecht vom Ufer des Bosporus bei Pera, in Konstantinopel drängten sich die Einwohner ihrerseits auf den Hügeln der Stadt um das Geschehen zu verfolgen. Etwa eine Stunde setzten die christlichen Schiffe ihre Fahrt fort, ohne dass es den Angreifern gelang sie aufzuhalten. Eben als sie um die Landspitze in das Goldene Horn einbiegen wollten flaute der Wind ab und die Galeeren trieben von der Strömung gezogen langsam auf Pera zu. Baltaoğlu erkannte seine Chance und trieb seine Matrosen zu immer neuen Enterattacken an. Insbesondere das byzantinische Schiff geriet dabei immer stärker in Bedrängnis und bald gingen den Seeleuten an Bord die Geschosse aus. Die Genueser erkannten die Situation und ließen ihre Schiffe längsseits der kaiserlichen Galeere festmachen. Der Kampf dauerte den ganzen restlichen Abend an und erst als bei Sonnenuntergang der Wind erneut auffrischte, gelang es den christlichen Schiffen, sich aus der Umklammerung zu lösen und in das Goldene Horn einzulaufen.

Insgesamt hatten die Osmanen etwa einhundert Gefallene und über dreihundert Verwundete zu beklagen. Auf den christlichen Galeeren waren 23 Seeleute gefallen und über die Hälfte der Besatzungen hatte Verwundungen erlitten. In der Stadt weckte dieser Erfolg große Hoffnungen auf weitere Verstärkungen aus dem Westen. Sie sollten sich in den nächsten Wochen allerdings nicht erfüllen. Sultan Mehmed war außer sich vor Wut und er befürchtete wohl, dass diese Niederlage seine noch wenig gefestigte Autorität bei den Truppen untergraben könnte. Jedenfalls ließ er Baltaoğlu am nächsten Tag zu sich zitieren, bezeichnete ihn als Verräter und befahl seine Enthauptung. Lediglich die Fürsprache von Baltaoğlus Offizieren bewahrte ihn vor diesem Schicksal. Trotzdem wurde er vom Oberbefehl der Flotte entbunden, aller Ämter enthoben, sein gesamter Besitz konfisziert und an die Janitscharen verteilt.[18] Sein Nachfolger wurde mit Hamza Bey ein enger Vertrauter des Sultans.

Bereits vor der Seeschlacht am 20. April hatte Sultan Mehmed darüber nachgedacht, wie er das Goldene Horn unter seine Kontrolle bringen, und damit die Flotte der Verteidiger unschädlich machen könnte. Hierzu hatte er die angelegte Heerstraße zu einer Schiffstransportstraße ausbauen und Tragewiegen anfertigen lassen. Die Arbeiten hieran wurden intensiviert und im Verlauf des 22. April wurde etwa die Hälfte der osmanischen Flotte aus dem Bosporus über den Hügel hinter Pera (in etwa an der Stelle des heutigen Taksim-Platz) gezogen. Beim sogenannten Tal der Quellen, dem heutigen Stadtteil Kasımpaşa, wurden die Schiffe im Goldenen Horn wieder gewassert. Der Janitschare Konstantin aus Ostrovitza beschreibt in seinen Memoiren eines Janitscharen diese Schiffsrutsche:

[…] führte der Sultan die Schiffe auf sehr eigentümliche Weise und mit großem Aufwand herbei, worüber die ganze Stadt und das Heer in Verwirrung gerieten. Und zwar tat er das folgendermaßen: Bergaufwärts wurde ein Graben angelegt, der mit Balken ausgeschlagen und dick mit Fett eingeschmiert war; darüber hinaus wurden für jedes Schiff richtige Segel hergestellt. Als man die Windsegel hochgezogen hatte, glitten alle 30 Schiffe eins nach dem anderen wie über Wasser hinweg, bei Fahnenschwingen und Trommelwirbel, die Kanonen feuerten.[19]

Während der Überführung schossen die hinter Pera aufgestellten osmanischen Kanonen unablässig ins Goldene Horn um einen möglichen Seeangriff abzuwehren. Den Verteidigern blieb zunächst nichts anderes übrig, als das erstaunliche Schauspiel der Schiffsprozession zu beobachten. Kaiser Konstantin, Giustiniani Longi und die venezianischen Kapitäne kamen schließlich überein, in der Nacht des 24. April einen Überraschungsangriff zu starten und die osmanischen Schiffe an ihrem Ankerplatz im Tal der Quellen niederzubrennen. Die in Konstantinopel befindlichen Genueser wurden nicht eingeweiht, weil man befürchtete, dass dann auch die Bewohner der genuesischen Siedlung Pera von dem Angriff erfahren würden und man dort mit Agenten des Sultans rechnete. Die Genuesen in Konstantinopel erfuhren aber doch noch von dem Vorhaben und bestanden darauf daran beteiligt zu werden, was schließlich zu einer Verschiebung des Angriffs auf den 28. April führte.

Der Angriff zwei Stunden vor Morgengrauen des 28. April geriet zu einem Desaster, da die Osmanen anscheinend tatsächlich von dem Vorhaben erfahren hatten. Sobald die mit Brennmaterial beladene kleine Flotte der Verteidiger (zwei Lastschiffe, zwei Galeeren und drei Fustae) nahe genug heran war, fingen osmanische Kanonen an sie zu beschießen. Auf See wurde nur kurz gekämpft, dann zogen sich die christlichen Schiffe hastig zurück. Lediglich ein osmanisches Schiff konnte in Brand gesetzt werden, hingegen ging eine venezianische Galeere sowie eine Fustae im Feuer der Kanonen verloren. Etwa neunzig Seeleute hatten ihr Leben gelassen, vierzig davon waren auf der osmanisch besetzten Seite des Goldenen Horns an Land geschwommen und wurden am folgenden Tag in Sichtweite der Stadt hingerichtet. Die Verteidiger ließen als Reaktion hierauf ebenfalls 260 gefangene osmanische Soldaten auf den Mauern hinrichten. Aber dies konnte nicht verschleiern, dass die Belagerer das Goldene Horn nun dominierten und einen wichtigen taktischen Sieg errungen hatten: Die Schiffe der Verteidiger konnten nun die Häfen der Stadt im Goldenen Horn nicht mehr verlassen und sie waren zudem gezwungen, weitere Truppen von der Landmauer abzuziehen, um nun auch diesen Mauerabschnitt bemannen zu können. Sultan Mehmed nutzte die Situation, um am nördlichen Ende des Goldenen Horns eine Pontonbrücke anlegen zu lassen, um seine Truppen und Geschütze nötigenfalls noch schneller verlegen zu können. Zudem waren an der Pontonbrücke schwimmende Plattformen für Kanonen befestigt, die nun das Blachernae-Viertel aus einem anderen Winkel beschießen konnten.

Die letzten Wochen der Belagerung (29. April bis 26. Mai 1453)

Der Verlust des Goldenen Horns ließ die Hoffnungen in der Stadt schwinden. Aufgrund einer ungewöhnlich schlechten Ernte in diesem Jahr gab es erste Lebensmittelengpässe, die immer mehr Soldaten zwangen, sich von den Mauern zu stehlen und ihre Familien bei der Nahrungsmittelbeschaffung zu unterstützen. Der Kaiser ließ Anfang Mai schließlich alle verfügbaren Gelder zum Aufkauf von Nahrungsmitteln verwenden und diese über eine Kommission in festgelegte Rationen an die Bürger verteilen, wodurch zumindest die schlimmste Not gelindert werden konnte. In der Nacht des 3. Mai wurde im Schutz der Dunkelheit eine Grippo mit zwölf Mann Besatzung in die Ägäis entsandt, um dort nach Anzeichen für die Ankunft einer Entsatzflotte zu suchen.

Anscheinend führte Kaiser Konstantin Anfang Mai über die Genueser in Pera erneut geheime Verhandlungen mit Sultan Mehmed über eine Beendigung der Belagerung. Aber die Bedingungen blieben unverändert: Die Stadt müsse kampflos übergeben werden, dann bliebe der Besitz seiner Einwohner unangetastet. Der Kaiser dürfe sich unbehelligt in das Despotat Morea zurückziehen. Auch wenn einige seiner Berater ihn zur Annahme dieses Angebots drängten, blieb für Konstantin die Aufgabe der Stadt inakzeptabel.

Nachdem das Goldene Horn gesichert schien, konzentrierte Sultan Mehmed in den folgenden Wochen alle Bemühungen auf die Landmauer. Am 7. Mai wurde ein erneuter Sturmangriff entlang des Mesoteichions abgeschlagen und am 12. Mai einer auf der Höhe des Blachernae-Viertels, an dem die dreifache Theodosius-Mauer endete und in einer einfachen Mauer fortlief. Die hinter Pera stationierten Kanonen wurden am 14. Mai wieder vor die Stadt verlegt. Die Kanonen feuerten nun unablässig Tag und Nacht auf die Stadt. Zugleich intensivierten die osmanischen Truppen ihre Bemühungen, den vorgelagerten Graben zuzuschütten beziehungsweise mit Planken und Bohlen zu überbauen. Es wurden mehrere Belagerungstürme konstruiert, die die Arbeiter am Graben schützen und schließlich über die Planken direkt an die Mauer geschoben werden sollten. Der erste dieser Türme erreichte am 18. Mai die Mauern, konnte von den Verteidigern aber mit Pulver gesprengt werden. In den folgenden Tagen gelang es weitere Türme auf diese Weise zu zerstören, die restlichen ließ Mehmed daraufhin wieder zurückziehen.

Gleichzeitig intensivierten im Mai die serbischen Mineure ihre Tätigkeit. Nachdem die Verteidiger am 16. Mai die Grabungen entdeckten, wurde der erfahrene Ingenieur Johannes Grant, vermutlich ein Deutscher oder Schotte, mit deren Abwehr beauftragt. In den folgenden Tagen gelang es durch hastige Gegengrabungen mehrere Tunnel der Angreifer auszuräuchern oder unter Wasser zu setzen, aber es blieb eine stete Herausforderung, alle neuen Grabungen zu entdecken. Am 23. Mai gelang es den Verteidigern, eine Gruppe von serbischen Bergleuten sowie ihren osmanischen Offizier gefangen zu nehmen. Unter Folter verriet dieser die Position aller Tunnel. Noch am gleichen Tag gelang es alle Tunnel der Angreifer zu vernichten, woraufhin die Osmanen auf weitere Untergrabungsversuche verzichteten.

Die osmanische Flotte unternahm im Mai einige Demonstrationen. Am 16.und 17. Mai, sowie erneut am 21. Mai lief sie vom Bosporus aus bis an die Sperrkette, zu Kampfhandlungen kam es dabei aber nicht. Die Verteidiger waren hierdurch aber immer wieder gezwungen ihre nach dem Verlust des Goldenen Horns auf den Mauern stationierten Seeleute abzuziehen und die Schiffe in Bereitschaft zu versetzen.

Auch wenn alle Vorhaben der Angreifer immer wieder vereitelt werden konnten, waren die verteidigenden Soldaten von den Kämpfen am Tag und den Schanzarbeiten in der Nacht zunehmend übermüdet. Am 23. Mai kehrte die ausgesandte Grippa schließlich wieder nach Konstantinopel zurück – eine Entsatzflotte hatte nicht ausgemacht werden können. Die Einwohner Konstantinopels meinten in den folgenden Tagen vermehrt Zeichen für den nahen Untergang auszumachen. So sagten alte Volkssagen voraus, dass der letzte Kaiser den gleichen Namen wie der erste Kaiser tragen werde und die Stadt erst bei abnehmenden Mond fallen werde – der Vollmond am 24. Mai und die dreistündige Mondfinsternis des 22. Mai[20] schienen die Ängste über die kommende Katastrophe zu bestätigen. Bei einer an diesem Tag abgehaltene Prozession zu Ehren der Mutter Gottes rutschte die mitgeführte Ikone von der Bahre und erschien den Herbeigeeilten, die versuchten sie wieder aufzurichten plötzlich schwer wie Blei. Wenig später wurde die Prozession von einem schrecklichen Hagel und Regen heimgesucht, der ihren Abbruch erzwang. Noch am gleichen Tag stieg ein für diese Jahreszeit völlig ungewöhnlicher Nebel in der Stadt herauf und es hieß, der Heilige Geist verlasse in dessen Schutz die Stadt. Schließlich meinte man in der folgenden Nacht ein seltsames Licht zu erblicken, das um die Spitze der Kuppel der Hagia Sophia kreiste. Interessanterweise wurde dieses Licht auch im osmanischen Lager gesichtet, dem besorgten Sultan aber von seinen Gelehrten als verheißungsvolles Zeichen für den nahen Sieg gedeutet. Unabhängig davon, ob diese Ereignisse sich tatsächlich in der beschriebenen Weise zutrugen, geben sie eindrücklich wieder, wie niedergeschlagen und bedrückt die Stimmung in der belagerten Stadt in den letzten Tagen des Mai gewesen sein muss.[21]

Aber auch im osmanischen Lager sank die Moral zusehends. Bislang hatten die Verteidiger allen Angriffen widerstanden und mit jedem Tag, den die Belagerung andauerte, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass weitere christliche Truppen zur Verteidigung der Stadt eintrafen oder beispielsweise die Ungarn die Situation für einen Angriff nutzten. Insbesondere die alten Berater des vormaligen Sultan Murad hatten sich von Anfang an gegen die Belagerung ausgesprochen und sahen sich nun in ihren Befürchtungen bestätigt. Nicht zuletzt um diese Kritiker zu besänftigen, nahm Mehmed am Freitag, den 25. Mai ein letztes Mal Unterhandlungen mit Kaiser Konstantin auf, die aber keine greifbaren Ergebnisse brachten. Am folgenden Samstag kam es zu einem größeren Kriegsrat im Lager des Sultans, bei dem beschlossen wurde, dass es nun Zeit sei, eine Entscheidung zu erzwingen. Alle Truppen sollten den Sonntag und Montag nutzen um sich auszuruhen und vorzubereiten, am Dienstag den 29. Mai würde man die Stadt mit allen verfügbaren Kräften angreifen.

Der Fall Konstantinopels

Porträt von Sultan Mehmet II., vermutlich vom italienischen Künstler Gentile Bellini im Jahre 1480 gemalt.

Am 29. Mai um 1:30 Uhr morgens begann auf der vollständigen Länge der Landmauer der letzte Sturmangriff auf Konstantinopel. Die erste Welle bildeten irreguläre Teile der osmanischen Armee. Nach etwa zweistündigem Kampf wurden sie zurückgezogen, und eine zweite Welle von regulären Truppen setzte den Angriff fort. Um etwa 5:30 Uhr wurden auch diese Truppen zurückgenommen, und die Janitscharen übernahmen die dritte Angriffswelle. Gleichzeitig griff die Flotte die Mauern am Goldenen Horn und am Marmarameer an. Bei Sonnenaufgang brach die Verteidigung, vermutlich auf der Höhe des St. Romanus-Tores, endgültig zusammen. In kurzer Zeit gelang es den Janitscharen, ihre Stellung hier zu festigen und entlang der Verteidigungsanlagen vorzurücken, um weitere Tore zu öffnen.

Über die genauen Gründe für den Durchbruch der Janitscharen existieren verschiedene Versionen. Nach der christlichen Geschichtsschreibung gelang den Janitscharen der Zugang zur Stadt über eine kleine, unverschlossen gelassene Ausfallpforte, die sogenannte Kerkoporta, in der Nähe des St. Romanus-Tores. Byzantinischen Volkssagen zufolge sei die Stadt verloren, wenn die Kerkoporta vom Feind durchbrochen würde. Als am frühen Morgen des 29. Mai der Schrei Ἑάλω ἡ πόλις (Ealo i polis – „Die Stadt ist verloren!“) erklang, schien sich somit eine Prophezeiung erfüllt zu haben. Osmanische Chronisten heben als Gründe für den Sieg der Janitscharen vor allem deren Disziplin und Kampfkraft hervor.

Ob der Durchbruch der Mauer beim St. Romanus-Tor tatsächlich der erste war, ist aber nicht gesichert. Einige Historiker gehen auch davon aus, dass es den osmanischen Truppen weiter südlich bereits zuvor gelungen war, die Befestigung zu durchbrechen.[22]

Die Truppen der Verteidiger lösten sich schnell auf; die Ausländer strebten Richtung Hafen zu ihren dort ankernden Schiffen, die Soldaten der Stadt eilten zu ihren Familien. Georgios Sphrantzes zufolge, der als byzantinischer Beamter den Fall Konstantinopels erlebte, hatten die osmanischen Truppen bereits um 8.30 Uhr vormittags die ganze Metropole eingenommen.

Die Stadt wurde von den siegreichen osmanischen Truppen geplündert. Dabei kam es insbesondere in den ersten Stunden zu vielen blutigen Übergriffen gegen die Einwohner. Unter anderem wurden Menschen, die sich in die Hagia Sofia geflüchtet hatten, dort von den Soldaten niedergemacht. Erst nachdem die Eroberer bemerkten, dass jeder organisierte bewaffnete Widerstand zusammengebrochen war, konzentrierten sie sich auf die Plünderung der reichen Kirchen und Klöster Konstantinopels. In der Chronik des Aschikpaschazade heißt es dazu:[23]

« ایو طویملقلر دخی اولندی التون و کمش و جوهرلر و انواع قماشلر اورد بازاره کلوب دوکلدی صاتمغا بشلدلر و کافرنی اسیر اتدلر و محبوبه لرنی غازیلر بغرلرینه بصدلر »

« eyü ṭoyumluḳlar daḫi olındı altun ve gümüş ve cevherler ve envāʿ-i ḳumāşlar āverd (?) bāzāra gelüb döküldi ṣatmaġa başladılar ve kāfirini esīr etdiler ve maḥbūbelerini ġāzīler baġırlarına baṣdılar »

„Da gab es gute Beute. Gold und Silber und Juwelen und kostbare Stoffe wurden auf den Markt im Heerlager gebracht und in Haufen aufgestapelt; all dieses wurde nun feilgeboten. Die Giauren von İstanbul wurden zu Sklaven gemacht, und die schönen Mädchen wurden von den Gazi in die Arme genommen.[24]

Von den Plünderungen ausgenommen waren nur einige Viertel wie z. B. Petrion und Studion, in denen die Bewohner die Mauern ihrer Siedlung rechtzeitig öffneten und sich den osmanischen Truppen ergaben.[25] Der byzantinische Historiker Kritobulos von Imbros (Michael Kritopulos), der für einige Zeit Gouverneur der gleichnamigen Ägäis-Insel Imbros (heute Imroz oder Gökçeada, Türkei) war und der 1467 ein bedeutendes Geschichtswerk über die 17 ersten Regierungsjahre des Eroberersultans Mehmed II. verfasste, berichtet über die Einnahme Konstantinopels [26][27]

„Danach zog der Sultan in die Polis ein und betrachtete eingehend ihre Größe und Lage, ihre Pracht und Herrlichkeit, die große Zahl, Größe und Schönheit ihrer Kirchen und öffentlichen Gebäude, ihre Einzel- und Gemeinschaftshäuser, die luxuriöse Anlage der Häuser der Vornehmen, außerdem die Lage des Hafens und der Werften und dass die Stadt in jeder Hinsicht mit allem Nötigen ausgestattet und von der Natur begünstigt war, kurz ihre gesamte Einrichtung und Schmuck. Er sah aber auch die große Zahl der Umgekommenen, die Verlassenheit der Häuser, und die völlige Zerstörung und Vernichtung der Stadt. Und jäh überkam ihn Mitleid und nicht geringe Reue wegen ihrer Zerstörung und Plünderung, und er vergoss Tränen, seufzte laut und schmerzlich und rief: ’Welch eine Stadt haben wir der Plünderung und Verwüstung ausgeliefert!’ So schmerzte es ihn in der Seele.“

Kritobulos von Imbros

Durch den Angriff fast aller Matrosen auf die Seemauern war die osmanische Flotte handlungsunfähig, was etwa 15 bis 20 mit Flüchtlingen beladenen christlichen Schiffen die Ausfahrt aus dem Goldenen Horn und den Rückzug Richtung Ägäis freimachte. Dabei konnten viele wertvolle Schriften gerettet werden, die noch heute in Florenz zu sehen sind. Kaiser Konstantin XI. fiel im Kampf an der Theodosischen Mauer. In den folgenden Tagen ließ Mehmed II. allen byzantinischen Adeligen verkünden, sie würden in ihre alten Rechte eingesetzt, wenn sie sich meldeten. Diejenigen, die dem Aufruf folgten, ließ Mehmed II. mitsamt ihren Familien köpfen. Den übrigen wurde angeboten, sie könnten zum Islam übertreten oder seien des Todes. Niemand nahm das Angebot an.[28][29]

„Hiermit erkläre ich mich und zeichne meinen Erlass für meine Anhänger auf. Meine Worte betreffen die Christen, bekannt oder unbekannt in Ost und West, Nah und Fern. Diejenigen, die meinem Erlass nicht Folge leisten, seien sie Sultane oder gewöhnliche Muslime, widersetzen sich auch dem Willen Gottes und seien verflucht. Ob Priester oder Mönche an einem Berg Unterschlupf finden, oder ob sie in der offenen Wüste, in einer Stadt, einem Dorf oder in einer Kirche wohnen – ich persönlich verbürge mich mit meinen Armeen und Gefolgsleuten für sie und verteidige sie gegen ihre Feinde. Jene Priester gehören zu meinem Volk (meiner tabaa). Ich nehme Abstand davon, ihnen irgendeinen Schaden zuzufügen. Es ist verboten, einen Bischof von seinen Pflichten abzuhalten, einen Priester von seiner Kirche fernzuhalten und einen Eremiten von seiner Unterkunft. Ein Muslim darf eine Christin, die er geheiratet hat, nicht daran hindern, in ihrer Kirche Gott zu verehren und den Schriften ihrer Religion Genüge zu tun. Wer sich gegen diese Anordnungen stellt, soll als Feind Allahs und seines Gesandten betrachtet werden. Muslime sind verpflichtet, sich bis ans Ende der Welt an diese Anordnungen zu halten.“

Sultan Mehmet II

Die Folgen der Eroberung Konstantinopels

Das Osmanische Reich konnte mit der Eroberung Konstantinopels seine Herrschaft an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien konsolidieren und legte den Grundstein für seine weitere Expansion. Nur wenige Tage nach der Eroberung Konstantinopels, am 3. Juni, musste sich auch die genuesische Kolonie Pera Sultan Mehmed unterwerfen. Die byzantinischen Inseln Lemnos und Imbros wurden noch im selben Jahr erobert. Das Despotat von Morea, als letztes direktes Überbleibsel des ehemals mächtigen Byzantinischen Reiches, fiel schließlich 1460. Für die italienischen Städte war der Verlust der Kontrolle über den Bosporus ein schwerer Schlag, der ihren Schwarzmeer- und Levante-Handel fortan stark beeinträchtigte.

Eine weitere Folge der Eroberung Konstantinopels war die Auswanderung vieler griechischer Gelehrter in den lateinischen Westen, insbesondere nach Italien. In Verbindung mit dem parallel aufkommenden Buchdruck fanden deren Lehren und die von ihnen mitgebrachten antiken Schriften schnell Verbreitung. Wenngleich dieser Prozess bereits in den vorangegangenen Jahrzehnten eingesetzt hatte, erfuhr er durch den endgültigen Untergang des Byzantinischen Reiches eine Intensivierung. In der Geschichtswissenschaft gilt dieser Zufluss antiker Gelehrsamkeit und griechischen Denkens als eines der auslösenden Momente für die beginnende Renaissance und den Humanismus im katholischen Europa. Beispielhaft für diese Migration von Wissen stehen die byzantinischen Gelehrten Basilius Bessarion, Johannes Argyropulos und Andreas Johannes Laskaris.

Nach der Eroberung erklärte Mehmed „Istanbul“ zur neuen Hauptstadt des Osmanischen Reichs ([30]من بعد تختم استنبولدر / min-baʿd taḫtım İstanbuldur /‚fürderhin ist mein Thronsitz Istanbul‘). Sprachwissenschaftler gehen davon aus, dass Istanbul / استنبول eine abgeschliffene Form des griechischen Ausrufs εἰς τὴν πόλιν (phonetische Transkription: „is tin polin“) ist, der so viel wie „In die Stadt!“ oder „Hinein in die Stadt!“ bedeutet und mit dem über das Land ziehende Werber des Sultans in den folgenden Jahren versucht haben sollen, die geflohene griechische Bevölkerung zur Rückkehr zu bewegen. Möglich ist auch eine Verschleifung bzw. Anpassung der Phonetik vom byzantinischen Namen in die türkische Sprache, ohne aber eine eigentliche Bedeutung zu haben, wie dies bereits vorher mehrmals geschehen war. Beispiele sind unter anderem: Smyrna = Izmir, Adrianopel = Edirne, Trapezunt = Trabzon, Iconium = Konya, Ankyra (Angora) = Ankara, Prusa = Bursa und so weiter.

Die Wahrnehmung des Falls Konstantinopels in Westeuropa

Die Kunde von der Halosis Konstantinoupoleos, dem Fall Konstantinopels, erreichte Westeuropa am 29. Juni 1453 (über Venedig) und wurde mit großem Entsetzen aufgenommen.[31] Die tatsächlichen oder auch imaginierten Grausamkeiten bei der Eroberung wurden dabei regelmäßig überhöht. Die Formulierung „Ströme von Blut“ wurde bald zu einer fast feststehenden Wendung bei der Schilderung der Geschehnisse.[32]

Auch wenn das Byzantinische Reich bereits seit einiger Zeit keine nennenswerte Rolle unter den europäischen Mächten spielte, hatte Konstantinopel doch einen nach wie vor hohen symbolischen Stellenwert im christlichen Selbstverständnis. Der Sieg des jungen, dynamischen und islamischen Osmanischen Reichs löste eine vielstimmige Diskussion in Europa aus, die nicht zuletzt auch das eigene, christliche Selbstverständnis berührte. So verfasste der Humanist Nikolaus von Kues unmittelbar unter dem Eindruck des Falls der Stadt sein Werk De Pace Fidei („Über den Glaubensfrieden“), in dem er sich für eine Verständigung zwischen den Religionen generell, insbesondere aber zwischen Christentum und Islam, starkmachte. Zugleich mehrten sich in Europa Stimmen, die „die Türken“ als Strafe Gottes für die eigenen Sünden betrachteten.[33][34] Die Griechen hätten diese Strafe durch ihr Schisma, also die Beibehaltung des orthodoxen Glaubens und die Ablehnung des katholischen, über sich gebracht. Gegen eine solche Gottesstrafe solle man aber nicht mit Waffengewalt vorgehen, vielmehr müsse man die eigene Sünde überwinden und ein rechtgläubiges Leben anstreben. In diesen Diskussionen spiegelt sich die Situation der Gesellschaften Europas wider. Mehr und mehr Menschen waren der ewigen Kriege und der sich streitenden Fürsten (der Hundertjährige Krieg war erst wenige Jahre zuvor beendet worden) überdrüssig. Zugleich galt die Kirche vielfach als zutiefst korrupt und von Sünde zerfressen. Dem mittelalterlichen Modell der christianitas, der Idee, dass alle christlichen Mächte zur Eroberung des Heiligen Lands und zur Verbreitung des christlichen Glaubens zusammenstehen sollten, wurden nun also neue Konzepte der Verständigung mit „den Anderen“, aber auch der inneren Selbsterneuerung entgegengehalten.

Trotzdem regte der Fall Konstantinopels aber auch zu neuen Kreuzzugsplänen an. So rief Papst Nikolaus V. mehrfach zum gemeinsamen Kampf gegen die Türken auf. Der kaiserliche Berater und spätere Papst Enea Silvio Piccolomini rief die Reichsstände 1454/1455 zu drei sogenannten Türkenreichstagen nach Regensburg, Frankfurt und in die Wiener Neustadt, um diese für den Krieg gegen die Türken zu gewinnen.[35] In Lille in Burgund veranstaltete Philipp der Gute 1454 das sogenannte Fasanenfest, bei dem er zusammen mit vielen anderen Rittern und Adligen einen Eid zum Türkenzug schwor.[36] Zwar konnte die Belagerung von Belgrad im Jahre 1456 auch durch zugeströmte, den Kreuzzugsaufrufen gefolgten Bauern gewonnen werden, weiteres militärisches Vorgehen gegen die Osmanen ergab sich aber nach all den Schwüren und Brandreden nicht.

Nicht nur in der geistigen und politischen, sondern auch in der profanen zeitgenössischen Kultur spielte die Eroberung Konstantinopels eine wichtige Rolle (Johannes Gutenberg produzierte beispielsweise eine Schrift über die Türken). Die Figur des „Türken“ fand als fester Türkentopos dauerhaften Eingang in die abendländische Kultur und wirkt bis heute fort. Das Datum der Eroberung Konstantinopels wird oft als einer der Marksteine der Epochenschwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit genannt, auch wenn man sich in der Geschichtswissenschaft mittlerweile einig ist, dass solche Setzungen nur begrenzt aussagekräftig sind. Unbestritten ist jedoch, dass die Eroberung Konstantinopels eine hohe Symbolwirkung hatte.

Rezeption

Malerei

Bereits in der zeitgenössischen Rezeption war die Eroberung von Konstantinopel ein wiederkehrendes Thema in der bildlichen Darstellung.

In der Neuzeit war die Eroberung von Konstantinopel im 19. und 20. Jahrhundert mehrfach Motiv für historisierende Darstellungen sowie im Orientalismus.

Literatur

Verfilmung

  • The Conquest of Istanbul (Originaltitel: Istanbul’un fethi), Türkei 1954
  • Fetih 1453, Türkei 2012

Weitere Formate

  • Sturm über den Bosporus, Fernsehdokumentation aus der Sendereihe „Imperium“, ZDF 2007.
  • Constantinople: Siege and Fall, Radiodiskussion aus der Sendereihe „In Our Times“, BBC Radio 4, 28. Dezember 2006.

Quellen

  • Gottfried Lange (Bischof): Historia excidii et ruinae Constantinopolitanae urbis, 1453
  • Nicoló Barbaro; Enrico Cornet (Hrsg.): Giornale dell’ assedio di Constantinopoli. Tendler & Comp., Wien 1856 (übersetzt von Enrico Cornet) (Wikisource).
  • Michael Critopulus: De rebus gestis Mechemetis. In: Diether Roderich Reinsch (Hrsg.): Critobuli Imbriotae historiae. Vol. 22, Ser. Berolinensis, de Gruyter, Berlin 1983 (übersetzt von Diether Roderich Reinsch), DNB 840111525.
  • Michael Dukas Nepos: Historia Byzantina. In: Ducae. Michaelis Ducae Nepotis. Historia Byzantina. Recognovit et interprete italo addito supplevit Immanuelis Bekkeri. Weber, Bonn 1834 (übersetzt von August Immanuel Bekker) (GoogleBook).
  • Konstantin Mihailović(?) [angebl. Verf.]; Renate Lachmann (Hrsg.): Memoiren eines Janitscharen oder Türkische Chronik. Styria, Graz, Wien, Köln 1975 (Originaltitel: Pamie̜tniki Janczara), ISBN 3-222-10552-9, DNB 750256494.
  • Georgios Sphrantzes: Annales Georgii Phrantzae. In: Georgius Sphrantzes, Ioannes Cananus, Ioannes Anagnostes – ex recensione Immanuelis Bekkeri. Weber, Bonn 1838 (Originaltitel: Χρόνίκόν, übersetzt von August Immanuel Bekker) (lateinische Übersetzung, GoogleBook).
  • Georgios Sphrantzes / Makarios Melissourgos (?): The Fall of the Byzantine Empire. The University of Massachusetts Press, Amherst 1980 (Originaltitel: Chronicon Minus / Chronicon Maius, übersetzt von Marios Philippides) (englische Übersetzung des vollständigen Chronicon Minus, sowie des 3. Buches des Chronicon Maius).

Literatur

  • Franz Babinger; William C. Hickman (Hrsg.): Mehmed the Conqueror and his time. 2. Auflage. Volume 96, Princeton University Press, Princeton, New Jersey 1978 (Originaltitel: Mehmed der Eroberer und seine Zeit: Weltenstürmer einer Zeitenwende, übersetzt von Ralph Manheim), ISBN 0-691-09900-6, S. 75–101, DNB 1008072885 (gegenüber der deutschen Originalausgabe von 1953 durch Autor und Herausgeber erweiterte und überarbeitete Ausgabe).
  • Neslihan Asutay-Effenberger, Ulrich Rehm (Hrsg.): Sultan Mehmet II. Eroberer Konstantinopels, Patron der Künste. Böhlau, Köln, Weimar, Wien 2009, ISBN 978-3-412-20255-2, DNB 992146658.
  • Erich Meuthen: Der Fall von Konstantinopel und der lateinische Westen. In: Historische Zeitschrift. 237, Nr. H. 3, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München, Berlin 1983, ISSN 0018-2613, S. 1–35, DNB 992146658.
  • David Nicolle: Constantinople 1453. The end of Byzantium. Osprey, Elms Court 2000, ISBN 1-84176-091-9.
  • Marios Philippides, Walter K. Hanak: The Siege and Fall of Constantinople in 1453. Historiography, Topography and Military Studies. Ashgate, Farnham, Burlington 2011, ISBN 978-1409410645.
  • Steven Runciman: Die Eroberung von Konstantinopel 1453. 4. unveränd. Aufl., ungekürzte Sonderausg. Auflage. C. H. Beck, München 1990 (Originaltitel: The Fall of Constantinople 1453, übersetzt von Peter de Mendelssohn), ISBN 3-406-02528-5, DNB 901217719.

Weblinks

 Commons: Eroberung von Konstantinopel (1453) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Zu den Ereignissen unmittelbar nach dem Machtantritt von Mehmed II. vgl. Babinger S. 69 ff.
  2. Babinger (S. 75–79) gibt eine Zusammenfassung über die Planung und den Bau von Rumeli Hisarı sowie die im Zusammenhang damit aufflammenden ersten Konflikte.
  3. Von der Versenkung der venezianischen Galeere berichtet Dukas (S. 248), der die hingerichtete Mannschaft in Dimotika vermutlich mit eigenen Augen sah, so sowohl Babinger (S. 79) als auch Runciman (S. 71)
  4. Die Person des Urban und sein weiteres Schicksal bleibt in der Forschungsliteratur unscharf. Babinger beschreibt ihn als „Transylvanian, deserted from Byzantine service“ (Babinger, S. 78), während Runciman von einem „ungarischen Techniker“ spricht, der erst dem byzantinischen Kaiser seine Dienste anbot, und, da dieser ihn nicht bezahlen konnte, sich anschließend an den Sultan wandte, der ihm das „Vierfache der Bezahlung, mit der er von sich aus zufrieden gewesen wäre“, gewährte (Runciman, S. 82). Eine etwas ausführlichere Darstellung der Quellenlage zu Urban gibt Asutay-Effenberger und kommt zu dem Schluss, dass Urban vermutlich aus Akkerman in der Region Dakien, dem heutigen Bilhorod-Dnistrowskyj in der Ukraine, stammte und auch nach der Eroberung Konstantinopels bis zu seinem Tod in den Diensten des Sultans blieb.(Buchvorschau Asutay-Effenberger. S. 212)
  5. Eine ausführliche Darstellung der Kanonen und der zugrundeliegenden Technik anhand der verfügbaren Quellen findet sich bei Asutay-Effenberger, S. 212 ff.
  6. Die Situation der um Hilfe angerufenen Mächte fasst Runciman (S. 86–87) knapp zusammen; etwas ausführlicher zum türkischen Feldzug auf der Peloponnes Babinger (S. 80–81).
  7. Die langwierigen Verhandlungen und Vorbereitungen in Venedig und Rom beschreibt Runciman (S. 84–86) anschaulich.
  8. Die sich zur Verteidigung der Stadt zusammenfindenden Truppen beschreibt Runciman (S. 87–89).
  9. Babinger (S. 83) und Runciman (S. 89) geben die Zahlen nach Angaben von Sphrantzes (S. 240) wieder, wobei Runciman fälschlich von 4983 Griechen spricht.
  10. Den Aufmarsch des osmanischen Heeres beschreibt Babinger (S. 84); knapper Runciman (S. 90).
  11. Eine ausführliche Beschreibung mit Illustration des Festungswerkes der Stadt findet sich bei Runciman (S. 91–95).
  12. Zu den Kriegsmaschinen der Verteidiger äußert sich Runciman (S.97); Babinger (S.86) gibt zusätzlich eine kurze Episode zum schwierigen Einsatz der Kanonen auf den Mauern.
  13. Angaben und Quellen zur Flotte der Verteidiger finden sich bei Runciman, S. 89.
  14. Die verschiedenen Quellenaussagen zur Größe des osmanischen Heeres fasst Runciman (S. 81, Anmerkung 9) anschaulich zusammen. Babinger (S. 84) geht davon aus, dass das Osmanische Reich nicht mehr als 80.000 Mann ins Feld führen konnte, die von den Chronisten (Chalcocondylas: 400.000, Dukas: 265.000, Phrantzes: 258.000, Barbaro: 165.000) angeführten Zahlen seien schon aus rein logistischen Erwägungen als übertrieben zu betrachten.
  15. Eine Zusammenfassung der Quellenangaben und zur Bedeutung der osmanischen Flotte findet sich bei Runciman, S. 79–80.
  16. Runciman (S.100) beschreibt die letzten Gefechte im Umland der belagerten Stadt kurz.
  17. Barbaro S.23
  18. vergleiche Runciman S. 108
  19. Renate Lachmann: Memoiren eines Janitscharen oder Türkische Chronik. Styria Verlag, Graz/Wien/Köln 1975, ISBN 3-222-10552-9, S. 108 f.
  20. 22. Mai 1453 ist das korrekte Datum der partiellen Mondfinsternis, auch wenn es in der gesamten Fachliteratur anders steht. Sowohl bei Runciman, Crowley, Philippides/Hanak findet sich als Datum der 24. Mai 1453. Philippides/Hanak berufen sich auf Runciman und so weiter dürfte sich der Ursprung des falschen Datums fortgesetzt haben. Mithilfe einer Mondfinsternistabelle lässt sich recht einfach feststellen, dass es in Istanbul am 22. Mai 1453 von 18.47 bis 21.45 Uhr eine partielle Mondfinsternis gab. Dies deckt sich komplett mit dem Bericht Nicoló Barbaros, der das Ereignis auf die erste Stunde bei Nacht am selben Datum verzeichnet.
  21. Dr. Kevin Pang entwickelte 1993 am Jet Propulsion Laboratory die These, dass die beschriebenen Naturphänomene und die schlechte Ernte des Jahres 1453 im Zusammenhang mit dem Ausbruch des pazifischen Vulkans Kuwae standen (Pressemeldung des JPL). Wenngleich nicht eindeutig belegt, erscheint die These plausibel, da globale Effekte von Vulkanausbrüchen wie beispielsweise das Jahr ohne Sommer oder beim Ausbruch des Krakatau hinlänglich bekannt sind.
  22. Gerhard Herm: Der Balkan. Das Pulverfaß Europas. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf / Wien / New York / Moskau, 1993, S. 172, ISBN 978-3-430-14445-2
  23. Vgl. ʿĀşıḳ-Paşa-zāde: Tevārīḫ-i Āl-i ʿOs̲mān (ʿĀşıḳ-Paşa-zāde Tārīḫi). Textedition Friedrich Giese (Hrsg.): Die altosmanische Chronik des ʿĀšiḳpašazāde. Auf Grund mehrerer neuentdeckter Handschriften von Neuem herausgegeben. Neudruck der Ausgabe 1929. Otto Zeller Verlag, Osnabrück 1972, S. 132.
  24. Übersetzung ʿĀşıḳ-Paşa-zāde: Vom Hirtenzelt zur Hohen Pforte. Frühzeit und Aufstieg des Osmanenreiches nach der Chronik „Denkwürdigkeiten und Zeitläufte des Hauses Osman“ vom Derwisch Ahmed, genannt ʿAşik-Paşa-Sohn. 2. Auflage. Übersetzt, eingeleitet und erklärt von Richard F. Kreutel. Styria, Graz/Wien/Köln 1959 (Osmanische Geschichtsschreiber. Band 3), S. 199.
  25. Georg Ostrogorsky, Geschichte des byzantinischen Staates (Handbuch der Altertumswissenschaft), 3. Aufl. 1963, S. 473; Franz Georg Maier, Byzanz (Fischer Weltgeschichte), 11. Aufl. 2001, S. 406.
  26. Dieter Roderich Reinsch: Mehmet II. erobert Konstantinopel. Die ersten Regierungsjahre des Sultans Mehmet Fatih, des Eroberers von Konstantinopel 1453. Das Geschichtswerk des Kritobulos von Imbros, Reihe ’Byzantinische Geschichtsschreiber’, Bd. XVII, hg. von J. Koder, übersetzt, eingeleitet und erklärt von Dieter Roderich Reinsch, Graz / Wien / Köln, 1986, ISBN 978-3-222-10296-7
  27. F. A. Brockhaus: Der Brockhaus in fünfzehn Bänden. Brockhaus in der Wissenmedia, Leipzig / Mannheim, 1997, Bnd. 7, S. 464, ISBN 978-3-7653-2801-5
  28. Weber Weltgeschichte, 2. Auflage, 11. Band
  29. Geschichte des osmanischen Reichs. Von Baptistin Poujoulat, Seybt, Julius
  30. Ṭursun Beğ: Tārīḫ-i Ebū ʾl-Fetḥ. Kommentierter Abdruck bei Halil İnalcık, Rhoads Murphey: The History of Mehmed the Conqueror by Tursun Beg. Minneapolis/Chicago 1978, f. 52b.
  31. vgl. Meuthen, S. 1
  32. vgl. Meuthen S. 4–6
  33. beispielsweise Erasmus in seiner Schrift Consultatio de bello Turcis inferendo.
  34. vgl. Meuthen, S. 29
  35. vgl. Meuthen S. 17/18
  36. vgl. Meuthen S. 21–23
  37. Bildbeschreibung:

    „Von bestreitung der statt Constantinopel im M.cccc.liii. iar (1453) beschehen. Constantinopel die statt ein stul des orientischen kaiserthumbs und ein einige behausung kriechischer weißheit in disem iar am andern tag des monats Junij von Machumetd dem fürsten der Türcken fünfzig tag belegert mit gewalt unnd waffen bestritten. verwüestet und befleckt worden im dritten iar des reichs desselben Machumets. der dan dise statt zu land und wasser umbschrencket und vil unzallich körbe mit weyden gezeundt damit sich die feynd bedeckten an die graben rücket und den thürn bey sant Romans thor mit einer großen mechtigen büchßen zerrüedet und nyderschoße also das der einfal des erckers oder der worweere den grabe außfüllet und also ebnet das die feind darüber einen weg haben mochten. Als aber der Türck die maurn an dreyen orten mit staynen verletzet und schier verzweiflet do understund er sich auß ertrachtung eins treulosen verheyten cristen schife von der höhe uber einen pühel abzelassen. Nu hett die statt ein lange und enge pforten gegen dem auffgang der sunnen aneinander gepundne schiff und mit einer ketten befestigt. daselbsthinein zekomen den feynden nicht müglich was. und auff das aber der Türck die statt noch mer einzwengen und umblegern möcht so ließe er in der höhe auf dem pühel den weg ebnen und die schiff auß underlegten fassen wol bey.lxx.(70) roßlaufen schieben und machet vom gestadt gegen Constantinopel ein prugk bey.xxx. (30) roßlauffen lang von holz mit weyn fassen underlegt darauf das heer zu der maurn lauffen mocht. Also wardt die statt Constantinopel unnd auch Pera gestürmet. die maur und die thor beschoßen. und die ober maur erstigen. also das die feinnd die burger in der statt mit staynwerffen ser beschedigen und in dem einlauff der pforten bey achthundert rittern auß den Lateinischen und Kriechischen ermorten und erschlugen und eroberten die statt. Alda warde der Kriechisch kayser Constantinus paleologus enthaubt. alle menschen sechs iar und darüber alt erschlagen. die briester und alle closterleut mit mancherlay marter und peyn getödt. und das ander volck mit dem schwerr ermordt. und ein solchs plutvergießen das plutig beche durch die stat fluß. So warden die heiligen gotzheuser unnd tempel erbermlich und grausamlich befleckt und enteeret und vil unmenschlicher boßheit und myßtat durch die wüetenden Türcken gegen dem cristenlichen plut geübt. und das geschahe nach erpauung der statt Constantinopel M.c.xxx.(1130) iar oder da bey.“

    Schedelsche Weltchronik
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